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Kolumne ZeitschleifeDie Angst vor dem schwarzen Loch

Kolumne
von Josef Winkler

Es war ein eigenartiges Gefühl, nun mit dem Wissen, dass im Lauf des Nachmittags das Experiment am Cern steigen würde, den Elektrozaun der Schafweide zu reparieren.

D as hier ist - read it and weep! - die letzte Zeitschleife-Kolumne. Nein, zu früh gefreut: Meine netten Betreuer von taz zwei werden mich weiterhin diese Spalten hier füllen lassen, demnächst aber unter einer frischen Überschrift. Dem Entschluss waren zarte Hinweise und, ja, auch Einsicht vorausgegangen, die Kolumne habe sich inhaltlich über Gebühr von ihrem einst ins Auge gefassten Thema, nun, emanzipiert.

Ich sage das alles nur, um mich wichtig zu machen. Nein. Okay, doch. Aber ich sage das alles auch, um zu verdeutlichen, wie wirklich überdurchschnittlich schräg ich es gefunden hätte, wenn ausgerechnet heute, da ich mit der selbst gestellten Aufgabe schwanger ging, zum Finale noch beziehungsweise endlich mal eine so richtig knallermäßige Zeitschleifen-Story aus der Luft zu greifen - wenn wir ausgerechnet heute allesamt in einem schwarzen Loch verschwunden wären.

Was passiert, wenn man in einem schwarzen Loch verschwindet, kennt man ja zur Genüge aus dem gleichnamigen Film mit Maximilian Schell von 1979, und es will mir nicht in den Kopf, warum eine Horde von verrückten Professoren da oben in ihrem Elfenbeinturm in der Schweiz gar so wild drauf ist, die gesamte Schöpfung oder wenigstens den Eurovision-Raum in ein Zeitwurmloch zu schleudern - voller Roboter mit rotierenden Messerhänden und so einem Scheiß! Und dafür noch Milliarden verpulvern!

Bild: privat

Josef Winkler lebt und arbeitet, was sein Nervenkostüm und Zeitbudget nicht unerheblich in Anspruch nimmt, in München und Palling. Hobbies: Zeichnen, Tiere, Musik, Nichtschwimmen.

Nein, nur Spaß, ich weiß schon: Das sind honorige, seriöse Männer da oben in ihrem Elfenbeinturm in der Schweiz, und es bestand wohl zu keinem Zeitpunkt Gefahr für die Galaxie. Die wissen, was sie tun, die wollen einfach nur Protonen kollidieren lassen wie jeder normale andere verrückte Professor auch, die machen doch nicht mir nichts, dir nichts ein schwarzes Loch auf!, hieß es sinngemäß in den 12-Uhr-Nachrichten. Und doch war es ein eigenartiges Gefühl, nun mit dem Wissen, dass im Lauf des Nachmittags das Experiment am Cern steigen würde, mit meinem Cousin hinauszugehen hinters Haus, um den Elektrozaun der Schafweide zu reparieren.

Ich sah die Schafe. Ich sah meinen Cousin. Ich sah die Wiese, die Scheune und den Wald. Was, wenn die sich nun doch vertan hatten? Und wie würde man es mitkriegen da hinterm Haus? Würde einfach *klick* die Existenz von ALLEM ausgeknipst? Wenn ja, dann bei meinem Glück erst, wenn wir mit der Plackerei fertig waren. Oder würden wir in eine andere Dimension geschaltet und gar nichts mehr merken, außer dass die Wiese plötzlich rosa ist? Oder würde tatsächlich die Zeit stehen bleiben, zumindest für äußere Beobachter, wie man immer liest, und ich steh da mit meiner schlabbrigen Arbeitshose und dem doofen Hut auf?

Aber, und das beruhigte mich doch, wenn da was nicht hasenrein lief, würde es einen Untersuchungsausschuss geben. Irgendwann, und wenn die Zeit noch so stehen bleibt oder aber vergeht, irgendwann gibt es dann einen Untersuchungsausschuss. Es gibt ja jetzt sogar einen wegen der mutmaßlichen Manipulation von Gorleben-Gutachten durch die Kohl-Regierung Anfang der 80er. Und Stephen Hawking, les ich gerade, sagt, dass schwarze Löcher bei ihrem Zerfall gesammelte Information wieder abgäben.

Man möchte sich nur nicht vorstellen, was das dann für ein Getue wäre, bis da die Anträge auf Akteneinsicht durch sind. Um 18.17 Uhr MESZ war der Stromkreis geschlossen, und wir konnten die ersten Elektronen auf die Reise schicken. Unter meinem Cousin und mir brach Jubel aus. Die Auswertung der ersten Daten kann aber noch Wochen dauern. Jetzt müssen erst mal die Schafe lammen. Frohe Ostern.

