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Kolumne BesserDer Aufstand der Weißen

Die Demokratisierung des politischen Islams ist gescheitert. Siebeneinhalb Thesen zum Aufstand gegen die Erdogan-Regierung.

Für irgendwas muss so eine Nationalfahne ja nützlich sein: Demonstrantinnen auf dem Kizilay-Platz in Ankara Bild: ap

E rstens. Was in diesen Tagen im Tränengasnebel am Taksim-Platz und zusammen mit Mehmet Ayvalitas, dem ersten Toten der Aufstandsbewegung in der Türkei, zu Grabe getragen wird, ist nicht nur irgendein städtebauliches Vorhaben. Es geht auch nicht bloß um einen erfolgsverwöhnten Politiker, der an der Macht immer selbstherrlicher geworden ist und nun dafür die Rechnung präsentiert bekommt.

Zu Grabe getragen wird ein Projekt von welthistorischer Bedeutung: die Demokratisierung des politischen Islam. Damit sind Erdogan und die Seinen vor gut einem Jahrzehnt zum Entzücken vieler Intellektueller in Europa angetreten. Und damit sind sie gescheitert.

Eineinhalbtens. Dieser Befund bedeutet nicht, dass Muslime keine Demokraten sein könnten. Unabhängig von Erdogan haben und hatten Muslime in ihrem – gramscianisch gesprochen – Alltagsverstand Religion mit Demokratie und einer aufgeklärten Lebensweise, zuweilen auch mit einer selbstbestimmten Sexualität verbunden. Auf individueller Ebene ist ein demokratischer Islam zu haben, auf politischer bleibt er bestenfalls Utopie.

Zweitens. Mit der Festigung ihrer Macht in den vergangenen Jahren hat die Erdogan-Regierung all jenen Recht gegeben, die von Anfang an das Ziel eines Demokratisierung des politischen Islams für eine Propagandabehauptung gehalten haben. Die These, dass Islamisten nur so lange für „Toleranz“ eintreten, solange sie sich nicht im Besitz der absoluten Macht wähnen, darf als bestätigt gelten. In der Gegenwart gibt es nur eine Zivilisation: die westliche. Noch gehört die Türkei bei allen Defiziten – wo gibt's die nicht? – zur westlichen Zivilisation, die sich weder territorial noch kulturell definiert.

Isabel Lott
Deniz Yücel

ist Redakteur der taz.

Drittens. Ohne die militanten Kämpfe am Gezi-Park würde die Welt heute nicht über die Ereignisse in der Türkei sprechen. Und ohne die Beteiligung organisierter Linker wäre es nicht zu den Straßenschlachten gekommen. (Man muss schon wissen, wie man Barrikaden baut und sie verteidigt.) Doch erstmals in der langen und oft blutigen Geschichte sozialer Proteste in der Türkei ist wird diese Bewegung nicht von der organisierten Linken getragen.

Und anders als im Frühjahr 2007, als Hunderttausende gegen die geplante Wahl Erdogans zum Staatspräsidenten protestierten, steht auch nicht das Militär hinter den Protesten. Auf der Straße ist, im besten Sinne des Wortes, die türkische Zivilgesellschaft. Für die Demonstranten bildete der geplante Abriss von ein paar Bäumen am Taksim-Platz nur den letzten Akt in einer Reihen von Einmischungen in ihr Lebensgefühl – zuletzt das Alkoholverbot oder die Maßregelung von Knutschenden in der U-Bahn von Ankara. Nur deshalb hat sich der Aufstand auf andere Städte ausgeweitet.

Viertens. Die meisten Protagonisten dieser Bewegung entstammen jenem Milieu, aus dem die Linke in aller Welt zwar ihre Kader rekrutiert hat, das unter Linken aber nie einen guten Ruf genoss: jung, urban, gebildet, Mittelschicht. Anders als so oft in linken Publikationen sind diese Attribute hier nicht abwertend gemeint.

