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Kolumne MachtVon Negerlein und Mägdelein

Bettina Gaus
Kolumne
von Bettina Gaus

Offenbar finden einige Eltern es unzumutbar, Kindern zu erklären, dass manche Begriffe im Lauf der Zeit ihre Bedeutung ändern.

Preußlers Klassiker „Das kleine Gespenst“. Bild: dpa

W ie traurig. Nicht nur dass der Kinderbuchautor Otfried Preußler gestorben ist, sondern dass sein Leben am Ende überschattet war: von der Entscheidung des Verlags, aus seinen Büchern einzelne Wörter wie „Negerlein“ zu streichen, die von manchen Lesern als diskriminierend empfunden werden.

Dem Vernehmen nach hat sich Preußler dagegen lange gewehrt und am Ende nur widerwillig zugestimmt. In der neuen Ausgabe der „kleinen Hexe“ wird es jedoch keine Kinder mehr geben, die sich als dunkelhäutige Menschen verkleidet haben. Was für ein großartiger Sieg im Kampf gegen Rassismus. Oder?

Bei der ganzen Diskussion ging es weder um die Haltung des Autors noch um den Kontext des Werkes. Sondern nur um Wörter. Offenbar finden einige Eltern es unzumutbar, Kindern zu erklären, dass manche Begriffe im Lauf der Zeit ihre Bedeutung ändern. Ja, dass sich sogar die Zeiten gelegentlich ändern. Und der Verlag möchte lieber unangreifbar sein, als mit einem Vorwort derartige Erklärungen zu erleichtern.

Katharina Behling
Bettina Gaus

Die Autorin ist politische Korrespondentin der taz. Ihre Kolumne „Macht“ erscheint alle 14 Tage in der sonntaz. Das Wochenendmagazin ist am Kiosk, e-Kiosk und im Wochenendabo erhältlich.

Weil Kinder so etwas nicht mögen? Das hätte man Erich Kästner sagen sollen. Der hat die Erläuterungen zu seinen Kinderbüchern sogar selber geschrieben.

Erst die Erben gaben nach

Astrid Lindgren ist es zu Lebzeiten gelungen, Säuberungen ihrer Bücher zu verhindern. Erst ihre Erben gaben nach. Inzwischen ist der Vater von Pippi Langstrumpf kein „Negerkönig“ mehr, sondern herrscht über eine Insel in der Südsee. Als ob das die Sache besser machte.

Pippis Erlebnisse im Taka-Tuka-Land spiegeln nämlich tatsächlich – im Unterschied zu Preußlers „Negerlein“ – eine problematische Haltung wider: dass „Weiße“, wenn sie irgendwohin fahren, dort stets regieren. Das lässt sich nicht mit dem Austausch einzelner Wörter korrigieren.

Aber soll man deshalb ein viel geliebtes Kinderbuch auf den Index setzen? Nein. Soll man nicht. Man soll ein bisschen mehr Vertrauen in Eltern setzen, in eine Umgebung – und vor allem in Kinder. Von denen die meisten den Zusammenhang zwischen Hautfarbe und Herrschaft gar nicht automatisch herstellen.

Mit feuchten Augen

Auch Astrid Lindgren war keine Rassistin. Sie war geprägt von ihrer Zeit. So, wie alle Leute das sind. So, wie Tania Blixen das war, als sie in ihren Erinnerungen an Kenia das Volk der Kikuyu mit Tieren verglich. Ein wunderbares Buch ist ihr gelungen, aber es ist nach heutigem Verständnis rassistisch. Der Text ist die Grundlage für den Film „Jenseits von Afrika“, bei dem viele Leute feuchte Augen bekommen. Das Buch ist bis heute unverändert.

Ein unzulässiger Vergleich? Tania Blixen hat für Erwachsene geschrieben, Otfried Preußler für Kinder. Na und? Auch Kinderbücher sind Literatur. Jede andere Einschätzung ist respektlos – Kindern gegenüber und gegenüber den Texten, die ihnen etwas bedeuten.

Wenn man damit anfängt, Bücher auf den jeweils korrekten Zeitgeist hin zu aktualisieren, dann gibt es kein Halten mehr. Josephine Siebe, geboren 1870, war eine der ersten Autorinnen, deren Kinderbücher nicht belehrend, sondern vor allem unterhaltend sein sollten. Bis heute gibt es Neuauflagen.

Finger weg!

Schaut niemand hin? Vor allem im Hinblick auf das Rollenverhalten von Frauen und Männern müsste da einiges korrigiert werden. Was dem Negerlein recht ist, sollte dem Mägdelein billig sein.

Oder nicht? Nein, lieber nicht. Lasst die Finger von Texten, solange sie verständlich sind. Und lasst uns um Otfried Preußler trauern.

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Bettina Gaus
Politische Korrespondentin
Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der taz. Von 1996 bis 1999 leitete sie das Parlamentsbüro der Zeitung, vorher war sie sechs Jahre lang deren Korrespondentin für Ost-und Zentralafrika mit Sitz in Nairobi. Bettina Gaus hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt 2011 „Der unterschätzte Kontinent – Reise zur Mittelschicht Afrikas“ (Eichborn).
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107 Kommentare

 / 
  • I
    Irmi

    wenn man sich mit der Geschichte befaßt hätte was man den Menschen mit schwarzer Haut schon alles angetan hat und noch antut, würde sich die Debatte erübrigen Menschen mit schwarzer Hautfarbe als Neger zu beschimpfen und somit zu beleidigen.

     

    Den Schreibern die für die Schreibweise sind ob Märchenbuch oder nicht haben die nicht nur Angst um ihren Profit ?

     

    Negerkuss und Mohrenkopf sind heute aus Gründen der political correctness verpöhnt.

     

    Warum stellen sich dann Schreiber so an, das endlich mal in ihre Köpfe zu kriegen was es ist, eine Beleidigung

  • H
    HrHolle

    Danke für die Darstellung Ihrer/meiner Sichtweise dieses Themas.

    Perfekt geschrieben!

  • DL
    dem lentz

    btrfs H-wort

    der wicca kult existiert

    auch in deutschland

    ob sie dran glauben oder nicht ist dabei völlig unerheblich

  • K
    Klartext
    wenn Sie sich genötigt sehen sich so ausführlich zu rechtfertigen.

     

    ich widerlege ihre argumente. das ziehen sie auf eine persönliche ebene, auf der ich mich angebl. rechtfertigen muss. muss ich nicht.

     

    An die Existenz von "N" und die damit verbundenen Klischees allerdings allerdings glaube jede Menge Menschen.

     

    der punkt ist nicht, ob jemand an hexen glaubt, denn der begriff "neger" ist auch keine glaubensfrage. die begründung für seine nichtverwendung stützt sich auf das beleidigungspotenzial, die historische bedeutung und den heute existierenden rassismus. die beiden ersten punkte sind bei "hexe" ebenfalls gegeben, statt rassismus handelt es sich bei "hexe" um sexismus.

     

    In dem Zusammenhang rate ich Ihnen einfach mal zu googeln was ein "Troll" ist. ;)

     

    das müssen sie bitte selbst tun. kleiner tipp: ein troll ist nicht jemand, der nicht ihrer meinung ist. ansonsten wären sie nämlich auch ein troll – nicht meiner meinung.

  • I
    ion

    @ lidwina

    und alle selbstberufenen Hobby-Anti-Diskriminierungs-‘Experten’,

     

    falls Ihnen irgendwann mal langweilig werden sollte, nachdem sie weltweit & restlos alle historischen Kinderbücher umfrisiert u./o. mit Warnhinweisen etikettiert hätten, wie wär 's mit mit einem Gutmenschen-Voluntariat bei solchen Vorhaben wie:

    «Schulbücher werden schariagerecht gesäubert»

    https://widerworte.wordpress.com/2012/02/11/schulbucher-werden-schariagerecht-gesaubert/

    Ich vermute, dass die Autorin mit ihrer Vorschau Recht behalten wird:

    „Die Errichtung der Schulschariabehörde ist nur noch eine Frage der Zeit.“

  • T
    Timson

    @ Klartext

     

    Mal davon abgesehen, dass meine Motivation bezüglich dieses Themas von rein persönlicher Natur scheinen meine Aussagen Sie ziemlich hart getroffen zuhaben, wenn Sie sich genötigt sehen sich so ausführlich zu rechtfertigen.

     

    Ihr Hexenbesispiel hinkt übrigens wieder, da heute in Deutschland niemand oder sagen wir fast niemand mehr an die Existenz von "Hexen" oder sagen wir "H" ;) glaubt. An die Existenz von "N" und die damit verbundenen Klischees allerdings allerdings glaube jede Menge Menschen. Nicht zuletzt eben auch durch scheinbar harmlose Kinderbücher.

     

    Hexenverfolgung ist eine dunkle Epoche der Vergangenheit, die die Menscheit glücklicher Weise hinter sich gelassen hat gleiches wünsche ich mir für den Rassismus heute.

     

    In dem Zusammenhang rate ich Ihnen einfach mal zu googeln was ein "Troll" ist. ;)

  • K
    Klartext

    nochwas:

     

    Aber da Sie für sich einnehmen entscheiden zu können was gut und schlecht, was Gewalt ist und wer sich wann beleidigt fühlen darf,

     

    ist ihnen schon mal aufgefallen, dass auch sie sich die entscheidung herausnehmen, was gut, schlecht und was gewalt ist, und wer sich beleidigt fühlen darf?

    es sind bei ihnen nur andere, die sich beleidigt fühlen dürfen. und es ist bei ihnen alles mögliche gewalt, wogegen sie sich ohne viel aufwand empören können.

     

    und ich darf mir jetzt anmaßen Ihnen diesbezüglich jegliche Empathie abzusprechen.

     

    "absprechen" können sie mir gar nichts.

    aber sie dürfen sich alles mögliche anmaßen und meine meinung über sie bestätigen. vielen dank dafür. ihnen gehts nämlich gar nicht darum, auf beleidigungen zu verzichten. das tun sie nur, wenn für sie ein moralischer mehrwert herausspringt – derzeit bei schwarzen und frauen.

  • K
    Klartext
    (Ich vermute Sie sind ein Mann)

     

    verzichten sie bitte auf spekulationen meine person betreffend.

     

    Ich fände es daher persönlich anmaßend entscheiden zu wollen welches Gewaltempfinden einem anderen Menschen zugestanden werden kann.

     

    gut, dann empfinde ich ihren beitrag als gewalt.

     

     

     

    spaß beseite: den vergleich zu inden finden sie unangemessen. das ist völlig verständlich, denn dieser vergleich führt ihnen vor augen, wie unsinnig manche auslegungen des gewaltbegriffes sind, wenn man sie ins verhältnis setzt zu ereignissen, die fraglos als gewalt gelten.

     

    Sie werden feststellen, dass z.B. in feministischen Debatten auch auf für Frauen beleidigende Begriffe verzichtet werden kann.

     

    ich verzichte generell auf frauen beleidigende begriffe. ich nenne auch niemaden "neger". das ist allerdings nicht der punkt, denn wir reden hier über meinen sprachgebrauch, sondern über wörter in büchern. nehmen wir z.b. gleich "die kleine hexe". hexe wird noch heute als schimpfwort gebraucht. historisch gesehen ist hexe hochgradig belastet. gerade feministinnen werden als hexen beschimpft. dennoch gibt es in dieser frage von all den guten menschen kein verständnis und keine empathie, wenn die forderung erhoben wird, hexe aus kinderbüchern zu streichen. aber was meinen sie, wie sich ein mädchen fühlt, wenn es in der schule plötzlich erfährt, dass frauen zu 10tausenden bei lebendigem leibe verbrannt worden sind, weil man sie für hexen hielt?

     

    Die Verwendung des N-Wortes vermeide ich persönlich, weil ich das N-Wort nicht unendlich replizieren möchte. Der Begriff "N-Wort" ist

     

    vielleicht ist es ihnen gar nicht aufgefallen, aber sie haben jetzt schon 3x "N-Wort" geschrieben. dabei wollten sie es doch nicht verwenden und replizieren.

  • G
    Gast

    @Klartext

    "was meinen sie wohl, wie einfach es für mich wäre, einfach auch "N-Wort" zu schreiben und, schwups, "gut" zu sein."

     

    Sie haben nichts begriffen. Aber Hauptsache, Sie selbst dürfen sich als Aufklärer wider den "scheinheiligen Ablasshandel" jetzt so richtig gut fühlen.

  • T
    Timson

    Lieber Klartext (Ich vermute Sie sind ein Mann),

     

    Gewalt tritt in unterschiedlichsten Formen auf und muss durchaus individuell betrachtet werden genau so wie sie auch von jeder Person individuell wahrgenommen wird. Dies kann subtil oder auch offensichtlich sein. Den Vergleich mit Indien finde ich daher auch ziemlich unangemessen.

