Kolumne Pressschlag: Herbstmeisters Leiden
Vor dem Spiel gegen den BVB ist Bayern-Boss Rummenigge vor die Spieler getreten. Fürchtet er eine Niederlage? Die taz führte Protokoll.
So wird das nichts. Wer sich ernsthaft über ein 2:0 beim SC Freiburg freut, hat beim FC Bayern München nichts verloren. Es ist an der Zeit, endlich den Ernst der Lage zu erkennen. Es ist genau das eingetreten, wovor ich schon seit Wochen warne. Der November, jener Monat, in dem die Dunkelheit die Macht über so manche Seele gewinnt, hat uns in eine Depression geführt.
Natürlich habe auch ich registriert, dass der FC Bayern Herbstmeister ist. Aber wir alle wissen nur allzu gut, dass dieser Ehrentitel nichts wert ist. Es ist das gute Recht unserer Millionen Fans, die uns allüberall in der Welt die Daumen drücken, sich darüber zu freuen, dass wir die Halbzeitmeisterschaft so früh wie noch keine Mannschaft vor uns gewonnen haben. Wir aber müssen den Realitäten ins Auge blicken.
Und ist es nicht gelungen, jede Mannschaft so zu dominieren, wie es sich für einen FC Bayern München geziemt. 14 Spieltage sind absolviert, gerade einmal 40 Tore haben wir geschossen. Da ist noch Luft nach oben. Was mir aber viel mehr Sorgen bereitet sind die fünf Gegentore, die wird hinnehmen mussten. Einmal waren es sogar zwei Gegentore in einem Spiel. Das darf einem FC Bayern nicht passieren.
Ich kann mich noch gut an den vergangenen Winter erinnern. Damals haben wir unsere Heimat verlassen, um uns im fernen Arabien bei frühlingshaften Temperaturen auf die Rückrunde vorzubereiten. Als Tabellenführer sind wir zu unseren arabischen Freunden nach Katar gereist und unsere größte Sorge war seinerzeit, ob wir unseren brasilianischen Mitarbeiter Breno, der sein Haus angezündet hatte und deshalb mit der Justiz in Konflikt geraten war, nach Doha mitnehmen dürfen.
Damit haben wir uns mehr beschäftigt als mit den zehn Gegentoren, die wir bis dahin in der Hinrunde kassiert haben. Ein Fehler den wir später teuer mit einer Spielzeit ganz ohne Titel bezahlen sollten.
Die Worte des Christian Nehrlinger
Ich kann mich auch noch gut an die Worte unseres damaligen Sportmanagers Christian Nerlinger erinnern, der gesagt hat, dass eine Meisterschaft einmal am FC Bayern vorbeigehen kann, aber nicht zweimal. Schon damals haben mir diese Wort nicht gefallen.
Warum hat er die Krise, in der der FC Bayern damals schon steckte, nicht erkannt. Später haben wir uns in der Klubführung oft und lange über den Mann unterhalten, der es schon als Spieler beim FC Bayern nie mit den ganz Großen dieses Klubs hat aufnehmen können. Heute müssen wir durchaus auch selbstkritisch feststellen, dass wir uns wahrscheinlich viel zu spät von Christian Nerlinger getrennt haben.
Mit Matthias Sammer ist es uns gelungen, einen Mann zu verpflichten, der dem FC Bayern die Arroganz zurückgeben soll, für die er in der ganzen Welt und vielleicht sogar noch darüber hinaus seit Anbeginn der Zeit geliebt wird. Sein Motto soll allen, denen die Ehre zuteil wird, das Trikot mit dem berühmtesten Wappen im deutschen Fußball zu tragen, bei allem, was sie für den Klub tun, ein andauernder Ansporn sein:
Gerne zitiere ich es an dieser Stelle noch einmal: Erst wenn der eigene Kasten immer sauber ist, erst wenn jeder Angriff mit einem Treffer abgeschlossen ist, erst wenn der Angstschweiß der Gegner bis in die letzte Reihe der Stadien zu riechen ist, erst dann ist der FC Bayern der FC Bayern.
Und noch eins: Bitte, bitte, gewinnt endlich einmal wieder gegen Borussia Dortmund!
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