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Kommentar Anschläge RusslandKaukasische Blutspur

Kommentar von Barbara Oertel

Alles deutet darauf hin, dass islamische Terroristinnen aus dem Nordkaukasus für die Anschläge verantwortlich sind. Die Kontrolle über die Region ist dem Kreml längst entglitten.

A nschläge sind in Russland leider keine Seltenheit. Doch jetzt ist der Terror nach sechs Jahren wieder nach Moskau zurückgekehrt, quasi direkt in das Machtzentrum des Landes. Zwei Bombenexplosionen in zwei zentral gelegenen U-Bahn-Stationen am Montagmorgen haben bisher mindestens 38 Menschen das Leben gekostet. Wer aber steckt hinter diesen Attentaten?

Für die russische Staatsanwaltschaft und den Geheimdienst FSB ist klar, dass islamistische Terroristen aus dem Nordkaukasus für die Anschläge verantwortlich zeichnen. Derlei schnelle und einseitige Schuldzuweisungen haben in Russland allerdings Methode. Sie wurden auch schon 1999 verbreitet, als bei Bombenanschlägen in Wohnhäusern in Moskau und Wolgodonsk insgesamt über 100 Menschen starben. Die Frage der Urheberschaft ist jedoch bis heute nicht eindeutig geklärt.

Diesmal gibt es zwar Anzeichen dafür, dass die Spur tatsächlich in den Nordkaukasus führt. So wurden die beiden Anschläge offenbar von Selbstmordattentäterinnen verübt; schon mehrfach sind Witwen getöteter Rebellen in der Vergangenheit auf diese Weise in Erscheinung getreten. Zudem haben russische Sicherheitskräfte unlängst im krisengeschüttelten, instabilen Nordkaukasus Dutzende von Rebellen getötet - ein verzweifelter Versuch, eine Region wieder unter Kontrolle zu bekommen, die dem Kreml ohnehin schon längst entglitten ist.

Und dennoch: Auszuschließen ist es nicht, dass russische Geheimdienste ihre Finger im grausamen Spiel haben. Denn die innenpolitische Lage in Russland selbst ist angespannt. Das zeigen die sich landesweit häufenden Demonstrationen, bei denen die Teilnehmer nicht nur ihren Unmut über die desolate soziale Lage zum Ausdruck bringen, sondern mittlerweile auch lautstark den Rücktritt von Premier Wladimir Putin fordern. Da kommen der Regierung, so zynisch es klingen mag, die Attentate von Moskau durchaus gelegen, um von den eigenen Problemen abzulenken.

Doch wer auch immer für die jüngsten Anschläge verantwortlich ist: Putin und seine Mannschaft werden die Attentate nutzen, um die Repressionen im Innern zu verstärken und dabei erneut Bürgerrechte einzuschränken. Die Ankündigung von Präsident Dmitri Medwedjew, den Kampf gegen den Terrorismus erbarmungslos bis zum Ende zu führen, lässt nichts Gutes erahnen.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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7 Kommentare

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  • W
    Walik

    @ Seb u.a.: was ist am Kommentar von Frau Oertel eigentlich "Mist" oder "Verschwörungstheorie", ist mir da etwas entgangen? Vielleicht könnten Sie ja doch Argumente bringen?

     

    Zum Thema:

    Bei aller Trauer und aller Verurteilung dieser Anschläge: sie rufen aber auch in Erinnerung, dass es in Rußland ein verschwiegenes/vertuschtes Problem gibt. Im Nordkaukasus/Tschetschenien herrschen weiterhin "kriegsähnliche" Zustände, es wird staatlicherseits, oder staatlicherseits geduldet, gefoltert und gemordet, Menschen verschwinden, rußlandkonforme Cliquen/Clans/Familien behherrschen die Gebiete.

    Es ist der russischen Regierung gut gelungen, diese Zustände aus der Öffentlichkeit zu halten. Und-ehrlich gesagt, hat es in Restrußland, oder gar der oberflächlich reichen Metropole Moskau,

    niemanden mehr interessiert.

    So gesehen sind nun manche Tränen in Moskau auch Tränen der Heuchelei.