     

    Ich fände es daher persönlich anmaßend entscheiden zu wollen welches Gewaltempfinden einem anderen Menschen zugestanden werden kann.

     

    Was die Diskussion betrifft wird diese natürlich erschwert, wenn man diese mit Unterstellungen, Schimpfwörtern und diskriminierenden Begriffen belastet. Sie werden feststellen, dass z.B. in feministischen Debatten auch auf für Frauen beleidigende Begriffe verzichtet werden kann.

     

    Die Verwendung des N-Wortes vermeide ich persönlich, weil ich das N-Wort nicht unendlich replizieren möchte. Der Begriff "N-Wort" ist daher auch kein Euphemismus der im Zuge irgendeiner PC-Mainstream-Kampangne etc. beliebig gegen den ursprünglichen Begriff ausgetauscht werden kann, wie Sie sicherlich schon gemerkt haben. Er markiert allerdings schon den ursprünglichen Begriff als das was er ist nämlich diskriminierend.

     

    Aber da Sie für sich einnehmen entscheiden zu können was gut und schlecht, was Gewalt ist und wer sich wann beleidigt fühlen darf, verpuffen solche Argumente natürlich vollständig und ich darf mir jetzt anmaßen Ihnen diesbezüglich jegliche Empathie abzusprechen.

  • K
    Klartext
    Dass Sie die Existenz sprachlicher Gewalt nicht anerkennen finde ich sehr erstaunlich.

     

    gewalt durch gesproches oder geschriebenes gibt es. das habe ich nicht bestritten.

    aber wenn alles gewalt ist, was irgendwie als unangenehm empfunden werden kann, dann ist "gewalt" beliebig ausdehnbar und als begriff irgendwann bedeutungslos.

    letztlich ist diese haltung auch zynisch gegenüber opfern von gewalt. erzählen SIE man den eltern der ermordeten inderin, dass "neger" in einem kinderbuch aus den 50er jahren mit dem gleichen begriff zu bezeichnen ist wie der mord an ihrer tochter.

     

    sie schreiben "N-Wort" und meinen, damit etwas ganz dolle antirassistisches getan zu haben. dabei ist das nur ein platzhalter und kein bisschen weniger rassistisch, sondern lediglich ein etikett, mit dem sie sich als "gut" ausweisen. was meinen sie wohl, wie einfach es für mich wäre, einfach auch "N-Wort" zu schreiben und, schwups, "gut" zu sein. ich müsste mir die mühe nicht machen, und diesen scheinheiligen ablasshandel kritisieren.

  • T
    Timson

    @ Klartext

     

    Wie Sie aktuell an Herrn Steinbrück, ist "Klartext" nicht immer das richtige Mittel der Wahl, vorallem wenn es fundamental am Thema vorbei geht.

     

    Dass Sie die Existenz sprachlicher Gewalt nicht anerkennen finde ich sehr erstaunlich. Auch gibt es in Ihrer Welt auch scheinbar keine positiven oder negativen Konnotationen, die mit bestimmten Wörtern verbunden sein können und die fundamentale Erkenntnis, das Sprache niemals neutral ist, ist Ihnen auch fremd. Wörter und Ihre Bedeutungen haben die dumme Eigenschaft sich in den Köpfen der Menschen zu verfestigen, wenn Sie zu oft wiederholt werden. D.h. für mich folgerichtig, dass es schon im Interesse sein muss bestimmte Begriffe aus der Alltagsprache zu verbannen, sodaß eben den Menschen beim Anblick bestimter Personen nicht zuerst das N- oder das Z- Wort meinetwegen in den Kopf springt, dass sie dann mit viel Selbstdisziplin unterdrücken müssen. Und ich kann auch aus eigener Erfahung sagen, dass Dieser Prozess im Kindesalter beginnt.

     

    Virtuelle Empörung, wie Sie es nennen, kann es nur für jemanden geben, für den ein Problem auch nur virtuell existiert. Es geht aber hier um reale Menschen, die ein Reales Anliegen haben und sich nicht auch Geltungssucht empören. Die Anerkennung dieses Anliegens wäre schonmal eine Gute Vorraussetzung um ihm angesichts der Konsequenzen dann auch entsprechen zu können.

     

    Es geht bei dem Thema daher auch nicht um einen Moralitätswettbewerb oder darum wer der bessere Mensch ist. Es geht schlicht und ergreifend darum, dass schwarze Menschen verdammt nochmal keine Lust haben weiterhin für Sie beleidigende Begriffe lesen und hören zu müssen. Erst Recht nicht in Kinderbüchern. Und die Leidige Diskussion darum zeigt, dass hier noch viel Arbeit zu leisten ist und dass die "weiße Mehrheitsgesellschaft" sehrwohl Macht ausübt, denn sonst wäre die Anerkennung dieses eigentlich profanen Anliegens kein Problem. Aber von Macht in dem Fall Definitionsmacht, wer wie zu benennen ist und was gesagt werden soll, trennen sich "weiße" meiner Erfahrung nach nur sehr ungern. Versuchen Sie es doch mal! ;)

     

     

    @ Lidwina: Danke ich hätte es besser nicht zusammenfassen können.

    @ Katzenfreund: Siehe Lidwinas Zusammenfassung

  • K
    Klartext

    @Lidwina

    Gewalt und Ausgrenzung durch Sprache

     

    hier fängt der irrtum schon an: gewalt ist etwas anderes als ausgrenzung und ausgrenzung findet i.d.r. anderes statt als durch sprache. ausgrenzung findet duch sprechen in einem kontext statt, nicht durch die bloße existenz eine wortes. und auch das ist nur ein marginaler aspekt. man kann ausgrenzung weder herbei- noch wegsprechen. daher kann man ausgrenzung nicht durch wortkosmetik beheben. und alle die jetzt meinen, wenn man schon nichts anderes tun kann, warum soll man dann nicht wenigstens …? sollten sich einfach selbst befragen, wann und wie sie ausgrenzung betreiben. dann kommen sie sicher drauf, was sie dagegen tun können.

     

    wortkosmetik und virtuelle empörung sind billig zu haben. dem liegt nämlich genau keine reflektion zu grunde. man kann es ganz bequem dabei belassen, sich an den kritikern der wortkosmetik abzuarbeiten. sie taugen vortreffelich als projektionflächen für die eigene gutheit. und schwups ist der beweis erbracht, dass man selbst im besitz der höheren moral ist.

  • T
    treibsand

    @ lidwina

     

    Wollen wir ein komplexes, wenn auch teilweise problematisches, aber eben authentisches kulturelles Erbe zur Spielwiese für (angehende) Erziehungswissenschaftler machen?

     

    Schon Kinderbuchklassiker verhalten sich in bestimmten Fragen zueinander in einem Spannungsverhältnis (Jim Knopf Pippi). Es gibt also bereits "positive" Beispiele in Ihrem Sinne. Dennoch sind alle diese Werke von der Liebe zum (Mit)menschen inspiriert, unabhängig von seiner Hautfarbe.

  • T
    treibsand

    Zitat lidwina:

    "Es geht um [...] Die Chance zur Reflexion über Gewalt und Ausgrenzung durch Sprache, zur kritischen, aber sachlichen Auseinandersetzung mit rassistischen Weltbildern und Vorstellungen in Vergangenheit und Gegenwart, in literarischer und außerliterarischer Wirklichkeit, zum Zulassen der kognitiven Dissonanz, dass an den Vorbildern der Kindheit, an unseren eigenen heilen Kindheitsbücherwelten, die unser Weltverständnis geprägt haben, irgendetwas nicht stimmt – die Chance wurde nicht ausreichend genutzt."

     

    Diese Chance gibt es jeden Tag für jeden. Die Reflexion bleibt ein Prozess und kann Kindern nicht ein für alle Mal abgenommen werden.

     

    Würde es Ihnen tatsächlich um diese Auseinandersetzung gehen, gäbe es kaum ernstzunehmenden Widerspruch. Letztlich aber bleibt Ihre Zusammenfassung inkonsistent, denn ihre Maßnahmen liefen gerade auf jene Eindimensionalität hinaus, die Sie etwas pseudoironisch im zweiten Teil aufzählten und die Sie als Wirkungen nicht dadurch ausschließen, in dem Sie etwas übertreiben.

     

    Ihre guten Absichten wird kaum jemand in Frage stellen. Andererseits gehen Sie allerdings fortgesetzt davon aus, dass Menschen, die Ihrem Wunsch, Kulturgüter und Sprache dem jeweiligen sprachlichen Status Quo anzupassen, nicht folgen wollen, die Problematik nicht verstehen.

     

    Ihre Bereitschaft zur konstruktiven Auseinandersetzung wird eben gerade dadurch fraglich, dass Sie die Befürchtungen der "Rassisten" ins Lächerliche ziehen. Wollen Sie einfach einen gefesttigten Standpunkt vermitteln?

     

    Unser Weltverständnis wird nicht nur durch "eigene heile Kinderbuchwelten" geprägt. Eine heile Welt gibt es nirgendwo. Das wissen auch Kinder.

  • W
    Walter

    Polemik ist Ausdruck der Angst.

     

    Nochmal, niemand schreibt Ihnen vor, was Sie Ihren Kindern als Lesefutter geben.

     

    Übrigens, haben Sie mal Grimms Märchen oder Tom Sawyer und Huck Finn gelesen oder Musik von Curtis Mayfield gehört?

  • L
    lidwina

    Ich habe gelernt:

     

    1. Wer der Meinung ist, dass Rassismus in Kinderbüchern nichts verloren hat, ist empfindlich, totalitär, humorlos, unfähig mit Kindern zu sprechen, vergreift sich an Kultur, verfälscht Geschichte, wünscht sich Big Brother, will Bücher verbrennen, ist sicher nicht Schwarz, denn diese Möglichkeit wird von den Kulturverteidigern hier konsequent ignoriert (Fehlende Argumente? Oder Rücksichtnahme nicht nötig?)

     

    2. Kinder konsumieren Bücher oder Hörspiele grundsätzlich in Begleitung antirassistisch kompetenter, historisch geschulter und pädagogisch fähiger Erwachsener, die ihnen bei menschenverachtenden Ausdrücken sofort aufzeigen, was das Problem ist und wie der Ausdruck historisch zu verstehen ist. Und dass Rassismus Geschichte ist.

     

    3. Kinder haben immer Lust auf diese Belehrung und wollen sich der kognitiven Dissonanz, dass an der tollen Geschichte etwas faul sein soll, nicht entziehen (ein Bedürfnis, das ich Kindern im Gegensatz zu Erwachsenen übrigens zugestehe).

     

    4. Kinder sind durch subtile Rassismen in Sprache, Literatur und Film nicht beeinflussbar.

     

    5. Dass z.B. einem Kind aus einem (in Abwesenheit kompetenter Erwachsener rezipierten) Hörspiel von Astrid Lindgren („Lotta zieht um“) zufällig fast nur der Satz „Negersklaven sind gefährlich“ im Kopf hängen bleibt, von dem eine verstörende und bedrohliche Wirkung ausgeht, ohne dass dem Kind die Bedeutung eigentlich klar ist, dass so ein im Kopf hängender Satz einem unmittelbar unkomplizierten und unbelasteten Verhältnis zu Schwarzen Menschen nicht zuträglich sein wird? Unrealistisch.

     

    6. Sollte ich trotz all dieser guten Voraussetzungen noch immer fürchten, dass mein Kind an die falsche Lektüre kommt, brauche ich das Buch nur nicht zu kaufen. Am besten wäre doch so eine Art Bücherapartheid? Aufkleber rauf: „Nur für Weiße“ oder „Auch für Schwarze“. Dann kann nichts mehr passieren, Schwarze fühlen sich nicht mehr beleidigt und Weiße können ja sowie mit Rassismus umgehen. Gute Idee?

  • L
    Lidwina

    Würde ich versuchen, sachlich zu argumentieren, würde ich noch einmal so beginnen:

     

    Warum immer gleich so viele Fässer auf einmal aufmachen?

     

    Es geht nicht darum, ein Spannungsverhältnis zwischen Gut und Böse zu glätten, Phantasiewelten zu verbieten, Konflikte zu negieren, Unsinn zu verbieten oder was sonst noch so zwischen den Zeilen durchschimmerte.

    Es geht nicht um Zensur, nicht um Büchervernichtung oder gar -Verbrennung, Gedankenpolizei, Totalitarismus.

    Es geht um rassistische Begriffe und rassistische Weltbilder in Kinderbüchern.

     

    Mir scheint's durch all diese Unterstellungen und Verallgemeinerungen soll dem eigentlichen Thema aus dem Weg gegangen werden.