Es ist das Aufbegehren der „weißen Türken“, des wohlhabenden, gebildeten und urbanen Milieus, dem die regierende AKP als Vertreterin der „schwarzen Türken“ gegenübersteht, also den Kleinbürgern, Armen und Zugewanderten der Metropolen, die Erdogan repräsentiert und deren derbe Sprache er spricht, plus der Bevölkerung der Provinz, inklusive der anatolischen Bourgeoisie, deren Mann Staatspräsident Abdullah Gül ist. Diese Gruppen waren lange Zeit von der Teilhabe ausgeschlossen. Gesellschaftlicher Fortschritt aber ist niemals vom Land ausgegangen; nirgends, auch in der Türkei nicht.

Fünftens. Dieser Aufstand ist ein Aufstand der Stadt. Er richtet sich gegen ein technizistisches Verständnis der Moderne, das die AKP mit den Ölscheichs der Arabischen Halbinsel teilt. Als Partei der Landbevölkerung – ihres in der Provinz lebenden wie in die Armutsviertel der Städte gespülten Teils – hegt sie einen Hass auf die Stadt („Hure Babylon), der sich schon in der Bibel oder im Koran findet. Der „metaphysische Eros“ (Bogdan Bogdanovic) der Stadt ist diesen Leuten fremd. Stadt bedeutet für sie nicht mehr als ein Dorf, in dem halt alles größer ist: die Straßen, die Häuser, die Einkaufszentren, die Moscheen.

Dieses Ideal von Stadt zeigt sich im rabiaten Abriss des Romaviertels Sulukule wie in gigantomanischen Infrastrukturprojekten. Und natürlich im alten Traum der türkischen Islamisten, den Taksim-Platz als symbolischen Ort der säkularen Republik, als deren „Erinnerungsdepot“, wie Bogdanovic sagen würde, auszulöschen.

Dass die Proteste sich auf konservative Städte wie Kayseri oder Konya ausgeweitet haben, widerspricht dieser These nicht. Kayseri etwa, das Zentrum der „muslimischen Calvinisten“ (New York Times) mit einer Million Einwohnern, hat zwar im vergangenen Jahrzehnt einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, nach 22 Uhr aber ist dort allenfalls noch ein – selbstredend alkoholfreies – Internetcafé geöffnet. Für die dortigen Aufständischen lässt sich wohl sagen: Es ist ein Aufstand der Sehnsucht nach der Stadt.

Sechstens. Taksim ist nicht Tahrir. In Ägypten und Tunesien gingen die Proteste zwar vom gleichen Milieu aus, der „Facebook-Jugend“ nämlich, die von den Resten linker Organisationen unterstützt wurde. Aber die Allianz mit den Armen (und zumeist konservativen) Schichten, das Bündnis der Forderung nach Brot und der Forderung nach Freiheit, hielt nur solange die Mubaraks und Ben Alis an der Macht waren. Am Taksim-Platz hingegen geht es erst gar nicht um Brot, es geht nur um Freiheit.

Siebtens. Es musste nicht alles zwangsläufig so kommen. Hätten die Europäer den Türken nicht zu erkennen gegeben, dass man ihnen letztlich nicht aus politischen oder gar wirtschaftlichen Gründe die Aufnahme in die EU verweigert, sondern aus kulturellen und religiösen, hätten die Dinge vielleicht eine andere Entwicklung genommen. Oder hätte das türkische Militär nicht die Konfrontation gesucht (und den Machtkampf verloren), hätte die parlamentarische Opposition nicht auf die Armee vertraut und ihr Heil im Rückgriff auf den Kemalismus gesucht, hätte sich Erdogan vielleicht nicht im selben Maße auf die eigene, angesichts der wirtschaftlichen Erfolge der Türkei höchst zufriedene Klientel besonnen. Hätte, hätte.

***

Besser: Hükümet istifa!

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Deniz Yücel
Kolumnist (ehem.)
Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.
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82 Kommentare

 / 
  • U
    Ultraviolett

    Eine perfekte Zusammenfassung. Das einzige was mich stört ist dieser unglaublich eklige Begriff des "weißen und schwarzen Türken". Seit einiger Zeit geistern diese Begriffe durch die Gegend. Mir schaudert es dabei.

     

    Allerdings trifft der Artikel es wirklich perfekt und Herr Yücel spricht vielen aus der Seele. Auch die These mit den Linken. Die meisten sind nämlich hochgebildete Studenten, die oft aus wohlhabendem spießigem Hause stammen. Aber ein sehr hohes Maß an Empathie mitbringen und dies mit ihrer Intelligenz paaren.