    Die Befürchtung ist, dass es statt einer geänderten russischen Kaukasuspolitik lediglich noch mehr Unterdrückung und Verschwindenlassen von vermeintlich Andersdenkenden geben wird.Dieses Reaktionsmuster ist leider zunehmend weltweit zu beobachten und wird ja auch von den USA in anderen Ländern bestens beherrscht.

    Der Islam hat in den nordkaukasischen Gebieten vor den Kriegen Rußlands gegen Tschetschenien nicht diese Rolle gespielt, die ihm aktuell zugesprochen wird. Mittlerweile ist er für viele Menschen auch Rückzugsmöglichkeit und ein halt-gebendes Moment.

  • MO
    Muslim oder Islamist, der feine Unterschied

    Soso..."Islamische Terroristen" also. Wäre nett, wenn Sie dann demnächst bei allen andersgläubigen Verbrechern auch dazu schreiben, "christliche, jüdische, hinduistische, buddhistische, usw....". Gerade von der Taz erwartet man eigentlich eine Differenzierung zwischen Islam und Islamismus, bzw. besser formuliert Terrorismus.

  • ZI
    Zoltan Ivanfi

    Eben stellte ich fest, dass Bascha Mika im taz-Impressum nicht mehr auftaucht. Zugleich sehe ich, dass der oberste, uneinholbare Verschwörungstheoretiker Deutschlands Matthias Brökers die taz-Linie zu bestimmen vermag.

    Dann Gute Nacht taz!

  • ZI
    Zoltan Ivanfi

    Es ist ja weitgehend bekannt, dass die taz als grün-alternative, ausgeflippte, dem Konservativen Mainstream die Stirn bietende Zeitung antrat. Dass die taz diese Rolle schon seit vielen Jahren aufgab und erfolgreich den reaktionär zugeordneten BRD-Pressebereich von rechts überholt, ist auch als eine Merkwürdigkeit zu vernehmen.

    Barbara Oertl füllt diese Rolle, wofür die taz früher Andere Zeitungen, medial gesteinigt hat, wunderbar aus.

    Offensichtlich kommt Frau Oertl aus der Ecke der Verschwörungstheoretiker, die treu dem grün-alternativem Geist mit schöner Regelmäßigkeit die Wahrheit zu finden glauben, wenn sie die bekannten Faktoren gut durchschütteln, auf den Kopf stellen, bis alles gründlich auf dem Boden zerstreut liegt und daraus nach Kartenleger- oder Schamanen- Manie ERKENNTNISSE ziehen, worauf jeder Astrologe neidisch werden könnte.

    Weiter so, Frau Barbara Oertl und Frau Bascha Mika!

  • ZI
    Zoltan Ivanfi

    Es ist ja weitgehend bekannt, dass die taz als grün-alternative, ausgeflippte, dem Konservativen Mainstream die Stirn bietende Zeitung antrat. Dass die taz diese Rolle schon seit vielen Jahren aufgab und erfolgreich den reaktionär zugeordneten BRD-Pressebereich von rechts überholt, ist auch als eine Merkwürdigkeit zu vernehmen.

    Barbara Oertl füllt diese Rolle, wofür die taz früher Andere Zeitungen, medial gesteinigt hat, wunderbar aus.

    Offensichtlich kommt Frau Oertl aus der Ecke der Verschwörungstheoretiker, die treu dem grün-alternativem Geist mit schöner Regelmäßigkeit die Wahrheit zu finden glauben, wenn sie die bekannten Faktoren gut durchschütteln, auf den Kopf stellen, bis alles gründlich auf dem Boden zerstreut ist und daraus nach Kartenleger- oder Schamanen- Manie ERKENNTNISSE ziehen, worauf jeder Astrologe neidisch werden könnte.

    Weiter so, Frau Barbara Oertl und Frau Bascha Mika!

  • MN
    Mein Name

    Wäre es eigentlich eine Verschwörungtheorie den ersten derartigen Anschlag auf die Berliner U-Bahn (vielleicht als Folge einer HartzIV oder Kindergeld-Absenkung)mit linken Multi-Kulti-Träumen in Verbindung zu bringen? Oder wäre das ein Zeichen von Intelligenz und der Fähigkeit in Zusammenhängen zu denken?

  • S
    Seb

    Traurig so einen Mist hier in der Taz zu lesen :(

     

    Die Islamisten müssen immer auf Teufel komm raus verteidigt werden :(