    Die Chance zur Reflexion über Gewalt und Ausgrenzung durch Sprache, zur kritischen, aber sachlichen Auseinandersetzung mit rassistischen Weltbildern und Vorstellungen in Vergangenheit und Gegenwart, in literarischer und außerliterarischer Wirklichkeit, zum Zulassen der kognitiven Dissonanz, dass an den Vorbildern der Kindheit, an unseren eigenen heilen Kindheitsbücherwelten, die unser Weltverständnis geprägt haben, irgendetwas nicht stimmt – die Chance wurde nicht ausreichend genutzt.

     

    Geht offensichtlich nicht. Drum gebe ich mich geschlagen und werde mich euren Argumenten zu beugen und zusammenfassen, was ich aus der Debatte gelernt habe.

  • W
    Walter

    Die Angst vor der Freiheit ist ihr größter Feind.

  • K
    Katzenfreund

    Die Fähigkeit zu unterscheiden, Timson,

     

    was Phantasie, Unsinn, Utopie, hässliche Wirklichkeit, Gut und Böse, verletzend und mitfühlend ist und eigene Wertvorstellungen im Laufe ihres Lebens zu verändern bzw. moralische Urteilskraft zu entwickeln trotz widersprüchlicher Erfahrungen, trauen Sie Kindern/Menschen offenbar nicht zu.

     

    Schreiben Sie eigentlich über eigene real existierende Kinder aus Fleisch und Blut?

  • T
    Timson

    @ Walter

     

    Es geht mir nicht um irgendwelche Verbote sondern um einen insgesamt differenzierteren Umgang mit bereits existierenden Werken, also kein 1984.

     

    Die Verlage schreiben die Bücher ja nicht umsonst um sondern weil sie wissen, dass die Inhalte speziell für Kinder teils problematisch sind und darin Werte bzw. Gesellschaftsbilder vermittelt werden, die heute nicht mehr haltbar aber zumindest erklärungsbedürftig sind.

     

    Und wie eine Vorrednerin schon sagte, wird dieser Erklärungsnotstand wohl kaum abends im Kinderzimmer auf der Bettkante zu leisten sein.

     

    Deshalb macht Umschreiben aus ökonomischer Sicht durchaus Sinn. Der andere Weg wäre eine entsprechende Altersfreigabe und dann wäre zusammen mit dem Status als Kinderbuch auch der schöne Mammon dahin.

     

    @ Katzenfreund

     

    Ich bin zum Glück so privelegiert, dass ich mir kein Auto leisten können muss.

    Karl May war nie im Wilden Westen und Astrid Lindgren wahrscheinlich nie im Taka Tuka-Land. Unsinn über real existierende Menschen verbreitet haben Sie trotzdem beide. Den Unterschied macht die Fähigkeit des Lesers aus diesen auch als solchen zu erkennen.

  • W
    Walter

    Sie sagen es, Timson:

    Ich würde meinem Kind nicht daraus vorlesen.

    Ich würde es auch keinen Splatterfilm sehen lassen oder nachts um 3 Uhr im Bahnhofsviertel alleine rumspazieren.

    Und vielleicht würde ich ihm auch nicht aus einem Buch, in dem das Wort Neger verwendet wird, vorlesen.

    Aber vermutlich schon, denn begegnen wird ihm der Begriff sowieso.

     

    Aber ich würde ihm nicht vorlügen, dass sich geschriebenes verändern lässt und damit ungesagt wird, daß Geschichte etwas ist, was formbar ist wie Knetgummi und daß alle Menschen, die andere Sachen richtig finden als ich, zensiert werden müssen.

     

    Alle anderen Versuche in diese Richtung, die nicht vom Autor des Werkes als eine Verbesserung angesehen werden, sind Fälschungen und damit Lüge.

     

    Lesen Sie Orwell, Huxley, Bradbury, die haben es kommen sehen.

     

     

    Wer zwingt denn jemanden dazu, seinem Kind aus einem bestimmten Buch vorzulesen? Oder ihm vorlesen zu lassen?

     

    Und dann darf als nächstes nicht mehr aus dem Buch vorgelesen werden, in dem Jungs sich prügeln? Weil es ein falsches Beispiel gibt für Konfliktlösungen?

    Oder Mädchen sich bedroht oder diskriminiert fühlen könnten?

     

    Ein Lehrbuch, ein Sachbuch, muss natürlich auf aktuellem und diskriminierungsfreien Stand gehalten sein, wobei man die alten aufheben sollte, da ist an den Veränderungen viel zu lernen.

     

    Aber eine Phantasiegeschichte zwangsweise umzuschreiben, weil sie einem nicht gefällt?

    Haben Sie schon mal in die Bibel gesehen, oder in den Koran, was da alles drinsteht an schlimmen Wörtern, von Ungläubigen, Sodomie und Dirnen?

     

    Dringend umschreiben, oder?

     

    Nein, das ist nichts anderes, es ist sogar exakt dasselbe!

  • DL
    dem lentz

    @vielen dank

    sry

    bei dem satz:

    "gut gemeint ist leider das gegenteil von gut."

    krieg ich die krätze

    liegt warscheinlich an frühkindlicher prägung

    "gut gemeint" ist alles was ein mensch anbieten kann

    ob was gutes dabei rauskommt kann niemand garantieren

    nur wenns nichtmal gut gemeint ist ist es von vorneherrein zum vergessen, egal ob was gutes dabei rauskommt oder nicht

    können sie bei jedem philosophen der moderne nachlesen

    es zählt ausschlieslich die motivation

    egal ob beim übermenschen dem alles immer gelingt(zu denen sich wohl alle narzistisch gestörten die diesen satz benutzen zählen), oder beim vollversager

  • DL
    dem lentz

    "bleibt eben trotzdem Rassismus unabhängig davon wie es gemeint ist. Wenn Sie auf der Straße nachts ohne Licht eine Katze überfahren, dann habens Sie sicher auch "nicht so gemeint", aber passiert ist es trotzdem."

     

    schön das sie eine unhaltbare behauptung durch en beispiel ergänzen das die unhaltbarkeit aufzeigt

    denn:

    die katze ist tot

    zugegeben

    aber es giebt ein feine abstufung zwischen einem unfall und einem vorsätzlichen mord z.b. aus katzenhass

    was sie unterstellen ist ja quasi das der tot der katze nur auf eine katzenfeindlichen gesinnung zurückzuführen sein kann, weil sie die dinge vom ergebnis,nicht von der motivation her betrachten.

     

    "nicht so gemeint" ist nähmlich der wichtigste unterschied im universum wie jedem jemals gescheiterten sofort klar wird

     

    erleben sie mal etwas, werden sie mensch, erleben sie ihr eigenes scheitern machen sie mal ihre eigenen fehler für die sie sich entschuldigen weil das ergebnis nicht das beabsichtigte war, anstatt die bedeutung der motivation zu negieren...

    oder bleiben sie halt übermensch

  • K
    Katzenfreund

    Sehr gutes Statement, Timson.

     

    Sie haben die Sache auf den Punkt gebracht. Vor allem das Katzenbeispiel ... Ich würde sogar noch weiter gehen. Rassismus ist schon, wenn wir überhaupt Auto fahren und andere Arten potentiell gefährden - mit Licht oder ohne Licht bzw. wenn wir Katzen ungefragt Katzen nennen. Stichwort Tierfabeln ...

     

    Außer Lindgren endlich auch Karl May verbieten !!! Patriarchalisch-sexistischer Kolonialist. Und schon vor 1939 geschrieben.

  • T
    Timson

    @ Walter "Mein Kampf" ist kein Kinderbuch! Würden Sie Ihren Kinder abends vor dem Zubettgehen daraus vorlesen? Nein? OK!

     

    Das Problem ist, dass die Bücher wie "Pipi Langstrumpf" in ihrer "Ursprungsform" bzw. Ihrer Übersetzten Form schlichtweg heutzutage nicht mehr kindgerecht sind, weil sich die Sprache und die Gesellschaft weiterentwickelt hat.

     

    Ich kann einem 10 jährigen Kind beispielsweise auch ein Lexikon schenken und klar macht das dann ein Unterschied ob es eines von 1939 oder von 2012 ist. Unterschied klar?

     

    Das Beispiel hinkt in sofern, dass ein Kinderbuch natürlich auch mit fiktiven Elementen funktioniert und eher spielerisch Informationen weitergeben soll. Aber spielerisch-naiv vermittelter Rassismus bleibt eben trotzdem Rassismus unabhängig davon wie es gemeint ist. Wenn Sie auf der Straße nachts ohne Licht eine Katze überfahren, dann habens Sie sicher auch "nicht so gemeint", aber passiert ist es trotzdem. Lösung = Licht an! ja ja ja...

     

    Für mich gehören solche Bücher in der Form eben nicht ins Kinderzimmer. Es gibt genug moderne und ebenso schöne Bücher, die man vorlesen bzw. den Kindern zum lesen geben kann. Muss es denn unbedingt Pipi Langstrumpf sein?

     

    @ Nadja B. Gutes Statement.

  • VD
    vielen dank

    man kanns den spachpanschern nicht mal übelnehmen.

    haben sie doch die moral auf ihrer seite. wer wollte schon ernsthaft gutheißen, wenn menschen beleidigt werden?

    und da man sonst nicht viel tun kann, streicht man eben wörter und empört sich über die, die einem diese heldentaten mit kritik vermiesen wollen.

    besser als nix und allemal gut gemeint.

    nur: gut gemeint ist leider das gegenteil von gut.

  • W
    Walter

    Krieg ist Frieden

    Unwissenheit ist Stärke

    Freiheit ist Sklaverei

     

     

    Wers nicht kennt, soll das Buch gefälligst lesen.

     

     

     

    Soll "Mein Kampf" vielleicht auch als Weichspülversion wieder herausgebracht werden? Weil es bestimmt ein Bestseller wird?

    Bis auf "Deutschland ist schön" oder sowas (mit Zusatz: und der Rest der Welt genauso!) gekürzt, damit es jeder ohne Risiko lesen kann und keine Gefahr mehr von dem Buch ausgeht?

     

    Was für dumme Gestalten, die Bücher umschreiben wollen um die Auseinandersetzung mit Wörtern zu vermeiden.

     

    Kinder sind vom ersten Tag ihres Lebens an Konflikten ausgesetzt. Sie darüber zu belügen, indem man Geschichte fälscht, macht die Welt nicht besser.

  • I
    ion

    @ lidwina (26.02.2013 13:02),

    "Es geht nicht darum, Rassismus schön zu reden, sondern Schwarzen Lesern eine Beleidigung mehr zu ersparen."

    Gehen (historische) Kinderbücher, wie die Zeugen Jehos’, spazieren, klingeln an Ihrer Haustür und belästigen Sie oder Ihre Kinder, indem sie aus sich vorlesen?

    "In diesem Kontext" eine bunte Reihe zeitgenössischer Verbrechen u./o. Namen von Tätern, Opfern, resp.: Tatorten "in Deutschland"(!!) zu listen und auf eine aus dem Kontext gerissene Begrifflichkeit rekurrierend ‘Zynismus’ zu rufen, ist .... was? Richtig: Bestenfalls reine Propaganda. Auf diesem Planeten werden tagaus-tagein nicht nur Menschen durch Menschen „vernichtet und verbrannt“ – sogar von z.B. Kongolesen u./0. Nicht-Rassisten!

     

     

    @ Frau Gaus (26.02.2013 15:23),

    "sie machen einen Entscheidenden Fehler ;-)", "sie";

    Who?

  • FG
    Frau Gaus,

    sie machen einen Entscheidenden Fehler ;-)

     

    Sie glauben an den Menschen als vernunftbegabtes Wesen und den guten Willen, einander verstehen zu wollen.

    Gefragt ist aber, auch in der taz: Gewinnen, um jeden Preis: Geld, Macht, Deutungshoheit. Egal, ob die Korinthenkackerei zu etwas Besserem führt oder nicht.

  • I
    ion

    @ Nadja B. (26.02.2013 11:13 Uhr),

     

    "Und stellen Sie sich mal vor:"

    "Heute weiß der gute Bildungsbürger, was er sagen darf und was nicht, kann es aber bei genauerem Nachfragen auch nicht erklären." [sic!] "es"; "auch nicht".

    1. Selbstredend im Gegensatz zu Ihnen!

    2. Denn Sie definieren, "was er sagen darf und was nicht".

    3. MeinungsFaschismus.

    4. Bla-bal-alb-bal-lab.

    5. Alles wird gut.

  • L
    lidwina

    Eigentlich sollte es schon oft genug gesagt worden sein. Es geht nicht darum, Rassismus schön zu reden, sondern Schwarzen Lesern eine Beleidigung mehr zu ersparen. Ein Schwarzer (Vor-)Leser hat im übrigen auch die Debatte ausgelöst, auch das wird in vielen Kommentaren außer Acht gelassen. Das hätte aber auch einigen Artikeln der taz schon entnommen werden können.