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3 Kommentare

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  • AH
    Alice hinter den Spiegeln

    Stephen sagt eigentlich, daß es kein Leben nach dem Tod gibt, seltsam das schwarze Löcher Informationen abgeben wenn sie zerfallen, vielleicht weil sie nicht aufhören.

    Glaube mir.

  • C
    claudia

    >>er hat in seinen Werken den Fall der Sintflut sehr interessant beschrieben, nämlich, dass diese nicht direkt durch höhere Gewalten entstanden sei, sondern durch das Experimentieren mit damals unbekannten Sprengmitteln an zerbrechlichen Schichten der Erdkruste mit hohem unterirdischen Wasservorkommen.>...aber mir wäre nicht bekannt, dass es eine Atomkernspaltung, wie z.B. durch eine Atombombe ausgelöst, in der Natur gegeben hätte.>...dass ein Gerichtstag Gottes von vielen Religionen vorhergesagt und erwartet wird,...

  • G
    Gast

    nachdem bislang (Gottseidank) nichts schlimmes passiert ist, experimentiert man weiter und fühlt sich siegessicher.

    Die Argumente der Befürworter kann ich beim besten Willen jedoch nicht begreifen.

    - Man sagt ständig, solche Ereignisse kämen in der Natur ständig vor - andererseits will man die Bedingungen des Urknalls nachbilden. Heißt das nun im Klartext, dass die Wissenschaftler ernsthaft glauben, in der Natur des Weltalls gäbe es ständig und dauerhaft neue Urknalle?

    - Protonen sind die schweren Teilchen eines Atoms. Diese auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen erfordert immense Energien. Selbstverständlich haben Sterne, Novae, Neutronensterne und schwarze Löcher immense Energien, doch bei allem, was ich bislang über solche Dinge gehört und gelesen habe, schießen in der Natur Materiejets nur mit maximal halber Lichtgeschwindigkeit ins All, eben, weil sie Masse haben, die Neutrinos (vom Sonnenwind) (nicht zu Verwechseln mit Neutronen, welche etwa die gleiche Masse wie Protonen haben) und Photonen (Licht) und unsichtbare Strahlung (Infrarot, Röntgen- und Gammastrahlung) haben sozusagen keine Ruhemasse und "reisen" deshalb mit Lichtgeschwindigkeit. Auch deshalb sehe ich die Aussagen der wissenschaftlichen Befürworter mit diesem Argument (dauernd in der Natur vorkommend) als Schwindelei an.

    - frühere Wissenschaftler oder Helfer bezahlten manche Experimente mit dem eigenen Leben, damit wir heute von den Erkenntnissen unseren Fortschritt bedienen können. Heute steht aber die gesamte Menschheit auf dem Experimentierteller, um der Experimentierfreudigkeit von Einzelnen als Finanzier und Bauernopfer zu dienen.

    - falls tatsächlich in der Natur im Weltall dauernd schwarze Löcher entstehen, so haben diese einen geringen Schwarzschildradius und die Materie, die solche ansaugen könnten um sich zu vergößern, ist weit weg. Bei uns auf und in dem Planeten Erde wäre vielleicht durch die Magneten ein schwarzes Loch von Materie abgeschirmt, was aber, falls es nicht wie die Theorie vermutet, verdampft sondern stabil bleibt? Dann müssen wir alle weltweit den Machthabern des CERN auf ewig Energie und Tribut geben, dass das schwarze Loch auf einer stabilen Bahn gehalten werden wird? Wehe, es käme mit Materie in die Nähe oder gar in Berührung, dann verdampft die Materie und nicht das schwarze Loch.

    - ein Atomzerfall kommt in der Natur sehr wohl vor, aber mir wäre nicht bekannt, dass es eine Atomkernspaltung, wie z.B. durch eine Atombombe ausgelöst, in der Natur gegeben hätte. Selbst diese Kräfte beherrscht der Mensch nicht ausreichend und Katastrophen/Unfälle hier tragen zu weitreichende folgenschweren Schäden bei.

     

    Man kann zu den Werken/Schriften von Jakob Lorber (angeblicher Prophet) stehen wie man will - er hat in seinen Werken den Fall der Sintflut sehr interessant beschrieben, nämlich, dass diese nicht direkt durch höhere Gewalten entstanden sei, sondern durch das Experimentieren mit damals unbekannten Sprengmitteln an zerbrechlichen Schichten der Erdkruste mit hohem unterirdischen Wasservorkommen. Heute haben wir auch die Situation, dass ein Gerichtstag Gottes von vielen Religionen vorhergesagt und erwartet wird, aber die Menschen (es sind überwiegend stets die Frechen und Rücksichtslosen, die die Macht ausüben) diesen vielleicht durch ihr Unverständnis über die Natur und den Größenwahn ob der bisherigen Errungenschaften selber herbeiführen.