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Kommentar BankenkontrolleVerdeckte Ermittler für Bankgeschäfte

Kommentar von Hanna Gersmann

Sollten die unseriösen Bankberater öffentlich an den Pranger gestellt werden, könnte dies tatsächlich dazu führen, dass weniger Anleger über den Tisch gezogen werden.

J a, Ilse Aigner macht einen guten Job: In Eigen-PR. Die CSU-Ministerin löscht wegen der Datenschutzignoranz von Facebook ihren Account. Sie schimpft über Schmuddelrestaurants und geißelt Dickmacher.

Sie wird von ihren Strategen prominent in nachrichtenarmen Zeiten platziert, sie sagt viel zu vielem, das man getrost wieder vergessen darf, denn Gesetze bringt sie ohnehin nicht auf den Weg. Ihren neuen Vorschlag, Kundenberater in Banken durch verdeckte Ermittler kontrollieren zu lassen, sollte man trotzdem nicht einfach abtun.

Jährlich verlieren Verbraucher mindestens 20 Milliarden Euro, weil ihnen zu riskante Geldanlagen aufgeschwatzt werden. Da werden weiterhin Traumrenditen versprochen und diejenigen, die sich bei der Wahl der Wertpapiere helfen lassen wollen, noch nicht einmal nach Beruf und Einkommen gefragt. Da werden auch in Nachfinanzkrisezeiten Kunden beraten und verkauft.

Theoretisch müssen Interessenten mittlerweile immerhin ein Beratungsprotokoll erhalten, auf das sie sich bei einer Pleite berufen und die Bank dann haftbar machen können. Die meisten Banker aber schreiben das erst gar nicht. Warum auch. Sie werden ja nicht kontrolliert. Dafür halten ihre Vorstände sie aber dazu an, so viele Finanzprodukte wie möglich unter die Leute zu bringen, damit sie dann eine üppige Provision kassieren dürfen.

Bild: taz

HANNA GERSMANN ist taz-Redakteurin im Ressort Wirtschaft und Umwelt.

Klar wünscht man sich, Schwarz-Gelb würde die Bankenbranche stärker regulieren. Natürlich sollten riskante Geldanlagen am besten ganz verschwinden. Und freilich wäre es gut, wenn Verbraucher vor der "Tagesschau" täglich fünf Minuten einen Crashkurs in Wirtschaft bekämen. Das alles ist schon ausdiskutiert worden, von der gewählten Regierung aber schlicht nicht zu erwarten.

Doch Aigners neue Banksheriffs könnten Druck machen, wenn sie die Sünder öffentlich anprangern. Noch hat Aigner zwar nicht gesagt, an wie viele Ermittler, an welche Sanktionen sie eigentlich denkt und wie sie ihre Idee gegen ihre FDP-Kollegen durchsetzen will.

Vermutlich genügen aber schon wenige Fälle, in denen die raffgierige Praxis des Filialleiters einer Großbank belegt und öffentlich wird, damit die Branche um ihren Ruf fürchtet - und sich etwas ändert.

Ilse Aigner sollte um dieses Vorhaben noch mehr Worte machen und dann auch mal Taten folgen lassen. Den 500.000 Ergebnissen der Google-Suche "Aigner + Ankündigung" ließe sich so gewiss etwas entgegensetzen. Das kann ihr nicht unrecht sein.

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taz-Autorin
War von 2002 bis 2013 in der taz, leitete dort zuletzt das Inlandsressort. Jetzt gehört sie zum Büro die-korrespondenten.de im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin. Sie schreibt vor allem über Umwelt-, Verbraucher- und Wirtschaftspolitik.
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7 Kommentare

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  • MD
    Michael Döring

    Politik hat in den letzten 50 Jahren kein Problem gelöst, aber viele verschärft.

    Die unerträglich hohe Staatsverschuldung und fehlende Reaktion auf den Pillenknick sind die beiden bekanntesten Fehler.

     

    Aber auch die Spitzenbehörden konnten noch nie Glanzlichter setzen: Das BAFIn und seine Vorgänger haben keine einzige Krise vorhergesehen, und nach Krisen keine tauglichen Lösungsansätze ausgearbeitet.

     

    Worum es bei solchen Aktionen stets geht:

    Neue Posten für verdiente Parteifreunde schaffen, das Lied wird von CSU bis PDS gleich gepfiffen.

    Bezahlen tut der Steuerzahler, Schaden höhere Staatsverschuldung, Nutzen gleich Null.

  • B
    Besserwisser

    Lieber Herr Wacker,

     

    es gibt nur eine Sache, die noch peinlicher ist, als keine Ahnung zu haben: Dann auch noch anderen Leuten zu erklären, dass eben die keine Ahnung hätten. Nur zu Ihrer Information:

     

    1) Die BaFin untersteht dem Finanzministerium, nicht dem Wirtschaftsministerium.