     

    In diesem Kontext Büchervernichtung und -verbrennung zu behaupten ist zynisch angesichts der Tatsache, dass in Deutschland Menschen „vernichtet und verbrannt“ werden: Die Opfer von Mölln, Solingen, der NSU, Alberto Adriano, Amadeu Antonio, Amir Ageeb, Kola Bankole, Oury Jalloh, Ndeye Mareama Sarr, John Achidi, Laye Konde, Christy Schwundeck sind nur einige.

    Nur soviel zur „vormaligen“ Existenz von Rassismus.

  • K
    krauskopf
    Was daran diskriminierend sein könnte, kommen Sie drauf?

     

    ja, was genau, Nadia B., ist denn daran diskriminierend, wenn jemand in den 50er jahren davon ausging, dass die gesellschaft in D hauptsächlich weiß ist?

     

    das war sie. und in einigen regionen auf dem land ist es noch heute. da muss man nicht beleidigt sein. wenn ich nach china oder in die türkei reise, werde ich dort auch eine mehrheitsgesellschaft vorfinden. und es fiele mir im traum nicht ein, die ausdrucksformen selbiger für mich als diskiminierung zu definieren und daraus ansprüche abzuleiten.

  • NB
    Nadja B.

    @ ion:

    1. Niemand kann eine Absolution in Puncto Rassismus erteilen oder erhalten, inklusive meiner Person. Frau Gaus hat sich angemaßt, darüber zu urteilen, ob Astrid Lindgren rassistisch ist. Das kann sie nicht und darauf bezog sich mein Kommentar.

    2. „Geschichtstilgung“ ist absolut nicht mein Ziel, die alten Auflagen sollen ja weiterhin existieren, damit man sich z. B. mit der Verharmlosung von Rassismus in Kinderbüchern auseinander setzen kann. Ich bezweifle, dass die Bettkante vorm schlafen gehen der richtige Ort ist um die Ursprünge und den rassistischen Gehalt des N-Worts angemessen mit seinen Kindern zu erörtern (wenn die Kinder das Wort und seine abwertenden Konnotationen nicht schon allzu gut kennen). Und ich bezweifle, dass ein Großteil der Eltern das überhaupt kann, ohne dabei plump zu relativieren à la „früher hat man das halt so gesagt, heute nicht mehr“. Diese Relativierung bekomme ich häufig zu hören --> Nein, das war auch früher rassistisch, nur war „früher“ Rassismus in jeglicher Form zu 100% salonfähig. Heute weiß der gute Bildungsbürger, was er sagen darf und was nicht, kann es aber bei genauerem Nachfragen auch nicht erklären. Ich freue mich also, wenn ich meinen Kindern diese Reproduktion von Rassismus nicht vortragen muss. Und nicht immer aufpassen muss, wo jetzt wieder Figuren als N. gebrandmarkt werden. Sie hören das Wort oft genug auf dem Schulhof, vorm Supermarkt und an anderen Orten und müssen es nicht - ich wiederhole mich – scheinharmlos und nebenbei in Kinderbüchern um die Ohren kriegen um eine Sensibilität für den "historischen" Rassismus zu kriegen. Klar, ich kann mich auch entscheiden, ihnen bestimmte Bücher aus genau diesem Grund nicht zu lesen zu geben. Und stellen Sie sich mal vor: Genau das tue ich auch. Wenn ich dann mitbekomme, dass ein Verlag anerkennt, dass sich die Gesellschaft gewandelt hat und dass manche Passagen für einen Teil der Leserschaft verletzend sind und unangemessene Stereotype bedienen, und diese Passagen dann in der neuen Auflage weglässt(Anmerkung: Kinderbücher werden ständig überarbeitet und aktualisiert ;) ), freue ich mich. Und sie kommen mit dem Vergleich der Büchervernichtung/ -verbrennung? Das ist wirklich analoges Denken auf Level Minus 5000. Meinen Sie wirklich, wegen der Streichung von rassistischen Begriffen aus Kinderbüchern wird die Geschichte vergessen und es gibt keinen Anlass mehr, das Thema Rassismus mit Kindern zu thematisieren? Um das zu glauben, muss man wirklich ganz schon verblendet und in Watte gepackt sein. Rassismus ist nicht Geschichte, auch wenn das ein schöner Gedanke ist.

  • L
    Lidwina

    @Nadja B.:

    Danke!

     

    @Petronius und Alter Fritz:

     

    Alle Antworten zu den Fragen, wie man denn eigentlich zu Schwarzen Menschen "überhaupt noch sagen darf" und warum manche Dinge gar nicht gehen:

    http://www.derbraunemob.info/deutsch/index.htm

  • I
    ion

    @ Nadja B.,

     

    Ich muss mich doch sehr wundern! Wäre es nicht an der Zeit, dass gerade Sie das Wort: "Rassismus", grundsätzlich nicht mehr verwendeten‽ Denn all Ihre "(vermutlich weißen)" Bemühungen zielen ja wohl darauf ab, die (vormalige) Existenz jenes verschweigen zu wollen, indem Sie alle Worte, die Sie(!) diesem Bedeutungsraum heute, über-morgen zuzuordnen belieben, aus dem Schrift-Sprach-Gebrauch (inbezug auf 'alte' Kinderbücher) nachträglich getilgt wissen wollen – derlei Unterfangen ist nichts anderes als ideologisch motiviert betriebene Geschichtsklitterung (oder: Bücherver-nichtung/-brennung), wie sie von sich rein waschen wollenden, zeitgenössischen Rassisten nicht zielorientierter, konsequenter unternommen werden könnte.

    Jo, auch Sie können k-"eine Absolution in Puncto Rassismus" erhalten; "Ich bin wirklich sehr enttäuscht. ": "Schwarze Kinder". (lol)

  • NB
    Nadja B.

    Liebe Frau Gaus, ich hoffe sie lesen diesen Kommentar, ich habe sie eigentlich als eine reflektierte Journalistin wahr genommen, bekomme beim Lesen dieser Kolumne aber extreme Zweifel.

    Ich bin wirklich sehr enttäuscht.

    "von manchen Lesern als diskriminierend empfunden"? -> In dem Absatz in der kleinen Hexe, auf den sich die Streichung bezieht, wird ein Bild von einer homogenen weiß-deutschen Gesellschaft gezeichnet, in der die Anwesenheit von "Negerlein", "Eskimos", "Chinesenmädchen" und "Türken" erst erklärt werden muss. Und die Lösung des Rätsels ist natürlich, das "Fassnacht" ist, also alles nur verkleidete weiß-deutsche sind, dann ist ja gut. Was daran diskriminierend sein könnte, kommen Sie drauf?

    Zum man-muss-es-den-Kindern-nur-erklären Argument:

    Wie würden Sie ihren (vermutlich weißen) Kindern erklären, dass der Begriff "Neger" rassistisch ist? Kämen Sie ohne Relativierungen aus? Schwarze Kinder kriegen diese Worte auch heute noch zu hören, denen muss ich nichts erklären, für die ist es eher traurig, diese demütigenden Beschimpfungen auch noch scheinharmlos in nett daher kommenden Kindergeschichten serviert zu kriegen. Und diejenigen, die das N-Wort unbedingt benutzen wollen (lesen sie mal ein paar andere Leserkommentare, da finden sich so einige), haben mit dem vermeintlich harmlosen Gebrauch in Kinderbüchern einen weiteren Legitimationsgrund à la "aber der Preußler hat das ja auch geschrieben, und der war ja sicher kein Rassist"... Schönen Dank auch.

    "auch Astrid Lindgren war keine Rassistin" --> woher wissen Sie das so genau? Sind sie in der Position, Menschen eine Absolution in Puncto Rassismus zu geben? Ist Rassismus für sie ein bipolares Phänomen, in dem es nur Voll- und Nichtrassisten gibt? Denken Sie mal darüber nach. Dass man in einer Gesellschaft lebt, in der Rassismus die Norm ist, heißt nicht, dass der Gebrauch dieser von Rassismus durchtränkten Sprache halt normal, ergo nicht rassistisch war. (Diese Ausführungen können Sie von der Verwendung von Sprache auch auf die Verharmlosung von Kolonialismus übertragen, womit wir bei Astrid Lindgren wären.)

    Auch wenn Sie das als weiße Frau, deren erstes Anliegen der Kulturgutschutz ist anders sehen mögen: Ich bin Herrn Preußler dankbar, dass er der Änderung für die Neuauflage zugestimmt hat. Klar, Rassismus gibt es auch noch in vielen anderen Bereichen neben Sprache. Aber ein von Millionen geliebtes Kinderbuch weniger, in dem Rassismus reproduziert wird, ist ein kleiner aber feiner Fortschritt.

     

    PS: Es geht um Kinderbücher und es sind nicht alle Kinder in diesem Land weiß. Der Vergleich mit Erwachsenenliteratur hinkt nicht nur leicht, er zeigt, dass sie das worum es geht, einfach nicht verstanden haben.

    PPS: Bei uns zu Hause reden wir beim Abendbrot darüber, wie mit rassistischen Beleidigungen umzugehen ist, welche Reaktion die angemessenste ist, womit sich das Kind am wohlsten fühlt. Wir brauchen keine Rassismus verharmlosenden Kinderbücher, um das Thema zu setzen. Sie anscheinend schon, herzlichen Glückwunsch dass sie die Wahl haben, sich mit Rassismus außeinander zu setzen.

     

    Schade, ich hab sie bisher für eine gute Kolumnistin gehalten. Aber beim Thema Rassismus hört es dann wohl auf.

  • HR
    HP Remmler

    @Die Erde ist eine Scheibe:

     

    Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Das Äquivalent zu dem in der Tat widerlichen "Mongo" wäre der ebenso widerliche "Bimbo", und von dem ist weder bei Jim Knopf noch bei Pippi Langstrumpf noch bei Tom Sawyer noch sonstwo in guter Kinder- und Jugendliteratur die Rede. Haben Sie eigentlich das Wort "Zeitdokument" schon mal gehört?

     

    Ansonsten: Herzlichen Dank an Frau Gauss für den eindeutig klügsten Text, den ich in den vergangenen Wochen zu diesem Thema gelesen habe.

  • S
    super

    Darf man eigentlich noch "paella negra" oder "Schwarzbrot" sagen oder ist das auch schon Rassistisch?

  • DE
    Die Erde ist eine Scheibe

    Wenn das Thema Sprache so nebensächlich wäre, dann gäb's hier nicht so viele heftige Kommentare.

     

    Ich komme schon seit sehr langem nicht mehr auf die Idee, Worte wie "Neger" oder "Negerlein" in den Mund zu nehmen geschweige denn vorzulesen.

     

    "Mongo" für Menschen mit Trisomie 21. Die Liste von verbalen Herabwürdigungen ist lang.

     

    Wir bringen den Kindern in der Schule ja auch nicht mehr bei, dass die Erde eine Scheibe ist.

  • T
    Timson

    Was viele Diskutanten hier vergessen ist, dass es "früher" in Deutschland schlichweg OK war rassistisch zu sein. Dewegen war auch das N-Wort zumindest für die Mehrheit der weißen Deutschen OK. UND sogar für viele Schwarze, weil Sie sozialisiert wurden sich mit Rassismus abzufinden oder eben nicht als "empfindlich" gebrandmarkt zu werden um dadurch Nachteile zu erleben. Dadurch ensteht bei vielen Weißen natürlich der Eindruck es wäre auch weiterhin OK, weil sie sich dadurch die Müher ersparen ihr Verhalten zu hinterfragen.

     

    Heute ist das Problem, denen zu erklären, die das so gelernt haben warum es eben nicht "OK" ist. Das hat auch nichts mit übertriebener PC zutun sondern ganz einfach damit, dass unsere Gesellschjaft sich weiterentwickelt hat und Schwarze eine Stimme bekommen haben, die sich dagegen wehrt sich weiter betiteln und kategoriesieren zu lassen.

    Das rassistische Äquivalent zum N... ist im Übrigen der Arier und ich glaube kaum, dass die Verfechter zur Erhaltung des N-Wortes so betietelt werden wollen, ausser denen, die damit ausschließlich eine positive Konnotation verbinden.

     

    Ich denke auch, dass es nicht der optimale Weg ist, die Bücher umzuschreiben. Ich wäre konsequenter und würde die Literatur aus Kindergärten und Schule entfernen und die im Umlauf befindlichen Bücher mit einem entsprechenden Hinweis versehen, dass die Bücher diskriminierende Inhalte haben. - illusorisch, klar. Aber wie ich finde ein Ziel auf das man hinarbeiten kann. ;)

     

    @ Frau Gaus

     

    Ihr Wikipediazitat am Eingang des Artikels zum N-Wort, dass "von einigen als diskriminierend empfunden wird" senkt für den aufmerksamen Leser schon jegliche journalistische Erwartung an Ihren Artikel. Keine neuen Erkenntnisse, keine kritische Auseinandersezung mit dem Thema, kein eindeutiger Bezug einer Position. Ich sage Ihnen gerne nochmals, das N-Wort, (genau wie alle andere rassistischen Betitelungen) IST rassistisch, war rassistisch und wird es auch in Zukunft bleiben. Hierzu gibt es sogar Gerichtsurteile wonach jemand, der einen Schwarzen als N.. bezeichnet, öffentlich als Rassist benannt werden darf.

