Kommentar Afghanistan: Diplomaten statt Soldaten
Die zivile Strategie macht Sinn: eine verantwortliche afghanische Regierung schaffen. Doch dies müssten Politiker und Diplomaten machen - und keine Soldaten.
E s läuft immer auf dasselbe hinaus: General Stanley McChrystal, Oberkommandierender aller Nato/Isaf- und US-Truppen am Hindukusch, will mehr Soldaten nach Afghanistan schicken. Und im Übrigen auch mehr Zivilisten.
Dabei macht seine neue zivil-militärische Strategie auf den ersten Blick Sinn: Bevölkerung schützen statt Taliban erschießen, einheimische Armee und Polizei ausbilden und eine verantwortliche afghanische Regierung schaffen. Er will dem Eindruck entgegenwirken, dass seine Soldaten Okkupanten sind. Gleichzeitig wird in Kabul auf Hochtouren überlegt, wie man die Taliban reintegrieren kann - also auf die Seite der Regierung locken. Auch hier übernimmt McChrystals enormer Apparat die Führung.
Das Problem: Eigentlich müssten Politiker und Diplomaten dies tun. Aber die zivile Seite der neuen US-Strategie - und damit aller anderen - ist immer noch unterentwickelt. Man kann eben Soldaten nach Afghanistan kommandieren, aber keine Zivilisten. Wie wäre es, wenn endlich die Politiker und Diplomaten wieder das Afghanistan-Dossier übernehmen würden und die Militärs täten, was ihr Job ist - sichere Rahmenbedingungen für deren Arbeit zu schaffen und nicht an ihrer Stelle Strategien zu formulieren?
Anfangen ließe sich damit auf der nächsten Afghanistan-Konferenz, die das Trio Merkel/Brown/Sarkozy vorgeschlagen hat - wenn es sich nicht wieder nur um einen Fototermin handelt wie voriges Jahr in Paris.
Vorher müssten sie aber - nach dem kürzlichen Massenwahlbetrug - Kabuls politischen Augiasstall ausmisten. Damit könnte das Trio aufgreifen, was McChrystal zutreffend als weiteres Problem beschreibt: neues Vertrauen unter den Afghanen in das (demokratische) Engagement des Westens herstellen.
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