     

    Leider werden diese Menschen im Alltag dann mit denen konfrontiert, die sie in ihrer Ideologie doch immer unterstützen und merken, wie stark sich die Relität von ihrer eigenen erdachten Welt unterscheidet. Und das geschieht in der Türkei. Die Dorfbevölkerung ist und war auch kein Opfer. Ihr dieses Gefühl zu geben, war allerdings der Urfehler der türkischen Gesellschaft und das wird jetzt heimgezahlt.

     

    Übrigens ist die AKP auch kein neues Phänomen. Seit Jahrzehnten regiert in der Türkei islamisch-Konservativ. ANAP, DYP, DP etc. waren alles Vorläufer der jetzigen AKP. Adnan Menderes (1950-1960) und Turgut Özal (1983-1993) die Vorläufer von Erdogan.

  • I
    ion

    Wie traurig-schaurig-schön, resp.: wie (leider) signifikant, dass einer der beiden Leserkommentare zu Ihrem, in der hier Bezug genommenen Kolumne von Ihnen unter: "EU verweigert", verlinkten Kommentar aus 2007:

     

    «Das Ende der Illusion»

     

    noch heute auf Ihre aktuelle (cf.: "Siebtens."), wie dereinst auf Ihre damalige Schreibschreib zu-trifft und -traf; Gemeint ist hier Ihre wiederholte Schuldzuschreibung an: die EU(!), die durch ihre Haltung an den gesamtgesellschaftlichen, innenpolitischen Hamsterrädern in der Türkei ‘schuld’ sei, die sich allesamt immer wieder um die immergleiche, offensichtlich unkaputtbare Achse (im kollektiven Unbewußten): den Islam, drehen.

     

    Auch der aktuelle Sturm in der türkischen Megapolen-Moccatasse wird keine gravierenden Änderungen in der (Gesamt-)Türkei zeitigen, geschweige denn so etwas wie "ein" utopisches(!): "Projekt von welthistorischer Bedeutung: die Demokratisierung des politischen Islam."

     

    Ein Ding der Unmöglichkeit, wenn nicht Absurdität! Oder hatte die so genannte “Aufklärung”, etc., etwa zur Folge, dass 'wir' in den Kernländern Europas eine demokratisierte(¿?) RKK oder EV bekamen?! Ich lach’ mich scheckig!

    Die derzeitigen Ereignisse machen nur überdeutlich, wie ‘affaltern’ das Land, dessen Bevölkerung nach wie vor ist und aller Voraussicht nach auch überübermorgen noch sein wird.

     

    Da helfen in Relation zur Gesamtbevölkerung auch eine Hand voll weitergebildeter Youngster, die aktuell Ihre stadtzentrale Knutschecke im Grünen bewahren wollen, nicht weiter; Zumal jene sich eben auch nicht dadurch auszeichnen, dass sie sich so etwas wie einer “Aufklärung” verpflichtet fühlen, sondern viel eher einem diffus kopierten Freiheits-Wahn und v.a. aber der (US-)westlichen more-&-more Attitüde.

     

    "Besser:" „"Hätte, hätte." Fahrradkette!“ (Peer Steinbrück)

  • DD
    @ D.J.

    Ihr Einwand ist berechtigt, jedoch meines Erachtens zu kleinlich. Es kommt im Endeffekt auf die Bewegung an und nicht auf einzelne Initiatoren. Außerdem wiesen die Bauernkriege in eine Richtung, welche heute durch die Anerkennung der Menschenrechte etabliert ist.

     

    Als weiteres Beispiel könnte ich auch die Machnowschtschina und deren Initiator Nestor Machno (aus einer bäuerlichen Familie)nennen. Peter Kropotkin und Michail Bakunin waren zwar hier die Vordenker, die Umsetzung einer anarchistischen Gesellschaft ist meiner Meinung nach jedoch ebenso hoch einzuschätzen (wenn nicht noch höher) als das Erdenken eines theoretischen Konzepts.

