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taz FUTURZWEI

Kolumne zur Transformationsökonomie Im Westen nichts Neues

Die Stärke des Westens war mal sein Erfindungsreichtum, seine Originalität und seine gelebte Vielfalt, schreibt Wolf Lotter in seiner Kolumne „Lotters Transformator“. Genau dahin müsse eine Gesellschaft zurück, die nur kopiert und klaut: zum Wert des Echten.

„Es gibt ein richtiges Leben im Falschen, es ist nur kurz und kläglich.“ Foto: Illustration: Sine Jensen

taz FUTURZWEI | Wer die Lage auf den Punkt bringen will, in der sich der Westen und ganz besonders die einst so stolze Wirtschaftsnation Deutschland befindet, nimmt dazu am besten zwei Abkürzungen in die Welt der Unterhaltungskunst.

Fangen wir mit dem scheinbar Leichteren an. Wish, der aktuelle Walt-Disney-Blockbuster, hat als Film bisher mehr als eine Viertelmilliarde Dollar eingespielt, dazu kommen über die nächsten Jahre noch Musicals und Merchandising – Onkel Dagobert wäre stolz auf seine Kollegen.

Zweitens, der große Oscar-Sieger des Jahres 2022, Edward Bergers Verfilmung des Erich-Maria-Remarque-Klassikers „Im Westen nichts Neues“. Dafür gab es vier Oscars, die erste Verfilmung von Delbert Mann aus dem Jahr 1930 brachte es immerhin auf halb so viele Academy Awards, und das Buch selbst ist seit seinem Erscheinen im Jahr 1929 über 20 Millionen Mal verkauft worden.

Wish ist, kurz gesagt, eine Kopie bisheriger Walt-Disney-Erfolge. Der Film mit einem scheinbar originellen Plot – junges Mädchen wehrt sich gegen manipulativen Herrscher, der die Wünsche seiner Untertanen sammelt, sie aber nie erfüllt – besteht aus einer Vielzahl an Zitaten und Samplings der großen Erfolge der Walt-Disney-Geschichte. Während das kreative Genie Walt Disney und seine ebenbürtigen Mitstreiter wie Carl Barks, der Schöpfer der Ducks, Echtes in die Welt brachten, von denen noch Generationen nach ihnen bestens leben können, reden sich die auf Routine und Marketing abgerichteten Manager der Corporation heute das „große Erbe Walt Disneys“ schön. Heritage, Nachfolge, Nachlass oder, um es auf den Punkt zu bringen: verfrühstücken. Im Westen nichts Neues.

Aufstieg dank Originalität

Und diese Resteverwertung kommt noch an, auch, weil die Leute bei uns gar nicht mehr damit rechnen, dass es wirklich zu etwas Neuem käme. Sie sind als Konsumenten der industriellen Massenproduktion an Massenware gewöhnt, die bestenfalls so tut, als ob sie neu wäre – ein wenig Farbe hier, ein paar flotte Sprüche drauf und ein Selfie, das muss genügen. Das hat mit der langen Phase der wirtschaftlichen Prosperität zu tun, in der selbst zwischenzeitliche Tiefs schnell weggesteckt wurden. Manager und Publikum lernten, dass es eigentlich nichts gibt, was den unaufhaltsamen Aufstieg des Westens in Sachen Wohlstand bremsen könnte. Seit der Renaissance und dem Beginn des Kolonialismus ging es aufwärts, erst recht in der zweiten Hälfte dieses modernen Märchens, der industriellen Revolution, die den Wohlstand der Westler um das fast 50-Fache anhob – in nur zwei Jahrhunderten.

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Doch dieser Aufstieg war auf Originalität in allen Feldern gebaut. Man wurde neugierig, erfand und verbesserte beständig, setzte eine Innovation nach der anderen. Auch zu Beginn der Industrialisierung, die erfindungsgetrieben war, blieb das so – bis die Kultur des Fließbandes und des Immergleichen immer stärker und normaler ins Leben drang. Gelegentlich beklagte man den Verlust der Originalität, die in Zeiten des Handwerks normal war. In der späten Industrialisierung aber wurde das einstige Original auf die Form reduziert, jene Matrize, deren Sinn nunmehr der massenhafte Abzug des Immergleichen sein sollte.