     

    Wie Sie allerdings mit dem N-Wort umgehen bleibt natürlich Ihre Sache. Ich hätte mir allerdigns gewünscht, dass es speziell in einem TAZ-Artikelverantwortungsvoller gewesen wäre.

  • KI
    kunde ist könig
    Wahrscheinlich, weil es sich einfach zu gut anfühlte zu den Privilegierten zu gehören.

     

    @bernd

    und heute verhält es sich reziprok. da fühlt es sich gut an, sich in den staub zu werfen und privilegien zu "reflektieren".

     

    damit ist aber nichts gegen rassimus getan. es handelt sich um simple selbsterhöhung, wenn weiße sich gegenseitig zu übertreffen versuchen beim wettstreit um den einzig wahren antirassimus.

     

    und ganz nebenbei muss mir mal jemand plausibel machen, wie man sich von einem wort in einem buch beleidigt fühlen kann. ich fühle mich höchstens beleidigt, wenn ich persönlich angesprochen werde. aber vll. ist ja auch ein privileg. ist ja heute alles ein privileg, was jemand besser auf die reihe bekommt, als jemand anders.

     

    @Aspasia

    Ich schätze, dass das Fräulein, das der Artikel geschrieben hat Weiß ist.

     

    schön den ball flach halten. wer frauen als "fräulein" bezeichnet, hat sich hier auf der ganzen linie disqualifiziert.

  • E
    elto

    Muß dann z.B. Friedrich Tiedemanns Werk "On the Brain of the Negro, compared with that of the European and the Orang-Outang"(1836) umgeschrieben werden? Kennt das überhaupt noch jemand?

  • D
    Danyèri

    -TEIL 2-

     

    ...

    Allerdings fühlt sich dadurch ("Mädchen") offensichtlich niemand beleidigt. Und das Entscheidende ist wie so oft die gewünschte Selbstbezeichnung.

    Allerdings darf man nicht vergessen, dass Farbige das völlig unterschiedlich sehen. Es gibt keine klare Gruppe A, die etwas verwendet, das eine Gruppe B komplett gleichermaßen stört und worauf eine Gruppe A1 solidarisch verweist.

    Und viele deutsche Mütter halb-afrikanischer Kinder sind mAn auch rassistisch (Betrachtung des eigenen Kindes als etwas Exotisches, Ausländisches, dem man häufig afrikanische Namen gibt, obwohl es in Deutschland aufwächst) und dennoch gegen das N-Wort.

     

    Das Argument "Kind ihrer Zeit" ist hier falsch verwendet: Es taugt zur teilweisen Entschuldigung einer historischen Person, ist jedoch kein Argument, etwas beizubehalten.

     

    Wie so oft muss man abwägen: "Nigger" aus Mark Twain und "Kaffer" aus Remarque entfernen macht keinen Sinn - Pippi Langstrumpf (das unbesiegbare alleinlebende Mädchen in einer besonders für Frauen und Mädchen klar vorbestimmten Lebenswelt) funktioniert dagegen auch ohne N-Wort-Diminutiv.

  • P
    petronius

    d ´Ahne:

     

    und all diese unsäglichkeiten wären nicht geschehen, hätte man die betroffenen anders als "neger" genannt?

     

    natürlich nicht

     

    und auch der heute noch vorhanden rassismus verschwindet nicht, wenn wir einfach wörter verbieten und durch andere ersetzen

     

    aber, und da hätte ich wirklich gerne eine antwort:

     

    wie wollen denn die betroffenen heute genannt werden?

     

    kann man sie überhaupt über einen kamm scheren?

     

    sagen sie es mir - ich weiß es nicht

  • J
    Judith

    Ein weiterer Beitrag aus der Reihe derer, die das Thema leider komplett verfehlen...

     

    Liebe Bettina Gaus,

     

    für Sie sind Begriffe wie „Negerkönig“ und „Negerlein“ offenbar „nur Wörter“, die „von manchen als diskriminierend empfunden werden“.

     

    Das ist unglaublich unreflektiert und erstaunt mich im Jahr 2013 sehr.

    Ein Perspektivwechsel lohnt sich!

     

    Ich empfehle Ihnen nahezu alle Schriften von Stuart Hall über Rassismus und kulturelle Identität, Ideologie und Repräsentation sowie das Spektakel des "Anderen".

     

    Das sind die Kernthemen, die der traurigen Debatte um die Streichung von rassistischen Begriffen aus Nachauflagen von seit Jahrzehnten gedruckten Kinderbüchern zugrunde liegen.

  • P
    PeterWolf

    In anderen Märchen ist die Position der Stiefmutter stets als böse besetzt, das geht im Zeitalter der Patchworkfamilien ja nun gar nicht mehr.

    Bloß, wie soll das umgeschrieben werden?

    Schneewittchen und Aschenputtel ohne böse Stiefmutter?

    Diese Bücher und Filme verbieten? Oder erst ab 18?

     

    Wie meistens ratlos

  • F
    FoscaLeBeau

    Bücher egal aus welchen Motiven heraus umzuschreiben ist Zensur. Wenn Eltern vorbehalte gegen Pippi Langstrumpf, so wie sie geschrieben steht, haben, können sie sich entscheiden, das Buch nicht vorzulesen. Und die Kinder können sich irgendwann entscheiden, ob sie es dann heimlich unter der Bettdecke lesen.

  • L
    libra

    @frequenzen,

     

    also, ich habe auch Kinder, die als " fast-schwarze, deutsche Menschen" bezeichnet werden können, die haben auch Freunde, die schwarz sind aber nicht Deutsch, oder schwarz und Deutsch - egal wie. Auf jeden Fall finde ich ihren Kommentar weit rassistischer als das Wort "Neger" es heutzutage sein kann. Dann die jugendlichen "schwarzen Deutschen", nicht ganz so "schwarzen Deutschen" oder auch "nicht-Deutschen Schwarzen" können sehr wohl unterscheiden, ob das Wort "Neger" als Beleidigung gebraucht wird oder nicht. Ebenso wie das Wort "Türke" eine Beleidigung sein kann oder auch nicht. Das kommt sowohl auf den Kontext an, als auch auf die Person, die es ausspricht. Und zur NSU: die haben, soweit ich weiß, keinen "Neger" ermordet, sondern vor allem Türken. Und der Skandal liegt hier vor allem in der Korruption und dem Umgang der Behörden mit der Angelegenheit und ist nicht unbedingt ein Beispiel für den "alltäglichen Rassismus", der sich eben nicht in der Wortwahl äußert, sondern in ganz anderen Zusammenhängen.

  • CB
    crizza bix

    Es ist immer wieder amüsant zu sehen, dass immer nur von Wörtern gesprochen wird. Die Verbindung zu den einschlägig betroffenen Menschen und die Dimension der Diskussion hat die Autorin nicht erkennen wollen. Die Gesellschaft hat sich aber geändert. Der immer mal wieder zum Vorschein kommende Rassismus der sog. "moralisch aufgeklärten" 68er leider nicht. Es geht bei der Diskussion eben nicht nur "um Wörter", sondern darum, wer Recht auf Teilhabe an unserer Gesellschaft hat (oder wer es nicht hat).

     

    Die vereinfachte Aussage des Artikels an alle Peple of Colour lautet für mich:

     

    Ihr dürft (!) Euch nicht angegriffen fühlen, sonst gehört ihr erst Recht nicht dazu. Klappe halten und insichgekehrt Beleidigungen aushalten! Ihr seid in der Minderheit und das ist eben so - Pech gehabt. Ihr habt kein Recht unser Kulturgut zu kritisieren - Finger weg!!! - das ist immer noch unseres. Ihr müsst euch einfach anpassen. Wir sagen, was rassistisch ist und was nicht. Ihr müsst folgen. Wer es nicht tut, der soll doch gehen. Blöd nur, für die People of Colour mit deutscher Staatsangehörigkeit - aber egal, sind ja nur ein paar Millionen! Was habt ihr denn dem Ganzen entgegenzusetzen außer Frustration mit eurer Umwelt? Also stellt Euch nicht so an.

     

    Unsere Zeitungen, unsere Gesellschaft, unsere Kultur und unser Wissen bleiben (ebenso wie Frau Gaus und die TAZ) "weiss". Frau Gaus leistet in beispielhafter Weise dazu ihren Beitrag und die (achsoaufgeklärte) TAZ hilft mainstreammäßig fleissig mit.

     

    Ich finde dieses Verhalten nicht nur abstoßend, sondern gefährlich für die Zukunft unserer Kinder.

     

    Meinen Kinder werde ich die TAZ, Preußler oder Lindgren jedenfalls nicht empfehlen. Meine Kinder haben ein Recht darauf vom alltäglichen Rassismus im Kindergartenalter so weit wie möglich verschont zu bleiben - von den Denkstrukturen einer Frau Gaus hoffentlich ebenso!

  • E
    Enttäuschte

    Schon hart! Ich hätte von Ihnen, Bettina Gaus so einen Mangel an Sensibilität nicht erwartet. Wie viele dunkelhäutige Kinder werden als "Neger" beschimpft? Finden sie es wirklich OK, das diese Kinder das blöde N-Wort auch noch in den Kinderbüchern lesen? Dunkelhäutige Kinder werden das als eine Beleidigung verstehen. Weiße Kinder werden dagegen als eine Bestätigung von evtl. schon vorhandenen Vorurteilen verstehen.

    Schade!

  • E
    Eva

    Negro bedeutet schwarz und wurde von Martin Luther King zwölf mal in seiner Traum-Rede benutzt. Kein Rassist. Das Wort kann aber auch demütigend benutzt werden. Senil bedeutet alt, da nun kann aber schon beides als Beleidigung verstanden werden. Jung aber auch. Und Opfer auch. Und Kranker. Sogar Handwerker. Polizist. Politiker.... Am besten, ein Wörterministerium schaffte Wörter ganz ab. Sie haben die riskante Eigenschaft, einem Bedeutungs- und Wertewandewandel zu unterliegen und in einem gedanklichen Kontext verstanden werden zu wollen.

  • H
    Heinz

    Aus meiner Erfahrung wird der Begriff "Neger" von dunkelhäutigen Menschen ausnahmslos als diskriminierend und beledigend aufgefasst. Rechtsradikale und latente Rassisten, die in diesem Land zahlreich vertreten sind benutzen diesen und ähnliche Begriff um ihre Abneigung gegenüber Farbigen auszudrücken. Insoweit ist es absolut richtig diese und ähnliche Begriffe aus Büchern zu verbannen!

  • A
    abwettern

    Liebe Frau Gaus - behalten Sie Humor und eine steife Oberlippe.

  • DA
    der alte Fritz

    Kann mir ein einer mal sagen was nun das korrekte Wort für Neger, Jude und Zigeuner ist?

    Warum wird nicht einfach - wie bereits bei einigen Kinderbüchern geschehen - ein Vorwort geschrieben und lässt einfach diese Bücher so wie sie sind.

    Bitter, dass man sich nun angeschnittenen VHS-Cassetten von Pipi Langstrumpf und Originalausgaben von A. Lindgren aus den 60'ern zurückgreifen muss. Selbst die betroffenen selber wie der schwarze Moderator Ron Williams findet den Begriff "Neger" in Ordnung, da sich seine amerikanischen Landsleute selbst "Negros" und nicht Afroamerikaner nennen. Ron Williams meinte in einem Interview, die anfängliche Abneigung gegen das Wort "Neger" könnte auf ein Verständigungsproblem beruhen, da die amerikanischen Besatzer irrtümlich glaubten, Neger sei gleichbedeutend mit dem Schimpfwort Nigger.

    Ron Williams ist übrigens Schirmherr für die Stiftung "Leben Ohne Rassismus".

    2004 wurde er mit dem Verdienstkreuz am Bande für sein Engagement ausgezeichnet.

    Ich jedenfalls werde weiter mein Negerkussbrötchen und Zigeunerschnitzel essen und werde es wie Lotta aus der Krachmacherstraße auf ideologisch fehlgeleitete PC pfeifen :-P

    ... und meinen Kindern weiter aus alten verbotenen Büchern vorlesen, denn denen ist wurscht, ob das ein Negerkönig oder König aus der Südsee war, denn sie haben asiatische Wurzeln.

    Der alte Fritz - nur echt mit dem Sarotti-Mohr.

  • B
    Bitbändiger

    Sehr geehrte® @"frequenzen",

     

    es ist schon sehr erschreckend, wie arrogant und unbedarft Sie mit der großen Rassismus-Keule auf Menschen einprügeln, die Ihr verquastes Betroffenheits-Weltbild nicht unreflektiert teilen.

