Kommentar – vgl. Seite 24: Für Leben sorgen!
■ Viertel läßt große Chance ungenutzt
Unter Verkehrsberuhigung stellt man sich wirklich etwas anderes vor, als das, was sich neuerdings auf der Hauptstraße des Viertels abspielt. Vor der Absperrung für den Durchgangsverkehr war die Straße einigermaßen sicher. Autos, Straßenbahn und Lieferverkehr behinderten sich gegenseitig so sehr, daß die vielen FußgängerInnen mühelos zwischen ihnen durchspazieren konnten. Heute dagegen ist die Bahn frei für rasende Laster, Taxis, Straßenbahnen und all die Bleifußindianer, die sich trotz Verbotsschildern nicht von ihrer angestammten Wildbahn abbringen lassen.
Auch stimmt, daß das Viertel ohne die hupenden und stinkenden Blechkisten irgendwie leblos und aseptisch wirkt. Kinder, Flaneure, Menschen können sich die Straße nämlich nicht aneignen, viel zu groß ist die Gefahr vom verbliebenen Verkehr umgenagelt zu werden.
Hilflos schauen die AnwohnerInnen und Geschäftsleute dem Dilemma zu. Dabei hätten sie es so leicht, das Viertel endlich wirklich für sich zu erobern. Schon einige große Flatterfahnen, hier und da ein Markttisch, ein quergestelltes Auto, ein Blumenkübel oder ein paar hingeworfene alte Fahrräder – und schon wäre die Straße tatsächlich verkehrsberuhigt. Aber für solches Leben müssen die Menschen schon selber sorgen. Appelle an die Politik oder die Polizei helfen dabei überhaupt nicht weiter. Dirk Asendorpf
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