  • P
    Petalusa

    Selbstverständlich ist nur das die große politische Bedeutung dieser Aufstände: Dass die Idee der Demokratisierung des politischen Islam zu Grabe getragen wird durch die Demonstranten. Dafür erhalten sie weltweit diese Aufmerksamkeit und diesen Applaus. Auch wenn es ihnen selber nur und ausschließlich um Freiheiten geht, und sie ganz sicher nicht ihren Islam abschaffen wollen.

     

    Sie zeigen aber durch ihre Unzufriedenheit, dass Islam und Demokratie sofort in die Schieflage geraten sowie religiöse Parteien an die Macht geraten.

  • D
    deniz

    dass veränderungen nie (!) vom land ausgingen, widerspreche ich jetzt mal zutiefst. vor allem dass in tunesien der wandel von der "facebook-jugend" gekommen sei, ist ein popkultureller mythos, bei dessen arroganz ich immer die vorahnung hab, der behauptende hätte es gern so. stimmt aber nicht.

     

    es waren jugendliche, bauern, arbeitslose, vergessene aus dem armen landesinneren, die auf die straßen gingen, die polizei vertrieben und dann zur hauptstadt zogen und die plätze besetzten, während die meisten der mittelständler und studenten noch in ihren büros und seminrarräumen saßen.

     

    zu behaupten, dass diese leute die veränderung herbeigerufen haben, ist eine dreiste lüge oder unwissenheit, die eben solche leute nur allzu gern im nachhinein verbreiten. wenn der präsident weg ist, waren dann eben doch auf einmal alle gegen ihn und waren überall dabei...

     

    kleine untermauerung: wer war bouazizi?

  • B
    Bottleneck

    Die Schwarz und Weiss-Zuordnungen in dem doch recht raffinierten Artikel sind sicher als Pole gemeint, insgesamt präsentiert sich die Türkei als Gesellschaft doch eher grau in allen Tönen. Scherzo?!

    Es gibt keinen Islamismus, das Wort meint Faschismus orientalischer Prägung. Nichts anderes.

     

    Nichts ist gescheitert! Ungarn ist zurzeit sehr ähnlich drauf, auch wenn sich dort auf den Straßen ausgiebig geküsst wird. Die Türkei ist der einzige Swing State zwischen Orient und Okzident und wird uns noch einige Überraschungen bereithalten.

  • V
    VWLer

    @ Thomas: deinen Beitrag finde ich sehr aussagekräftig und gut differenziert und stimme dir bis auf die Differenzierung der "weißen und schwarzen Türken" zu, denn gerade die Linken, Gebildeten, Kemalisten, Aleviten etc. bilden die "weißen Türken" wohingegen, die anderen wie du richtig erkannt hast von den zumeist stark sunnitisch Religiös geprägten konservativen Menschen vom Lande und der Ost-Türkei stammen, die natürlich auch durchaus in der Elite vertreten sind. Das hat der Autor schön schön beschrieben. Ebendiese sind die Anhänger Erdogans. Die Türkei ist noch immer ein Agrarland und dies schlägt sich nunmal auch in den Wahlergebnissen nieder.

     

    @Arne: vollkommene Zustimmung, meiner Meinung nach können wir mittlerweile ganz auf Religionen verzichten.

     

    @Benjamin Diefenbach: Genau das ist das Problem! Volle Zustimmung.

     

    "ganz schlimmer Artikel. Nicht die Demokratisierung des Islam wird zu Grabe getragen, sondern die vom Westen diktierte Demokratisierung inklusive Globalisierung. Wir haben es nun einmal vor gemacht wie es NICHT geht - und das türkische Volk hat das kapiert. Schwarz-Weiß-Denke par exellence, die Überschrift ließ es ja schon erahnen."

     

    Allerdings stimme ich dem Punkt, dass der Islam mit der Demokratie nicht übereinstimmen kann, nicht zu.

     

    Leider entsteht eben dieser Islam nur dadurch, das die Islamischen Staaten sich nun einmal in einer Region befinden, an der viele andere Staaten Interesse haben. Die Region wird ständig instabil gehalten. Die Menschen sind primär mit der Nahrungsbeschaffung beschäftigt. Bildung bleibt auf der Strecke. Da die Menschen nun einmal in einer schlechten Situation sind bleibt ihnen als letzter halt die Religion. Dies wird von radikalen Kräften gekonnt genutzt. Da den Menschen ungenügend Bildungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, sind sie Naiv und für extreme Ideen empfänglich. Das alles wird natürlich gerne von eben diesen Saaten unterstützt.

