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Kolumne Das TuchMesut Özil ist deutsch, ich bin es nicht

Kolumne
von Kübra Yücel

Egal, was ich tue - die Biodeutschen haben mir klar gemacht: Ich werde nie in dieses Land gehören.

I ch habe keinen Bock. Die ganze Debatte um Deutschsein, Integration und Leitkultur ist mir absolut zuwider.

Ich will nicht wissen, wann und unter welchen Umständen ich als Mensch mit nichtdeutscher Abstammung und nichtchristlicher Religion ein Du-bist-deutsch-Siegel bekommen könnte. Das sind Scheindebatten. Die Realität sieht so aus: Mesut Özil kann - wie übrigens viele seiner biodeutschen Kollegen auch - keinen grammatikalisch korrekten deutschen Satz hervorbringen, ich hingegen schon. Trotzdem gilt er als integriert und deutsch, ich aber nicht.

Großartig. Ich habe also einen deutschen Pass, engagiere mich hier, spreche die Sprache und gehe wählen. Aber das reicht anscheinend nicht. Leider kann ich kein Fußball. Und ich bin auch nicht wie Necla Kelek mit einem gewissen Ex-Bundesbanker befreundet, um bei seiner Buchpromotion als Möchtegern-Deutsche seine Intelligenz-These quasi als lebendes Beispiel für minderbemittelte Muslime zu bestätigen. Um dann trotzdem nicht deutsch zu sein.

Bild: privat

Kübra Yücel, 22, lebt in Hamburg und studiert dort Politikwissenschaften. Daneben schreibt sie ihren Blog "Ein Fremdwörterbuch".

Aber davon mal abgesehen: Ich will gar nicht deutsch sein. Ich will auch nicht türkisch sein. Denn Nationalität ist ein Denkkonzept, das ich nicht anwenden will. Was würde das Deutschsein über mich aussagen? Nichts. Eine Zuschreibung, die mich einengt. Gegen die ich mich wehre.

Was mich ausmacht, das sind meine Interessen und Werte. Auf einer Party würde ich mich eher mit einem linken Italiener oder einer koreanischen Künstlerin unterhalten als mit einer türkischen Kemalistin oder einem deutschen Handballer.

Trotzdem werde ich regelmäßig gedrängt. Man will, dass ich mich entscheide. Deutsch oder türkisch? Sag schon! Ich WILL aber nicht. Verdammt noch mal.

Das war nicht immer so. Früher sagte ich mit größter Selbstverständlichkeit "Ich bin deutsch." Bis mir ein richtiger Deutscher an der Uni verklickerte: "Kübra, du bist keine Deutsche." - Warum? - "Ja, weil du das Kopftuch trägst." Zustimmung durch umstehende andere richtige Deutsche. Aha. So ist das also. Wie eine Ohrfeige war das. Es blieb nicht die einzige. Und mir wurde klar: Egal, was ich tue, ich werde nie deutsch sein.

Ich staune, wenn die meisten meiner muslimischen Freunde selbstbewusst sagen: Ich bin deutsch. Offensiv gehen sie mit dieser Identität um und ecken damit an. Bewusst.

Sie sind in diesem Land geboren und sozialisiert, arbeiten hier, zahlen Steuern. Sie fühlen sich hier heimisch und fordern Zugehörigkeit ein - nicht nur als Mitbürger, sondern auch als Mitdeutsche. Auf die Frage, woher sie kommen, wollen sie bloß mit Aachen, Hamburg oder Donaueschingen antworten können.

Sie wollen die Bedeutungshoheit über das Deutschsein nicht den Biodeutschen überlassen.

Selbstverständlich ist Wulff auch ihr Bundespräsident. Sie wollen, dass man es ausspricht. Sie tun es. Er tut es. Und plötzlich wird eine Selbstverständlichkeit so ad absurdum diskutiert.

Ich bewundere meine Freunde für ihr selbstbewusstes Einstehen für ihre deutsche Identität. Mir bleibt das fremd. Vielleicht nur, bis ich innerlich ein wenig härter werde. Vielleicht aber auch für immer.

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86 Kommentare

 / 
  • VG
    Vera Gehlkiel

    Auch Frauen in Deutschland tragen traditionell Kopftuch wenn sie vom Land sind oder wenn sie

    religiöse Motive dazu haben. Die Integrationsdebatte

    aber wird geleitet von anderen Motiven.

     

    Hier geht es darum, arm von reich zu unterscheiden.

    Mesut Özil ist ein reicher Deutscher. Sie kleiden

    sich so, das einige glauben, sie als arme Deutsche

    zu erkennen.

     

    Sie haben recht, eigentlich ist das Problem des

    Nationalismus bereits überholt. Aber das bedeutet

    nicht, das man deshalb keinen Stress mehr kriegt,

    wenn man ein Kopftuch trägt.

     

    Schuld daran sind diejenigen, welche zur Zeit die

    Entsolidarisierung der Gesellschaft predigen und

    damit nicht zuletzt diejenigen, die sich ausgegrenzt

    und fürderhin unbenötigt fühlen, kompensatorisch zurück in die Richtung der Religionen treiben.

     

    Mit der Erklärung, sie wollen nicht deutsch sein,

    ändern sie daran gar nichts. Womöglich liest so ein

    Westerwelle ihre Kolumne und denkt sich nur: "um so

    besser für uns!"

     

    Wichtig finde ich aber, das sie den Unterschied

    dahingehend festmachen, wie es ihnen mit ihrem

    Lebensgefühl hier im Laufe der Zeit erging. Hier

    zeigen sie ein mögliches Parameter dafür, wie weit

    der kulturelle Verfall in Deutschland bereits reicht.

     

    Kultur bedeutet nicht, das ein paar gutsituierte

    abends in hervorragende Opern gehen oder ein

    Schriftsteller den Friedensnobelpreis erhält.

    Immer öfter wirkt es aber so, als sei das relevant.

     

    Glauben sie mir, wenn sie im Rolls-Royce rumfahren

    würden, würde man ihr Kopftuch nicht für undeutsch

    halten, sondern denken, sie seien eine liebenswerte

    Exzentrikerin wie etwa Lady Gaga.

  • T
    Torben

    Hallo Türkin,

     

    [Türkin]

    merhaba Kübra

     

    ich bin der Meinung das Kübra vollkommen recht hat. Wir sind hier Geboren aufgewachsen Sprechen die Sprache besuchen die schule trotz-alldem sind wir nicht gut Integriert. woran liegt das eigentlich.. nur weil einige "ältere türkisch stämmige Menschen" keine Deutschkenntnisse haben, oder jugendliche die Probleme mit Grammatikalischen Sätzen haben. Wieso können wir nicht wie alle anderen sein. Wieso werden die türken immer in Vordergrund gestellt "sie seien nicht gut genug Integriert" wieso sind wir immer schuld daran dass in anderen islamischen Ländern krieg herrscht die Verursacher dieser Debatte sind aber wir Türken auch mit hinein bezogen werden. Wieso?? kann mir das einer erklären?

     

    Bin der Meinung man sollte sich so fühlen wie man es möchte. Ich bin Türkin und bleibe auch so.

     

    Man müsse es auch von einer anderen Seite betrachten

     

    Ihr seid in einem fremden Land? was würdet ihr denn machen?

    [/Türkin]

     

    Wenn Sie hier geboren sind, finde ich Ihre Grammatik in der Tat furchtbar und ungenügend. Das soll nicht provozierend wirken, aber Sie werden meine Gänsehaut verstehen...

    Lustig ist, dass Sie von einem "fremden" Land sprechen. Sie sind ja hier geboren, oder? Von daher ist eher jedes andere Land fremd, aber nicht dieses hier. Ist dem nicht so, dann wissen Sie, warum einige, die sich (als hier Geborene hartnäckig) als "Türkin" bezeichnen, als wenig integriert gelten. Nachdenken hilft manchmal...

    Krieg in anderen Ländern ist, da haben Sie recht, vollkommen unerheblich für die Bewertung.

     

    Gruß,

    Torben

  • A
    A.Bundy

    @Ahmed

     

    Obwohl ich das wortreiche und reichlich selbstverliebte Beschreiben ihrer Person als ziemlich aufdringlich und nervig empfand, ist es trotzdem toll, dass sie ganz offensichtlich mit sich im Reinen sind. Ausserdem gehe ich davon aus, dass sie ebenso der festen Überzeugung sind, am Ende ihrer Tage problemlos ins islamische Paradies einzuziehen, was sie sicher davon abhalten wird, vorher eine "Abkürzung" zu wählen.

    Und das beruhigt mich irgendwie ungemein, deshalb alles Gute und viel Glück im Leben. ;-)

  • A
    Ahmed

    Ich komme aus Marokko und bin ein Mensch mit islamischer Überzeugung und arabische Kultur. Meine Muttersprache ist Thamazight und meine Wurzeln liegen in Nordafrika und Andalusien. Meine Mentalität ist südländisch. Ich bin deutsche Staatsbürger und trage europäische Kleider. Von der Substanz hier ich bin ich aus Erde und daher auch Weltbürger. Ich schreibe auf Deutsch, träume in thmazight, unterhalte mich mit anderen auf Englisch und lese auch arabische Bücher.

    Ich liebe Goethes Gedichte, bewundere Konfuzius Weisheit, studiere Kants Philosophie, beschäftige mich mit der amerikanischen Revolution und erstrebe den Traum von Martin Luther King.

    Beim Asiaten, Italiener, Türken esse ich gerne und möchte nicht auf deutsches Brot verzichten. Ich schätze den deutschen Sinn für Ordnung, Disziplin, Vernunft und Anstand sehr hoch. Ich verabscheue Nationalismus, Fremdenhass und jede Art von Reduzierung. Menschen, die Andere herabwürdigen, um sich hoch zu stellen kann ich nicht ausstehen. Ignoranten versuche ich zu meiden. Jeden unterstütze ich, der gegen Armut, Ungerechtigkeit und Verdummung kämpft und die wirklichen Probleme, wie Waffenhandel und moderne Sklaverei entlarvt. Ich bin in Wirklichkeit das alles und möchte mich nicht nur auf eine reduzieren lassen. Von keinen ersehne ich Akzeptanz und habe es auch nicht zum Ziel. Ich weiß dass wir alle zu Gott gehören und dass wir alle zu Ihm zurückkehren.

