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Kolumne Die ChartsDu, entschuldige, i kenn di

Die Charts heute mit einem Quiz: Erraten Sie sechs Popsongs. Plus: Larsson, Feldbusch, Wecker, Jagger und The Doors.

Bitte raten Sie mit: Welche fünf Songs sind in dieser Geschichte versteckt, und welcher legendäre Popsong liegt ihr zugrunde?

Bild: marco limberg

Peter Unfried ist stellvertretender Chefredakteur der taz.

Ich sitze in einem Lokal. Der Kaffee ist fertig. Ich trinke ihn aus. Bevor I geh, scanne ich routinemäßig die Hasen. Und wie ich dann in diese zwei Augen schaue, weiß ich sofort, dass ich sie kenne. Weil das ist dieses Blau. Das lässt sich mit gar nichts anderem vergleichen.

Oh Gott.

Fünfzehn Jahre ist das her. Es war unser letzter Schultag. Damals stellte das Leben seine Weichen. Wir verloren uns danach sofort aus den Augen. Hab mich oft gefragt, was aus ihr wurde. Eigentlich jeden Tag. Praktisch mach ich ja seither nichts anderes mehr, als darüber nachzudenken. Sie wohnte zehn Häuser weiter, ich konnte nächtelang nicht schlafen, wenn sie mir auf dem Schulhof auch nur einmal kurz zuzwinkerte. Klar, dass nichts lief. Sie war nicht nur mein Schwarm, sondern der von allen meinen Spezln auch.

Hat sie mich auch erkannt? Seltsam, ich höre die Musik nicht mehr. Ich kann mich nicht bewegen, ich kann nicht sprechen. Es ist genau wie früher. Ich bin reif für die Insel. Und jetzt zwinkert sie mir auch noch zu. Wie damals. Hat sie mich etwa auch erkannt? Jedenfalls öffnet sie jetzt den Mund und sagt: "Na, wie gehts denn, mein Peterl, na, klar? Du hast auch schon lang nichts mehr von dir hören lassen."

Ich stammele: "Ja, sehr lange, ja, viel zu lange."

Sie lächelt und sagt: "Komm, dann probieren wirs halt jetzt miteinand."

Das war vorgestern. Und heute? Happy Ending! Mensch, ich hätte nicht gedacht, dass man fünfzehn Jahre einfach so streiche(leinheite)n kann. Als ob dazwischen einfach nichts gewesen wäre. Andererseits: Bei mir war ja auch nichts. Und wie heißt es so treffend? Es ist nie zu spät.

*

Na? Haben Sie die Lösung? Die erste richtige Antwort gewinnt eine CD mit den sechs größten Hits von Peter Cornelius.

Wenn Sie nun denken, hier werde auch nur wieder gemütliche, sentimentale Pop-Affirmation serviert: Wissen Sie etwa nicht, wie es weiterging? Die Blue Eyes und das Peterl heirateten unter großem Jubel von 500 Rechtswählern im Stephansdom, kriegten drei Kinder, leider nur Jungs, es entstand eine total aggressive Atmosphäre, seither hassen die beiden sich, ließen sich scheiden, die Buben leiden am meisten. Na, ob es da nicht besser gewesen wäre, es auf sich beruhen zu lassen?

Was mich betrifft, so will ich mich nicht länger verstecken, sondern Ihnen gestehen, dass auch ich meine erste große Liebe nie mehr wiedergesehn habe seit unserem letzten Baumschultag.

Es gab da eine Samstagnacht an dem kleinen Weiher, als der gute Mond auf unsere zitternden Leiber schien, und ich dachte …

Jedenfalls sitze ich seither täglich in Cafés, aber es tut sich auch in dieser Hinsicht nichts.

Das ist jetzt auch schon wieder 25 Jahre her und eigentlich noch länger, weil ich am letzten Schultag längst eine weitere große Liebe hatte, von der ich nie mehr gehört habe und die auch nicht zufällig in meinen Lokalen und Kaffeehäusern aufgetaucht ist, was aber vollkommen in Ordnung geht. Außer manchmal.

