Kommentar Atomkraftwerk-Direktorin: Priorität für die Sicherheit

Da kürt Vattenfall mit Ulrike Welte erstmals eine Frau zur Atomkraftwerks-Direktorin und schon macht die Männerwelt in der Atomaufsicht der Nominierung - vorerst - einen Strich durch die Rechnung. Doch hat die Entscheidung mit Frauendiskriminierung nichts zu tun.

"Atom-Sexisten!" Dieser spontane Aufschrei einiger Frauen klingt verständlich: Da kürt Vattenfall mit Ulrike Welte erstmals eine Frau zur Atomkraftwerks-Direktorin und schon macht die Männerwelt in der Atomaufsicht der Nominierung - vorerst - einen Strich durch die Rechnung. Ein Vorgang, der in den Vorstandsetagen großer Unternehmen nachhaltig keine Seltenheit ist und als klare Frauendiskriminierung anzuprangern gilt.

Doch hier liegt der Fall anders. Die 55-jährige, in Hamburg lebende Itzehoerin soll nicht die Geschicke einer Großversicherung, einer Chemiefabrik oder eines IT-Konzerns bestimmen, sondern einen Atommeiler beherrschen - eine höchstgefährliche Technologie, die jederzeit das Risiko einer atomaren Katastrophe in sich birgt.

Zudem gilt die Siedewasserreaktor-Technologie als besonders störanfällig, Krümmel als Schrottreaktor, den selbst die atomfreundliche FDP im Norden stilllegen möchte. Dass bei einer solchen Anlage von der Atomaufsicht besondere Qualifikationen verlangt werden, die Welte dem Vernehmen nach -noch - nicht hat, ist eine Selbstverständlichkeit. Das hat mit Frauendiskriminierung nichts zu tun. Zudem steht noch immer die grundsätzliche Entscheidung aus, ob nicht Vattenfall die Lizenz zum Betreiben von Atomanlagen gänzlich zu entziehen ist - dann hätte sich die Personalie Welte ohnehin erlegt.

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Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

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