piwik no script img

Kolumne Die KriegsreporterinHübsch mit „Bild“ bebildert

Kolumne
von Silke Burmester

Na, das sind Springer-Aktionswochen dieser Tage, Heldenwochen bei Gruner & Jahr und der NDR verschenkt sogar einen Kriegsreporterinnenhelm.

H allo, taz-Medienredaktion!

Wohin man sieht, da kommt einem Springer entgegengehüpft. Entweder in Form des Enkels Axels Sven Springer, der kurzerhand den letzten Willen vom Opa neu geschrieben hat und ihn unter dem bescheidenen Titel „Das neue Testament“ veröffentlicht (eigentlich berichtet er darüber, wie böse er beim Verteilen dessen, was Opa Axel Cäsar angehäuft hat – Verlage, Schlösser, Ehefrauen – ausgetrickst wurde). Kriegt man Post, klebt Axel als Briefmarke darauf, in den Nachrichten wird von dem ersten Redakteursstreik in der Geschichte der AG berichtet – trotz Rekordumsätzen will man Redakteure in tarifliches Niemandsland „ausgliedern“ – von allen Seiten melden sich diejenigen, die die Bild-umsonst-Verteilaktion vereiteln wollen, und wenn man das Fernsehen anschaltet, dann kommt eine „Das war Axel“-Sendung nach der anderen.

Und wenn man sich dann wundert, dass dort Axel Springer im Zusammenhang mit dem Protest der 68er gegen sein Haus als gekränkter Mann, als verkannter Gutmensch gezeigt wird und in der Chronologie die Hetze seines Hauses gegen die Studenten ohne Anschauungsmaterial bleibt, wobei ansonsten alles sehr hübsch mit Bild-Zeitungs-Material bebildert wurde und man dann im Abspann sieht, dass die Sendung vom Bayerischen Rundfunk kommt, dann wundert man sich auf einmal gar nicht mehr. Außer vielleicht, dass es die Bayern sind, die diese Sendung machen, und nicht etwa die Hamburger oder Berliner, bei denen immerhin Axels Verlagsknäste rumstehen und die geschichtlich gesehen, viel näher dran sind.

Bild: Eva Häberle
Silke Burmester

berichtet wöchentlich von der Medienfront. Feldpost? Mail an kriegsreporterin@taz.de.

Heldenwochen sind gerade auch bei Gruner + Jahr ausgebrochen, die dem Stern-Fotografen Volker Hinz, einem der letzten festangestellten Fotografen dieser Republik, zu seinem Ausscheiden eine Ausstellung widmen. Während man gleichzeitig beim Stern das Programm „Junge Fotografie“ ausruft, mit dem man jungen Talenten „erste Perspektiven im Fotojournalismus“ eröffnen will. Bitte, liebe Gruner-Leute, ruft mich an, wenn das nicht bedeutet, für wenig Geld zu arbeiten. Beziehungsweise zu schlechteren Konditionen, als für die Fotografen gelten, die ihr jetzt beschäftigt. Und die ihr dann bald nicht mehr beauftragt, weil es ja billiger geht. Ja, bitte anrufen, wenn es nicht zutrifft, ich freu mich! Und wenn ihr die Nummer nicht habt, mailen, ich ruf dann zurück.

Noch einmal zu Hinz und den Helden. Lustigerweise zeigt die letzte Wand der Ausstellung Prominente, die G + J irgendwann mal eingeladen hatte. Also entweder hat man den Hinz auch nicht mehr auf bedeutsame Storys angesetzt oder es ging darum, mal zu zeigen, dass man auch tolle Leute kennt. Inmitten dieser Reihe aus Alice Schwarzer, Friedman, Jenny Elvers-Elvishagen und Mario Adorf ragt ein Bild in Riesengröße heraus. Und das zeigt meinen alten Mittagesseneinladungsfreund Peter-Matthias Gaede! Was hab ich mich gefreut, den so groß zu sehen! Wer weiß, vielleicht hätte ich ihn sonst übersehen.

Das war eine schöne Freude am Sonntag, kaum, dass ich vom Freudenberg herabgestiegen bin, auf den der NDR mich gehievt hat. Der nämlich hat mir einen Kriegsreporterinnenhelm geschenkt, auf dass ich ihn nicht immer ausleihen muss, wenn ich mal einen brauche. Für eine Lesung oder so. Das war in der Sendung „DAS“, in die man mich netterweise eingeladen hatte und in der es sehr lustig war, vor allem, weil der Moderator Hinnerk Baumgarten, wenn die Einspielfilme laufen, eine schön böse Seite offenbart. Das hat mir sehr gefallen. Womit ich nun rundum zufrieden zurückgebe nach Berlin!

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Kolumnistin
Silke Burmester war über 25 Jahre schreibende Journalistin. Von Anfang an auch für die taz. Hier hat sie u.a. Carla Brunis geheimes Tagebuch veröffentlicht und als „Die Kriegsreporterin“ von der Medienfront berichtet. Jetzt hat sie beschlossen, Anführerin einer Jugendbewegung zu werden und www.palais-fluxx.de für Frauen ab 47 gegründet, das "Onlinemagazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre“. Für die taz wird sie dennoch ab und zu schreiben, logo!
Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • T
    tazitus

    @RGR:

    "DAS!" wollte ich auch sagen. Um Silke Burmester mal ohne Helm auf dem roten Sofa zu sehen, habe ich sogar die Sportschau sausen lassen.

  • R
    RGR

    Die Sendung im NDR war durch Silke Burmester so lustig! Schade, dass über die "bösen Seiten" des smarten Hinnerk nichts geschrieben wurde.

    Danke jedenfalls für DAS.

  • R
    R.J

    Huch, aber war denn nichts "hübsch genug für das Bild hier?

     

    Da konnte der Moderator wieder einmal keinen geeigneten Kommentar finden, den er der Sülze zumute wollte?

    scheint so!

  • P
    paul

    Der Chefredakteur von GEO war Mittagesseneinladungsfreund der Kriegsreporterin? Sachen gibts, dazu hätten uns dazu ein paar Gesichten aus dem Nähkästchen interessiert.

     

    Und zu Hinnerk Baumgarten schöner böser Seite ebenso. Also beim nächsten Mal ein paar schöne böse Beispiele der schönen bösen Seite dazuschreiben :)