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Kommentar Ankara und die PKKUnversöhnliche Akteure

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Beide Seiten wissen, dass es keinen militärischen Sieg geben kann. Doch wie viele Menschen müssen noch sterben, bis ernsthaft verhandelt wird?

E s hätte eine Chance sein können. Die Anteilnahme mit den kurdischen Erdbebenopfern von Van überall in Türkei hat deutlich gemacht, dass die Menschen den Konflikt zwischen der kurdischen Minderheit und der türkischen Mehrheit nicht als unversöhnlichen Gegensatz sehen. Die Politik hätte daran anknüpfen können, doch die Akteure beider Seiten haben offenbar kein Interesse.

Statt das Engagement der Zivilgesellschaft im türkischen Westen anzuerkennen, schickte die PKK eine Selbstmordattentäterin, die sich vor dem Parteibüro der AKP in Bingöl in die Luft sprengte und vier weitere Menschen mit in den Tod nahm.

Aber auch die Regierung machte klar, dass sie gegenwärtig nicht das geringste Interesse an Gesprächen mit der kurdischen Seite hat. Am Wochenende holte die Staatsanwaltschaft für politische Delikte zu einer neuen Verhaftungswelle gegen Leute aus, denen vorgeworfen wird, Mitglieder des zivilen Arms der PKK zu sein.

Bild: taz
JÜRGEN GOTTSCHLICH

ist Türkei-Korrespondent der taz.

Unter den Verhafteten sind der Verleger und Journalist Ragip Zarakolu, der seit 40 Jahren für eine politische Lösung der Kurdenfrage eintritt, und die Professorin Büsra Ersanli, die die kurdische BDP in der Verfassungskommission des Parlamentes vertritt.

Wie will man über eine neue Verfassung reden, die auch die Interessen der Minderheiten berücksichtigen soll, wenn man die kurdischen Vertreter gleich zu Anfang ins Gefängnis steckt? Stattdessen lässt auch der Staat die Waffen sprechen. Während in Van noch nach Verschütteten gesucht wurde, schickte die Armee in der Nachbarprovinz Hakkari Panzer über die Grenze in den Nordirak.

Dabei weiß jede Seite, dass es keinen militärischen Sieg geben kann. Die Frage bleibt, wie viele Menschen in diesem Konflikt noch sterben müssen, bevor eine Verhandlungslösung endlich ernsthaft angegangen wird.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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5 Kommentare

 / 
  • S
    sadun

    Einige die Ihre "Meinungen" schreiben haben entweder keine Ahnung oder schreiben Bewusst nicht Objektiv.

    Man muss fragen: Wer hat bis vor kurzem noch bestritten, dass es keine Kurden bzw. Kurdenproblematik gibt?

    Wer hat eigentlich dazu geführt, dass solche Bewegung entstanden ist.

    Wer ist eigentlich Pkk und wer sind die Kurden?

    Die Antwort ist eigentlich ganz einfach, aber wir wissen alle dass die Politiker zu 90% lügen.

    Wer C-waffen einsetzt, den ist alles zu zutrauen.

    Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

  • N
    Nadi

    Die eigentliche Frage lautet doch: Wer ist der Staat und wer ist die PKK. Leider gibt es am Konflikt weitaus mehr Interesse als an Lösungen. Und: Irgendwann sitzen sich Konfliktparteien am Tisch gegenüber.

     

    Daran geht kein Weg vorbei, auch wenn m.M. die PKK gar nicht die alleinige Vertretung der Kurden für sich beanspruchen kann. Aber sie hat eben die Waffen und sie setzte sie ein. Manchmal - vermute ich - macht aber auch der Staat das Nötige, damit es weiter knallt.

     

    Gebe es keinen Konflikt, die kurdischen Gebiete wären nicht mehr rückständig, würden aufholen, sich verbessern und eben auch mehr und deutlichere Forderungen an Ankara stellen. Auch das wollen vielen im Staat ja nicht ...

    Interessant ist, dass die NATO-Verbündeten des Landes diesen Bürgerkrieg nicht nur tolerieren, sondern ihn sogar noch fördern. Alleine Rover dürfte ein Vermögen an den gepanzerten Fahrzeugen verdient haben, die täglich durch die kurdischen Gebiete rollen.

  • M
    Mesut

    Hier muss deutlich auch dazu gesagt werden dass die türkische Regierung für die neue Verfassung mit der kurdischen Seite zusammen arbeitet, die Regierung hat momentan kei. Interesse mit einer Terrororganisation zu verhandeln , mit Terroristen verhandelt kein Land dieser Welt .

  • I
    Informant

    Der Artikel weist einige Lücken auf. Zum einen muss einfach gesagt werden, dass für den Anschlag nicht die HPG (der heute existierende Militärische Arm der kurdischen Freiheitsbewegung) verantwortlich ist (Die PKK hat sich schon vor Jahren aufgelöst), sondern die sogenannte TAK, eine Splitterorganisation der damaligen PKK. Die HPG distanziert sich jedoch von den Anschlägen der TAK.

     

    Des weiteren kann man nicht gleichzeitig die BDP als zivilen Arm der PKK bezeichnen, wenn man noch im selben Artikel sagt, dass die BDP Politiker mutmaßlich verhaftet worden sind, weil sie der PKK angehören. Das ist ein widerspruch an sich.

     

    Wieso hat sich der Anschlag gegen das AKP Gebäude zugetragen? Die Antwort ist ganz einfach und auch offensichtlich. Die AKP selbst hat erst Tage, nach dem Erdbeben in Van ausländische Hilfe angenommen. Van ist eine Hochburg von BDP Wählern, was auch der Grund ist, warum sogar der türkische Ministerpräsident rassistische Äußerungen von sich gegeben hat, gegen Van. Die kurdische Bevölkerung ist wütend über das FEHLEN von Hilfe seitens der türkischen Regierung. Menschen, die den Erdbebenopfern in Van helfen sind nur zu einem kleinen Teil Türken. Der Großteil der Hilfen kommt von großen kurdischen Gemeinden in Europa und im Westen der Türkei. Sogar die deutsche Regierung und das rote Kreuz haben bessere menschenwürdiger in den wenigen Tagen geholfen, als das es von der AKP Regierung zu erwarten sei.

     

    Ich bitte, beim nächsten mal besser zu recherchieren, da alle von mir genannten Punkte sehr leicht nach zu forschen sind.

  • W
    Webmarxist

    Türken und Kurden müssen sich versöhnen. Denn man ist jetzt auf gegenseitige Hilfe nach diesem schweren Erdbeben angewiesen. Nur gemeinsam schaffen Sie es und nicht jeder für sich.