Weil die Welt erstmal mit Massenprodukten versorgt werden wollte, wurde der Grundirrtum des Industrialismus, dass er die Kopie mehr fördert als das Original, nicht gleich erkannt. Es wurde ja überall was gebraucht. Aber als die Sättigung der Märkte erreicht war, ein Vorgang, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fast alle Industriestaaten erreichte, wurde immer offenkundiger, dass es im Westen nichts mehr zu entdecken gab. Nicht, weil da keine Probleme gewesen wären. Man war dem Echten entwöhnt.

Die Idee, dass alles bleibt, wie es ist

Dazu kam eben, dass es doch irgendwie immer weiter ging. Die Deutschen, nach der totalen Kapitulation auch vollständig am Boden, hatten in weniger als zehn Jahren durch die enorme Hilfe der USA jenes Wirtschaftswunder hingelegt, das man fortan für die Normalität hielt. Der deutsche Manager, der kein Unternehmer mehr war, sondern der Verwalter der beständigen Zuwächse durch Immergleiches, wähnte sich unsterblich, und bald auch schien es den Massen so zu sein. Kurze Krisen wurden durch Hilfszahlungen überbrückt, dann wurde weitergemacht, als ob nichts gewesen wäre. Das kann man heute auch bestaunen. Corona? War da was, hat sich Arbeit und Fabrikdenken in Schichten und Pendlerverkehr dadurch wirklich geändert? Natürlich nicht.

Generationen im Westen bauen auf der Idee auf, dass alles so bleibt, wie es ist. Im katholischen Köln sagt man dazu „Es hätt noch immer jot jejange“ – „Es ist noch immer gut gegangen“ –, aber Köln ist, bei aller Liebe, vor allen Dingen eine Hochburg der Karnevalsnarren, und im berühmten Dom liegen die Knochen der Heiligen Drei Könige – jedenfalls heißt es so. Auf den Satz ist also nur bedingt Verlass.

Das Echte ist kein Update und keine Version

„Die Realität ist das, was nicht weggeht, wenn man nicht dran glaubt“, sagte der weise amerikanische Autor Philip K. Dick. Das Echte macht sich nicht aus dem Staub, nur weil wir das Festival der Fakes feiern, der Kopien und des Irrtums, man könne aus dem, was da ist, doch genug machen. Es reicht nicht. Die Leute sind nicht schussecht, und langsam gilt das angesichts der bedrohlichen Lage durch Diktaturen wie Russland auch im Wortsinn.

Das Echte ist nicht nur das Original, es ist auch das, was sich nicht interpretieren und lackieren lässt wie ein neues Automodell.

Der große Stefan Zweig beschreibt die Gemütsverfassung der Westler, insbesondere der Europäer, ziemlich genau in seinem Meisterwerk „Die Welt von Gestern“. In der Sorglosigkeit der letzten Tage vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs lag ein Flirren, dass von allen zur Seite geschoben wurde, man hörte weg, wollte es nicht wahrhaben, weil es gleichsam unaufhörlich auf die große Mangelerscheinung jener wie dieser Zeit hinwies, den Mangel an Realitätssinn, an nüchterner Fähigkeit, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Das Echte ist nicht nur das Original, es ist auch das, was sich nicht interpretieren und lackieren lässt wie ein neues Automodell. Das Echte ist kein Update und keine Version.

So wenig die meisten in der Lage sind, Komplexität jeweils in ihrem Kontext situativ zu erschließen, weil das ein wenig Denken und Zuwendung voraussetzt, so wenig sind sie in der Lage, das Offensichtliche und nicht Mehrdeutige als solches zu erkennen. Es fehlt auch an Differenzierungsgabe, an der Fähigkeit, im richtigen Moment Alternativen zu denken und damit Auswege aus dem zu finden, was man täglich verdrängt, und damit als Problem größer macht. Das wird nicht gutgehen, ihr Narren, echt nicht.

