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Kolumne press-schlagRobbens Liebestöter

Kolumne
von Markus Völker

Darf ein Fußballstar lange Unterhosen tragen? Und dann auch noch Graue? Arjen Robben tut es – doch alle Anderen haben Angst, als Weichei zu gelten.

S eit Wochen steht eine Kältewolke über Deutschland. Und wie es aussieht, bewegt sie sich keinen Zentimeter zurück nach Sibirien. Sie lässt die Republik erstarren. Was ich sagen will: Die Zeit der langen Unterhose ist gekommen.

Wer zum Beispiel bei minus 16 Grad in der Früh zum Sonntagsdienst geradelt ist, wie so mancher taz-Redakteur, der bereut bitter, keine Unterhose angezogen zu haben. Dabei hätte ich es doch besser wissen müssen, hat mein Großvater doch noch im Juli, wenn andere längst Bein zeigten, eine lange Unterhose getragen. Nur bei knallender Sonne wagte er es, kurzes Beinkleid anzulegen. Er wusste noch, was sibirische Kälte ist.

Auch Arjen Robben scheint sich mit dieser meteorologischen Attacke auf die Körperkerntemperatur auszukennen. Er trägt jetzt schon das zweite Spiel hintereinander eine graue, lange Unterhose, die noch aus den Beständen der Wehrmacht zu stammen scheint.

Das Tragen langer Unterhosen ist clever, denn die Kälte zwickt am Muskel. Man könnte sich schnell eine Zerrung holen. Aber was hat sich der Holländer, der in seinem Team oft den Unterschied ausmacht, nicht anhören müssen.

Ein gewisser Reinhold Beckmann versuchte, über Robbens "Liebestöter" zu witzeln. In Bayern-Foren war zu lesen, Robbens Hose sei "turboschwul". Vor allem das Grau erregte Widerspruch, war es doch so etwas wie ein Gegenentwurf zur Hightech-Superfaser-Funktionskleidung der Bayern.

Und wäre dieser Robben nicht so ein außergewöhnlicher Spieler, der zum Beispiel einen Freistoß von weit außen ins Bremer Tor zirkelt, dann hätte ihm der Fußballfanmob wohl die Hose über die Ohren gezogen.

In der Bundesliga, dieser eiskalten Männerliga, ist es ja üblich, bei minus 20 Grad kurzärmlig zum Dienst zu erscheinen und Kameraden, die Handschuhe überstreifen, als Weichei zu beschimpfen.

Der Torwart Frank Rost vom HSV soll einer Überlieferung zufolge einmal mit freiem Oberkörper zum Nordpol gelaufen sein, was sogar Arved Fuchs Respekt abgenötigt habe. Andere Spieler stehen stundenlang im Eiswasser, ohne mit der Wimper zu zucken. Es wäre ja auch hochnotpeinlich, sich dem Vorwurf der Turboschwulität auszusetzen.

Es fällt schwer, das sagen zu müssen, aber aus diesem Grund wird sich Arjen Robbens graue Unterhose nicht durchsetzen in der Liga. Der Trend geht ganz entschieden zur Gänsehaut.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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1 Kommentar

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  • S
    Stefan

    Fussballer mit Verstand.

     

    Ich verstehe die ganze Aufregung nicht, warum man sich über Arjen Robben lustig macht. Ich finde es eher clever bei derartigen Temperaturen nicht in kurzen Hosen über die Plätze zu laufen. Komisch ist nur, dass Fussballer sich anscheinend nicht witterungsbedingt kleiden dürfen. Ein Skifahrer oder Langläufer trägt ja auch Funktionsunterwäsche, da mscht sich keiner lustig drüber. Nur bei den harten Kerlen "Fussballer" werden die, die das Hirn einsetzten um die Muskulatur zu schützen - von allen verarscht. Ich kann nur sagen, dass ich es eher komisch finde, wenn man ein kurzärmeliges Trikot trägt und dann Handschuhe dazu.

     

    Auf jeden Fall sollten mehr den Vorbild von Herrn Robben folgen, vielleicht ließen sich dann einige Verletzungen vermeiden. Vielleicht kann ihm der FC Bayern ja etwas schönere Funktionswäsche zur Verfügung stellen, damit die Leute nicht immer an die langen Unterhosen errinnert werden, die sie vielleicht als Kinder tragen mussten.