Kommentar – vgl. S. 34: Nichts wert
■ Bremer Wahl ist Bonns Regierung egal
Wieviel ist der Bonner Regierungskoalition ein Sieg ihrer Parteifreunde im kleinen Bremen wert? Seit gestern wissen wir die Antwort: noch nichtmal 125 Millionen Mark. Um genau diesen Betrag wollte die SPD-Mehrheit im Bundesrat die Werftenhilfe für das Jahr 1995 angehoben sehen. Und genau diese Summe hatten auch CDU und FDP in Bremen für unbedingt erforderlich zur Sicherung des Werftenstandorts erklärt. Nicht aber ihre Parteifreunde am Rhein. Die haben jetzt einen dicken Strich durch alle Haushaltsvorschläge des Bundesrats gemacht und damit die Erhöhung der Werftenhilfe gleich miterledigt.
Für diese unnötige Provokation drei Tage vor der Bremer Landtagswahl kann es nur eine einzige Erklärung geben: In Bonner Regierungskreisen hält man die Wahl im kleinsten Bundesland sowieso schon für weitgehend gelaufen. Eine CDU-Mehrheit ist wohl nicht drin, der blamierte Nölle bleibt in der Sparkasse, und die hart am Fünf-Prozent-Abgrund lavierende FDP wird von Werftarbeitern sowieso nicht gewählt. Warum also der verlorenen Sache auch noch gutes Geld hinterherwerfen?
Und selbst wenn in letzter Minute doch noch ein Umschwung möglich wäre: Was interessieren schon die läppischen drei Bundesrats-Stimmen des kleinsten Landes? An den Bonner Mehrheiten kann keine Bremer Mehrheit rütteln. Dirk Asendorpf
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