     

    Liebe Kübra, ich kann dich nachvollziehen: Auf diese ständigen Debatten habe ich auch keinen Bock; Wer hat es auch schon, wenn laufend Andere bestimmen wollen wer man angeblich ist oder nicht?

    Ich siehe das ganze so; Es herrscht hier das Motto „Sei wie wir, oder du gehörst nicht dazu“…Nun ich möchte mich selbst definieren können ganzgleich ob das von Anderen akzeptiert wird oder nicht, nicht mein Problem ;)

    In eine offenen und demokratischen Gesellschaft, die die Selbstbestimmung des Einzelnen erstrebt, sollte es selbstverständlich sein; dass es aber für viele nicht so ist, haben wir aber hoffentlich jetzt aller verstanden.

  • AG
    Ahmet Gundogdu

    Wo bleibt mein Kommentar?

  • F
    Fragwürdig

    Seien wir doch mal ehrlich, es wird eine Debatte Integration von Türken aufgeworfen. Doch geht es nicht um alle Türken, sondern um die muslimischen. Denn nichtreligiöse Türken, die auch mal ab und zu Alkohol trinken sind doch bestens integriert. Egal ob sie einen grammatikalisch richtigen Satz bilden können oder nicht. Die sind kein Problem für die Gesellschaft.

    Aber muslimische Türken,genau die, die sind ja das Problem. Sie sind eine Gefahr, so sieht man sie zumindest an. Denn die wollen ja ihre Religion jedem aufdrängen. Deutschland wird islamisiert, was passiert dann mit der Freiheit der Gesellschaft unter der sooo verknechtender Religion. Alle müssen sich dann bedecken und über alle verschleierte Frauen auf den Straßen...

    Das ist die Angst die in Medien der Gesellschaft infiziert wird. Die Angst in nämlich leicht gemacht, denn man fürchtet sich vor dem Fremden.

    Man frage sich wie viel Menschen der Deutschengesellschaft nur mal mit dem Gedanken gespielt haben, diese fremden Leute mit ihrer fremden Religion mal ohne Vorurteile näher zu betrachten und kennenzulernen. Aber nein man wird ja sofort gezwungen in den Islam zu konvertieren.

    Man spricht in Deutschland von Toleranz und gegenseitigem Respekt, doch man sieht nur Intoleranz und Respektlosigkeit. Man möchte von denen ja garnichts wissen, aber verhöhnen darf man Sie denn sie sind die bösen Fremden in unserem Land die alles schlimmer machen. Ablehnung ist das einzige worauf muslimische Mitbürger/-innen, die versuchen sich erfolgreich an der Integration zu beteildigen, auftreffen. Offen müsste man den gegenüber sein, die versuchen sich erfolgreich zu integrieren egal ob Kopftuch oder nicht. Intoleranz und Geschlossenheit führt nur dazu, das auch diese Mitbürger keine Lust mehr haben weiterhin über Integration zu reden. Denn reden reden reden und am Ende wird es nichts, da es sowieso auf keine Akzeptanz trifft. Deswegen finde ich Frau Yücels Artikel völlig zutreffend.

  • J
    Jemand

    Ich freue mich jeden Mittwoch auf die Kolumne von Kübra Yücel! Bitte noch viel, viel mehr davon!

  • I
    illimunati

    @leila

    sagt: "der Islam der grund dafür, dass ich in Mannheim lebe und nicht in Teheran"

     

    Leila, lass dich von mir belehren. Die im Iran vertretene schiitsche Dogmatik macht nur 10% der Muslime auf der Welt. Es macht also nicht den Islam aus, sondern nur 10%. Als der Schah an der Macht war, da war es Khomeini, der nicht in Teheran leben durfte, sondern im Exil.

  • AG
    Ahmet Gundgodu

    Toll Kübra, ich kann nur meine Bewunderung und Respekt aussprechen. Da sieht die ganze Nation wie eine "unterdrückte" Frau mit Kopftuch das Intellekt der Nation herausfordert. Die ganze Integrationsdebatte kotz mich an. Die Leitkultur(isten)möchten die wilden "Türken" und "Muslime" domestizieren (politisch heißt es integrieren). Ja diese Volks- und Religionsgruppe gehöre zu den hartgesottenen, unwilligen, die sich nicht integrieren wollen. Sollen wir uns jezt bayrische Lederhosen anziehen und die blauweise Fahne hissen und vor Franz Josef Strauß salutieren? Und auf den Wiesn im Bierzelt das Maßbier durch unsere Speiseröhre durchjagen? Gehören wir dann zum Volk der Deutschen oder der Bayern? Schmarn! Nicht die Äußere Form macht's. Das was drin ist macht's.

  • K
    Kassandra

    Sie sind gut. Ehrlich. Sie grenzen sich ab - optisch durch das Kopftuch, dann durch muslimische Freunde, und wahrscheinlich speisen sie auch Halal. Sie zeigen damit uns, daß Sie nicht dazu gehören, daß sie etwas besonderes sind. Und wenn wir dann darüber reden, daß unser offener Umgang mit Fremden aus aller Welt - nicht nur zu Muslimen, sondern auch zu Osteuropäern und Asiaten - zu Problemen führt, daß da eine Gruppe auffällt durch Forderungen und wenig Gegenleistung, dann dürfen wir nicht darüber reden, weil wir Individuen dieser Gruppe beleidigen könnten. So funktioniert das nicht. Nicht mehr. Respekt muß man sich verdienen.

     

    PS: Vielleicht können Sie uns ja erklären, warum Muslime sich hier derart offensiv über das Kopftuch identifizieren müssen, heute. Warum legen Sie das Stück Stoff nicht ab und zeigen, daß Sie zu Europa gehören? Wir reden heute über Religionen und Traditionen, aber diese Tradition ist doch eine sehr neue, eine, die erst in den letzten zehn Jahren um sich gegriffen hat.

  • N
    NichtdeutscherDeutscher

    Ich bin halb Deutscher,habe also sogar deutsches Blut in meinen Adern fließen.Fühle mich nicht(mehr) Deutsch. Als Kind war ich gerne Deutscher.Habe 1990 für die deutsche Elf gezittert und mit ihr gefeiert.Aber wie man als Kind doch Naiv ist.Die wahren Deutschen haben mich gerne auf dem Gymnasium ausgegrenzt und bei späterer Job-, Wohnungs- und Praktikumssuche wurde mir oft genug gezeigt das ich für Deutsche nix wert bin. Am Telefon bin ich als Muslim nicht identifizierbar, da ich Deutsch perfekt spreche und mein Nachname sich gesprochen auch Deutsch anhört.Aber dann beim persönlichen Gespräch, nach einer ausführlichen Musterung von oben nach unten war die Absage für den Job,Praktikum, WOhnung so gut wie sicher und ich wieder diskriminiert.

     

    Ich werde so schnell wie möglich dieses Land verlassen und jeder der nicht Deutsch ist und DAMIT meine ich kein reiner dieser Herrenrasse sollte dies auch tun.Sei es Italiener(die sogenannten Spaghettifresser,obwohl die Deutschen Miracoli auch gerne essen) oder die Juden oder Inder,Chinesen wer auch immer.

  • K
    Koranleser

    Irgendwie verschwinden meine Kommentare immer im Internet-Nirwana oder bei der taz sitzt ein Zensor, der meine islamkritische Haltung nicht mag.

     

    Also noch einmal, in Kürze:

     

    @ Anja:

     

    Es geht nicht darum, als Nicht-Muslim den Muslimen ihren Glauben erklären zu wollen.

     

    Muslime, die ihren Glauben, und sei es "nur" durch ein Kopftuch, in die Gesellschaft tragen und fordern, "der" Islam - welche Ausrichtung das dann auch sein mag - solle wie andere religiöse Körperschaften behandelt zu werden, müssen sich allerdings auch Religionskritik und überhaupt Kritik gefallen lassen.

     

    Frau Yücel erklärt in ihrem Beitrag, die Deutungshoheit über "Deutschsein" nicht den Biodeutschen überlassen zu wollen. Schön. Dann sollte sie aber auch ertragen, dass man als nicht-muslimischer aufgeklärter Staatsbürger die verschiedenen Auswirkungen des Islam in der deutschen Realität kritisch verfolgt.

     

    Und dies umsomehr, als man in den wenigsten Staaten, die vom Islam als Mehrheitsreligion geprägt sind, beobachten kann, dass mit Andersgläubigen oder gar "Ungläubigen" besonders tolerant umgegangen würde (Kopten in Ägypten, Priesterausbildungsverbot in der Türkei, Unmöglichkeit für Kirchen, in der Türkei Grund und Boden zu erwerben, Homophobie in islamischen Ländern usw.)

     

    Und ja, auch das stimmt: mir ist nicht bekannt, dass etwa katholische Bischöfe oder buddhistische Mönche Fatwas gegen Karikaturisten oder Schriftsteller verhängen. Mir ist auch nicht bekannt, dass etwa ein hinduistischer Schüler durch alle Gerichtsinstanzen durch ein Recht auf einen hinduistischen Gebetsraum in seiner staatlichen Schule erkämpfen möchte, unterstütz von hinduistischen Interessenverbänden.

     

    Also, man darf sich schon Gedanken machen, wie sich ein aufgeklärtes Gemeinwesen in Zukunft entwickeln wird. Auch als Nicht-Muslim.

  • S
    schula

    Es ist das Recht der Autorin zu sagen, sie hätte auf diese Debatte keinen Bock. Nur ums Bock haben, geht es hierbei nicht. Integrationsprobleme müssen endlich angesprochen werden, es müssen Lösungen her.

