Kolumne Press-schlag: Reiche Bayern immer noch arm
Karl-Heinz-Rummenigge liegt gewaltig daneben, wenn er meint, die Politik tue nichts für den Fußball.
E ine Milliarde Euro. So viel also ist der FC Bayern wert. Ein Autobauer aus Ingolstadt will sich zehn Prozent der Anteile an dem Klub kaufen. Das ist ihm angeblich 100 Millionen Euro wert. Ein Wahnsinnsgeschäft. Das sieht auch Uli Hoeneß so, der Manager des Fußballunternehmens ist.
"Der reichste Klub der Welt" könne der FC Bayern bald sein, jubilierte er, als er über den großen Deal gesprochen und ihn nicht dementiert hat. Wird jetzt endlich alles gut? Müssen die Bayern endlich nicht mehr neidisch auf Spanien, Italien und England sein? Können sie endlich mithalten in der Champions League? Müssen sie sich nie mehr blamieren?
Karl-Heinz Rummenigge sieht die Zukunft kritischer als Uli Hoeneß. Er gibt weiter den Neidhammel. Für ihn sind die Bayern weiter ohne jede Chance. Für ihn haben die Bayern als Geschäftsleute ihre Hausaufgaben gemacht. Jetzt ruft er nach der deutschen Politik.
Andreas Rüttenauer ist Redakteur im taz-Ressort Leibesübungen.
"Im Prinzip trägt die Politik nichts dazu bei, dass die Bundesliga wettbewerbsfähiger wird", sagte er in einer Talksendung, im Deutschen Sportfernsehen, die nach dem Autobauer benannt ist, der für den FC Bayern so tief in die Tasche greifen will. Die Politik ist also schuld, wenn die Bayern wieder nicht in der Champions League mithalten können.
Dass man in Deutschland keine Sponsorengelder von privaten Wettanbietern kassieren kann, stinkt Rummenigge. Dann hätte er gern eine reduzierte Einkommensteuer für die Superfußballer, die der FC Bayern der deutschen Fangemeinde spendiert, ein Gesetz wie das Lex Beckham, das in Spanien Superverdienern wie Ronaldo ermöglicht, ein Gehalt von 10 Millionen Euro zum Eingangssteuersatz von 26 Prozent zu versteuern. Sonst noch Wünsche?
Glaubt der Mann wirklich, dass "die Politik" nichts für den Fußball tut? Das Grundstück, auf dem die Allianz-Arena steht, wurde den Bayern zum Dumpingpreis überlassen, die Anbindung an das Verkehrsnetz hat den Klub nichts gekostet. Die 14-tägien Polizeieinsätze zur Sicherung der Heimspiele sind für den reichsten Klub der Welt auch umsonst. Also, FC Bayern, Schluss mit Jammern! Spielen!
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