Kommentar Althaus-Rücktritt: Ins Unglück hinein geredet
Althaus hat es nach dem Skiunfall an Einkehr und Demut gefehlt. Und seine politische Entourage machte ihn zum Supermann. Nun haben ihm die Wähler gezeigt: Es geht auch ohne ihn.
E s wäre ein Fall zum Katholisch werden - nur ist das Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus bedauerlicherweise schon. Seine Nähe zur Kirche, seine Verwurzelung im katholischen Eichsfeld wurde die Nummer 1 der CDU in der selbsterklärten Toskana Deutschlands nicht müde zu betonen.
Aber zu Einkehr und Demut, schlicht zum büßenden Einfach-mal-nichts-sagen hat ihn die immer wieder und fälschlicherweise als Unfall bezeichnete fahrlässige Tötung von Beata Christandl am Neujahrstag 2009 nicht gebracht. Althaus redete sich mit Bild & Co immer tiefer in ein Unglück hinein, dem er doch eigentlich stärker, gläubiger und neu verliebt (in seine Frau) hatte entsteigen wollen. Erst der Witwer des Opfers brachte ihn kürzlich mit einer öffentlichen Erklärung endlich zum Schweigen.
Nun wird Dieter Althaus zumindest aus der ersten Reihe bundesdeutscher Politik eine Zeit lang verschwinden. Und hier ist der Punkt erreicht, an dem man den Menschen Althaus in Schutz nehmen muss. Denn der schwer traumatisierte Mann - jeder Fernsehauftritt bewies das aufs offensichtlichste - wurde von seinem privaten, politischen und medialen Umfeld zum Supermann erkärt, auf den nicht zu verzichten sei. Nun sieht man: Die Thüringer können nicht nur sehr gut ohne Althaus (und seine Politik), sie wollen sogar ohne ihn. Diejenigen hingegen, die Althaus in seinem junkiemäßigen Vorwärts-und Verdrängungsdrang hätten bremsen müssen, haben versagt.
Dass sie dabei die Mehrheit der Deutschen hinter sich hatten - im März waren 61% der Meinung, Althaus solle wieder kandidieren - wirft kein gutes Licht auf die emotionale Verfaßtheit dieses Landes. Der lange Lauf des Dieter Althaus ist nun vorerst an einem Endpunkt. Dafür kann er den Thüringern dankbar sein.
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