    Wir sehen doch heute wohin es führt, wenn Probleme unter den Teppich gekehrt werden.

  • U
    uiop

    Selbstreflexion, Kritik, Differenzierung und Argumentieren sind also typisch deutsch? Und wer sowas kann, kann ja nur deutsch sein?

     

    Ihr seid lustig...

  • A
    Anja

    @Koranleser -

     

    es ist immer wieder faszinierend, wenn Muslimen von nichtmuslimischer Seite die Grundsätze ihres eigenen Glaubens erklärt werden.

     

    Muslime wie Kübra (und ich) sagen vielleicht: Die "Umma" sind für uns alle gläubigen Menschen, die für Frieden und Toleranz eintreten - Sie aber erklären uns, unsere Geschwister im Glauben seien in Wirklichkeit sämtliche wahnsinnigen Fanatiker, die nominell dem Islam angehören.

     

    Wir sagen: "Shari'a" ist ein vielzitiertes, dummes Schlagwort, das keineswegs unveräußerlicher Bestandteil unseres Glaubens ist, sondern ein im Mittelalter entstandenes, fossiliertes Rechtssystem, das selbstverständlich auf heutige Verhältnisse angepasst werden muss und kann. Sie aber sagen: Wer nicht das Steinigen und Handabhacken praktiziert, kann kein echter Muslim sein.

     

    Wer weiß denn nun besser, was wir glauben - wir selbst oder Sie?

     

    ...oder liegt die Antwort vielleicht in der "Taqiyya"?

     

    Dieses Wort habe ich, seit 22 Jahren gläubige und sich stets weiterbildende Muslima, vor ca. einem Jahr zum ersten Mal gehört. Aus dem Munde eines Nichtmuslimen, der mich darüber aufklärte, dass es Bestandteil des islamischen Glaubens sei. Wenn es den Interessen der Religion diene, müsse ich geradezu lügen und heucheln. Das nenne sich "Taqiya".

     

    Ich war dem Mann sehr dankbar, mich durch diese wichtige Info dem Seelenheil näher gebracht zu haben!

    Nein, im Ernst - in meinem Fall ist so etwas nur ärgerlich, zumal wenn solcher Blödsinn von den Medien weithin verbreitet wird.

     

    Leider kennt sich der weitaus größte Teil der Muslime in seiner Religion nicht so gut aus wie Kübra und ich , und ich befürchte, dass durch die zunehmende Verbreitung solcher Hetzparolen von Seiten muslimischer Extremisten als auch deutschen Medien diese Menschen zunehmend in die Radikalität getrieben werden. Dann würde sich das lang herbeigeredete Feindbild endlich bestätigt finden.

  • K
    Koranleser

    Ich verstehe nicht ganz, warum mein Kommentar der Zensur zum Opfer fiel, also hier noch einmal in Kürze:

     

    Frau Yücel beschwert sich, nicht akzeptiert zu werden.

     

    Meines Erachtens grenzt sie sich mit ihrem Kopftuch - und dem dahinter steckenden Gedankengebäude der Umma und der Scharia - selbst ab.

     

    Selbstabgrenzung ist in der türkischstämmigen und arabischstämmigen Community oft zu beobachten, vor allem bei den besonders Religiösen und Bildungsfernen.

     

    Selbstabgrenzung durchzieht den Koran; z.B. Sure 5, Vers 52 "Und macht nicht Juden und Christen zu Euren Freunden."

     

    Selbstabgrenzung bei der türkischen Community ist z. B. zu beobachten beim Heiratsverhalten:

     

    - also wenige "Mischehen", zu 93 % türkisch-türkische Ehen.

     

    - interkonfessionelle Ehen akzeptieren die besonders religiösen Muslime nicht; bestes Beispiel: die biodeutsche Ehefrau von Özil trat zum Islam über, aus ihrem Vornamen Anna Maria wurde Melek, sicher eine freiwillige Entscheidung, aber dennoch nach meiner Meinung etwas gewöhnungsbedürftig.

     

    - arrangierte Ehen gerade bei den sehr Religiösen und Bildungsfernen; die bildungsfernen jungen Männer werden mit jungen, ebenfalls bildungsfernen Cousinen verheiratet; diese kommen nach Deutschland, beteiligen sich selten am Arbeitsleben, sondern erziehen ihre Kinder auf türkisch; Integration beginnt so stets von vorne (bei Necla Kelek gut beschrieben). Kann ich gut in Berlin beoabchten.

     

    Und @ hayal.et: "sie bestellten lohnsklaven für die drecksarbeit"

     

    Das ist Legendenbildung. Lesen Sie bitte bei Heike Knortz, "Diplomatische Tauschgeschäfte" nach. Gerade der türkische Staat hatte Interesse daran, dass Gastarbeiter der ersten Generation nach Deutschland kamen. Diese Gastarbeiter wurden wie ihre deutschen Kollegen tariflich bezahlt.

     

    So, ich hoffe diesmal klappt es mit der Veröffentlichung!

  • G
    Glückwunsch

    Danke für diesen gelungenen Kommentar! Auch als "Biodeutscher" habe ich diese als Integrationsdebatte getarnte (tatsächlich aber meist einseitig als Assimilation oder Exklusion gedachte) Neo-Nationalismus-Scheiße inzwischen sowas von satt, wie ich es gar nicht mehr in Worte fassen kann. Vor allem dieses furchtbare, von völlig unspirituellen Vollidioten im Leitkulturwahn plötzlich wiederentdeckte jüdisch-christlich-traditionelle "Kulturkreis"-Geseier geht mir unheimlich auf die Gonaden. Ich gehöre nicht zu eurem Scheißkulturkreis, und ich will da als Agnostiker auch gar nicht dazugehören! Eine zeitlang konnte ich da nur drüber lachen, aber anscheinend meinen allzu Viele diesen geistigen Dünnpfiff wirklich ernst. Kann man denn selbst im einundzwanzigsten Jahrhundert nicht endlich in Ruhe deutscher Staatsbürger sein? Anscheinend nicht, denn an jeder dritten Ecke fordert ständig irgendein Apokalyptiker vorauseilende Fahnentreue für den sehnlichst als Kulturkrieg herbeigewünschten dritten Weltkrieg ein - okay das war jetzt etwas überzogen, aber trifft in etwa die Hysterie, mit der derzeit in den deutschen Medien herumkulturt wird...

  • P
    petronius

    deniz, mephisto:

     

    es läßt sich schlecht diskutieren, wenn noch nicht mal die grundlegenden begriffe in definierter und allgemein verständlicher weise verwendet werden

     

    wer integration für rassismus hält oder meint, ihr müsse assimilation vorausgehen, qualifiziert sich halt nicht wirklich für eine konstruktive diskussion über integration

     

    "Mitglied einer fremden Nation im Gebiet einer anderen Nation" zu sein führt eben nicht zwangsläufig "IMMER zu Problemen", sondern nur dann, wenn diese "andere Nation" im ihr immanenten nationalismus/rassismus keine pluralität erträgt - oder das "Mitglied einer fremden Nation" im ihr immanenten nationalismus/rassismus sich von der "anderen Nation" ausschließlich abgrenzt

     

    und daß "Als die "Gastarbeiter" damals nach Deutschland "importiert" wurden", es egal war, "ob sie die Sprache können oder nicht. Hauptsache sie sind gute Bandarbeiter" - das war eben ein entscheidender fehler und indiz dafür, daß damals keiner an integration gedacht oder diese beabsichtigt hat

     

    heute wissen wir es besser und sehen das anders. Wenn sich heute ein Deutscher entscheidet in der Türkeund ich kann mir auch nicht vorstellen, daß ein nicht die landessprache sprechender deutscher in der türkei als "integriert" angesehen wird, wo doch bereits türkischstämmige "deutschländer" über mangelnde anerkennung in ihrem abstammungsland klagen

  • N
    Nour

    @leila: die Individuen oder Gruppen, die sich selbst als MUSLIME bezeichnen, sind schuld daran, dass du jetzt da bist, wo du bist und nicht der Islam. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Es sind nicht die Lehren der Religionen die Schuld am Leid von Menschen sind, sondern die Menschen, die sie praktizieren und missbrauchen.

  • B
    britta

    @ mephisto:

     

    eine sehr seltsame Definition von "Nation". Scheinbar aus brauner Quelle. Es gibt eine moderne und im demokratischen Sinne zu verstehende Definition:

     

    " Die offene Interpretation betont die Veränderungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben, dass in einem Staat (Groß-)Gruppen zusammenleben, die sowohl über gemeinsame als auch über unterschiedliche Merkmale verfügen und dadurch die Chance für einen Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft fördern (Zugehörigkeitsgemeinschaft). Die offene Interpretation des Begriffes N. entspricht eher dem Verständnis moderner demokratischer Gesellschaften."

     

    Wäre schön, wenn du deine Quelle offenbaren könntest.

  • V
    vic

    @ Mone

    Das ist nicht meine Wortwahl.

    Dachte nur, wer * fragt, kriegt eine * Antwort. Und genannte Bezeichnungen sind alle schon gefallen, war nicht meine Idee.

  • H
    hayal.et

    sie bestellten lohnsklaven für die drecksarbeit

    es kamen menschen die wurzeln schlugen

    und an der wand steht ewig dieselbe parole

    die grenze verläuft zwischen oben und unten

    und nicht zwischen den völkern

  • MK
    Michael Kohlhaas

    @ kübra

    süüüüüper! genauso geht es vielen menschen.

     

    @ erich

    sehr ehrlich ....

    leider trifft es die kopftuchträgerinnen stärker!

  • T
    tmnt

    Liebe Frau Yücel, vielen Dank für diesen Kommentar!

     

    Wär schön, wenn's so wie hier nicht überall nötig scheinend gemacht werden würde, "Deutsch sein" zu müssen. Davon abgesehen, dass gewisse Privilegien natürlich mit diesen Zuschreibungen korrelieren...