Nichts ist echt. Alles ist Fake.

Natürlich auch die Nachrichten. Fake News und Deep Fakes der künstlichen Intelligenz stoßen auf eine Bevölkerung, der nicht nur der Sinn fürs Echte und Einzigartige ausgeredet wurde, weil sich Massenware besser verkaufen lässt. Sie setzen sich auch durch, weil selbst in den gehobenen Bildungsschichten die Fähigkeit zum kritischen Zweifeln praktisch ausgestorben ist. Nichts dazulernen ist kompatibel mit der eigenen Bubble. Wo niemand nichts weiß, gibt es auch keinen Widerspruch.

Überall dort, wo Fortschritt zu vermuten wäre, Digitalisierung, Ökonomie und Hinwendung zur Wissensgesellschaft, macht man insbesondere in Europa einen weiten Bogen. Der Chef des Autokonzerns Stellantis, Carlos Tavares, hat den Mangel an Originalität und Innovationsfähigkeit in Europa mit der Perspektive garniert, man müsse sich als Alternative zum Einfallsreichtum von früher hier dann eben damit begnügen, erfolgreichen asiatischen Touristen Kaffee und Kuchen zu servieren. Dass Europas Zukunft in der Vergangenheit liegt, wird nicht zum ersten Mal konstatiert. Jetzt aber scheinen alle Hoffnungsreserven verbraucht.

Die USA stehen in Sachen Technologie und Digitalisierung besser da, aber das industrielle Erbe trifft sie bereits jetzt hart. Die Transformation in den ehemaligen Industriezentren im berüchtigten Rust Belt im Mittleren Westen und Nordosten der USA ist gescheitert. Wer Donald Trump hier und in den ländlichen Armutszonen wählt, ist, das vergessen die bildungsbürgerlichen Kommentatoren gern, verzweifelt und nicht zwingend ein Nazi. Es sind Leute, bei denen früher alles besser war. Wir haben diese Menschen besser versteckt, aber es werden immer mehr. Die Europäer sind in Sachen Transformationsbewältigung in Wahrheit keinen Schritt weiter, das dokumentieren nicht nur die Erfolge der Rechts- und Linkspopulisten. Einer der wichtigsten Zusammenhänge auch in unserer Alltagskultur dafür wird übersehen. Originalität ist uns im Konsumzeitalter gründlich abtrainiert worden.

Die aktuelle taz FUTURZWEI

taz FUTURZWEI – das Magazin, Ausgabe N°30: Wer ist das Volk? – Und warum ist Rechtspopulismus so populär?

Warum der Rechtspopulismus global und in Ostdeutschland so erfolgreich ist, können wir analysieren. Wie man ihn bremsen kann, ist unklar.

Diesmal im Heft: Jens Balzer, Ines Geipel, Jagoda Marini , Maja Göpel, Aladin El-Mafaalani, Thomas Krüger, Yevgenia Belorusets, Danyal Bayaz und Harald Welzer. Veröffentlichungsdatum: 10. September 2024.

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Echokammer der Einfallslosigkeit

Dafür haben sich der Hochmut und die Frechheit hier weiterentwickelt, wenigstens das. Künstler, deren „Ideen“ im Wesentlichen aus Samplings und Cover-Versionen bestehen. Medienformate, die einander seit Jahrzehnten schamlos kopieren, oder die Selbstbeweihräucherungs-Kammern von LinkedIn und Instagram, wo alle so tun, als ob sie just den Parmesan erfunden hätten, den sie gerade irgendwo geklaut haben.

