Kolumne Wortklauberei: Natürli au wichti: Bambi
Hans-Dietrich Genscher und viele weitere Top-Promis sind im Glück: Leistung lohnt sich wieder! Dafür gibt es Bambis, Super-Bambies und den Integrationsbambi.
N ur noch kurz der Recap, falls Sie nicht behämmert sind und daher den "Bambi" letztens verpasst haben. Also. Da ist Anni Friesinger, die behauptet, sie sei Sarah Jessica Parker. Dann kommt Michael Mittermeier, von dem Anni Friesinger-Parker behauptet, er sei "Deutschlands lustigster Comedian", und er hat sich auch schon für ernste Themen eingesetzt.
Wenn der Hintern von Shakira allein auf Tour gehen würde und Vuvuzela blasen, er wär dabei, sagt der Mittermeier in Anmoderation des Auftritts von Shakira, und das ist ungefähr so doof und misogyn wie das Lebenswerk von Mario Barth, aber der Mittermeier ist ja Deutschlands lustigster Comedian und nicht so ein niwoloser Prolet!
Dann tanzt Shakira herum und singt einmal mehr, dass es nun "time for Africa" sei, aber keiner verliert in den kommenden zwei Stunden noch ein Wort über Afrika, außer Jane Goodall, wie schlimm es in Afrika für die Affen ist. Dafür moderiert Shakira Mesut Özil an.
"Sänk you, Shakira." Jogi Löw und "sein Trainerteam", das offensichtlich aus Andi Köpke besteht, kriegen einen Bambi, und Löw sagt, dass Shakira "natürli au wichti" war für die Mannschaft bei der WM, weil sie im Flugzeug eine Ansprache gehalten hat, über die die Spieler "natürli au wegen ihrer Persönlichkeit au hellauf begeischtert" waren.
Silvie van der Leyen sagt, dass Hanni und Nanni "die berühmtesten Schwestern der Literaturgeschichte" sind, was gewagt klingt. Udo Lindenberg darf unbegrenzt quatschen, weil alle hoffen, dass er wieder eine lustige, die ganze Schlimmheit gnädig relativierende Rede hält wie damals beim Echo. Dann kommen Gossip. Die Ditto, immer eine Alkbottel in der Hand, watet nach und nach durch das ganze deutsche U-Fernsehen. Den Bambi verleiht … Karl Lagerfeld. Hier plies, ze only Görmän we could tribe up who is remotely cool enaf for Gossip. Ist Karl Lagerfeld nicht Udo Lindenberg in einer anderen Verkleidung?
Dann komm auf einmal noch mal Sarah Jessica Friesinger, mit neuem Kleid. Orlando Bloom spricht über Unicef und lobt dann das bayerische Bier. Fair genug. Dann kommt Fritz Wepper und kriegt den Publikumsbambi für diese Nonnenserie und produziert sich über Gebühr, zumal nach der langen Unicef-Rede. Dann kommt "das Beste, was MTV zu bieten hat", eine Frau, die zu 80 Prozent aus Beinen besteht.
Dann NOCH mal Anni Jessica Parker und kriegt endlich ihren Bambi; es ist der Überraschungsbambi, weil sie selber nicht wussten, wofür sie die jetzt auszeichnen sollen. Dann kommt eine Deutschtürkin mit pompösem Dekolleté und verleiht den Integrationsbambi an Thilo Sarrazin.
Nein, nur Spaß; an Mesut Özil, der wiederum so wirkt, als wäre er gern woanders, was ihn ehrt. Aber es ist tatsächlich der Integrationsbambi! Sollte eigentlich auch Spaß sein.
Jetzt kommt der Westerwelle. DER Westerwelle. Westerwelle sagt, Hans-Dietrich Genscher seien seine Erfolge nicht zugeflogen, er habe sie sich hart erarbeiten müssen. Und jetzt lohnt sich die Leistung endlich: Er kriegt den Super-Bambi, aus den Händen von Guido Westerwelle!
Und zum großen Finale: Sarah Jessica Parker!
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach der Bundestagswahl
Jetzt kommt es auf den Kanzler an
Sieger des rassistischen Wahlkampfes
Rechte Parolen wirken – für die AfD
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Alles zur Bundestagswahl
Oma gegen rechts hat Opa gegen links noch nicht gratuliert
Wahlniederlage von Olaf Scholz
Kein sozialdemokratisches Wunder