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Kolumne Generation CamperWo der Adler schreit

Bisher hat jeder Nationalpark hierzulande Protest und Streit ausgelöst. Touristen sind dabei die natürlichen Verbündeten der Naturschützer.

Da freut sich jeder Naturfreund: ein Fischadler mit seiner Beute. Bild: imago/blickwinkel

S treit im Steigerwald, Streit im nördlichen Schwarzwald. Es geht nicht gut voran mit den neuen Nationalparks. „Ich versteh diese Leute einfach nicht“, meint Renate kopfschüttelnd.

Dasselbe hat sie schon einmal gesagt, 1993 auf dem Darß, als uns Flugblätter in die Hand fielen. Einheimische schimpften auf eine „Bevormundung“ durch „Naturspinner“ und beschworen mit dem neuen Nationalpark Darß die Wiederkehr der Ex-DDR herauf. Und 2004 am Edersee, am neuen Nationalpark Kellerwald, war Renate genauso ratlos.

In den USA, „wo es Platz genug gibt“, da hätte sie nichts dagegen, wetterte unsere Pensionswirtin. Hier schon. Renate und ich schlürften am Frühstückstisch unseren Kaffee und kamen uns dabei vor wie böse Kolonialisten, die naturverbundene Eingeborene mit wilder Natur zwangsbeglücken wollten.

Jeder Nationalpark hierzulande hat Protest und Streit ausgelöst. Es gab sogar Morddrohungen. Dabei reisen wir hin, weil uns das Grün lockt. Und weil wir angezogen werden von schönen Natur- und Tiersendungen im Fernsehen, in denen in romantischen Landschaften der Adler schreit und der Rabe krächzt und sich Wolf, Bär und Biber gute Nacht sagen.

Wir haben viele gute Argumente für die Schutzgebiete im Gepäck, wir schätzen Spezialangebote in Nationalparkhotels, regionale Biokost und tolle Naturerlebnishäppchen, wir schwanken über Baumwipfelpfaden und genießen wandernd diese geschützte Natur mit dem guten Gefühl, dass gleich neben dem interessanten Nationalparkhaus eine neue alte Wildnis beginnt, die selbst ein Luchs wieder leiden mag. Herrliche Natur, wie für uns gemacht. Als warte all das nur auf uns, die Touristen. Oder?

Aber vielleicht mögen uns nur die Naturschützer. Touristen sind ihre natürlichen Verbündeten, ihr stärkster Trumpf, wenn der Streit um Schutzgebiete hochkocht. Weil die Erfahrung zeigt: Protestler besänftigen sich allmählich, wenn reichlich Touristen auftauchen und diese vor allem der örtlichen Wirtschaft nützen.

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1 Kommentar

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  • "Also warten alle auf uns, oder ? "

     

    Nein, denn der Nationalpark soll in einem Gebiet ausgewiesen werden, welches ohnehin wirtschaftlich stark ist. Schauen Sie sich doch die Arbeitslosenquote an. Davon kann Berlin nur träumen. Die Bewohner wollen feiertags und sonntags Ruhe und nicht früh morgens dröhnenden Verkehrslärm und hunderte von Motorradfahrer durch enge Täler rasen hören. Der Tourismus ist hier auf Tagestourismus ausgelegt. D.h. Kaffefahrten zum Mummelsee und die nervigen oft rücksichtslosen Biker auf der Schwarzwaldhochstrasse. Einzig die Baden-Badener und die Freudenstädter profitieren vom Tourismuszuwachs. Für die breite Masse im Murgtal ist Tourismus eine sonntägliche Zumutung.

    Wobei gegen Westwegwanderer hat hier keiner was, sie sind immer herzlich willkommen. Gerade diese Wanderer bedauern aber am meisten die Tourismusschwemme. Denn kaum haben sie einen Höhenzug erklommen und wollen am Aussichtspunkt rasten, sehen sie die einzige Bank von großen Bikergruppen belagert und sich um ihre verdiente Ruhe gebracht. Der Nationalpark zerstört durch Massentourismus die Natur. Dies haben die Hinterwäldner schon lange begriffen und auch dass es hier nicht um ihre Belange geht.