Kommentar Bahn: Klartext von Grube
Der neue Bahnkurs von Grube macht zwar noch keine neue Bahn - aber schlechter als unter Mehdorn kann es nicht werden.
B ei der Bahn wird aufgeräumt, und zwar gründlich. Gleich vier Vorstandsmitglieder verlieren ihren Job, weitere leitende Angestellte werden in die Wüste geschickt. Im Datenschutzskandal spricht der neue Bahnchef Rüdiger Grube zugleich Klartext. Reihenweise habe die Bahn bei der systematischen Bespitzelung ihrer Mitarbeiter Gesetze gebrochen, gibt er unumwunden zu.
Die Botschaft ist deutlich: Die Bahn bricht mit dem System Mehdorn. Unter dem intern auch Napoleon genannten Egomanen war das Eingeständnis von Fehlverhalten niemals vorgesehen. Skandale gab es grundsätzlich nicht. Kritiker waren Feinde. Die eigenen Mitarbeiter potenzielle Unruhestifter. Unabhängige Bahnexperten eine Bedrohung. Der Bahn-Chef und seine handverlesenen Mitarbeiter aber galten als unfehlbar.
Es war dieses Szenario eines von dunklen Mächten Verfolgten, das die Überwachung von Mitarbeitern, Journalisten und Experten erst möglich gemacht hat. Ob die nun geschassten Vorstandsmitglieder darin eingeweiht waren, spielt zwar eine strafrechtliche, für das Verständnis des Systems aber nur eine untergeordnete Rolle. Sie waren Teil des Systems.
Der neue Bahnchef will dieses System nicht länger fortführen. Er sucht endlich die Kooperation mit den Beschäftigten. Er schafft die Günstlingswirtschaft ab, mit deren Hilfe die Hansens und Wiesheus erst ihre Posten ergattern konnten. Angesichts der Dimensionen des Datenschutzskandals mag man einwenden, dass Grube nichts anderes übrig blieb. Geschenkt. Tatsächlich macht der neue Bahnkurs Grubes noch keine neue Bahn. Die Entscheidung, was langfristig aus dem Unternehmen werden soll, bleibt vorläufig unbeantwortet. Aber schlechter als unter Mehdorn kann es nicht werden.
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