    Nationalismen hinterfragen und untergraben tut Not!

  • J
    jensmichael

    Ein Witz! Die Frau will sich, ganz Kosmopolitin, dem Denken in Nationalitätenkategorien verweigern, hat aber kein Problem damit, sich ersatzweise demonstrativ und permanent als Angehörige einer Religion zu definieren. "Meine muslimischen Freunde..." schreibt sie. Wann hat man zuletzt einen Portugiesen oder Finnen von seinen christlichen, wann einen Japaner von seinen Shinto-Freunden, wann jemand anders von seinen hinduistischen oder buddhistischen Freunden reden hören?

     

    Liebe aufgeregte Islamverteidiger und Möchtegern- oder Möchteungern-Deutsche: die deutsche Gesellschaft ist weitgehend säkular, die Eingeborenen hierzulande interessieren sich in der Regel einen Scheiß für des anderen Religion. 35% der Deutschen sind konfessionslos, für den Rest gilt mehrheitlich, was ein Kirchenoberer mal so beklagte: die Menschen haben zum Glauben ein Verhältnis wie zu einer Versicherung - man nimmt nur im Schadenfall Kontakt auf.

     

    Diesen ziemlich leger gläubigen Eingeborenen geht es allerdings gewaltig auf den Zeiger, wenn andere hierzulande um deren Religion so ein Humtata machen, Extraregeln fordern und kriegen und dann noch einen auf beleidigte Leberwurst machen.

  • M
    Migrantenkind

    @ Kübra: Du hast vollkommen Recht: Diese gesamte Debatte nervt tierisch! Ich finde genauso wie Du, dass das Konzept "Nation" bzw. "Nationalität" veraltet ist und den Realitäten einer sich globalisierenden Gesellschaft schon längst nicht mehr gerecht wird. ABER: wieso werden diese Debatten immernoch so gerne geführt? Wieso wird unter Deinem Artikel in rund 60 Kommentaren ausdiskutiert, ob Du nun deutsch oder türkisch bist???

  • U
    ummagumma

    „Das grundlegende Prinzip (al-asl) im Islam ist, daß jeder Mensch frei ist […], denn die Freiheit ist ein natürliches Recht (haqq tabi´i) dem die Pflicht zum verantwortlichen Umgang mit der Freiheit (husn at-tasarruf fi l-hurriya) entspricht.“

     

    „Das grundlegende Prinzip im Islam ist Gemeinschaftlichkeit des Besitzes (suyu´al-mal) zwischen allen Menschen.“

     

    „Das grundlegende Prinzip im Islam ist vollkommene Gleichberechtigung (al-musawat at-tamma) zwischen Männern und Frauen.“

     

    Mahmud Muhammad Taha

    (1985 in Khartum wegen Abfallens vom Glauben gehängt)

  • A
    Armin

    Sehr geehrte Frau Yücel,

     

    'Nationalität ist ein Denkkonzept, das ich nicht anwenden will'

     

    _Genau richtig! Das wollte ich auch nie. Später habe ich dann zwar mein Deutschtum eingestanden, aber gedacht als Teil der deutschsprachigen Gesellschaft Mitteleuropas, nicht als Bekenntnis zur Nation.

     

    _Kopftücher sind mitnichten von Türken hier eingeführt worden. Wir 50plusler, wir sind ganz schön viele, sehen alle dasselbe, auch wenn das Tuch aus grüner Seide ist: Eine Putzfrau, höchstwahrscheinlich aus den Dörfern ringsum.

     

    _Ach und bitte: Maßen sie sich nicht an, Frau Kelek irgendetwas anzudichten. Ich kann vielleicht ungefähr nachvollziehen, was sie aus ihrer eigenen Situation als Self-made-Kübra heraus gegen diese einnimmt, für mich aber ist Frau Necla Kelek die Basis meiner Position in der Integrationsdebatte, viel wichtiger als Sarrazin.

     

    Weiter so und Spaß dabei!

  • M
    Mone

    @vic

    Etwa so wie "Native American"? Fällt Ihnen gerade auf, dass die Bezeichnung "Native German" ziemlicher Schwachsinn ist? Und zu dem Wort "Blutsdeutscher" will ich eigentlich keinen Kommentar ablassen...obwohl: Was soll das sein? Jemand mit schwarzen, roten und goldenen Blutkörperchen?

  • M
    merveilleux90

    @ Kübra

    Mas'allah mach weiter so!

     

    @ alle anderen

     

    Deutschland, Europa und die ganze Welt sollte langsam wider einen Gang runterschalten. Angefangen hat es mit dem Burqa Verbot, als nähstes kommt das Kopftuch Verbot danach werden die Moschen geschlossen und... und und... und DANNN kommen am besten die Züge die dann die Muslime in Lager bringen oder doch vllt nur die Türken und Araber wie wärs damit ;) merkt ihr das es beschäment ist was zuzeit los ist??? Merkt das eigentlich irgend jemand??? Hat die Menschheit nicht aus ihren Fehlern gelernt??? Sowas hatte die Weltbevölkerung doch schon einmal???

    Ich finde es beschäment vllt bin ich eine der wenige die es beschäment findet aber so ist es nun mal...

     

    WE NEED TO MAKE PEACE WITH THE THINGS THAT MAKE US DIFFERNET ....!!!

  • V
    vic

    @ Mone

     

    ok, paar Alternativen - obwohl ich weiß, dass du weißt was gemeint ist:

    Biodeutsch = Native German = Ureinwohner = eingeborener Blutsdeutscher.

    Ich für meinen Teil kann nichts dafür, kam zur Welt und war in Deutschland. Für meine Eltern und deren und deren und deren Eltern... gilt dasselbe.

    Muss ich mich jetzt freuen?

    Kann ich nicht, sorry.

  • D
    Deniz

    Frau Yücel spricht mir aus der Seele!!! Ich persönlich finde, dass Integration eine Synonym für Rassismus ist. Als die "Gastarbeiter" damals nach Deutschland "importiert" wurden, war es egal, ob sie die Sprache können oder nicht. Hauptsache sie sind gute Bandarbeiter. Wenn sich heute ein Deutscher entscheidet in der Türkei zu leben, muss er dann unbedingt türkisch lernen? NEIN! Niemand würde auf den Gedanken kommen, ihm vorzuwerfen, er sei nicht integriert.

    Noch eins: Warum sind nur erfolgreiche Menschen gut integriert? Warum ist ein Mesut Özil besser integriert als ich? Er schießt Tore. Warum ist eine Lehrerin mit türkischen Wurzeln gut integriert? Sie hat studiert! Was mit den Menschen. die nicht studiert haben? Sie sind "Scheiß- Ausländer", die vom Staat leben! Aber ein Deutscher, der von Hartz4 lebt, ist er gut integriert?

     

    Ich weiß nicht was ich bin. Ich weiß aber, ich bin ein Mensch!!! Meine Eltern kommen aus der Türkei sind aber Kurden. Ich bin in der Schweiz geboren und lebe in Deutschland. Muss ich wissen zu welcher Nationalität ich gehöre?

  • M
    Mone

    Was soll eigentlich biodeutsch sein? Umweltschonend gezeugt?

    Es spricht ja schon einmal für dieses Land, dass Bundesbürger in aller Öffentlichkeit ihr Nicht-Deutsch-Sein-Wollen thematisieren. Ginge das in anderen Ländern? Vielleicht ist die Autorin deutscher als sie denkt.

  • DS
    Dr. Schreck

    @Hans: Danke, genau so ist es. Womit wir wieder beim ollen Thema wären: Sobald Religion ins Spiel kommt, wird es eklig.

  • H
    Hans

    Wann gibt es hier endlich die Kolumne für evangikale Christen??? :-)

    Frau Yücel schreibt leider völlig am Problem vorbei (jedenfalls, was den eher aufgeklärteren und weltoffeneren Teil der Bevölkerung anbelangt. Und: Fußball interessiert mich nicht!): es geht hier nicht um deutsch und nichtdeutsch (und auch nicht um deutsch und türkisch), sondern eher schon um religiös und nichtreligiös und sympathischer und unsympathischer im Sinne von aufgeschlossen und weltoffen (und da gibt es reichlich dumpf-rechte und dumpf-religiöse Deutsche, die mir deshalb sehr unsympathisch sind). Und eben deshalb: ich mag doch auch keine spießigen evangikalen Christen! Wieso sollte ich dann genauso spießige Muslime mögen?

  • M
    Mephisto

    Die "Nation" ist die Summe geteilter Identitäten einer Gruppe von Menschen. Man kann erst von Integration sprechen, wenn Diese IN die Nation einer Gruppe stattfindet. Wenn die Nation "ein Denkkonzept von gestern" ist, warum dann ein klares Bekenntnis zum Kopftuch, welches nach Aussage der meisten Trägerinnen "Teil ihrere Identität" ist, also Teil der islamischen Nation (Nation ist immer die Summe geteilter Identitäten), die schließlich "ein Denkkonzept von gestern" ist? Nebenbei: bevor es zur Integration kommen KANN, muß die Assimilierung vorrausgehen, sonst gibt es keine Integration.Sie sind dann integriert, wenn sie nicht mehr von Einheimischen zu unterscheiden sind, in Sprache, Kleidung,Verhalten und Denkweise, wenn Sie selbst innerlich eine Deutsche geworden sind.Das merken Sie daran, daß Ihnen fremde Nationen und Gebräuche "fremd" erscheinen. Bis dahin sind Sie lediglich Mitglied einer fremden Nation im Gebiet einer anderen Nation und das führt IMMER zu Problemen.Außerdem: Es ist irrelevant, ob Sie die Diskussion nicht mehr hören können, das ist alleinige Entscheidung der Einheimischen, der angestammten Nation. Die Aussage, daß Sie erst gar nicht Teil dieser Nation werden WOLLEN ist bereits ein Beweis, daß Sie NICHT integriert sind und dies wohl auch verweigern. Nun, in diesem Falle haben Sie auch damit zu leben, daß Sie immer "anders" sein werden und auch behandelt werden.Aber diese Diskussion ist mühselig, da schon diese grundlegenden Punkte slebst kaum bekant sind (Definition "Nation" etc..), deshalb haben wir auch all diese Probleme, allerdings ist die Integration nicht gescheitert, sie konnte gar nicht scheitern, sie hat nie stattgefunden.

