Kolumne Liebeserklärung: McKinsey ganz großzügig
Die Unternehmensberater helfen der Bundesregierung in der Flüchtlingsfrage. Zunächst sogar kostenlos. Wirklich nett!
D as krieg ich doch nie alleine hin, dachte sich wohl der neue Chef des Bundesamtes für Migration (Bamf), Frank-Jürgen Weise. Und wer kann einem Großunternehmen wie der Bundesrepublik Deutschland helfen? Klar, die Unternehmensberater von McKinsey.
Zehn Consultants sollen Weise und die Regierung sechs Wochen lang beraten, wie man Asylverfahren beschleunigt und bundesweit eine Struktur zur Registrierung und Versorgung etabliert. Klingt toll. Und günstig wird es noch dazu, denn die Berater sollen zunächst unentgeltlich arbeiten. Legt man einen Tagessatz von 5.000 Euro an – was bei den Top-Beratern nicht abwegig ist –, spart der Bund somit 2,1 Millionen Euro. Wie großzügig, dieser hilflosen und verzweifelten Regierung beizustehen.
Denn wer sich diese Typen ins Haus holt, bei dem müssen die Probleme schon groß sein. Klar, dass die Regierung das nicht groß thematisieren will, es nur am Rande erwähnt. Ist ja auch unangenehm. Wie wenn der Gerichtsvollzieher kommt und es die Nachbarn sehen.
Dabei muss einem so was nicht peinlich sein. Wir alle haben schon einmal Hilfe von anderen angenommen. Psychiater, Schuldenberater, … Mama. Sich das eigene Unvermögen einzugestehen ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Lösung. Könnte von McKinsey stammen, der Satz.
Siegen lernen
Dass McKinsey Asylverfahren beschleunigen kann, haben sie bereits in Schweden gezeigt. Nachdem sie dort 2008 die Regierung beraten hatten, sank die Zeit, bis über einen Asylantrag entschieden wurde, von neun auf drei Monate. Von Schweden lernen heißt Siegen lernen.
Oder haben sich Innenminister Thomas de Maizière und Bamf-Chef Weise mit McKinsey doch den Teufel ins Haus geholt? Denn manchmal stinkt der Fisch ja vom Kopf her – und wer, wenn nicht die Beratungsprofis, hat die Eier, solche Wahrheiten auszusprechen?
Das werden die McKinseyaner aber natürlich nicht machen. Schließlich soll nach der kostenlosen Testphase beschlossen werden, ob die Hilfe von McKinsey noch länger benötigt wird. Und wer entscheidet darüber? Genau.
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