     

    In einem Punkt gebe ich Ihnen recht: Rassismus ist auch in diesem Land ein andauerndes Problem. Aber es wird nicht dadurch behoben, dass ein sprachlich völlig harmloses Wort plötzlich zum "N-Wort" oder als "N****" abqualifiziert wird, entsprechend z.B. dem "F-Wort" oder "f***". Denn der Rassist bleibt Rassist, egal, wie oft die Objekte seines Hasses umbenannt werden. Mit der wiederholten Umbenennung dokumentieren die Umbenenner jedes Mal, dass in ihrem Weltbild mit den Objekten oder Personen, die bezeichnet werden, "etwas nicht in Ordnung", eben "anders", ist. Damit haben wir eine klare Parallele zu der sprachwissenschaftlich klassischen Bezeichnungsreihe "arsch - hinterer - hintern - gesäß" - die "Anstößigkeit" des bezeichneten Körperteils verschwand erst mit dem aufkommenden Hang zur Verwendung von Kraftausdrücken bzw. dem Verschwinden "gesellschaftlich korrekter" Verklemmtheit.

     

    Im übrigen verweise ich auf meine Einlassung gleich oberhalb der Ihren.

     

    Falls Sie antworten wollen: Bitte verstecken Sie sich nicht hinter anderen Autoren, sondern verwenden, begründen und verteidigen Sie deren Argumente, die Sie sich zu eigen machen, wie Ihre eigenen - ich werde Sie nicht des Plagiats bezichtigen.

     

    Mit freundlichen Grüßen

    Bitbändiger

  • M
    Maudit

    Da sind sie mehrheitlich wieder versammelt und melden sich zu Wort: die "Zensur"-Schreihälse, die so identisch mit der Anti-Political-Correctness-Fraktion sind. Für was plädieren Sie, die sich selbst für so "vernünftig" halten? Für IHR kleines Herrenrecht auf Diskriminierung?

    Frau Gaus, schade das Sie diesem Club angehören möchten.

     

    maudit

  • PA
    Peter A. Weber

    Bigotterie im Umgang mit Sprache

     

    Langsam wird mir der in Deutschland gepflegte Umgang mit der Sprache suspekt. Er artet nämlich in Bigotterie aus. In Zeiten, den denen die Euphemismen wuchern und grundsätzliche Begriffe des gesellschaftlichen Zusammenhangs auf den Kopf gestellt werden, werden hierzulande peinliche und kleinkarierte Diskussionen über den Bedeutungswandel von einzelnen Wörtern in der (Kinder-)literatur geführt. Haben wir eigentlich noch alle beisammen und keine anderen Probleme?

     

    Wir wissen alle, daß die Sprache eine Einheit mit der Kultur bildet und beides lebt sowie einem stetigen evolutionären Wandel unterworfen ist. Diesen Zusammenhang nennt man auch Geschichte - und Bildung ist eine Tugend, damit umzugehen, sich in der Etymologie auszukennen und Sprache in ihrer Vielschichtigkeit zu schätzen und zu nutzen.

     

    Jetzt fehlt nur noch, daß die Beckmesser sich an Goethe und Schiller vergreifen! Oder wie steht's denn mit der Wortwahl in der Bibel? Diese wäre doch für diese Sprachakrobaten geradezu eine Fundgrube, um sich auszutoben.

  • DS
    die spinnendieroemer

    @bitbändiger, fischers fritze

     

    Ist das wirklich Ihr Ernst? Wenn ein Verlag (in Absprache mit den Rechteinhabern) in einer Neuauflage einen zumindest problematischen Begriff entfernt, ist dass das gleiche, wie wenn die Taliban in Afghanistan Buddha-Statuen sprengen? Oder zeugt von einer Unterdrückung der Meinungsfreiheit, "schlimmer als in der DDR"?

     

    Genau wie Frauen es sich nicht mehr gefallen lassen, als "Schlampen" bezeichnet zu werden, wehren sich schwarze Menschen halt gegen die Bezeichnung "Neger" (da geht es auch nicht um Etymologie, sondern um die geschichtliche Konnotation, und die ist eben rassistisch. Sonst kann man auch gleich dazu noch sagen "Ich hab keine Ahnung, was an "Kanake" so schlimm sein soll, das ist doch lediglich die Bezeichnung für Südsee-Insulaner? Echt, immer dieser pc-Wahn mit seinen totalitären Denkverboten...")

     

    Was das mit Zensur, Unterdrückung der Meinungsfreiheit oder dem Dauerbrenner Untergang des Abendlands zu tun haben soll, erschliesst sich mir wirklich nicht.

     

    Aber falls Sie weiter in diese Richtung argumentieren wollen, gibts hier ein paar Anregungen:

     

    http://scienceblogs.de/zoonpolitikon/2013/01/20/sprachpolizeiakademie/

  • Z
    Zuckerschnute

    "...sondern dass sein Leben am Ende überschattet war: von der Entscheidung des Verlags, aus seinen Büchern einzelne Wörter wie „Negerlein“ zu streichen, die von manchen Lesern als diskriminierend empfunden werden."

     

    "Manche Leser" haben eben ein anderes Empfinden bei Wörtern wie "Negerlein", weil sie bspw. zufällig keinen weißen Arsch haben.

    Was ist daran verwunderlich?

     

    Ich bin enttäuscht und verärgert über diese unreflektierte Kolumne einer renommierten Journalistin und langjährigen Afrika-Korrespondentin.

     

    Wörter sind eben nicht nur Wörter, sie sind vielmehr machtvoll und manchmal verhängnisvoll. Von Eltern zu erwarten mit Argusaugen die Lektürerezeption der Kinder zu überwachen und in jedem Fall intellektuell in der Lage sein zu können, "Zweifelhaftes", "Überholtes" und Diskriminierendes im Kontext seiner Zeit erklären zu können und zu wollen - darauf kommt man wohl nur so nonchalant, wenn man sich nicht vorstellen kann, dass auch Kinder aus "bildungsferneren Schichten" Pippi Langstrumpf lesen. Elitäre Weinerlichkeit hilft sicher nicht weiter.

  • T
    treibsand

    WHM und WHF, @Alchymist, sind das Chiffren für den neuen Feind?

     

    Die Revision der Lutherbibel von 1984 zog sich über einen Zeitraum von als zwanzig Jahren (Fertigstellung AT 1964, Fertigstellung NT nach mehreren Stufen 1984) hin. Viel Zeit für maßvolle Anpassung an eine veränderte Alltags- und Kunstsprache - für den öffentlichen Gebrauch des Wortes Gottes (nicht eines Schriftstellers) und ziemlich das Gegenteil von hysterischen Säuberungen.

     

    Das Verschwinden von Wörtern als "organischer" Prozess ist etwas anderes als die "Verdammung" aus Gründen der PC. Außerdem: Gerade Wörter wie "schwul" und "Nigger" verlieren durch offensive Verwendung innerhalb der Community ihren abwertenden Charakter.

     

    Es kann dann passieren: Nigga darf von Afroamerikanern verwendet werden, von WHM nicht. Auch etwas schizophren, oder?

  • D
    d ´Ahne

    Das will ich mal sehen, wie die Autorin ihren Kindern vor dem Einschlafen erklärt, das Schwarze von

    Deutschen

    -in KZs gesperrt wurden

    -völkerweise abgeschlachtet wurde

    -in Zoos gezeigt wurden

    -Schädel abgeschlagen, ausgekocht und vermessen wurden

    -sterilisiert wurden

    -geschlagen, verspottet und lächerlich gemacht wurden

    usw. usw.

    und heute immer noch unter Alltagsrassismus zu leiden haben.

    und dass sie endlich selbst bestimmen wollen, wie man sie bezeichnet/nennt.

     

    Nämlich nicht N... und vor allem nicht in Kinderbüchern!

  • KA
    Karin Ayche

    Liebe Frau Gaus,

     

    ich bin ein großer Fan – aber hier sind Sie etwas auf dem Holzweg. Verständlicherweise halten Sie sich gerade in dieser Frage für kompetent, und ein robuster und unkomplizierter Umgang in Fragen des Rassismus ist für das Miteinander sicher förderlich, aber hier kann ich Ihnen nicht folgen.

  • U
    Unverständnis

    Was ich nicht kapiere ist dieser vehemente Widerstand so vieler Leute, sich von diskriminierenden Begriffen zu lösen. Gerade bei taz-Lesern, wo man doch eigentlich keine rassistischen Einstellungen vermuten möchte. Ist euch denn nicht klar, wie sehr durch Sprache Realität erst geschaffen bzw. beibehalten werden kann? Werdet ihr so furchtbar in eurer Entfaltungsfreiheit eingeschränkt, wenn ihr ein bißchen auf eure Sprache achten und nicht mehr "Neger" sagen sollt?

    Andersrum gedacht, hättet ihr weißen taz-Leser Lust "Neger" genannt zu werden, wenn ihr mit schwarzer Hautfarbe geboren wärt? Oder so rum: Hättet ihr Verständnis dafür, wenn euch Leute anderer Nationen als sagen wir mal "Kartoffelköpfe" oder "Sauerkrautfresser" bezeichnen würden, mit dem Argument, "das haben wir immer schon gesagt", "was soll daran schlecht sein", oder schlimmer noch und eurer Argumentation entsprechend: "eine unzumutbare, unterdrückerische Absicht, uns in unserer altehrwürdigen Gewohnheit einzuschränken"?

    Ich kapiers echt nicht. Und ganz ehrlich gesagt: Diese Argumentation kenne ich ursprünglich v. a. von den Faschos, denen es eigentlich tatsächlich nicht um die Wörter selbst, sondern vielmehr um ihren diskriminierenden Inhalt geht, den sie verteidigen oder verbreiten wollen.

     

    Fragt euch mal ganz ehrlich selbst: Findet ihr es wirklich so unzumutbar anstrengend, ein paar miese Wörter aus eurem Sprachschatz auszumisten? Hattet ihr auch so große Probleme damit, neue Wörter in euren Sprachschatz aufzunehmen (Handy, Smartphone, Tablet)? Oder ist es vielleicht doch gar nicht so sehr die Sprache, sondern eher die schöne Kindheitsvorstellung vom lieben, einfältigen "Negerlein" im Baströckchen, von der ihr euch nicht lösen wollt?

  • H
    Harald

    Die Selbstentzündungstemperatur von Papier beträgt 451°Fahrenheit, was 232,8 °Celsius entspricht.

     

    Fahrenheit 451 spielt in einem Staat, in dem es als schweres Verbrechen gilt, Bücher zu besitzen oder zu lesen. Die Gesellschaft wird vom politischen System abhängig, anonym und unmündig gehalten.

     

    Drogen und Videowände lassen dennoch keine Langeweile aufkommen. Selbstständiges Denken gilt als gefährlich, da es zu anti-sozialem Verhalten führe und so die Gesellschaft destabilisiere. Bücher gelten als Hauptgrund für ein nicht systemkonformes Denken und Handeln.

     

    https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrenheit_451

  • S
    Skepsis

    Hm, gewagte These hier. Ich bin tatsächlich auch kein Freund von übertriebener PC und von Moralwächtern, die auch bei kleinen verbalen Fehltritten sofort eine Hexenjagd lostreten. Und sicherlich kann nicht sämtliche Literatur sprachlich immerzu auf dem aktuellen Stand des Zeitgeistes gehalten werden.

    Man sollte aber ihren diskursiven Einfluss, gerade bei Kinderbüchern, auch nicht unterschätzen. Wenn ein solches Buch den (damals nicht diskriminierenden) Begriff "Neger" verwendet, die gemeinte Person aber als voll- und gleichwertigen Menschen zeichnet, kann ein Kind (oder auch Erwachsener) vermutlich zwischen der Botschaft des Buches und dem heute nicht mehr angebrachten Begriff differenzieren.

    Wenn aber, wie die Autorin des Artikels zutreffend analysiert, von einem weißen "Neger-" oder "Südseekönig" mit all seinen rassistischen und imperialistischen Implikationen die Rede ist, dann hat das Buch - sorry Frau Lindgren - sein pädagogisches Haltbarkeitsdatum wohl langsam überschritten. Und da helfen auch keine Schönheitskorrekturen mehr. Man muss das Buch deswegen nicht umschreiben, aber seinen Kindern sollte man besser aktuellere Literatur verabreichen.

  • K
    Kästner

    Vielen Dank, Frau Gaus, Sie sprechen bzw. schreiben vielen Menschen aus dem Herzen.

  • FF
    Fischers Fritze

    Ich habe die poltische Korrekheit dermaßen satt, dass ich letztens vor Kindern wieder von Negerküssen gesprochen habe. Dieses Land ist inzwischen kränker als die DDR. So viele Denk- und Sprechverbote gab es dort mitnichten. Wir haben beim redigieren ausländischer zu synchronisierender Filme/ Dokus zwar Worte wie "Scheiße", Arschloch" etc.pp. ausgewechselt, aber nicht komplett verzerrt. Ich warte im Westen nur noch auf den Gesinnungsknast.

