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Kolumne BlagenHintern hoch!

Anja Maier
Kolumne
von Anja Maier

Toll, wenn das Kind einen Nebenjob ausübt – doch gibt es dabei durchaus eine gigantische Genderlücke. Wie unsere Nachkommen mit körperlicher Arbeit Geld verdienen.

D ie Einssechzigblondine braucht Geld, um endlich Geld zu verdienen. In ihrer unnachahmlich herzlichen Art fordert sie sechsundzwanzig Euro von mir. Wofür brauchst du die denn?, frage ich. Damit, so ihre Auskunft, werde sie das Fundament für eine große Kellnerinnenkarriere legen. Das Gesundheitsamt fordere zuvor von ihr eine Hygieneprüfung, und die koste eben sechsundzwanzig Eisen.

Ich bin eine große Anhängerin der Kinderarbeit. Statt tagein, tagaus nur in der Schule zu sitzen, der Raucherpause entgegenzujapsen und sich schließlich bis in den späten Abend durch Trash-TV und Facebook zu klicken, gibts doch auch noch was Sinnvolleres als das: körperliche Arbeit, selbst verdientes Geld. Das Yeah!-Gefühl junger Werktätiger.

Die Einssechzigblondine strebt wie gesagt eine Karriere im Gastrobereich an. Neulich erst war sie probearbeiten im Dorfkrug - und was soll ich sagen? Sie hat tatsächlich alles hingekriegt. Hat die Biergläser geschleppt, die Essensbestellungen notiert, die Gerichte auf die Tische gestellt, abkassiert und (große Überraschung!) bei all dem ein Lächeln auf den Lippen getragen. Abends kam sie völlig zerlatscht nach Hause, in ihrer Hosentasche raschelten die Scheinchen.

Nun also die Hygieneprüfung. War ganz einfach, erzählt sie, erst musste sie sich acht Seiten durchlesen, auf denen im Großen und Ganzen stand, dass sie sich nach dem Klo die Hände waschen soll. Und dann wurde das Erlernte noch einmal in einer zwanzigminütigen Filmvorführung vertieft - möglicherweise für jene Köche und Kellner, die es nicht so mit dem Lesen haben.

Die Einssechzigblondine könnte ein suppendes Ekzem haben oder eine chronische Darmerkrankung, das würde keinen interessieren. Sie hat ja acht Seiten gelesen und den Film geschaut und ist damit in die Liga der Hygieniker aufgenommen.

Bild: privat

ANJA MAIER ist Redakteurin der sonntaz.

Egal, mich freut, dass sie ihren Hintern hochkriegt und sich am Wochenende was dazuverdient. Das ewige Gejaule wegen Taschengeldknappheit war wirklich nicht mehr zu ertragen. Toll machst du das, lobe ich sie. Daraufhin erklärt sie mir, dass sie ja für eher kleines Geld Bier und Bockwurst schleppe. Im Gegensatz zu ihren männlichen Mitschülern - die würden richtig Kohle machen, hätten ja auch ganz andere Möglichkeiten …

Es dauert ein bisschen, bis ich ihr die Informationen über den Nebenjob ihrer Schulkumpels abgepresst habe. Nun, öhöm, die seien solvente Samenspender. Ejakulatoren für gutes Geld. Dreihundert Euro für zehn Einzelspenden würden sie in den diskreten Kammern einer hauptstädtischen Samenbank verdienen. Wirklich leicht und angenehm verdientes Geld also, unter hygienischen Bedingungen zumal.

Ich kann es nicht fassen. Diese kleinen Jungs, die ich immer mal wieder durch die Wohnung huschen sehe, deren Quadratlatschen den Flur blockieren, sind Samenspender? Die, deren Kotze und Kippen ich schon aus meinem Garten gekärchert habe - das sind Väter in spe? Was sag ich - möglicherweise haben sie ja bereits Nachwuchs. Da klafft doch im Nebenverdienstsegment eine gigantische Genderlücke, denke ich und frage die Einssechzigblondine, ob sie schon mal über Leihmutterschaft nachgedacht hat. (Liebe Leserbriefschreiber! Ich geruhte zu scherzen.)

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.

9 Kommentare

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  • FN
    Floda Nashir

    Wo hat denn der verwirrte Natter-Harald gestern abend bloß seine Brille hingelegt?

  • J
    Jörn

    Tach Frau Maier,

    wissen Sie, was Herr Dr. Wenk (einer der letzten Kommentare) sagen wollte?

