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Kolumne Die KriegsreporterinFreiheit für Burma und Buchholz

Kolumne
von Silke Burmester

Die Deko von „Roche & Böhmermann“ war ein Schocker, der Burma-Bericht in der „Geo“ ein Skandal und „Brigitte“-Models sind Vergangenheit.

Deko und Frisuren ein Schock: Die erträglichen Roche und Böhmermann beim Turteln. Bild: dpa

H allo taz-Medienredaktion!

Was war das für ein Schock am Sonntagabend! Ich bin noch immer ganz starr vor Schreck! „Roche & Böhmermann“, die einzig interessante und die einzig erträgliche Talksendung im deutschen Fernsehen, kam nach einer kleinen Pause zurück – und war in jene Beliebigkeitsaufmachung gefallen, die die Gesprächssendungen so abschaltenswert machen.

Schlimme Deko à la Beckmann, helles Licht und eine aus der „Verbotenen Liebe“ entliehene Wallerfrisurendarstellerin für die Anmoderation ließen befürchten, auch bei ZDFneo sei man nun von allen guten Geistern verlassen.

Bild: Eva Häberle
Silke Burmester

berichtet wöchentlich von der Medienfront. Feldpost? Mail an kriegsreporterin@taz.de.

Das dekorative Grauen, das der Gast Markus Lanz recht hübsch fand, währte rund fünf Minuten, dann hieß es: reingelegt! Und man baute das alte Setting wieder auf. Bis dahin hatte ich allerdings schon so viel Enttäuschungsenergie verbrannt, dass ich mich noch lange sehr kraftlos fühlte.

Da bin ich froh, wenn ich mich von einem schönen Presseerzeugnis aus dem Hause Gruner + Jahr in Gedanken ein wenig forttragen lassen kann. Dorthin, wo man meine Sorgen nicht kennt, dorthin, wo … Geo Saison bewirbt seine Septemberausgabe mit der schönen Zeile „Freiheit genießen in Burma“. Das nenne ich gekonnt. Und eine schöne Idee. Freiheit in Burma, aufbereitet für uns wohlhabende Westler.

Immerhin dürfen rund 4.000 Exil-Burmesen noch immer nicht in das 2010 von der Militärdiktatur befreite Land zurückkehren, aber wir mit unserem Geld sind herzlich willkommen. Und das Schöne ist, dort lässt sich eine Freiheit leben, die uns hier längst verloren gegangen ist!

Die prachtvollen Sterne

In Anbetracht des großen Wohnungsmangels in Burma kann man erfahren, wie es sich anfühlt, unter freiem Himmel zu schlafen. Und weil dort nur wenige Menschen Strom haben, ist der Himmel nachts auch richtig dunkel, sodass man die Sterne so prachtvoll sehen kann, wie es bei uns und in den üblichen Urlaubsländern gar nicht mehr möglich ist. Von Enge und Massentourismus ist hier keine Spur, nicht zuletzt, weil etliche Buddhisten mit Unterstützung des Militärs der muslimischen Minderheit der Rohingya immer wieder eins auf die Rübe hauen und ihr Beine machen.

180.000 Rohingya sind laut UNO auf der Flucht, Burmas Staatspräsident sucht händeringend nach einem Land, in das er alle Rohingya abschieben kann, schließlich hat das Militär anderes zu tun, als ständig Leute zu beschießen. Und wenn man dann bedenkt, dass Burma bzw. Myanmar 2011 Platz drei auf der Liste der korruptesten Staaten der Welt belegte, dann ist man froh, dass es ein Magazin wie Geo Saison gibt, das einem zeigt, was Freiheit in Burma heißt und wie man sie als Westler genießt.

Auch dem obersten Chef vom Blatt, Bernd Buchholz, könnte demnächst der Geruch der Freiheit um die Nase wehen. Dann nämlich, wenn er Gruner + Jahr verlässt, wie prophezeit wird. In den dreieinhalb Jahren seiner Regentschaft hat er nicht wirklich viel Neues bewegt, neue Hefte, die den Kiosk rocken, hat er nicht zuwege gebracht, das Haus online gut zu positionieren, hat er komplett verpennt – er ist also bestens geeignet, seine Schaffenskraft wieder mehr seiner Partei, der FDP, zu widmen, die bekanntermaßen aus Personen besteht, die nix zuwege bringen.

