Kolumne Jung und dumm: Moorleiche, Arschzapfen
Der Hass auf die Menschen verdrängt jeden Kummer. Aber was ist aus meinem Kumpel am Kaugummiautomat geworden?
Ältere Damen bitten mich höflich, ihnen über die Straße zu helfen, aber ich lasse mich nicht manipulieren. Ich bin ein souveränes Individuum im fluiden Differenzmedium Gesellschaft. Ich bin kritisch, kenne meine Rechte. Ich bin nicht abhängig – erst recht nicht von Ihnen!
– Neulich im Internet schrieb mich der „Shemale-Kontakt-Klub“ an. Ob ich eine „Pimmelfreundin“ wolle. Dankend lehnte ich ab. So einfach ist es, nein zu sagen.
– Idee zu einer Fortsetzung der beliebten Bundeswehr-Miniserie „Die Rekruten“: „Adelheid verpflichtet“. Adelheid, 85, Inhaberin einer Erdinger Schnitzelplantage, Dirndl, „Beats“-Kopfhörer, Lederstiefel, Käppi, „Fjällräven“-Rucksack, Hakenkreuz, Goldkette, fährt in Begleitung eines Kamerateams durch ganz Deutschland, um junge, fitte, pumpende Wehrdienstanwärter zu besuchen, sich auf ihre oberkörperfreien Liegestützen-Körper zu setzen, den Bizeps zu fühlen, den Penis zu vermessen, mit ihnen zu schlafen, ihre Freunde zu manipulieren und zu vertreiben, ihre Familie zu versklaven, ihr Elternhaus abzufackeln und bei ihren Haustieren Epilepsie zu verursachen und diese dann lebendig zu gefrieren, sodass die Burschen nirgendwo anders mehr hinkönnen, nur noch zur Truppe.
– Die Redemenschen, sie sind überall. Jeden Gedanken, den sie qua Nervstimme auch nur bei der fünften Verkettung der dritten Gedankenabzweigung packen können, töten sie. „Reden und foltern“ nannte das ein weiser Schreiber dieser Zeitung einst. Solange dumme Menschen geboren werden, werden sie weiterhin ungestraft Bifi essen, schmatzen und Worte wie „Schoki“, „Kids“ oder „vierte Wand“ sagen dürfen, während sie die „heute-show“ verehren. Hilfe leisten kann nur Napalm. Darüber habe ich ein Gedicht geschrieben. Es trägt den Titel „Hass“:
Alle Menschen sind so dumm,
deshalb bringe ich sie um.
Alle Menschen sind ein Graus,
darum weide ich sie aus.
Alle Menschen sind so stumpf,
daher stoße ich zu, dumpf.
Alle Menschen sind naiv,
ihre Kiefer hängen schief.
Alle Menschen sind so eklig,
und ihr Blut auch äußerst klebrig,
ihre nackten Fasern fedrig
und ihr aufgekochtes Hirn zieht Fäden!
Alle Menschen sind ganz schrecklich,
ich bewerfe sie mit Obst.
– Moorleiche, Arschzapfen.
– „Lebensziel Verstopfung“.
– Gibt es eigentlich noch Kaugummiautomaten? Als ich Kind war, blieb ein Freund von mir dort einmal mit der Hand im Ausgabeschacht stecken. Irgendwann wurde es spät und ich ging nach Hause. Ob er jetzt, sechzehn Jahre später, wohl immer noch gefangen ist?
– „Die sexy Giftmüllmischerin“.
– Wenn ich groß bin, werd’ich böse.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind