Kommentar Benzinpreise: Der Preis macht mobil
Ressourcen müssen höher besteuert werden. Dann würden Unternehmen darauf achten, dass entsprechende Rohstoffe in ihrem Besitz bleiben.
I n Sachen Umweltschutz setzt die Bundesregierung auf den Markt, und damit hat sie völlig recht. Bislang hat vor allem eines die Industrie bewegt, Energie und Material zu sparen: hohe Preise. Explodieren die Kosten für Strom, erfinden die Unternehmen Technologien und Verfahren, um ihn zu sparen. Werden bestimmte Metalle knapp und teuer, werden sie ersetzt. Und will die Mehrzahl der Autofahrer die Benzinpreise nicht mehr stemmen, stellen die Autokonzerne Sparmodelle her.
Eben weil der Preis mehr bewirkt als viele Vorschriften, sind die lächerlich niedrigen Preise für Rohstoffe ein Skandal. Die großen Stromverbraucher sind mit Rabatten gesegnet und kaufen ihre Energie billig ein. Metalle oder Kunststoffe gibt es zu Schnäppchenpreisen, sodass es billiger ist, sie aus Bergwerken oder Öl zu gewinnen als aus Recyclingmaterial. Und noch immer kostet Benzin so wenig, dass der Verbrauch beim Pkw-Kauf kaum eine Rolle spielt.
Auf Automessen werden sparsame Motoren und alternative Antriebstechniken präsentiert, beim Autohändler eher das Schiebedach und der Allradantrieb. Wäre der Spritpreis angemessen hoch, läge der Durchschnittsverbrauch von Neuwagen nicht zwischen sechs und sieben Liter, sondern bei zweien.
(Höhere) Steuern auf Ressourcen sind überfällig. Die Ökosteuer für alle gilt es heraufzusetzen, Abgaben auf Metalle und Steine einzuführen. Nachdem der darauf folgende Aufschrei verklungen wäre, böte sich die Chance für einen Innovationsschub. Unter dem Druck des Marktes entstünde in den Städten ein attraktiver öffentlicher Verkehr.
Heike Holdinghausen ist Redakteurin im Ökologie- und Wirtschaftsressort der taz.
Peinlich würden die Unternehmen darauf achten, dass die in Smartphones und Fernsehern eingesetzten Rohstoffe in ihrem Besitz bleiben. Dienstleistungsjobs in Reparaturwerkstätten entstünden. All das unterbleibt, weil die Regierung viel vom Markt redet, aber nicht marktwirtschaftlich handelt.
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