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Kolumne Press-SchlagVerschlungene Wege ins Nichts

Kolumne
von Markus Völker

Wir müssen leider draußen bleiben: Mit der verpassten Olympia-Qualifikation der Handballmänner verschärft sich die deutsche Ballsport-Krise.

A uch für London gilt: Das Runde muss ins Eckige. Zur Verfügung stünden wie gehabt Handball-, Fußball- oder Wasserballtore. Aber weil die deutschen Ballsportteams auf breiter Front an der Qualifikation für die Olympischen Spiele scheitern, werden es vorzugsweise Sportler aus anderen Nationen sein, die im Zeichen der fünf Ringe das Runde ins Eckige befördern.

"Gegenwärtig steckt der deutsche olympische Ballsport (DOBS) des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) in der schwersten Krise seit der Entdeckung der Schweinsblase", schreibt die Süddeutsche Zeitung.

So unrecht haben die Kollegen nicht, denn sie alle dürfen nicht nach London fahren: die Frauenfußballerinnen (schmähliches Aus im WM-Viertelfinale gegen Japan), die U-21-Männerfußballer (desaströse 1:4-Niederlage in der Olympiaquali gegen Island), die Basketballmänner (vorzeitiges Aus in der EM-Zwischenrunde gegen Litauen), die Basketballfrauen (sang- und klangloses Aus bei der EM), das Team der Handballerinnen (Blamage bei der WM in Brasilien mit Platz 17 und einer Vorrundenniederlage gegen Angola) und seit vorgestern auch die Handballmänner (Aus in der Zwischenrunde nach Niederlagen gegen Dänemark und Polen).

Bild: taz
Markus Völker

ist Redakteur im Sportressort der taz.

Ihre Tickets sicher haben nur die beiden Hockeyteams. Die Männer sind Europameister geworden, die Frauen wurden Zweite – Ausnahmen von der Regel. Dann wären da noch die Wasserballer und Volleyballer. Diese vier Teams müssen verschlungene Pfade beschreiten, um dann möglicherweise mit viel Glück, einer gehörigen Portion Massel und dem Daumendrücken der Anhänger an die Themse reisen zu dürfen.

Betrachten wir die Situation genauer: Das Team der Volleyballer darf zunächst zu einem Quali-Turnier nach Bulgarien reisen. Acht Teams streiten sich dort um ein einziges Ticket für die Spiele. Wird es dort nichts mit der Zugangsberechtigung zum großen Sportfest, bekommen sie im Juli in Berlin noch eine zweite Chance; vier Teams treten an, eins darf nach London.

Die Volleyballerinnen wiederum versuchen ihr Glück bald schon in der Türkei – und in Japan. Die Wasserballer wollen demnächst in Edmonton die Olympia-Auslese überstehen. Die Frauenauswahl bekommt wohl im April in Triest noch eine klitzekleine Chance, aber nur, wenn zwei Teams aus Afrika, Asien oder Ozeanien absagen und das deutsche Team als der Ersatz des Ersatzteams nachrücken darf.

Im Qualifikationslabyrinth

Ja, das Labyrinth der Qualifikation ist verschlungen, die Wege führen oftmals ins Nichts – und in den Chefetagen des DOSB fragt man sich, was nur los ist mit dem DOBS. Warum will das Runde, geführt von einer deutschen Hand, nicht mehr ins Eckige? Gibt es strukturelle Defizite? Hat man eine Entwicklung verschlafen?

Jein, sagen die Offiziellen. Nicht jeder x-beliebige Kandidat dürfe die olympischen Weihen empfangen, und in Europa sei die Leistungsdichte besonders hoch. Da könne es schon mal zu einer konjunkturellen Delle kommen. Trotzdem ist die Sorge groß, dass Deutschland im Medaillenranking weiter an Boden verliert. "Wenn wir die finanzielle Basis nicht verbessern, besteht die Gefahr, dass wir mittelfristig nicht mehr in der internationalen Spitze mithalten können", fürchtet DOSB-Chef Thomas Bach.

Er wird das voraussichtlich kleinste deutsche Olympiateam seit der Wiedervereinigung nach London begleiten. Aber das hat auch Vorteile: Man spart. Die Kosten-Nutzen-Rechnung für Ballsportler war ja nie besonders gut. Da schickte man zum Beispiel Dutzende von Teamplayern zu den Spielen nach Peking – und durfte nur zwei mickrige Plaketten im Medaillenspiegel verbuchen.

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Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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