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Kolumne PressschlagJäger und Gejagte

Peter Unfried
Kolumne
von Peter Unfried

Der FC Bayern lässt sich auf das Spiel von Dortmund-Coach Jürgen Klopp ein. Das könnte den Titel kosten.

S eit vielen Monden geht regelmäßig irgendjemand zu Jürgen Klopp und fragt ihn, wie er es denn nun mit der Meisterschaft halte. Dann antwortet Klopp, dass er sich damit nicht beschäftige. Nach drei Rückrundenspieltagen ist der BVB jetzt wieder Tabellenführer und hat durch drei Siege (5:1 in Hamburg, 3.1 gegen Hoffenheim, 2:0 in Nürnberg) fünf Punkte und acht Tore auf den FC Bayern gutgemacht. Damit ist das Thema Meisterschaft aber nun wirklich akut? Fragte man Klopp in Nürnberg. "Um den Druck nicht zu groß werden zu lassen, denken wir nicht drüber nach", antwortete Klopp.

Manche denken, das so gnadenlos durchzuziehen sei albern. Aber man muss sich einfach den Dortmunder Stil ansehen, um das Prinzip zu verstehen. Klopps seit 2008 entwickelter BVB-Stil basiert auf Kontrolle durch gegnerischen Ballbesitz. Also Jagen. Die Bayern dagegen spielen seit Beckenbauers Zeiten Ballbesitzfußball. Auch Jupp Heynckes Bayern-Version basiert auf verantwortungsvollem eigenem Ballbesitz. Also Ball verteidigen. Analog zum Ball verteidigen die Bayern seit vielen Jahren die Meisterschaft - auch wenn sie sie gar nicht haben.

Das nennt man in München selbstzufrieden "Mia san mia" und in Dortmund etwas spöttisch, wie Vorstandschef Watzke, die "gefühlte Meisterschaft". Nun muss man zugeben, dass die Bayern seit 1996 nach einem Jahr ohne Titel stets wieder Meister wurden - weil der Zwischenmeister von glücklichen Umständen profitierte, die er nicht in Nachhaltigkeit transformieren konnte. Doch nun mehren sich die Anzeichen, dass Borussia Dortmunds Titel mehr bedeutet als jener des VfL Wolfsburg (2009) oder des VfB Stuttgart (2007).

Marco Limberg
PETER UNFRIED

ist Chefreporter der taz.

Da ist die Verpflichtung von Marco Reus, die Vertragsverlängerung von Klopp bis 2016, die drei Siege gegen Bayern in Serie. Die Zeichen stehen alle an der Wand. Und in München sieht man sie ja auch. Aber nicht so sehr, um die lieb gewonnene Tradition der Innovationsresistenz aufzugeben und den Glauben, dass sich Starpower letztlich doch durchsetzen werde.

Gerade noch hat Präsident Uli Hoeneß geschwärmt, Heynckes Bayern hätten "Fußball zur Kunst erhoben". Doch das 1:1 beim HSV war schon das sechste Spiel, in dem man einen Rückstand nicht mehr in einen Sieg drehen konnte. Zwei Woche zuvor war man beim 1:3 gegen Lucien Favres modernes Konter-Gladbach sogar chancenlos. Heißt: Diese Art, Fußball durchzusetzen, wird außerhalb Barcelonas immer schwieriger. Das alles heißt nicht, dass die Bayern nicht doch Meister werden könnten. Es heißt aber, dass sie sich keinen Vorteil mehr verschaffen, indem sie einen Titel verteidigen, den sie nicht besitzen. Im Gegenteil, es ist ein schwerer Fehler.

Klopps Spiel ist das Jagen. Irgendwann stößt er zu - und dann ist es für den Gejagten zu spät. Man muss Klopp zum Gejagten machen, um nicht sein Spiel zu spielen. Doch dafür sind sich die Bayern zu fein.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried

2 Kommentare

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  • UM
    Ulli Müller

    Noch zehren die Bayern von der internationalen Klasse, die ihnen v.Gaal einhauchte.

    Wer weiß wie lange noch?!

  • KS
    Karl-Wilhelm Schmidt Newskarlwilismus

    Wird Bayern München alles verlieren?

    Die Ungerechtigkeit kann nicht gewinnen. Der FC Bayern hat Jürgen Klinsmann viele gute Ideen zu verdanken. Bayern München wird vielleicht nie wieder deutscher Meister?

    Herr Klinsmann hatte den, Weltmeistertitel 1990 in Italien und Europameistertitel 1996 in England,

    Fußballer des Jahres“ in England 1995.

    Wurde Dritter bei der Fußball-WM 2006 als Trainer mit der deutschen Nationalmannschaft. Trainer des Jahres 2006 in Deutschland.

    Als Spieler: 108 Länderspiele, 47 Tore;

    Bundesliga: 221 Spiele, 110 Tore;

    Insgesamt 506 Spiele als Profi und 226 Tore. Bayer spielt 1:1 gegen Hamburger SV. Hoffentlich merken die Verantwortlichen endlich, dass es nicht an Klinsmann lag, sondern an den Stars bei Bayern. Bei Bayern München hatten sie Jürgen Klinsmann als Trainer entlassen, es ist eine Schande wie sie Klinsmann, einen Fußball Weltmeister behandelt haben. Herr Klinsmann hatte keine richtige Chance bei Bayern bekommen, um alles um zusetzten. Bayern München steckt in einem Tief. Herr Beckenbauer, sie hatten Herrn Jürgen Klinsmann Diskriminiert, sie sagten: Jürgen Klinsmann war bei Bayern München ein Experiment.

     

    Mit freundlichen Grüßen

    Karl-Wilhelm Schmidt