Kolumne Cannes Cannes: Kein Geld fürs Buffet, kein Geld für die Hochzeit

Die Auslandsvertretung des deutschen Kinos beruft sich auf die Krise und lässt das Buffet ausfallen. An einer Sache aber wird nicht gespart: an großen Namen im Wettbewerb.

Ein paar Apartments sind noch frei. In einer E-Mail werden Einzimmerstudios angeboten, 28 bis 35 Quadratmeter groß, nur drei Minuten Laufdistanz vom Palais du Festival entfernt, zum Preis von 1.500 bis 3.000 Euro. Ein faires Angebot, wenn man bedenkt, dass noch die schäbigsten Hotelzimmer in Cannes während des Filmfestivals 1.500 Euro kosten. Offenbar reisen nicht genug Besucher an, um alle Betten zu füllen. Ein Zeichen der Krise?

Möglicherweise - im Branchenblatt Variety liest man zwar Jahr für Jahr von Produzenten und Einkäufern, die jammern, weil ihnen die Stadt an der Côte dAzur zu teuer, der Euro im Vergleich zum Dollar zu stark und der ökonomische Nutzen der Reise zu bescheiden ist. Doch in diesem Jahr spricht sogar Gilles Jacob, der Präsident des Festivals, von einer "leichten Erosion" des Filmmarkts, und Jérôme Paillard, der Leiter des Marktes, pflichtet ihm bei: "Das Kino macht eine schwierige Zeit durch." Recht unverblümt beruft sich derweil German Films, die Auslandsvertretung des deutschen Kinos, auf die Krise. Der von ihr ausgerichtete Empfang wird nicht mehr in einer pompösen Villa in den Hügeln über der Stadt zelebriert, sondern auf einem der Hotelstrände. Das Buffet fällt ganz aus.

An einer Sache aber wird nicht gespart: an großen Namen im Wettbewerb. Um die Goldene Palme konkurrieren 20 Regisseure, unter ihnen so bekannte wie Pedro Almodóvar, Ang Lee, Ken Loach, Jane Campion, Alain Resnais, Lars von Trier, Michael Haneke und Quentin Tarantino. Das beeindruckt, keine Frage, doch zugleich lässt sich daran die Scheu vorm Risiko ablesen. Thierry Frémaux, der künstlerische Leiter des Festivals, setzt auf Bewährtes, auch wenn er sich auf der Website des Festivals Gedanken darüber macht, dass das Kino eine unstete, sich selbst revolutionierende Kunst ist: "Weil das Kino seine Grenzen unablässig verschiebt", schreibt Frémaux, "wird sich das Festival nicht auf seinem Prestige ausruhen". Im Wettbewerb passiert aber genau das; fast alle eingeladenen Regisseure kommen regelmäßig an die Croisette, kein Debütant ist unter ihnen und kaum jemand aus einer Weltgegend, die nicht von vornherein kinoaffin ist.

Selbst der relativ unbekannte Brillante Mendoza, einer der unabhängigen Filmemacher, denen das philippinische Kino seinen ausgezeichneten Ruf verdankt, geht nicht zum ersten Mal die Stufen zum Grand Théâtre Lumière hinauf. Im letzten Jahr steuerte er zum Wettbewerb "Serbis" bei, einen Film, der in einem Pornokino von Manila spielte und dabei die schwulen Besucher und die das Kino betreibende und darin lebende Großfamilie in Interaktion treten ließ. In diesem Jahr zeigt er "Kinatay", die Geschichte eines jungen Mannes, der, um zu heiraten, Geld braucht und sich deshalb als Auftragsmörder engagieren lässt.

Eine Neuerung gibt es dann aber doch: Zum ersten Mal in seiner Geschichte wird das Festival von einem Animationsfilm in 3-D eröffnet: In "Up", einer Produktion des Pixar-Studios, fliegt ein Haus durch die Luft bis Südamerika. Mal sehen, ob die 3-D-Brillen zu den Abendgarderoben der Premierengäste passen.

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