    Gruss Jörn

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Ja, die profesioenlel Klellenrin lacht sich auch jedesmal schlapp, wenn sie aif uhen Kontoauszug mühsmm den "Lohn" den durch die unferlose Billigkonkurrenz der Schülerinnen und Studentinnen( die "kommen (sexuell) besser an") stark depressiv gedrückt, dedumpt, sehen.

    LOHN und HOHN, ja ja die Dichter.

    Und die Betriebsbwirte, die schier alles "klauen"...

     

    Lohn der Existenzangst macht empfänglich für Empfindungen des Hohnes der Verachtung.

     

    Das Wehren gegen Existenzen angst begünsgigt Vedrängung. Das begünstigt "Scherze"...(Tragische, verorgene Warheiten, oft)

     

     

     

    So, isses, auch wen keiner der "Beteiligten" es aus "Professionellen" Gründe so sagt. Die Lüge..kann auch "Durchgehalten" werden. Auch das verfehlte "Vertrauen".

     

     

    Der Rest möglicher "Kritiken" sind Korollare der Betriebswirtschft"...

  • M
    maximiliane

    die machen auf dicken max und wollen mädels, wie ihre blondine beeindrucken mit der zurschaustellung ihrer enormen potenz, hihi. normal in dem alter.

  • N
    Nick

    wieso gendergap? mit zehn hand-jobs verdient sie auch 300 öcken. gleicher lohn für gleiche arbeit!

  • M
    Marius

    Aha... muss man "suppendes Ekzem" und chronische Darmerkrankung hier so auf gleichem Level nebeneinanderstellen? Das ist eine ist eine akute, doch hoffentlich vorübergehende Krankheitserscheinung, das andere eine dauerhafte Behinderung, die andere Menschen überhaupt nicht betrifft und nicht zwangsläufig beim Kellnern beeinträchtigt. Und da die gute einssechzigblondine ja die acht Seiten gelesen, weiß sie auch, dass sie nach jedem Toilettengang ihre Hände zu waschen hat. Hinsichtlich dieser Hygiene sind Menschen, die unter chronischen Darmerkrankungen leiden, wahrscheinlich nicht viel anders, als Gesunde.

  • J
    jakob

    Weil es sich anscheinend noch nicht rumgesprochen hat:

     

    SAMENSPENDER SIND UNTERHALTSPFLICHTIG!!

     

    Damit ist Samen spenden in Deutschland eine Lotterie mit "Gewinnlos" Vaterschaftsklage/Unterhalt. Anonyme Samenspenden gibt es hierzulande nicht.

     

    Wer dies weiss und sehenden Auges dennoch spendet, der darf das von mir aus tun... und macht damit u. U. andere Menschen glücklich.

  • P
    PeterWolf

    Ich dachte, fürs Samenspenden müsse man 18 sein.

    Ist die Tochter soviel jünger als die Klassenkameraden oder nur klein?

    Viele Grüße

  • C
    Comment

    Aber was ist nun die Moral von der Geschicht´?

     

    Die Jungen sind nur zu bedauern, denn sie sind nach Recht(?) und Gesetz(!) zunächst einmal Väter, wenn sich kein anderer Mann für die unbedingt notwendige Vaterschaft hergibt, und somit unterhaltspflichtig, wenn ich mich recht entsinne.

    Von Samenspendern darf auch angenommen werden, dass diese die Brut nicht betreuen und dann schlägt das BGB mit voller Härte zu.

    Ein Lehrer Klaus S. war sogar noch dämlicher als die Bengel.

    Der gab seinen Leben spendenden Saft gar für lau, weil er ein edler Ritter und Frauenversteher ist, … oder war. Der SPIEGEL berichtete.

    Das kommt besonders krass cool, wenn irgendwo, irgendwann, irgendwelche paar gleichgeschlechtlichen Frauenpaare mit ihren Unterhaltsforderungen bei den jeweiligen Jungen antanzen.

    Aber hey, die Rechnung ging zumindest für den Moment auf.

     

    Dann doch lieber für ein paar Jahre Kellnern, hübsch sein, freundlich tun und gutes Trinkgeld kassieren, um später den solventesten aller Kunden abzugreifen und in tradierter Manier das Leben der Arztfrau, Hausfrau und Mutti genießen?! (Liebe Autorin! Ich geruhte zu scherzen.)