  • DG
    Die große Hexe

    Liebe Bettina,

     

    danke für diesen Kommentar!

  • G
    gerstenmeyer

    danke,frau gauss-

    diese wortspielbefindlichkeit ist unerträglich-

    dies kann nur den linksgrünen einfallen,bei denen man bei jedem wort das man ausspricht vorher dreimal überlegen muss bevor man es ausspricht-es kann

    unter umständen den job kosten oder öffentliche diffamierung folgen-das gabs docxh schon 2 mal

  • J
    Jyvaskyla

    Endlich einmal ein Kommentar zu diesem Thema, der die eigentliche Problematik anspricht, dass es naemlich nicht reicht, Woerter auszutauschen, weil der Kontext nach heutigem Verstaendnis anstoessig ist. Da muessten manche Texte (z.B. in Pippi) massiv veraendert werden, um Anstoessigkeiten zu vermeiden. Ich meine: klassische Kinderbuecher mit Erklaerungen versehen und ansonsten gibt es ja auch gute neuere Kinderbuecher (die dann in ein paar Jahrzehnten wahrscheinlich ihrerseits erklaert werden muessen ;-)

     

    Schon vor diese Diskussion in den Medien aufkam, war ich beim Vorlesen von Pippi ueber die Passagen mit dem "Suedseekoenig" entsetzt und habe meinem Sohn kindgerecht erklaert dass die Leute sich damals geirrt haben (man stelle sich das mal vor: ein Schiffbruechiger wird an Land gespuelt, von den Bewohnern gerettet, und schwingt sich dann zu deren Koenig auf ... !)

     

    Als 3-jaehriger beim Anschauen eines alten illustrierten Kinderlexikons, bei dem fuer den Buchstaben "N" das N-Wort angegeben war mit Bild daneben - zeigte mein Sohn darauf und meinte "Kind!" - recht hatte er.

  • S
    Skepsis

    Hm, gewagte These hier. Ich bin tatsächlich auch kein Freund von übertriebener PC und von Moralwächtern, die auch bei kleinen verbalen Fehltritten sofort eine Hexenjagd lostreten. Und sicherlich kann nicht sämtliche Literatur sprachlich immerzu auf dem aktuellen Stand des Zeitgeistes gehalten werden.

    Man sollte aber ihren diskursiven Einfluss, gerade bei Kinderbüchern, auch nicht unterschätzen. Wenn ein solches Buch den (damals nicht diskriminierenden) Begriff "Neger" verwendet, die gemeinte Person aber als voll- und gleichwertigen Menschen zeichnet, kann ein Kind (oder auch Erwachsener) vermutlich zwischen der Botschaft des Buches und dem heute nicht mehr angebrachten Begriff differenzieren.

    Wenn aber, wie die Autorin des Artikels zutreffend analysiert, von einem weißen "Neger-" oder "Südseekönig" mit all seinen rassistischen und imperialistischen Implikationen die Rede ist, dann hat das Buch - sorry Frau Lindgren - sein pädagogisches Haltbarkeitsdatum wohl langsam überschritten. Und da helfen auch keine Schönheitskorrekturen mehr. Man muss das Buch deswegen nicht umschreiben, aber seinen Kindern sollte man besser aktuellere Literatur verabreichen.

  • B
    Bitbändiger

    Danke, Bettina Gaus. Es war zu erwarten, dass etwas Vernünftiges dabei herauskommt, wenn Sie sich dieses abstrusen Themas annehmen.

     

    Wenn Menschen anfangen, uralte Tugenden wie "Anstand", "Höflichkeit" und "Respekt" durch einen - selbstverständlich pidgin-sprachig bezeichneten - modischen Imperativ "political correctness" ersetzen zu wollen, mündet das zwangsläufig in eine selbstgerechte, selbstgefällige und vor allem dümmliche Korinthenkackerei. Wer z.B. die (etymologisch völlig neutrale) Bezeichnung "Neger" für rassistisch hält, DENKT rassistisch, also abwertend, denn alle Nachfolge-Bezeichnungen ("Schwarzer" -> "Farbiger" -> "Maximalpigmentierter" -> "Afrodeutscher") orientieren sich gleichermaßen am ersten ins Auge fallenden Merkmal, nämlich der Hautfarbe.

     

    Die "pc"-Bereinigung alter Texte erinnert ebenso an die Vorgehensweise des "Wahrheitsministeriums" in George Orwells "1984" wie an die Sprengung historischer Buddha-Statuen in Afghanistan oder die Zerstörung alter Grabmale in Timbuktu - beides geschehen durch fanatische, rechthaberische Psychopathen.

  • F
    frequenzen

    Sehr geehrte Frau Gaus,

     

    der Titel Ihres Textes macht deutlich in welcher Liga Sie spielen. Sie lassen sich das Recht andere Menschen zu benennen nicht nehmen, egal wie verletzend das sein mag. Ein anderer Grund, warum Sie Ihren Text einen solchen Titel geben, fällt mir beim besten Willen nicht ein. Das ist Rassismus. Mit dem sollten Sie sich auseinandersetzen. Dringend. Ich empfehle Ihnen hierzu folgende zwei Bücher:

     

    1. Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus

    2. Susan Arndt / Nadja Ofuatey-Alazard (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk.

     

    Ich hoffe, dass Sie nach der Lektüre dieser beiden Bücher - sollten Sie sie denn tatsächlich lesen - verstehen, dass es auch schwarze deutsche Menschen gibt. Dass nicht nur weißen Kindern vorgelesen wird. Dass das N-Wort immer schon ein rassistischer Begriff war. Dass es ein verletzender, triggernder Begriff ist. Dass Rassismus in diesem Land ein andauerndes Problem ist, mit Menschen tagtäglich leben müssen. Dass Rassismus in diesem Land Opfer zu Tätern gemacht hat wie im Fall der NSU-Morde. Dass Rassismus tötet. Dass Rassismus Menschen in ihrer Identität angreift, sich in die Körper der rassistisch sprechenden und rassistisch angesprochenen einschreibt und sich so reproduziert.

     

    Vielleicht sind Sie dann auch so mutig, sich zu fragen, warum Sie so sehr darauf beharren, weiter das N-Wort zu nennen. Es in Ihrem Titel zu nennen. Es immer wieder zu wiederholen. Vielleicht schreiben Sie dann ja irgendwann einen Text und entschuldigen sich. Es wäre mehr als angebracht.

     

    Mit freundlichen Grüßen,

    frequenzen

  • N
    Nania

    Endlich mal ein Text, der sich auf einem Level mit den Büchern auseinandersetzt, der abseits von Wortklaubereien ist.

    Eines der Bücher, bei denen mir eine solche Änderung schon als Kind aufgefallen ist, ist "Fünf Freunde und die wilde Joe", das in der ersten Übersetzung "Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen" hieß.

    Ich habe mich damals gewundert, warum man das umnannte und hatte mir unter "Zigeunern" ein fahrendes Volk vorgestellt. Als Kind waren mir die Andeutungen dahinter auch erst einmal herzlich egal und bekamen erst später eine negative Konnotation.

    Ich halte es eher für wichtig, Kindern frühzeitig beizubringen, dass sich Worte ändern und ihre Wortbedeutung anders werden, dass Worte wie "Neger" heute absolut zurecht Beleidigungen sind und Worte wie "wichsen" früher einen ganz normalen Vorgang bedeuteten.

     

    So bekommt man früher oder später das Problem, dass man nicht mehr weiß, was in der Ursprungsfassung stand, sollte diese durch was auch immer verloren gehen. Nennt sich Editionsproblematik und ist gerade in der älteren deutschen Literatur weit verbreitet.

     

    Ich meine, niemand muss unbedingt heute noch Worte wie "Neger" oder "Zigeuner" benutzen. Aber wer sich an Worten aufhängt, der sollte mal das ein oder andere Buch von Stefan Wolf (TKKG) lesen. Da kann man an einigen Werken wunderbar erkenne, wo das (in Ihrem Text anhand von Pippi Langstrumpf belegt) eigentliche Problem liegt. In überkommenen Moral- und Personenvorstellungen, in Vorurteilen und überalteten Bildern von Menschen. Der richtige Umgang mit Worten kann da Wunder wirken.

  • A
    anke

    Gut möglich, dass ich Astrid Lindgren falsch verstanden habe damals. Ich war schließlich nur ein Kind. Aber Pipis Vater, dieser "Negerkönig" von Taka-Tuka-Land, war für mich weder ein Rassist noch ein Kolonialist. Er war einfach ein Vater, der wichtigeres zu tun hatte als sich um seine einzige, ziemlich einsame Tochter zu kümmern. So, wie die meisten Eltern auch heute noch wichtigeres zu tun haben. Sie müssen zum Beispiel regieren. Wen oder was auch immer. Damals habe ich das tatsächlich für eine "problematische Haltung" gehalten. Wie kann denn einer, der so eine tolle Tochter hat, einen albernen Thron vorziehen? Das habe ich damals nicht verstanden. Ich verstehe es bis heute nicht. Vielleicht habe ich deswegen nie versucht, ein wichtiger Mensch zu werden und bin statt dessen lieber Mutter geworden. Keine, die immer da war. Aber doch eine, die nie irgendwohin gefahren ist um dort zu regieren.

     

    Nein, niemand sollte alle Negerlein oder jedes Mägdelein aus den Kinderbüchern streichen dürfen, nur weil er glaubt, sie wären nicht verständlich genug. Es muss ja schließlich nicht jedes Kind den beschränkten Horizont seiner Eltern haben. Und es muss auch nicht jeder zu regieren versuchen, nur weil das irgendwer für eine gute Idee hält.

  • J
    JohnnyFlash

    der haltung der autorin stimme ich vollkommen zu. die unterüberschrift faßt es prägnant zusammen:

     

    "Offenbar finden einige Eltern es unzumutbar, Kindern zu erklären, dass manche Begriffe im Lauf der Zeit ihre Bedeutung ändern."

     

    sprache lebt. rassismus - oder mit heitmeyer allgemeiner: gruppenbezogene menschenfeindlichkeit - hat immer neue gesichter. und deshalb bekämpft man diese bekämpfenswerten ismen nicht, indem man hier und da ein wort ändert oder wegläßt, sondern indem man sich zutraut, offen über emanzipation und unterdrückung zu verhandeln. das wissen um geschichtlichkeit und veränderlichkeit von regeln und grenzen trägt dazu bei, im gespräch mit kindern genauso wie mit erwachsenen.

  • S
    Super

    Zu dem Kommentar fällt mir nur eines ein:

    Super!

  • W
    Werner

    Danke!

  • H
    herbhardt

    Wird nicht oft passieren, aber hier muß ich Frau Gauss mal uneingeschränkt recht geben.

    Leute, macht euch doch nicht lächerlich mit eurer Rassismusinflation!

  • A
    Aspasia

    Das Wort "Neger" sollte nicht als selbstverständlich für die Kinder sein. Das Wort ist im Wandel der Zeit zu einer Beleidigung geworden und so sollte man es auch wahrnehmen. Sie brauchen kein halb-poetisches Essay zu schreiben um das Gegenteil zu behaupten. Ich schätze, dass das Fräulein, das der Artikel geschrieben hat Weiß ist. Sonst würde sie es verstehen, dass kein einziges Buch in dieser Welt "Negerlein" heißen sollte. yx

  • A
    Alchymist

    Ich bin anderer Meinung: Von den Kinderbüchern erscheinen in regelmäßigen Abständen neue Auflagen, dabei werden die Bücher verändert, der Einband ist ein anderer, die Abbildung werden farbig oder werden sogar komplett neue gemacht. Irgendwann muss auch der Text ran. Das ist einfach das Los von alten Kinderbüchern, bei Literatur für Erwachsene können die Abstände größer sein aber auch die Luterbibel ist im Original heute kaum noch verständlich, darum wird der Text behutsam angepasst.

    Die Kinder stört das gar nicht, es sind die Erwachsenen die am liebsten die Kinderbücher aus ihrer eigenen Kindheit auch für ihre Kinder haben wollen und wehe es hat sich etwas verändert.

     

    Sprache verändert sich. Welches Kind versteht heute noch Schuhe wichsen?

    Wörter die Minderheiten oder z.B. auch Krankheiten beschreiben nutzen sich mit der Zeit ab, sie werden irgendwann als diskriminierend empfunden oder direkt zum Schimpfwort. Man sagt nicht mehr verrückt sondern psychisch krank oder sagt man inzwischen seelisch krank? Schwule heißen jetzt homosexuelle aber auch "Du homo" schreit man sich schon auf dem Schulhof zu. Behinderte heißen Menschen mit Behinderung, als nächstes vielleicht Menschen mit Beeinträchtigung.

