Kolumne press-schlag: Nationalspieler im grauen Liga-Alltag
Von dem angeblich so harten Konkurrenzkampf der Nationalspieler ist im Liga-Alltag kaum etwas zu spüren.
Das sollen sie wirklich sein? Diese Kloses, Podolskis und Co., die in der Woche noch gegen Russland und Wales sich in zumindest einem Fall wortwörtlich zum Sieg kombinierten? Die in der WM-Qualifikation überhaupt für eine Menge Tore gut sind?
In der Tat fällt es an diesem teilweise sonnigen Bundesliga-Nachmittag ein wenig schwer, Wiedererkennungsmerkmale zu finden zwischen den Kickern im DFB-Leibchen und ihren Abziehbildern in der bunteren Liga-Montur. Und auch wenn Klose und Podolski als Torschütze respektive Initiator beide am einzigen Treffer des Tages in Karlsruhe beteiligt sind, so mag man nicht recht glauben, dass diese beiden für zusammen über 70 Länderspieltore verantwortlich sind. Da hat Jogi Löws immer wieder neu deklarierter Konkurrenzkampf im müden Alltag irgendwie doch Ruhe.
Stuttgarts Alternative Mario Gomez erregt bei der 1:2-Niederlage in Berlin auch nur vor allem damit Aufmerksamkeit, dass er Ball gegen Schienbein eintauschen und dem Herthaner Cicero vor selbiges treten will, im letzten Moment aber zurückzieht. Die schwäbische Überlegenheit kann nicht in drei Punkte umgesetzt werden, was auch den gut aufgelegten Frings-Verdränger Thomas Hitzlsperger vor antworttechnische Probleme stellt: "Es ist schwer, eine Erklärung zu finden. Wir sind eigentlich so aufgetreten, wie wir uns das vorgestellt hatten." Alltag eben.
In Bremen indes bietet sich für Vielleicht-bald-nicht-mehr-Nationalspieler Torsten Frings die Möglichkeit, seine Ansprüche zu untermauern, wurden sie ihm von Bundestrainer Löw doch eher deutlich abgesprochen. "Ich stelle die Nationalmannschaft jetzt erst einmal hintan und konzentriere mich voll auf Werder", versuchte der 32-Jährige vor dem Spieltag vorerst Schluss zu machen mit der Diskussion um die eigene Zukunft mit Jogi.
Nach dem typischen Werder-Spiel am Samstag gegen Dortmund, mit vielen Toren vorne und hinten, heißt es auf der Bremer Homepage "In der Nationalelf zuletzt zweimal nicht berücksichtigt, bei Werder wichtig wie immer: Torsten Frings". Was zwar stimmt, da Frings während des Spiels viel beschäftigter Ballverteiler im Mittelfeld gewesen ist, aber doch ein gewisses Informationsmanko in der klubeigenen Redaktion verdeutlicht (gegen Russland durfte Frings ja kurz mitmachen).
Was die Leistungen der Nationaltorhüter angeht, hat Bremens Tim Wiese beim 3:3 gegen Dortmund weit mehr Möglichkeiten wahrgenommen, sich nicht auszuzeichnen, als Leverkusens Rene Adler, der gegen Frankfurt einen erwartet ruhigen Samstag verbringt. Und Hannovers Robert Enke, gegen Hoffenheim verletzungsbedingt nicht dabei, wird den Bundesliga-Alltag angesichts des 2:5 auch nicht wirklich vermisst haben.
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