*

Eigentlich will ich nur sagen: Jemand hat mir erzählt, dass es längst üblich wäre, seine alten großen Lieben zu googeln. Seither kämpfe ich dagegen an.

Die Charts im Oktober:

Buch: Stieg Larsson ist doch nicht so gut. Mehr auf Nachfrage.

Medien: Dieter Bohlen-Interviews (Stern usw.) bringen es nicht mehr. Verona Feldbusch dagegen gibt weiter anständige Fotos her (siehe OK!).

Song: "Genug ist nicht genug" von Konstantin Wecker. Wiederentdeckt in der Sammlung eines Urlaubshauses in Freiburg-St. Georgen. "Nur die Götter gehn zugrunde / Wenn wir endlich gottlos sind." Das gibt einem das Gefühl eines Gefühls. Was für eins? Egal. Hauptsache, eins. "L. A. Woman" dagegen (The Doors) ist und bleibt lahmarschig.

Der kluge Satz: "Dont waste your energy/ On making enemies." Mick Jagger ("Lets work")

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1 Kommentar

 / 
  • PU
    Peter Unfried

    Hier für Interessierte der Text des Peter Cornelius-Songs, auf dem diese Charts basieren. PU

     

     

    Du Entschuldige - I Kenn Di

     

    1. STROPHE: Wann i oft a bisserl ins Narrenkastl schau

    dann siech i a Madl mit Aug'n so blau

    a Blau

    des laßt sich mit gar nix andern vergleichen.

    Sie war in der Schul' der erklärte Schwarm

    von mir und von all' meinen Feunden doch dann

    am letzten Schultag

    da stellte des Leb'n seine Weichen.

     

    Wir hab'n uns sofort aus den Aug'n verlor'n.

    I hab' mi oft g'fragt was is aus ihr word'n.

    Die Wege die mir beide 'gangen san war'n net die gleichen.

     

    Und vorgestern sitz i in an Lokal

    i schau in zwa Aug'n und waß auf einmal

    das is dieses Blau

    das laßt sich mit gar nix vergleichen.

     

    REFRAIN: Du entschuldige i kenn di'

    bist du net die Klane

    die i scho als Bua gern g'habt hab'

    die mit dreizehn schon kokett war

    mehr als was erlaubt war und die enge Jeans ang'habt hat.

    I hab' nächtelang net g'schlafen

    nur weil du im Schulhof

    einmal mit den Aug'n zwinkert hast. -

    Komm wir streichen fünfzehn Jahr'

    hol'n jetzt alles nach

    als ob dazwischen einfach nix war.

     

    2. STROPHE: Sie schaut mi a halbe Minute lang an

    sie schaut daß i gar nix mehr sagen kann.

    I sitz wie gelähmt gegenüber und kann's gar net fassen.

    I hör ka Musik mehr und wart nur drauf

    daß sie endlich sagt: du jetzt wach i auf

    der Peter

    der zehn Häuser weiterg'wohnt hat in der Gassen.

    Sie zwinkert mir zu wie vor fünfzehn Jahr'

    sie sagt: na wie geht's da

    mei Peterl na klar

    du hast a schon lang nix mehr vo dir hören lassen.

    I nick nur: ja sehr lang

    ja viel zu lang

    sie meint: komm probier'n mas' halt jetzt miteinand'

    und später sag i lachend no amoi zu ihr auf der Straßen:

    REFRAIN: Du entschuldige i kenn di'

    bist du net die Klane

    die i scho als Bua gern g'habt hab'

    die mit dreizehn schon kokett war

    mehr als was erlaubt war und die enge Jeans ang'habt hat.

    I hab' nächtelang net g'schlafen

    nur weil du im Schulhof

    einmal mit den aug'n zwinkert hast. -

    Komm wir streichen fünfzehn Jahr'

    hol'n jetzt alles nach

    als ob dazwischen einfach nix war.

    Als ob dazwischen einfach nix war.