Kommentar Bayerns SPD: Mehr Herrscher als Politiker
Christian Ude gilt in München vielen als arroganter Schnösel. An der Spitze der maroden Bayern-SPD könnte seine Pose kontraproduktiv sein.
B is jetzt ist Christian Ude als Anzapfer auf dem Oktoberfest bekannt. Jetzt könnte er in das Rennen um den Posten des bayerischen Ministerpräsidenten eingreifen. Als solcher stünde ihm die erste Maß Bier zu, die Münchens Oberbürgermeister traditionell zapft. Aber glaubt er wirklich, dass er die einmal trinken darf?
Merkwürdige Dinge spielen sich ab im Süden der Republik. Wenn Baden-Württemberg von einem Grünen regiert wird, warum sollte Bayern dann nicht von einem Roten regiert werden? So mag Ude denken. Und: Wenn mich die Münchner lieben, warum sollen mich dann nicht alle Bayern mögen?
Aber lieben die Münchner ihren OB wirklich? Nicht erst seit der von ihm durchgepeitschten, aber nicht allzu populären Olympiabewerbung für 2018 gilt Ude vielen in der Landeshauptstadt als arroganter Pinsel. Freuten sich die Münchner früher noch, wenn ihr oberster Bürger auf eine Kabarettbühne stieg und witzig gemeinte Anekdoten aus dem Leben eines Stadtherrschers vortrug, so fragen sie sich heute, ob man wirklich über einen lachen kann, der sich von oben herab über die Stadt lustig macht.
ist Redakteur im Sportressort der taz.
Von oben herab betreibt er nun auch seine Kandidatur. Er will bestimmen, wie es läuft - ganz so, wie er es gewohnt ist. So regiert er die Landeshauptstadt seit jeher: Die anderen mögen eine Meinung haben - richtig ist, was ich sage. Von denjenigen, die in der kaputten bayerischen SPD die Posten haben, wird sich einer wie Ude nichts, aber auch gar nichts sagen lassen. Er ist mehr Herrscher als Politiker.
In den Wahlkampf 2013 würde er indes als Spitzenkandidat einer nicht allzu großen Oppositionspartei ziehen. Das passt nicht. Und so könnte gut sein, dass weiter gilt, was seit Jahrzehnten in Bayern ein ungeschriebenes Gesetz ist: Wer hier politisch etwas erreichen will, der darf viel - nur in der SPD sein darf er nicht.
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