Kolumne Jungswelten, Mädchenwelten: Wo die Ultras sitzen
Wir sehen deutschen Spitzenfußball: Turbine Potsdam gegen FCR Duisburg im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion. Und Ü. lässt den Fachmann raushängen.
. weiß Bescheid. Er erzählt mir schon auf der Fahrt nach Potsdam, was er so alles weiß über Fußball und Frauen und die Kombination aus beidem, und fragt mich dann nach meiner Zeit als rechte Außenverteidigerin beim TuS Eichholz-Remmighausen aus - keine so wahnsinnig glorreiche Zeit. Ich gestehe eher lustlos, dass ich mich nie mit einer Gegnerin geprügelt habe.
Überhaupt, mir ist das viel zu früh und zu kalt, ich hab vergessen, ein Paar Socken extra anzuziehen. Das Wetter ist so schmuddelig wie der Bahnhof Griebnitzsee am Sonntagmorgen trostlos.
Am Karl-Liebknecht-Stadion angekommen, fragt Ü. am Kassenhäuschen, wo denn die Ultras sitzen. Oh Mann. Der Kassenwart versteht nicht, und Ü. fragt nach den Dauerkartenbesitzern. Der Kassenwart versteht immer noch nicht, und Ü. gibt auf. Wir folgen einfach dem Trommeln und finden uns bald inmitten älterer Herren, die Turbine Potsdam zujubeln. Meine Laune steigt und wird sogar richtig gut, als in der ersten Halbzeit ein paar sehr schöne Spielzüge der Potsdamerinnen zu sehen sind. Nur leider kein Tor.
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Ö. ist Redakteurin bei taz.de.
Ü. demonstriert mir unterdessen weiter sein Fachwissen: "Die Nummer soundso ist Nationalspielerin" - "Der Trainer lässt sie bewusst ohne Taktik spielen" - "Das Hinspiel ging 1:1 aus" und "Die trägt keinen BH". Letzteres ist eine plumpe Provokation (Ü. grinst schief), aber ich falle nicht darauf rein, sondern freue mich weiter über Fatmire Bajramajs Ballgefühl. Irgendwann gesteht Ü., dass er einen Spicker dabei hat - aus zehn Minuten Google-Recherche. Geht ja um Fußball, da muss er glänzen. Mir wird es warm ums Herz bei so viel Sorge um die eigene gute Figur.
Und in der 84. Minute fällt dann endlich das Tor für Turbine, die Herren auf der Tribüne sind außer Rand und Band, und die Mädels werfen sich auf einen Haufen. Toll. Und Ü. drückt mir eine Bratwurst in die Hand. Gelungener Sonntag.
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