  • P
    petronius

    an Anja:

     

    "Ich demonstriere damit nicht nur meine Emanzipation von einem sexistischen Frauenbild, sondern auch gleich von der gesamten gleichgeschalteten (ach so aufgeklärten) Gesellschaft, die sich in Bezug auf die Ächtung des Islams, insbesondere tuchtragender Frauen, ja inzwischen weitgehend einig ist.

     

    Desweiteren emanzipiere ich mich damit von Alice Schwarzer, der ich die Definitionshoheit über das Wort "Frauenemzipation" entschieden abspreche, als auch von meinem Mann, der das Tuch hässlich und peinlich findet - und auch gleich von 99% der praktizierenden Muslime, denn ich trage deren Meinung nach das Tuch nicht in korrekter Weise"

     

    inwiefern trotzreaktionen was mit emanzipation zu tun haben, wäre mal ein interessanter diskussionsgegenstand

     

    ich war mit siebzehn vermutlich auch sehr "emanzipiert", als ich grundsätzlich das gegenteil von dem gemacht habe, was meine eltern, die lehrer usw. für richtig gehalten haben

     

    fast vierzig jahre später empfinde ich es nicht mehr als notwendig, auf diese weise meine "emanzipation" zu demonstrieren, sondern tue und sage selbstbestimmt, was ich will und wie wie wenig aufgringlich ich das will

  • H
    hayal.et

    "bei wem hingegen kein direkter und unmittelbarer "nutzen" für den staat festgestellt werden kann, dass darüber hinausgeht, aus Ahmet Dizeloglu einen echten Otto Normalverbraucher zu machen, wird nicht nur links liegen gelassen, sondern direkt und indirekt als integrationsunwillig attackiert und systematisch ausgegrenzt."

     

    genau! so ist es!

  • E
    Erich

    Liebe Frau Yücksel,

    ich glaube kaum, daß Sie wegen Ihres Kopftuches diskriminiert werden (obwohl es ein Vermummungsverbot bei uns in Deutschland gibt - zumindest bei Demos), sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Sie einfach nicht hier haben will. Ihr muslimischer Kollege hat dazu ein gutes Beispiel gebracht; selbst mustergültige Muslime/Türken werden von den Spitzen unseres Staates auf ihre Herkunft reduziert wie im Falle von Herrn Ceyhun: http://bit.ly/cPqOUz

     

    Und seien wir mal ehrlich: Mezut Özil ist doch nur dann ein guter Deutscher, wenn er Tore schießt. Und hinter vorgehaltener Hand bleibt er für uns doch ein "Moslem" und/oder ein "Türke".

    Sie dagegen tragen es auch noch öffentlich vor sich her.

     

    Nicht, daß das irgendeinen Unterschied für uns Deutsche machen würde ...

  • H
    herbstlaub

    Kübra Yücel hat mir mit dem Artikel heute wirklich den Tag gerettet. Meines Erachtens hat sie sowasvon Recht mit der Aussage, Nationalität sei ein Konzept von gestern*. Außerdem ist es doch völlig egal, welcher Nation man angehört. Seit wann macht denn die Nationalität aus, was für ein Mensch man ist?

  • DS
    Dr. Schreck

    Wenn das alles nicht so ernst wäre - ich müsste über diese dauernden Integrationsdebatten lachen. Damals, als meine Vorfahren dank deutschem Krieg aus ihrem Heimatdorf flüchten mussten, wäre ich (was ich offiziell auch bin) noch Biodeutscher gewesen. Wenn sie heute von dort nach hier ziehen würden, wäre ich Pole, wenn ich den ganzen Kram richtig verstanden habe. Na und? Was bin ich denn nun? Das zeigt mir doch nur, wie willkürlich das alles ist.

     

    Hier kommt mir ein Türke entgegen, der scheiße zu mir ist, dort ein Deutscher, der auch scheiße zu mir ist. Beide nicht richtig integriert? Nö, beides Deppen. Denn dort kommt auch der sympathische Türke, der sympathische Deutsche, der sympathische Wasweißich. Shit comes in all colours, wie wir früher gern mal sagten.

     

    Die Leute, die diese Debatten meinen führen zu müssen, haben doch ihre eigenen Probleme. Die Nationalidee ist völlig überholt, und das sollte doch zumindest in einem "aufgeklärten" Land wie Deutschland so langsam mal durchsickern. Ist doch wurscht, woher man kommt und wie man aussieht, meine Güte!

     

    Dennoch eine Kritik an Ihnen, Frau Yücel: Wer das Symbol einer mit Dogmen und dem monotheistischen Absolutheitsanspruch einhergehenden Religion trägt und sich trotzdem aufgeklärt nennt, erfährt von mir halt doch Unverständnis. Geht aber allen Religionsanhängern so, nicht nur den Anhängern des Islam. Da bin ich vorurteilsfrei.

     

    Trotzdem: Bleiben Sie, wie Sie sind!

     

    MfG, Dr. Schreck

  • N
    Nuray

    Ich bin in Deutschland geboren, aufgewachsen, Schule, Studium etc. Wegen meiner Abstammung bin ich in erster Linie türkin und danach deutsche. Deutschland gehört zu meinem leben, hier ist meine Familie, meine Freunde, meine arbeit, wenn ich im Ausland bin vermisse ich es sehr. Die Türkei ist das Land wo ich gerne Urlaub mache, wo meine Verwandten leben, das Land meiner Vorfahren. Ich stehe zu beiden Ländern ich bin eine deutsch-türkin.

  • U
    urbanski

    man mag sicher in einigen punkten nicht zustimmen oder nachfragen wollen, wenn man frau yücels beitrag in einzelteile/-aussagen zu zerschneiden versucht.

     

    im kern trifft sie aber sicherlich die essentiellen aussagen zur frage, wie migranten in deutschland, fast unabhängig von ihrem status oder ihrem "integrationsgrad" wahrgenommen werden.

     

    man beachte, dass der neue spielmacher der bundeself, mesut özil weder der deutschen noch der türkischen sprache auf einem hohen niveau mächtig ist, aber zu einem musterbeispiel von integration hochstilisiert wird, nur weil er den deutschen in ihren eigenen zielen, ihrer eigenen agenda hochnützlich ist.

     

    bei wem hingegen kein direkter und unmittelbarer "nutzen" für den staat festgestellt werden kann, dass darüber hinausgeht, aus Ahmet Dizeloglu einen echten Otto Normalverbraucher zu machen, wird nicht nur links liegen gelassen, sondern direkt und indirekt als integrationsunwillig attackiert und systematisch ausgegrenzt.

  • C
    Conrado

    Ein sehr gut geschriebener Artikel! Als Deutscher, der jetzt schon ein Jahrzehnt im aussereuropaeischen Ausland lebt, habe nur zwei etwas widerspruechliche Kommentare: Erstens bin ich der Meinung, dass das ganze Nationalitaeten-Thema nicht so hoch gehangen werden muss. Das mag im Alltag nicht immer einfach sein, aber doch einfacher in Westeuropa als in allen anderen Weltgegenden die ich kenne. Zweitens ist die Autorin natuerlich ganz klar eine Deutsche, so wie sie reflektiert und argumentiert, und zwar offenbar eine sehr nette. Darueber kann kein Bild mit Kopftuch hinwegtaeuschen. Sie wird selber eines Tages darauf kommen und dann dumpfe Kommentare von der Seitenlinie nicht mehr als Ohrfeige empfinden.

  • B
    Bananarama

    Woran die Europäer wirklich mal arbeiten dürfen, ist die Selbstreflexion. Andere Länder und Sitten müssen nicht zurückgeblieben sein und, oh, Freude schöner Götterfunken, den intellektuellen Erguss, aufgeklärte Denkweisen und die Erlösung im christlichen Glauben oder der atheistischen Aufgeklärtheit, die hier im Wechselspiel stehen, kann man auch in anderen Kulturen finden, schließlich sind die Europäer geschischtlich betrachtet, erst vor kurzem darauf gekommen. Den Menschen, die tatsächlich so eitel sind und sich für überlegen halten, kann ich nur vorschlagen, die eigene Kultur mal geschichtlich zu überdenken und so...hmmm Pi x Daumen 500 bis 1000 Jahre zurückzudenken.

    Die können sich dann vorstellen, welche Errungenschaften aus dem Orient stammen, wie der Minnegesang, die damit verbundene Ritterlichkeit und die Literatur, die daraus hervorging, die moderne Medizin oder ganz simpel, die sanitären Anlagen in jedem Haus.

     

    Wenn die Europäer tatsächlich so überlegen sind, können sie sicherlich auf so banale Einflüsse aus den anderen, hier muslimischen, Kulturen verzichten. Oder besser nicht, denn wenn jeder, der so eitel ist, es tatsächlich tun würde, dann würde es hier bald bis zum Himmel stinken.

  • L
    leila

    12.10.2010 16:48 Uhr:

    von Franzi:

     

    Vielen Dank für die Belehrung. Das politische System von Iran ist der Islam oder glauben Sie, dass die Verfassungsautoren und Khomeini keine Ahnung davon hatten? Kübras Fantasieislam gibt es nur im Westen.

  • Y
    Yildiz

    @Danyal Yüksektepeli kann mich dem nur anschließen, was sie da für einen Kommentar geschrieben haben. Das hat eigentlich gar nichts mit dem Thema der Integration zu tun und ich finde auch, dass diese Menschen die "Kemalisten" sind viel offener und besser intergriert sind. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Autorin dieses Artikels nicht integriert sei. Ich glaube einfach, ihr Problem gegenüber Kemalisten ist, dass diese den Laizismus unterstützten. Das bedeutet, die strikte Trennung von Religion und Staat. Desweiteren meine ich auch, dass eine sinvolle Idee hierzulande sein könnte. Frankreich ist auch so ein Beispiel des Laizismus. Das soll jetzt nicht heißen,dass Kübra ihr Kopftuch nicht weiterhin tragen soll. Es ist nur mein Vorschlag. Und ich respektiere den Glauben eines jeden Individuums. Jeder muss für sich selbst wissen, wie er lebt, wie er sein will und wie er "integriert" sein will.

  • R
    Redouan

    Was ist der Unterschied zwischen den Ayatollah Irans die Frauen zwingen das Kopftuch zu tragen und denen die hier fordern die Islam-bewussten Frauen solle das Kopftuch/Hijab ablegen um akzeptiert zu werden?

    Keiner!

     

    Kübra ist eine Frau die nicht von den Keleks,Broders,Sarrazins&Co gerettet werden muss, denn sie ist mündige Hijabträgerin,integriert, Muslimin und sie ist ein Mehrwert für die Gesellschaft. Alles Schubbladen! Können wir deutschen eigentlich anders?

    Wenn ich mich weiter "integrier" fange ich an auf Mallorca mit Engländern um die besten Plätze am Pool zu konkurrieren samt "Handtuchauflage".

    Klischee gefunden?

     

    Menschen werden sich nie verstehen wenn sie nicht miteinander reden und die gemeinsamkeit "Mensch" erkennen.

     

    Und genau dafür das machst Du Kübra.. DANKE dafür

  • Z
    Zeynep

    wunderschöner Artikel,.. ja mir geht es genauso, Danke Kübra!

     

    Und ich bin ein Fan von deiner Kolumne und Deinem Blog,. Mach weiter so,.... Du schreibst echt schön! Es ist ein Vergnügen Deine Texte zu lesen!

  • W
    WeiterSo!

    Ich stimme dir voll und ganz zu. Ich bin nämlich auch der Meinung, dass man sich nicht irgendeiner Nation anghören muss, um sich in irgendeiner Art behaupten zu können oder wie es immer gesagt wird sich integrieren zu können.

     

    Viel wichtiger ist die gegenseitige Akzeptanz,Toleranz und der Respekt.

  • C
    conring

    Ist doch schön, wenn jemand sagt, dass er nicht Teil der Mehrheitsgesellschaft sein will und sich selber über andere Bezugs- und Abgrenzungspunkte als diese definiert. Tun ja auch andere Leute in diesem Land, z.B. Scientologen oder Zeugen Jehovas.

    Solange der Anteil dieser Personengruppen an der Gesamtbevölkerung nicht zu groß wird, gibt es hier kein Problem. Die Frage ist allerdings warum sich jemand, der selber sagt, dass er nicht dazu gehören will, über seine vermeintliche Ausgrenzung beklagt.

  • A
    Anja

    Mehrmals wurde in den Kommentaren direkt oder sinngemäß gesagt, Kübras Kopftuch passe nicht zu ihrem Deutschsein o.ä.

     

    Kann mir einer näher erklären, wie das gemeint ist?

     

    Wenn Ihr Kübra aufgrund ihres Kopftuchs ihr Deutschsein bzw. deutsches "aufgeklärtes" Denken (huhhh, schon klar: Seit Kant denken alle Deutschen immer nur hochreflektiertes, auf eigenem Mist gewachsenes, aufgeklärtes Zeug) absprecht, wie sieht's dann mit mir aus?

     

    Deutscher Pass, deutsche Eltern mit deutschem Pass. Mein Opa war einsachtzig, rotblonde Haare, meine Oma blond, groß, schlank und sportlich, damals das deutsche Bilderbuch-Ehepaar - ich selber auch phänotypisch lupenreine Deutsche, auch abstammungstechnisch. Ich denke sogar verdammt Deutsch und mit 11 hab ich den EMMA-Jahresband durchgelesen. Der polemischen Schwarzer kann ich zwar nicht mehr aufs Fell gucken, aber Emanze bin ich in gewissem Sinn immer noch.

     

    Aber - jetzt kommt's! - ich trag ein Tuch!

     

    Übrigens gegen den Willen meines Mannes, meiner Eltern, meines Bruders - und auch meine Kinder sind nicht uneingeschränkt begeistert. Ich finde zwar nicht, dass im Koran unzweideutig das Tuchtragen empfohlen wird, aber ich finde es gut. Es hat für mich was Emanzipatorisches.

     

    Ich demonstriere damit nicht nur meine Emanzipation von einem sexistischen Frauenbild, sondern auch gleich von der gesamten gleichgeschalteten (ach so aufgeklärten) Gesellschaft, die sich in Bezug auf die Ächtung des Islams, insbesondere tuchtragender Frauen, ja inzwischen weitgehend einig ist.

     

    Desweiteren emanzipiere ich mich damit von Alice Schwarzer, der ich die Definitionshoheit über das Wort "Frauenemzipation" entschieden abspreche, als auch von meinem Mann, der das Tuch hässlich und peinlich findet - und auch gleich von 99% der praktizierenden Muslime, denn ich trage deren Meinung nach das Tuch nicht in korrekter Weise.

     

    ...schon mal auf die Idee gekommen, dass die Welt nicht so simpel ist, wie gewisse Schwarz-Weiß-Denker sie gerne zeichnen?

     

    mfG Anja

  • Y
    Yildiz

    Ich würd nicht sagen, dass sie unbedingt richtig liegt mit ihren Aussagen.

    Nennt mir nennenswerte Argumente, warum sie "vollkommen" recht haben soll.

  • LW
    L.A. WOMAN

    Ach liebe Kübra, irgendwann ist es auch genug, Sie grenzen sich ganz bewusst ab mit dem Zeichen Ihres Tuchs und dann wird auch noch geklagt, dass Sie sich nicht anerkannt fühlen.

    Wie in der Sendung westart am 10.10. von zwei Muslimen und einer Muslimin beschrieben wurde, ist der Islam gleichzeitig Religion und Gesetz, also gilt die Scharia, egal, wo die Muslime leben. Ergo wird mit dem Kopftuch ganz klar ausgedrückt, für mich gilt die Scharia und nicht das Grundgesetz. Beides geht nicht. Wenn Sie jetzt sagen, das Grundgesetz gilt aber für mich in erster Linie, weil ich in Deutschland lebe und Staatsbürgerin bin, dann wird die Scharia verletzt und Sie können damit keine Muslimin mehr sein.

    Da hilft auch kein Wischi-waschi-Islam und kein Gejammer.

    Und was haben Sie gegen Kemalisten? Die militärische Ausprägung ist auch mir ein Gräuel, aber immerhin war Kemal Atatürk ein damals sehr fortschrittlicher Staatsgründer.

  • M
    Matthias

    So deutsch wie Frau Yücel ist wird der Herr Özil nimmermehr - besonders das explizite und angestrengte nicht-deutsch-sein-wollen ist der reinstmögliche Ausdruck höchsten modernen Deutschtums! Und dies ist derart ausgeprägt, daß die instinktive Geringschätzung aller, die keine linken Künstler sind (und/oder irgendwasmitMedien machen) auch auf Kemalistinnen (die wohl zwangsläufig Türkinnen sein müssen?) überträgt, denn die Kemalisten sind national, und national - so weiß die gute Deutsche - ist das Übel schlechthin.

     

    Herr Özil hingegen ist vermutlich bereit, eines jeden Vaterland zu achten - eine schrecklich überholte Denkweise.

  • L
    Lucia

    @ Kübra Yücel:

     

    „...Denn Nationalität ist ein Denkkonzept, das ich nicht anwenden will. Was würde das Deutschsein über mich aussagen? Nichts. Eine Zuschreibung, die mich einengt. Gegen die ich mich wehre...“:

     

    Na prima, daß Sie sich dagegen wehren, sich auf ihre Nationalität reduzieren zu lassen.

     

    Warum wehren Sie sich dann nicht dagegen, sich mit Ihrem Kopftuch auf Ihr Geschlecht reduzieren zu lassen?

     

    Die Nationalität gehört zur Identität eines Menschen.

    Dazu gehört auch die Ursprungsfamilie und die Ahnen.

     

    Es gehört also mehr zur nationalen Identität, als in dem Land geboren zu sein.

     

    Glauben Sie denn, ein Deutscher, der in der Türkei geboren wurde, und dort lebt würde von Bio-Türken als Türke bezeichnet?

     

    Selbst die Deutsch-Türken werden ja in der Türkei nicht als Vorzeige-Türken gesehen...:

     

    http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2009-10/tuerken-deutschland-tuerkei

  • Z
    Zaunreiter

    Sehr geehrte Frau Yücel,

     

    mich nervt mittlerweile diese ganze Islamdiskussion. Ich spreche allen drei monotheistischen Religionen (Christentum, Judentum und Islam) ihren Universalitätsanspruch ab, da ich Heide bin. Okay, es gibt auch genügend Nazis, die glauben, sie seien Heiden, denen nehme ich das auch nicht ab, ob sie da wissen was sie tun. Die bringen die Szene in Verruf, so wie die ganzen unreflektierten Menschen aus Anatolien nicht wissen, was der Islam ist und dann einen nicht-koscheren Ehrenkodex inc. Kopftuch und Ehrenmorde praktizieren.

    Mich erfreut es, wenn ich sehe, daß die halbe türkische Frauenfußball-Nationalmannschaft aus jungen Frauen aus Deutschland besteht ;-) . Ebenso bin ich erfreut über die Kosovarin "Lira" Bajramaj in der deutschen Nationalmannschaft.

    Mir wäre eine Diskussionsrunde lieber mit einem/r Kemalisten/in als mit einer Kolumnistin, die nicht weiß, was Spiritualität bedeutet ;-).

  • B
    benim

    Ihren Vor über 50 Jahren war es vor allem im Süden der USA noch vollkommen normal, dass schwarze Menschen diskriminiert wurden, also schlechter behandelt wurden, als weiße Menschen. So durften Schwarze weder dieselben Busse wie Weiße nehmen, noch auf den selben Parkbänken sitzen oder dieselbe Schulbank drücken. In den Kinos oder Krankenhäusern gab es extra Eingänge nur für Schwarze und die verliefen nicht selten durch den Keller. Weiße Patentienten wurden zuerst behandelt.

     

    genau das selbe baut sich leider hier zu lande auf ohne dass wir es bemerken

     

    irrgendwann könnte es passieren dass bürger mit ausländischem pass nicht in dem krankenhaus behandelt werden dürfen wo deutsche mitbürger behandelt werden....

     

    erschreckend aber wahr...wie die meinung des volkes innerhalb von einem halben jahr sich geändert hat

    und was alles auf einmal oberflächlich über migranten denken und dies sogar verallgemeinern

     

    warten wirs ab was in den kommenden 5 jahren noch alles passiert

    in norwegen hat mans ja gesehen wer so alles in das parlament einziehen kann

  • M
    MischMaschMensch

    ersteinmal: danke, liebe kübra yücel, für deine offenen worte. deine texte sind so erfrischend geradlinig, ehrlich, lebendig und oft sogar poetisch.

     

    deinen zorn finde ich vollkommen nachvollziehbar. er gründet sich ja - abgesehen von deinen gut begründeteten rationalen argumenten, von wegen national-quatsch u.s.w. - auf eine verletzende "ur"-erfahrung, wo du, entgegen deiner eigenen auffassung, für "nicht deutsch" erklärt wurdest (von einer gruppe auch noch, unter angehenden akademikern, schrecklich!).

     

    ich kann mir vorstellen, dass viele nicht biodeutsch aussehende leute ähnliche erfahrungen machen oder gemacht haben. kein wunder, wenn sich dann einige denken: ihr könnt mich mal! als natürliche reaktion auf unmissverständliche ausgrenzung.

  • AH
    aysche hanim

    Mesut Özil hat leider NUR den deutschen Pass, weil man gezwungen wird sich bis zum 23ten Lebensjahr für eine Staatsangehörigkeit zu entscheiden.

    Wir Deutsch/Türken sind leider nicht berechtigt beide Staatbürgerschaften zu haben im Gegensatz zu anderen Volksgruppen.

  • ZI
    Zugehörigkeit ist ein Bedürfnis

    Kübra,

     

    obwohl das Leben, oberflächlich betrachtet, eine ständige Bewegung mit individuellen Zielen ist, ist doch die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft in der man lebt, ein starkes Bedürfnis.

     

    Egal wie intelligent, gebildet, modern, anders oder kritisch man ist. Das gemeinsame Leben interessiert jeden. Sogar sehr.

     

    Ich bin in der selben Situation wie du. Das "Deutschsein" hat mehr Einflüsse als geglaubt wird. Auch dein/mein Einfluss ist nicht unwesentlich. Der Einfluss unserer Kinder wird noch einflussreicher sein. Solange wir, unabhängig von unserem Gefühl der Zugehörigkeit, dem Gemeinschaftnutzen "dienen"...Positive Dynamik in "unsere Gesellschaft" einbringen...Unser Leben, mit allem was dazu gehört, so weiter leben wie bisher...wird die Gesellschaft, nicht die Menschen, sich unseres annehmen...Sogar mit größtem Wohlwollen...Eine Gesellschaft kann unter Einfluss verschiedener Kulturen sich entwickeln...Dabei sogar einen Filter einsetzen...Genauso wie alles deutsche nicht unbedingt gut ist, ist genauso vieles andere aus anderen Kulturen nicht das beste. So formen wir unsere gemeinsame Zukunft.... wslm...

  • H
    Hans

    @ Andy:

     

    "bedingsloses bekenntnis zu deutschland oder eben zur türkei"

     

    Bedingungslose Bekenntnis zu Deutschland oder einem anderen Staat? Auweia, ab in den Nationalismus! Wie kann ein Mensch mit Verstand und Moral bedingungslos sein???

  • J
    JOZA

    Liebe Kübra Yücel,

     

    was macht Sie so sicher, dass Sie sich nicht in jedem anderen Land auch fremd fühlen würden? Und woher nehmen Sie die Überzeugung, dass sich der "BIODEUTSCHE" in seinem Land ständig wie ein Embryo im Mutterleib fühlt? Ich erlebe es nicht so. Sie sagen Nationalität sei ein Denkkonzept? Seit wann ist denn die zufällige Geburt ein Denkkonzept? Und warum thematisieren Sie Ihr offenbar vergebliches Liebesbemühen, als Deutsche anerkannt zu werden, wenn Sie längst entschieden haben, es gar nicht sein zu wollen. Sie schreiben: "Man will, dass ich mich entscheide." Wer ist denn bitte Man ...? Auch Sie arbeiten in Ihrem Kommentar mit einem Rundumschlag an Unterstellungen und sorgsam gepflegten Vourteilen und Feindbildern. Man kann es so machen, nuss es aber nicht!

  • T
    Türkin

    merhaba Kübra

     

    ich bin der Meinung das Kübra vollkommen recht hat. Wir sind hier Geboren aufgewachsen Sprechen die Sprache besuchen die schule trotz-alldem sind wir nicht gut Integriert. woran liegt das eigentlich.. nur weil einige "ältere türkisch stämmige Menschen" keine Deutschkenntnisse haben, oder jugendliche die Probleme mit Grammatikalischen Sätzen haben. Wieso können wir nicht wie alle anderen sein. Wieso werden die türken immer in Vordergrund gestellt "sie seien nicht gut genug Integriert" wieso sind wir immer schuld daran dass in anderen islamischen Ländern krieg herrscht die Verursacher dieser Debatte sind aber wir Türken auch mit hinein bezogen werden. Wieso?? kann mir das einer erklären?

     

    Bin der Meinung man sollte sich so fühlen wie man es möchte. Ich bin Türkin und bleibe auch so.

     

    Man müsse es auch von einer anderen Seite betrachten

     

    Ihr seid in einem fremden Land? was würdet ihr denn machen?

  • T
    türkischunddochganzokay

    @Z. P.

    Ich kritisiere nicht das Jugendamt. Ich kritisiere es, dass man so von seiner eigenen Kultur entfremdet sein muss, damit man als integriert gilt.

    Liebe Grüße

  • K
    kira

    Ein sehr guter Artikel!

  • Y
    Yildiz

    Hi Leute,

    Ich finde es ziemlich nervend, dass ständig über die "schlechte" Integration muslimischer Menschen in Deutschland diskutiert wird. Viel ärgerlicher ist jedoch, dass dieses Thema von den Medien verallgemeinert wird. Man kann leider nicht alle Menschen gleichstellen. Es gibt sehrwohl gut integrierte Menschen, die Muslime sind. Ich selbst bin hier geboren und aufgewachsen. Habe auch Kontakt zu vielen deutschen Mitbürgern, mit denen ich mich sehr gut verstehe. Aber man muss die ganze Geschichte aus einer anderen Perspektive sehen. Die 1. Generation Migranten waren einfache, sagen wir mal, Bauern aus Anatolien, die einfach nur gebraucht wurden, um beim Wiederaufbau zu helfen.Sie wurden nicht gefragt,ob sie Deutsch sprechen, geschweige denn aufgefordert Deutsch zu lernen. Die 2. Generation hat sich zu Fachkräften hochgearbeitet und bei der 3. Generation handelt es sich um Studierende/Akademiker.Aber die Diskussionen beziehen sich nur auf die 1.Generation.Ich kenne viele Leute, die wie ich, türkischer Abstammung sind und studieren.

    Und für mich, ist das beste Beispiel an Integration Herr Cem Özdemir.

  • A
    AndyG

    Natürlich ist das Denkkonzept von Frau Yücel nicht die Nationalität, bzw. Nation - es ist die Umma. Was ansonsten bei dieser Kolumnistin geboten wird, reicht vom "Biodeutschen" bis zum "weißen Israeliten". Das scheinbar freundlich Dargebotene ist letzlich doch nur reaktionäre Ideologie.

  • DY
    Danyal Yüksektepeli

    Ich versthe nicht warum Frau Kübra unbedingt ihre Abneigung gegenüber "Kemalisten" ausdrücken muss.

    Sind darauf gedrillt, bei jeder Gelegenheit ihre Abneigung gegen den Staatsgründer der Türkei Ausdruck zu verleihen?

    Ohne den Staatsgründer wären Sie oder ihre Eltern wohl nicht in der heutigen Türkei geboren.

    Oder was verstehen sie unter einem "Kemalisten"?

  • K
    Kopftuch-Man

    Dann sind sie eben Deutsche mit Vorfahren aus der Türkei und einem grünen Kopftuch aus Seide, die sich, wie alle anderen Menschen auch, lieber mit Ihresgleichen abgibt. Mit ihrem sich sehr selbstkritisch reflektierenden Text zeigen Sie allerdings, dass Sie sehr deutsch sind. Das Kopftuch kommt sowieso nicht aus dem Islam, sondern ist eine nahöstliche Sitte, Brauchtum, Tradition aus vorislamischer Zeit, die viel länger und bestimmender ist als ein monotheistisches Verständnis zu reflektieren üblicherweise erlaubt (Gilt log. auch für das Christentum und Europa).

    Auch wenn Ihr Kopftuch aus Seide ist, bleibt ein unemanzipatorischer Beisgeschmack, doch kann es freilich nicht immer als Gradmesser der Freiheit der Frauen vewendet werden. Oft ist es nur noch eine interessante Frage der Mode und der üblichen Neugier auf die damit verdeckte weibliche Haarpracht. Doch die islamischen Länder sind einfach mit den Freiheitssrechten noch nicht so weit wie der Westen, und auch noch nicht so weit wie die sich grade in der Industrialisierung befindenen Länder Ostasiens. Daher kommt das Unbehagen über das Kopftuch oder gar die Burka.

