Kolumne Die Wahrheit: Der Horror des Humors
Schwabinger Krawall: Eigentlich wollte der Jackie den Samstagabend auf dem Sofa verbringen, weil er erst nachmittags aufgewacht ist,...
..und sich undeutlich an Szenen erinnert hat, über die er lieber Gras wachsen lassen wollte. Dann hat aber der Hubsi angerufen, ob er noch lebe, und das sei ja eine Superaktion gewesen, wie er dem Türsteher vom P1 den Papierkorb aufgesetzt und den Polizisten erzählt habe, er werde von einem Wahnsinnigen in einer Ritterrüstung verfolgt, aber es sei sicher besser, Gras über die Sache wachsen zu lassen. Jedoch habe der Ferrari-Schorsch berichtet, dass Lady Gaga in der Stadt sei, um die ehemalige Wohnung von Freddie Mercury zu kaufen und hinterher im Silver zu feiern, da dürfe man auf keinen Fall fehlen, und das Fest sei zwar supergeheim, aber an der Tür arbeite der Nasen-Helli, der ihm einen Gefallen schuldig sei.
Beim Renato hat sich der Jackie drei Bloody Mary bestellt, dann sind sie mit dem Taxi los. Der Nasen-Helli hat ein Riesentheater gemacht, er riskiere Kopf und Kragen, wenn er zwei derartige Deppen reinschleuse. Drinnen hat der Jackie seine Bloody Marys am Tresen ab- und festgestellt, dass alle Englisch geredet haben und superschwul verkleidet waren und jeder einen Bodyguard dabeigehabt hat. Von den Bloody Marys hat er einen solchen Durst gekriegt, dass er sich zwei Bier dazubestellt hat. Dann hat einer von den verkleideten Perückenhasen auf die fünf Getränke gedeutet und gesagt, er sei "totally crazy" und "absolutely hot" und ob hier woanders mehr los sei. Weil derweil ein paar Bodyguards den heftig zappelnden Hubsi hinausbefördert haben, hat der Jackie ausgetrunken und gesagt, in der Sieben sei es auf jeden Fall gemütlicher.
Dass der Bodyguard von dem Hasen mitgegangen ist, war dem Jackie irgendwann egal; der Hase wollte nackt auf dem Tisch tanzen, hat Champagner bestellt, den sie aus der Flasche getrunken haben, und plötzlich sind alle möglichen Leute dahergekommen und wollten ein Autogramm, und der Manila hat gebrüllt, der Jackie sei ja wohl total wahnsinnig, unangemeldet mit Lady Gaga anzutanzen, aber der Jackie konnte nicht antworten, weil seine Zunge beschäftigt war und alles um ihn herum sich blitzend und dröhnend gedreht hat.
Dann ist ihm schlagartig eingefallen, dass die Sieben vor vier Wochen zugemacht hat, und da ist er aufgewacht und auf dem Sofa gelegen und war froh, dass der ganze Irrsinn bloß ein Traum war. Weil er so Kopfweh gehabt hat, wollte er sich in sein Bett legen und hat dort aber den Bodyguard gefunden, und da hat er überhaupt nicht mehr gewusst, was er denken soll, und sich nicht getraut, an der Badtür zu klopfen, wo die Dusche gerauscht hat.
Also ist er ins Café Schwabing, hat sich eine Bloody Mary bestellt, und wie der Hubsi angerufen hat, ob er wirklich mit zwei Verrückten über den Bauzaun vor der Sieben geklettert sei und so lange herumkrakeelt und versucht habe, die Tür aufzubrechen, bis die Funkstreife gekommen sei, hat der Jackie gesagt, er solle ihm den Schuh aufblasen, und er stehe sowieso mehr auf Hardrock als auf dieses Discozeugs.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld