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Kolumne Press-SchlagBeschwörung betörender Zahlen

Kommentar von Katrin Weber-Klüver

Warum der FC Bayern München nur 2,25 Tore pro Partie erzielt und Energie Cottbus keine Schießbudenfigur abgibt.

Z ahlen lügen nicht, was nicht zuletzt daran liegt, dass sie gefühllose Existenzen sind. Sie empfinden keine Freude, sie leiden keine Qualen. Sie stehen einfach in der Gegend rum. Und das können sie sich auch leisten, ohne dass sie deshalb gleich ein langweiliges Dasein fristen müssten, denn derweil sie so herumstehen, etwa in Tabellen, werden sie vereinnahmt von Menschen, die in unendlichen Potenzen leichter in Aufregung zu versetzen sind als sie. Werden zusammengezählt und zu Quotienten verarbeitet, in Vergleichstabellen gesteckt, in Mittelwerte gezwungen und am Ende interpretiert.

Unter den Zahlenbeschwörern waren nach zehn Spieltagen dieser Bundesligasaison nur diejenigen mit Hang zu Bayern München nicht oft bis immer durch die Beobachtung bedrückt, entschieden zu wenige Tore ihrer Mannschaft zu sehen. Inzwischen passt auch Bayern sich an und hat mit zwei Nullnummern seinen Schnitt von 2,7 Treffern pro Spiel auf 2,25 gedrückt.

Insgesamt lässt sich nach zwölf Spieltagen in 106 Partien (die zwei Spiele des gestrigen Sonntags nicht eingerechnet) mit 285 Treffern ein Schnitt von 2,69 pro Spiel ermitteln. Dass es nicht noch weniger Tore sind, dazu trägt neben dem Ausreißer Bayern mit seinen Tormaschinen Klose und Toni auch der Ausreißer Arminia Bielefeld bei, der im Schnitt 2,25, in der Spitze aber auch schon 8 Treffer hinnahm. Letzteres bei Werder, das allein durch dieses Spiel seinen für Bremer Verhältnisse zuvor mickrigen Torschnitt (1,43) anheben und inzwischen bei 2,17 stabilisieren konnte.

Den dürftigen Schnitt pro Spiel, der nur noch 0,11 Tore über der torärmsten Saison aller Zeiten (1989/1990) liegt, dürfte, wenn denn Logik im Spiel wäre, das Spiel Bayern gegen Bielefeld Anfang Dezember wenigstens ein wenig nach oben treiben. So überragend logisch und zwingend geht es aber in der Bundesliga nicht zu. Sonst hätte Bayern gegen Frankfurt wenigstens einen seiner 38 Torschüsse verwertet. Es ist auch nicht zwingend überzeugend, dass auf dem letzten Tabellenplatz gar nicht Bielefeld steht oder eine andere veritable Schießbude, sondern ein Team, das ein einziges Mal mehr als zwei Gegentore kassiert hat. Lediglich Bayern, wer sonst, hat Energie Cottbus deutlich geschlagen. Und das auch erst in der zweiten Hälfte, in der alle fünf Treffer fielen.

Was lernen wir daraus? Zahlen machen nicht glücklich, aber sie können nichts dafür. Es bräuchte mehr Ausgleich, mehr Bielefelder Nonchalance in der Defensive und ein wenig vom Münchner Spiel und Spaß mit Ribery-Faktor für alle Teams. Schon sähen die Zahlen anders aus, weil die Spiele anders aussähen. Die Zahlen würde das zwar kaltlassen. Aber das würde ausnahmsweise mal niemanden interessieren.

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