     

    Interessant finde ich auch das der Aufschrei aus der Ecke WHM oder auch WHF kommt. Fragt mal jemand die Negerlein dazu?

     

    Als Vater möchte mich mich beim Lesen eines Kinderbuches auf dessen Inhalt konzentrieren und nicht bei jedem zweiten Wort einen historischen Exkurs anstellen. Ja ich bin tatsächlich der Meinung das man kleinere Kinder damit auch überfordert, klar kann man sich mit der Thematik beschäftigen, aber besser mit einem Buch zu dem Thema und nicht als Nebensatz alla (das darfst Du in der Kita aber nicht sagen)

     

    In einer Nachbargemeinde stand in einer Kirche ein Negerlein aus Holz das dankend mit dem Kopf nickte wenn man eine Geldmünze hineinsteckte, als dies aus PC-Gründen abgebaut wurde war der Aufschrei groß, daran muss ich bei dieser Debatte denken. Die Figur war übrigens sehr kunstfertig gestaltet, was wohl der Künstler dazu sagen würde das sie entfernt wurde? Der war ganz sicher auch kein Rassist.

  • P
    Phil

    Frau Gaus,

     

    als Sie Ihren Kollumne schrieben, hatten Sie da eine Leserschaft vor den Augen? Haben Sie sich vorstellen können, dass auch schwarze Menschen Ihren Kolumne lesen? Nein?

    Hmmm. Was glauben Sie was die von der Sache halten; und Ihren Beispielen; und Ihrem Fazit?

    ...ja,ich bin einer von denen.

     

    Im Allgemeinen ist es immer wieder spannened, dass gerade die Leute sich für eine "elterlich Fussnote" aussprechen, die selbst gar nicht so recht wissen, was an dem ganzen eigentlich falsch ist. Das eine disqualifiziert diese Eltern für das andere, Frau Gaus.

     

    MfG.

    Phil

  • T
    Torsten

    Ich habe viele schwarzafrikanische Freunde, die sich überhaupt nicht an den Terminus "Neger" aufregen.

     

    Es sind meistens diese mit zeigefinger-erhobenen Gutmenschen, die meinen, daß man sich politisch korrekt zu verhalten hat.

     

    Es kommt nicht nur auf die Sprache an, sondern auch darauf, WIE man etwas sagt.

  • L
    lars

    wörter wie "neger" zu verbieten, ändert nix an einer fragwürdigen geisteshaltung - es kommt immer auf den kontext des wortes an, ob etwas diskreditierend, disriminierend oder einfach nur benennend ist."pole","türke","russe","Männer", "Frauen",die mögliche liste zu streichender, verbietender wörter ist dann endlos lang.

     

    welcher vollpfosten ist überhaupt auf diese grandiose idee verfallen? schlimm nur, dass die verlage den quatsch überhaupt mitmachen und die medien das ganze hochkochen.wer heute nur "nazi" oder "jude" sagt/schreibt, wird schon (medial) kaputtgehackt, wurscht in welchem kontext. gruslige hysterie!!

  • K
    Katzenkopf
  • 1
    1Kritiker

    "Offenbar finden einige Eltern es unzumutbar, Kindern zu erklären, dass manche Begriffe im Lauf der Zeit ihre Bedeutung ändern. Ja, dass sich sogar die Zeiten gelegentlich ändern."

     

    Offenbar einige Waldorf- und Montessori AbsolventInnen, diese Eltern, diese HeuchlerInnen!

     

    Danke für Ihre Kolumne Frau Gaus!

    Mehr muß man dazu nicht schreiben...

  • MB
    Michael Bilharz

    Oho!

    Kein Rassismus-Vorwurf? Fremdenfeindlichkeit vielleicht? Herabsetzende Kritik? Nicht mal was mit Gender? Und das in der taz? Das wird aber den anderen taz-Schreibern (Stift gespitzt zur Gegenrede!)und der Stammleserschaft garnicht gefallen.

    Sehr mutig, Frau Gaus. Dankeschön.

  • F
    Falsch.

    Kindern fehlt die Gabe der kritischen, objektiven Reflexion.

     

    Setzen, Sechs. Nochmal schreiben.

  • KK
    Karl K

    Licht am Ende des Tunnels. Danke.

     

    Es geht um Sprache und nicht um labeling einzelner

    Worte.

  • B
    bernd

    Ganz miese Kolumne.

     

    "Auch Astrid Lindgren war keine Rassistin. Sie war geprägt von ihrer Zeit."

     

    Also war sie Rassistin, bzw hat rassistisch gedacht und geschrieben. Warum fällt es so schwer das anzuerkennen? Niemand hat behauptet, dass sie ein überdurchschnittlich böser Mensch war. Evtl war sie ja sogar unterdurchschnittlich böse. Aber zu ihrer Zeit war eben auch ein unterdurchschnittlich böser Mensch rassistisch.

     

    Mir geht diese Heiligsprechung auf den Keks. Die überlieferten antiken Philosophen haben Frauen ihren Verstand abgesprochen - bloß Kinder ihrer Zeit? Nein. Es gab einzelne, z.B. Aristoteles, die dieser, vom Zeitgeist angebotenen Haltung, die es Männern ermöglichte sich besonders geistreich zu fühlen, widersprachen. Warum taten andere das nicht? Gute Frage. Wahrscheinlich, weil es sich einfach zu gut anfühlte zu den Privilegierten zu gehören. Dieses Phänomen sollte sich in der Geschichte noch so manches mal wiederholen.

     

    Wer den Mut hat sich seines Verstandes zu bedienen - mit allen das Weltbild erschütternden Konsequenzen - stellt sich auch gegen den Zeitgeist. Astrid Lindgren hat das nicht getan. Wir müssen sie dafür nicht als Nazi bezeichnen, aber man muss sie auch nicht von der Bezeichnung "Rassistin" reinwaschen. Meine Oma war Rassistin, mein Vater ist es noch. Beide würden sich niemals so bezeichnen und ihr Umfeld konfrontiert sie auch nicht damit.

  • IN
    Ihr Na

    kann mich dem kommentar in keinster weise anschliessen. wenn es andere verletzt, warum sollte man rassistische begriffe beibehalten? zudem: die übersetzungen haben schon immer änderungen am text vorgenommen, siehe astrid lindgrens pippi langstrumpf, wo die namen der kinder eingedeutscht wurden. liebe frau gaus, zu einem guten kommentar gehört meines erachtens, etwas von der materie zu verstehen, statt nur die eigene meinung kundzutun...

  • A
    Andreas

    zu dem Satz: " Offenbar finden einige Eltern es unzumutbar, Kindern zu erklären, dass manche Begriffe im Lauf der Zeit ihre Bedeutung ändern."

     

    Damals war die Gesellschaft ohne Zweifel homogener als heute.

     

    Damals konnte man demzufolge "die kleien Hexe" vorlesen, ohne seinen Kindern eine politische Aufklaerungsstunde ueber Rassismus geben zu muessen - weil die gesellschaftliche Realitaet eine andere war.

     

    In dem Sinne ist ein Text Preusslers, in dem die wenigen entsprechenden Woerter ausgetauscht wurden, als Kinderbuch heute autenthischer als der Originaltext. Es waere schade um Preusslers Texte, wenn man sie nicht mehr lesen koennte wie man sie damals gelesen hat: Als Kinderbuecher ohne zwangslaeufige Rassismusdiskussion.

     

    Wer mit seinen Kindern ueber Rassismus reden will, oder ein historisches Interesse an Preusslers Texten hat, wird schliesslich sicher noch die Originaltexte finden.

  • TK
    Tadeusz Kantor

    ...auch die menschen im sog. 3. reich waren keine rassisten oder judenhasser, sie "waren nur geprägt von ihrer zeit" ; )

  • HL
    Hauke Laging

    Hat sich wirklich die Bedeutung von "Neger" geändert, und das ausgerechnet erst nach dem zweiten Weltkrieg zum Negativen? Oder ist es vielmehr so, dass es früher keine (oder sehr viel weniger) Berufsbetroffene gab, die gerne Wind machen, egal womit?

  • EK
    ein Kinderfreund

    ... "Offenbar finden einige Eltern es unzumutbar, Kindern zu erklären, dass manche Begriffe im Lauf der Zeit ihre Bedeutung ändern... "

     

    BRAVO Frau Gaus.

    Kann etwas mehr zur geistigen Entwicklung eines Kindes beitragen, als wenn es mit überholten Begriffen konfrontiert wird und man(naturlich auch Mutter) ihm dann den aktuellen Zeitgeist nahebringt(sozialisieren eben).

    Aber dafür müssen Eltern eben "anwesend" sein. Das braucht nicht unbedingt zeitlich parallel zum Lesen sein(geht ja heute schwerlich), jedoch beobachtend.

    ALLE , die in letzter Zeit sooo "fürsorglich", jedoch bequem für eine Wortvernichtung plädierten,

    wissen sicher nicht, was ich meine.

  • X
    XXX

    Endlich mal eine Stimme der Vernunft in der TAZ zu diesem Thema. Ich habe schon nicht mehr zu hoffen gewagt.

    Generell gilt für mich folgende Maxime: Wenn sowohl der Ist-Zustand wie auch die Alternative vergleichbar große Probleme bereiten, so sollte man beim Ist-Zustand bleiben!

    Gegen dieses Prinzip wird leider viel zu gerne verstoßen, sei es beim Ausprobieren neuer Schulformen (wo von Schulämtern und Kultisministerien bei jedweder Reform mit dem Hintern immer bereits Aufgebautes wieder eingerissen wird), bei der Banken- und Eurorettung (wo man Recht und Gesetz für die Rettung eines Schneeballsystems opfert), oder hier im Falle der Kinderbücher (wo Kleingeist und Enge über Vernunft und Aufklärung siegt).

  • E
    eWolf

    Danke für diese Kolumne!

  • T
    treibsand

    Moralischer Putzfimmel: Das keimfreie Bücherregal mit als Teil des keimfreien Kinderzimmers.

     

    Vergesst nicht, "Robinson Crusoe" ganz oben auf die Liste zu setzen.

     

    Netter Kommentar, Frau Gaus, aber wohl zu spät.

  • A
    atalaya

    Endlich mal eine Stimme der Vernunft inmitten der jämmerlichen Kampagne, der sich auch die TAZ aus unerfindlichen Gründen angeschlossen zu haben schien.

  • G
    gendertrottel

    Aber aber Bettina, da sprichst Du ja Generationen von "Kritischen Weißseins ForscherInnen" und "GenderstudiertInnen" die Daseins- und Publikationsberechtigung ab.

    Wovon sollen die denn dann noch leben?

    Ihr tägliches Brot ist doch gerade die hohe Kunst des lustvollen Empörtseins.

    Also lass sie doch weiter von SchaumküssInnen schwafeln. Das interessiert doch keinen mehr.

  • MD
    Martin D.

    "In der neuen Ausgabe der „kleinen Hexe“ wird es jedoch keine Kinder mehr geben, die sich als dunkelhäutige Menschen verkleidet haben."

     

    Anfang Januar betteln in ganz Deutschland schwarz angemalte Kinder. Ist das nicht schlimmer im Sinne der Sittenwächter?

  • D
    diespinnendieroemer

    Liebe Frau Gaus,

     

    was wieder einmal unterschlagen wird: Auch schwarze Kinder lesen diese Bücher. Und die kennen das Wort N**** oft sehr gut aus ihrem Alltag, nämlich als rassistische Beschimpfung. Wenn man das berücksichtigt, ist es durchaus vertretbar, den Begriff aus Rücksichtnahme in Neuauflagen zu ändern (das war im Übrigen auch die Begründung des Thienemann-Verlags). Dass die Persepektive schwarzer Menschen bei solchen Diskussionen in Deutschland so gut wie nie nie mitgedacht wird, auch und gerade nicht vom bildungsbürgerlichen Feuilleton (das statt dessen angesichts einer sprachlichen Modernisierung, wie sie in der Kinderliteratur übrigens seit Jahrzehnten gang und gäbe ist, lieber von Zensur und Einriff in die künstlerische Freiheit fantasiert) ist schon auffällig...

  • P
    Plumpe

    Erstaunlich! Hätht te ich von Frau Gaus und der TAZ nicht erwartet. Ein Sieg der Restvernunft!

  • H
    Hubert

    Hätte ich jetzt nicht in dieser Zeitung erwartet.

     

    »Was müsste man dann noch alles umschreiben?« ist irgendwie ein schwaches Argument.

  • U
    Ute

    Ist die Frage, wer die Bedeutungsveränderer sind und was sie bezwecken?

  • S
    Stefan

    Astrid Lindgren war beim Thema "Negerkönig" weder rassistisch, noch "ein Kind ihrer Zeit", was ja auch nur aussagen soll, sie war Rassistin wie alle anderen.

     

    Sie hat sich dabei auf ein reales Ereignis bezogen:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Pettersson_(Seefahrer)