Dort, in dieser wahrhaftigen Echokammer der Einfallslosigkeit, kann man am besten beobachten, was unser Problem ist. Denn LinkedIn ist ja eine Bewerbungsplattform, ein Schaufenster des Ichs, des eigenen Könnens. Die Leute, an die man sich wendet, sind also Menschen, die offenbar nicht dazu auffordern, echt zu sein und einzigartig, sondern „authentisch“, was in diesen Formaten mittlerweile garantiert genau das Gegenteil von Echt ist. Selbstbetrug und Betrug anderer reichen sich die Hände. Eine gewaltige Inszenierung, die stets so tut, als gäbe es sie nur einmal, aber wahr ist tatsächlich, was Die Prinzen sangen: „Alles nur geklaut, gestohlen und geraubt.“

Ja, aber die Chinesen!

Nach wie vor ist die Volksrepublik die mächtigste Kopieranstalt der Welt. Dort klaut man buchstäblich alles, Ideen, Patente, Methoden – auch die, mit denen einst die scheinbar so schlauen Wessis in das arme Riesenreich kamen. Wie war das denn? Ende der 1970er-Jahre, nach Vorarbeiten der Amerikaner, freuten sich westliche Manager über das Interesse Chinas an wirtschaftlicher Zusammenarbeit. China war toll. Ein Markt, der nur wachsen konnte und die Sattheit der westlichen Industriestaaten kompensiert. Ein Markt, den man mit Produkten überschwemmen konnte, die keine großen Innovationssprünge brauchten, kein Fingerspitzengefühl, kein originelles, innovatives Denken. Management kann Masse, und Masse war gefragt.

In China fuhren die Modelle, die den Westlern zu langweilig waren, die aber leicht vom Fließband liefen. In China gab es keine Gewerkschaften, da kamen die europäischen Manager mit roten Bäckchen vor Freude zurück. Der reale Sozialismus, er hatte ja wirklich seine Vorteile! Denn die Verhältnisse waren geklärt! Das Proletariat war befreit und an der Macht. Forderungen, Widerworte, gar Streiks waren damit eine offene Kampfansage gegen die regierende Diktatur des Proletariats, die im Grunde auch in der Industrialisierung so regierte wie die Westler es nur aus Kriegszeiten kannten, wo Ermächtigungsgesetze die Arbeitnehmerrechte außer Kraft setzten. Wachstum ohne Widerstand, ohne Weiterentwicklung, reines Skalieren des Bestehenden – das war der Traum jedes Industriemanagers.

Industriegesellschaft zu Wissensgesellschaft

Wir wissen heute längst, dass das nichts weiter als ein hochmütiger Irrtum der Westler war. China machte die verlängerte Werkbank, aber nicht, um daran sitzen zu bleiben. Stück für Stück kaufte man sich bei westlichen Hochtechnologieunternehmen ein. Lenovo übernahm das Computergeschäft von IBM, das damit keine Gewinne machte, und wurde zum erfolgreichsten Hersteller von PCs weltweit. Chinas Investoren bauten bessere und preiswertere Smartphones als der Westen, sie kauften Roboterfirmen und machten die verlängerte Werkbank zur Leistungsschau wissensbasierter Produktion, die überall dort, wo noch Fortschritt ist in der Welt, das industrielle Denken abgelöst hat.

Das Echte war mal die Idee hinter Made in Germany.

Und China investiert maximal in Bildung, Wissen, Forschung, in Innovation. Made in China heißt das Programm, mit dem Staatschef Xi die Industriegesellschaft in eine Wissensgesellschaft umbaut, womit China enorm weit ist. Roboter und KI machen Routine- und Drecksarbeit, die Menschen denken, erfinden und verbessern die Qualität. Das ist der Deal, alles andere ist Betrug, und wenn wir nicht wissen, dass es so ist, machen wir weiterhin die Drecksarbeit. Das wäre echt doof.