Vor drei Wochen hatte ein anderer G + J-Chef seinen Hausausweis abgeben müssen: Andreas Lebert von der Brigitte. Dessen größte Leistung war die Abschaffung professioneller Models. Die von Buchholz, dass er Beef und Business Punk zu den Männern brachte. Die Brigitte will jetzt zurück zu den Models, weil es sich mit Amateuren so schlecht arbeiten lässt. In diesem Sinne zurück nach Berlin!

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Kolumnistin
Silke Burmester war über 25 Jahre schreibende Journalistin. Von Anfang an auch für die taz. Hier hat sie u.a. Carla Brunis geheimes Tagebuch veröffentlicht und als „Die Kriegsreporterin“ von der Medienfront berichtet. Jetzt hat sie beschlossen, Anführerin einer Jugendbewegung zu werden und www.palais-fluxx.de für Frauen ab 47 gegründet, das "Onlinemagazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre“. Für die taz wird sie dennoch ab und zu schreiben, logo!

2 Kommentare

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  • TM
    Tante Meta

    Danke, liebe Silke, das nenne ich Aufklärung im besten journalistischen Sinne. Burma und seine friedliebenden Buddhisten - besonders gern wird dieses schiefe Bild offenbar ausgerechnet von Alice "Ich-hasse-Islam-samt-Kopftuchmädchen" Schwarzer transportiert. Die macht gerade Werbung mit Lesereise und allem Pipapo für ihr aktuelles (zweites) Burma-Foto-Buch, zum 6. Mal war sie bereits als Touristin dort unterwegs und zum politischen Status Quo dort, fällt ihr lediglich ein, wie vorurteilsbeladen der westliche Blick doch auf dieses wunderbare Land sei.

     

    Hier ungekürzt von Schwarzers Homepage zu Staunen und Kopfschütteln:

     

    "Am Anfang stand eigentlich nur der Wunsch, in ein wirklich fernes, fremdes Land zu reisen. Einzige Einschränkung: Es sollte ein Land sein, in dem weder Gewalt noch religiöser Fanatismus allgegenwärtig sind. Also: Asien. Aber Asien ist groß. Ich befragte einen Weltreisenden und eine Asienkorrespondentin: Wenn ihr nur in ein einziges Land reisen könntet, wohin würdet ihr dann...? Beide antworteten wie aus der Pistole geschossen: Burma! Das war im Jahr 2000. Okay. Flug nach Bangkok und von da weiter (in Wahrheit zurück) nach Rangun, das bisher von Europa aus nicht direkt angeflogen werden kann. Und in Rangun: ein Staunen, das sich bis heute nicht gelegt hat. Männer in Röcken, Frauen mit den bizarren Kreidezeichen des Tanakabaumes im Gesicht, mittelalterliche Märkte - und das alles in dem überwältigenden Glanz der Shwedagon, von der es heißt, sie sei die schönste Pagode der Welt.

     

    Seither war ich sechs Mal in dem so lange verschlossenen - und sich gerade rasant öffnenden - Land zwischen Indien und China. Und von mal zu mal war ich angerührter und faszinierter von Burma: von seinen so liebenswürdigen Menschen, seinen überwältigenden Landschaften und seiner verzaubernden Kultur, tief geprägt vom Buddhismus.

     

    Und von mal zu mal wurde für mich die Kluft größer zwischen dem Bild, das der Westen sich von der Ex-Kolonie der Briten gemacht hat, und dem, was ich in Burma sah und erlebte. Zum ursprünglichen touristischen Interesse gesellte sich rasch das politische: Was ist wirklich los in Burma? Und was steckt dahinter? Hinter der Verteufelung dieses Landes, das zwar bis vor kurzem ein postsozialistisches Militärregime war, in dem aber aus der Nähe so vieles so ganz anders aussieht, als westliche Medien und Politiker es glauben machen wollten (auch das ändert sich gerade rasant).

     

    Jetzt habe ich, zusammen mit der Fotografin Bettina Flitner, ein Buch über meine, unsere "Reisen in Burma" veröffentlicht. Und ich bin sehr, sehr gespannt, wie ihr es findet. Ihr, die ihr selber schon in Burma wart - und ihr, die ihr nun vielleicht hinfahren wollt."

     

    Quelle: http://www.aliceschwarzer.de/publikationen/blog/?tx_t3blog_pi1%5BblogList%5D%5BshowUidPerma%5D=101&cHash=b9088c5cfe

  • F
    Falmine

    Herrlich + unterhaltsam! ;-) Sehr gelungen die Passage über Bernd Buchholz und andere Herrchen aus dem Hause G + J. *feix*

    Ich will das Thema hier nicht vertiefen - aus Sorge vor dem taz-Zensor. :-)