     

    2) Zum Thema "Minderrendite" (sehr schönes Wort übrigens. Passt zu "Minderleister"): Es gibt genügend Langzeitstudien, die beweisen, dass Aktien über Jahrzehnte gesehen eine äußerst geringe Nettorendite haben. Wohl aber ein deutlich höheres Risiko. Als "Beweis" für Ihre These dann den Verlauf des Dax in diesem "Boom"-jahr anzuführen ist schon irgendwie rührend komisch. Wie verlief der Dax denn z.B. im Jahr 2008?

     

    3) Niemand will wohl ernsthaft Aktien in Deutschland verbieten. Es geht wohl eher um jene Sorte Wertpapiere mit dem Titel "Zertifikate", bei denen meistens die Emittenten selbst nicht einmal genau wissen, was sie da eigentlich verkaufen. Und den Nutzen dieser Zertifikate hat wohl noch niemand bewiesen.

     

    Mit freundlichen Grüßen

  • FW
    Frau Weuthen

    Nein, Frau/Herr w.Wacker,

    Sie irren. Die Bafin gehört nicht zum Wirtschafts- sondern zum Finanzministerium. Und das teilt sich den Anlegerschutz derzeit (allerdings ziemlich beliebig) mit genau dem Verbraucherschutzministerium, dem Frau Aigner vorsteht

  • CR
    Chris R.

    Das Problem sind doch nicht Verkäufer am Bankschalter. Die setzen nur die Vorgaben ihrer Chefs um. Ursache dafür, dass Kunden Anlageprodukte kaufen, die gar nicht zu ihren Anlagezielen passen, ist zum einen die provisionsgetriebene "Beratung". Zum anderen liegt es aber auch schlicht in der fehlenden Kenntnis der Käufer selbst. Hier ist jeder Einzelne gefragt, sich vorher zu informieren, bevor er sein Geld anlegt. Und im Zweifel gilt: Was ich nicht verstehe, kaufe ich nicht.

  • H
    hto

    "Verdeckte Ermittler für Bankgeschäfte" = Verdeckte Bankgeschäfte mit Ermittler!?

     

    Solange die Macht des Geldes nicht zerschlagen wird, für eine Vernunft ohne die stumpf- wie wahnsinnigen Symptomatiken der Hierarchie in materialistischer "Absicherung", solange herrscht die Konfusion in "Wer soll das bezahlen?", in gutbürgerlich-gebildeter Suppenkaspermentalität auf systemrationaler Sündenbocksuche, in manipulativ-schwankender "Werteordnung", in Überproduktion von Kommunikationsmüll, usw.!?

     

    Wenn GRUNDSÄTZLICH alles allen Menschen gehört, kann PRINZIPIELL alles gerechter / wahrhaftiger organisiert werden!

  • G
    guapito

    Ein wichtiger Aspekt wird in diesem Kommentar nicht erwähnt:

    Oftmals tragen die Anleger selbst einen Teil der Verantwortung und bezahlen einfach einen hohen Preis für ihre grenzenlose Gier nach unnatürlich hoher Verzinsung.

  • WW
    w. Wacker

    Der Kommentar beginnt mit einer treffenden Einschätzung der Aigner-Aktionismen.

     

    Allerdings sinkt das Niveau dann deutlich. Anleger verlieren angeblich 20 Milliarden, weil ihnen zu riskante Geldanlagen aufgeschwatzt werden. Betrachten wir es anders herum: Der DAX ist 2010 um 18,5% gestiegen. Einer sichere 2,5% Tagesgeldanlage hat also im Vergleich dazu 16% verschenkt. Auch im langjährigen Mittel ist die Beteiligung am Produktivkapital (Aktien) immer dem reinen Geldverleih (Tagesgeldanlage, Bundesanleihe) überlegen. Wer nur 100% sichere Anlagen empfiehlt, empfiehlt also im Durchschnitt eine Minderrendite!

     

    Geradezu abstrus wird die "Wirtschaftsredakteurin", wenn sie im folgenden ohne im geringsten zu differenzieren oder aufzuklären sagt "Natürlich sollten riskante Geldanlagen am besten ganz verschwinden. ". Also Aktien abschaffen? Anleihen aus Griechenland in Deutschland verbieten? Sozialismus reloaded?

     

    Das Beklagen mangelnder Qualifikation der Bürger im Zusammenhang mit unqualifizierten Pauschalverurteilungen vermag zwar das Meinungsbild aufzuhetzen, bringt aber keinen Erkenntnisgewinn beim Leser.

     

    Geradezu possierlich schwadroniert Frau Gersmann dann von "Aigners neuen Banksheriffs", obwohl sie es doch besser wissen müsste. Die Bafin hat mit Aigners Ministerium und Kompetenz aber auch gar nichts zu tun. Sie treibt nur - wie eingangs festgestellt - medienwirksam eine Sau durchs Dorf, das nicht ihres ist. Die Bafin gehört zum Wirtschaftsministerium. Frau Aigner sollte bei der Gammelfleischsuche bleiben.