  • F
    Franzi

    @ Leila: Nicht der Islam ist schuld, dass Sie hier leben, sonder wohl vieleher das politische System, aus dem Sie flüchten mussten. Insgesamt ein toller Artikel ;-)

  • HL
    Hans Lotus

    Sehr geehrte Frau Kübra Yücel,

     

    Sie sollten sich nicht beschweren, dass die deutschen Bürger damit Probleme haben, Sie als eine der ihren anzuerkennen, wenn Sie öffentlich demonstrativ mit dem Kopftuch - der "Flagge der Islamisten" (c Alice Schwarzer) - auftreten.

     

    Auch wenn der Bundespräsident in einem Anfall von intellektuellem Aussetzer den Islam als Teil Deutschlands bezeichnet hat: Der Islam der Frauenunterdrücker, Frauenmörder, der Unfreiheit, des Antisemitismus, des Hass gegen "Ungläubige" usw. wird nie ein Teil Deutschlands sein.

     

    Und Sie gliedern sich mit diesem Kopftuch somit selber aus!

  • ZP
    Z. P.

    @türkischunddochganzokay:

     

    Das Jugendamt wird schon seine Gründe gehabt haben sie aus ihrer Familie zu nehmen.

    Heutzutage ist es irgendwie zu lasch, darum gibt es so viele Fälle in denen Kinder von ihren Eltern zu Tode gequält werden.

    Forschen sie doch einfach mal nach dem Warum.

  • L
    Loewe

    Ein kleines Meisterwerk ist dieser Artikel von Kübra Yücel. Ein Lesevergnügen.

    Ich finde ihn auch ziemlich deutsch - im positiven Sinne. Mit Goethe könnte man sich freuen über diese Distanz zum Nationaldeutschen ... über diese Differenzierungen.

    Ich wundere mich auch über Leute, die glauben, am Kopftuch Integration oder Nichtintegration festmachen zu müssen.

  • DP
    Daniel Preissler

    @"Interpretator"

    "aber wenn es mich nach einer deftigen Dosis Antisemitismus drängt, würde ich mich auch mit Kopftuch oder Vollbart tragenden Nicht-Deutsch-Sein-Woller unterhalten"

    Dank dieses pauschalen und daher moslemfeindlichen Vorwurfs des Antisemitismus, wird die Autorin mit deinem ansonsten interessanten Beitrag wohl nicht viel anfangen können.

    Stell die mal folgendes vor:

    "aber wenn es mich nach einer deftigen Dosis Moslemhass drängt, würde ich mich auch mit Kippa oder Locken tragenden (...) unterhalten"

    Eklig? Genau!

  • DW
    der weltbürger

    super geschrieben! süper yazmissin!!!!

  • A
    Andy

    Tja Frau Yücel, diese problematik besteht natürlich. allerdings habe ich den eindruck, dass Sie sich in der von Ihnen beschriebenen rolle gut eingefunden haben. als ich um 2000 wehrdienst in berlin abgeleistet habe, hatte ich einen kameraden, der so ähnlich heißt wie Sie. er hatte sich quasi freiwillig für den wehrdienst gemeldet. die bw hatte ihn "vergessen". er wollte den dienst aber unbedingt leisten; schließlich ist er deutscher. für mich und ich denke hier auch für die anderen damaligen "biodeutschen" kameraden zu sprechen, ist er das auch. aus meiner sich geht aber halt nur eins; bedingsloses bekenntnis zu deutschland oder eben zur türkei. auch wenn Sie und andere "progressive" kräfte meinen, dass die nation ein konzept von vorgestern ist, so sieht die realität anders aus. legen Sie doch bitte Ihr kopftuch ab und versöhnen Sie sich mit Ihrem heimatland. glauben Sie mir, den weitaus meisten "biodeutschen" sind Sie dann herzlich willkommen bzw. falls Sie sich an dem ausdruck willkommen stören und ihn zu gönnerhaft finden, betrachten Sie dann als deutsch - wenn Sie wollen.

  • T
    türkischunddochganzokay

    Hier ein paar Schritte zur erfolgreichen Integration:

    1.Das Kind rechtzeitig aus der Famile entfernen (mit 5)

    2.Das Kind darf weder Zugang zur türkischen Sprache noch zur Kultur haben, es muss soweit isoliert werden, dass, wenn es ein paar Jahre später auf seine Eltern trifft, diese als fremd und beängstigend empfindet.

    3.Das von der eigenen Kultur entfremdete Kind sollte mit 14 Jahren christianisiert werden (natürlich entscheidet es sich selber dafür!), damit es die letzten Rückstände der fremden Kultur ablegt und (den einzigen) Halt in der christlichen Glaubensgemeinde findet.

     

    Das habe ich in meinem Leben erlebt. Heute nennen mich die Deutschen meiner Umgebung eine erfolgreich Integrierte. ,,Warum sind nicht alle so wie du?", sagen sie. Welchen Preis ich dafür zahlen musste, danach fragt niemand. Umso mehr verwundert es sie, dass ich meinen türkischen Pass behalte, das einzige, was mir noch geblieben ist von der genommenen Identität. Mit der aufsteigenden hasserfüllten Diskussion über die ,,anderen" steigt auch meine eigene Ohnmacht, mit diesem Hass umzugehen. Man hat mich als ,,gute Ausländerin" eingesetzt gegen ,,die anderen". Aber ich bin keine ,,gute Ausländerin": Ich bin mit Leib und Seele Deutsche, leider.

  • PE
    Pjotr Enibel

    Darf man eigentlich jemanden abfaellig als "biodeutsch" bezeichnen, ohne sich dabei in die Naehe der Volksverhetzung nach § 130 StGB begeben ?

  • I
    Interpretator

    Liebe Kübra Hanim,

     

    ich würde mich auf der Party wahrscheinlich lieber mit der Kemalistin als mit einer Fethulahci unterhalten, aber wenn es mich nach einer deftigen Dosis Antisemitismus drängt, würde ich mich auch mit Kopftuch oder Vollbart tragenden Nicht-Deutsch-Sein-Woller unterhalten... Polemik beiseite...

     

    Als ich als Neunjähriger von der DDR nach West-Berlin geraten bin, habe ich zwei wesentliche Diskriminierungen erfahren: Einmal als ostdeutscher Junge durch "rein" deutsche Jungen, und dann als "Deutscher" durch nicht-türkische Jungen. Die erst jetzt diskutierte Deutschfeindlichkeit gibt es seit über zwanzig Jahren - und als Kind ist einem recht egal, wo die strukturellen Ursachen dafür liegen, dass man beleidigt, bedroht, körperlich traktiert wird. Dementsprechend kann ich die Deine Enttäuschung nachvollziehen, auch ich habe in der Vergangenheit meine ostdeutsche Herkunft irgendwann betont. Wenn man ständig ein Schild umgehängt bekommt, wehrt man sich nicht mehr dagegen. Im Übrigen hat die von mir erlebte "kulturelle Differenz" zu Muslimen mich zu einem selbstbewussten Verteidiger der so oft in Anfuhrungszeichen gezetzten westlichen/deutschen Werte gemacht. Durch intensiven Kontakt mit vielen Muslimen aller Schattierungen habe ich meine eigene Kultur und die Freiheit, die Liberalität, die Individualität als unheimlich wertvoll und verteidigungswert erfahren. Ich verdanke nicht zuletzt Menschen wie Dir meinen positiven Begriff des Deutschseins. Deshalb möchte ich Leute wie Dich auch nicht in Deutschland missen.

     

    Wie wertvoll die Gleichberechtigung, wie wertvoll sexuelle Liberalität, wie unverzichtbar kritisches Hinterfragen von (heiligen) Büchern und Autoritäten ist, hätte ich nie erkannt, hätte es nicht Kübras oder Mehmets gegeben.

     

    Sizin varligin icin cok tesekkür ederim.

  • M
    matrix60

    Sehr geehrte Frau Yücel,

     

    sie haben meinen größten Respekt.

  • D
    Daniel

    Ich gebe Ihnen gerne Recht wenn Sie darlegen, dass der Hype um Özil in der deutschen Nationalmannschaft kaum zur Integrationsdebatte beiträgt.

     

    Die Reaktion der "Deutsch-Türken" auf Özils Teilnahme doch eher schon.

     

    Vielleicht sollten Sie mal thematisieren, warum sich in Deutschland geborene Menschen, deren Eltern oder sogar Großeltern als Türken nach Deutschland kamen, immer noch als Türken verstehen.

     

    Und das mit einem Nationalismus, dass einem Angst und Bange werden kann.

     

    Komisch, dass Sie dazu kein Wort verlieren.

  • L
    leila

    Kübra ist Muslima, ich bin es nicht.

     

    Ich will auch einen Prosecco angeboten bekommen und nicht verständnisvoll nach alkoholfreien Alternativen befragt werden, ich will auch von dem leckeren Schweinebraten, den es in Iran nicht gibt, mich kotzt dieses Pseudoverständnis für islamische Gebräuche an. Immerhin ist der Islam der grund dafür, dass ich in Mannheim lebe und nicht in Teheran.

  • B
    broxx

    Richtig ist-Sie haben einen deutschen Pass. Der Özil übrigens auch nur!

  • MC
    Mario C.

    Wunderbarer Artikel, sehr schön zu lesen! Leider einer der seltenen Gelegenheiten, die "die Betroffenen" bei der dem derzeitigen Anti-Islam -und Integrationshype haben, auch mal zu Wort zu kommen. Danke!

  • H
    Hannes

    ja deutschsein, das war noch nie so leicht

    ist es nicht u wird es auch nie sein. genau wie es nicht zu sein.

     

    aber andererseits ist dass was Kübra schreibt ja ein gutes Zeichen. ich glaube sie ist da eine unter vielen.

    also zumindest gehts mir auch so ähnlich u dass ganz ohne stigmatisirungen (zumindest bio deutsch- ja das bin ich, das kann man sich nicht aussuchen)