Das Echte war mal die Idee hinter Made in Germany. Die Besten sein, die Ideen haben, das Echte, das Original. Überall. Das war die Grundlage des Erfolgs. Sie haben es vergessen. Heute streiten deutsche Konzerne und Mittelständler in Brüssel herum, weil man dort findet, dass Produkte, die zu mehr als 50 Prozent aus China kommen, nicht mehr das Label Made in Germany tragen sollten. Das finden unsere Verfrühstücker unfair. Und vielleicht ist es das auch, weil bei vielen Dingen, die das Label tragen, nichts mehr aus Deutschland kommt, einschließlich der Idee dazu. Und die anderen? Die besten Volvos werden nicht mehr in Göteborg gebaut, sondern in Shanghai, und der Laden gehört zu 100 Prozent der chinesischen Geely-Gruppe. Bei Mercedes Benz sind zwei chinesische Investorengruppen die größten Aktionäre. Kuka, der Stolz der deutschen Robotertechnik, ist chinesisch geworden. Der Hafen in Hamburg, ein äußerst verletzlicher Ort bei jeder Form von Handelskriegen, wird immer mehr an China verhökert. In den USA und anderen westlichen Staaten ist es nicht anders.

Spurwechsel ins Echte

Die sogenannte künstliche Intelligenz gibt den schwach natürlich intelligenten Wessis den Rest. Begeistert nutzen die Leute den Text von ChatGPT, der aus dem Netz zusammengestohlen worden ist. Schon vor Monaten haben amerikanische Autoren die ersten Klagen eingereicht. In Europa, wo alles etwas länger dauert, steht das noch aus, aber es wird kommen, und dann sind die Plagiatsjäger auf einmal noch lächerlicher, als sie es eh schon sind. Es wird ein Massenklagegeschäft werden, in dem Urheberschaften und Verwertungsrechte eingeklagt werden, dass die Gerichtssäle rauchen. Das Wissen rechnet ab mit denen, die nicht mit ihm umgehen können, die die Ressourcen Können, Talent, Fähigkeit und Idee immer nur als Konsumartikel verbrauchten, der von anderen gefälligst zu liefern ist, basta. Habt kein Mitleid mit dem Pack. Wer sich darüber freut, sich ein paar Euro für Texte zu ersparen und sie lieber klaut, ist ohnehin nicht gegenwartsfähig, geschweige denn zukunftsfest. Es sind Leute, die nicht nur das Erbe, das ihnen unverdient zufiel, verfrühstücken, sondern auch, bereits pappsatt, anderen noch die Brötchen vom Teller klauen. Intellektuelle Nichtskönner, ungeeignet für jede Arbeit, die Grips verlangt, die Eierdiebe der späten Konsumgesellschaft, die bald schon überrascht feststellen werden, dass es keine Hühner mehr gibt. Lieber Theodor W. Adorno: Es gibt ein richtiges Leben im Falschen, es ist nur kurz und kläglich.

Das wissen wir alle. Also Spurwechsel ins Echte. Nur wie?

Im Film Matrix der Geschwister Wachowski geht es bekanntlich darum, dass die Protagonisten in einer digitalen Parallelwelt leben, einer Simulation. Die Freiheit besteht darin, aus dieser Matrix auszubrechen, dem stahlharten Gehäuse des Mitlaufens und der immergleichen Geschäftigkeit, die zu nichts Neuem führt. Freiheit ist nicht gleich Glück, sondern die Chance darauf, festzustellen, dass man sich verbessern kann. Das Echte muss dazu wieder verstanden werden. Es ist nicht das Synonym für vermeintliche Authentizität, auch nicht für das große Wort Wahrheit, wohl aber für Wirklichkeit, Realismus, Realitätssinn.

Das Wünschen wird nicht reichen. Muss man schon echt machen.

WOLF LOTTER ist Essayist, Kolumnist und Buchautor. Sein aktuelles Buch Echt. Über den Wert der Einzigartigkeit in einer Welt der Kopie ist im Econ Verlag erschienen.

Dieser Beitrag ist im Magazin taz FUTURZWEI N°29 erschienen. Lesen Sie weiter: Die aktuelle Ausgabe von taz FUTURZWEI gibt es im taz Shop.