     

    Aber dies ist kein rein Islamisches Problem, denn auch hier bei uns zu Haus kann man das gut Beobachten. Jeder der in Geschichte aufgepasst hat, sollte das Wissen. Die einen nutzten Religionen, die anderen Ideologien. Zumal es auch genügend christliche Radikalisten gibt, die aber bis auf einige Ausnahmen zum Glück keine Beachtung finden. Dafür aber die Nationalisten immer mehr.

     

    Und zu guter Letzt: Wäre die Welt wirklich auch nur im Ansatz Fair oder Demokratisch, gäbe es keine Kriege mehr, denn Demokratie bedingt doch immer auch die Gedanken anderer zu respektieren, oder?

     

    Aber wir sind eifrig dabei nach Links, Rechts, schwarz, weiß etc.. zu differenzieren, wobei es doch egal ist, Hauptsache sie schaffen es in die Geschichte einzugehen und bewirken, das man eines Tages drüber lacht und sagt, sie haben uns Freiheit, Frieden und Wohlstand gebracht, egal wer und fast egal wie...

  • UC
    Ugur Canbaz

    Deniz Yücel,

     

    wird schon wissen, warum er nicht behauptet, es gehe diesen Jungen Aufständischen um DEMOKRATIE!

     

    Tatsache ist, dass dieser vom Zaun gebrochene Aufstand ist der Versuch - übrigens ganz und gar Internetschnell - sich in eine Stellung zu bringen, wofür man sonst Klinkelputzen und soziales Engagement benötigen würde.

     

    Wenn heute die AKP mehrheitlich 50x gewählt wird, weil sie verstanden haben die Sorgen und Nöte der Bevölkerung, und die besteht halt nicht nur aus diesen Weißen anzugehen.

     

    Diese Neureichen, deren Eltern gerade durch die AKPs-Wirtschafts -und Bildungsoffensive hochgespült wurden, haben dem demokratischen Weg -und zum mitschreiben, dieser DEMOKRATISCHER WEG FÜHRT BESTIMMT NICHT ÜBER DIE CHRISTEN-EU - der Türkei einen Bärendienst geleistet.

     

    Was sie erreicht haben werden ist im besten/schlechtesten Fall ist, dass einer von ihnen das Land genauso in IMF-Abhängigkeit zurück schleudert, wie die Abzocker vor der AKP!

  • MR
    Malin Rugyu

    Ich finde, dieser Artikel beschreibt leider ganz genau das, was in vielen Köpfen vor sich geht. Eine arrogante Haltung gegenüber anderen Ländern und Menschen. Ich selbst lebe in der Türkei, bin weder religiös noch gehöre ich einer Kirche an und kann damit auch selbst überhaupt nichts anfangen.

     

    Ich verstehe jedoch nicht, warum zwischen Moslems und Christen immer so ein Unterschied gemacht wird. Genau so wenig, wie jeder Christ jeden Tag betet, fleißig in die Kirche geht und jedem Genuss abschwört, tut das jeder Moslem. Insofern betreffen solche Gesetze, wie erdogans Alkoholverbot nach zehn, nicht nur die "europäisch orientierte" yuppischicht in der Türkei, sondern sie gehen auch jede Menge Moslems gegen den Strich, die nämlich, obwohl religiös, auch gerne mal ein Bierchen trinken. Genau so wie viele CSU Anhänger gerne mal nen Humpen heben.

     

    Und natürlich gibt es hier in der Türkei ein Stadt Land Gefälle. Welches ich jedoch auch genauso aus Deutschland kenne. Weder im tiefsten Bayern noch im hohen Norden sieht es aus wie in Hamburg und Berlin. Auch in Deutschland ist die ländliche Bevölkerung gerne mal engstirnig, konservativ, traditionell bis hin zu hinterwäldlerisch und national orientiert. Das soll nun keine Beleidigung sein, sondern einfach nur ein Beispiel, das es dieses Gefälle in jedem Land gibt und dieses nichts außergewöhnliches ist.

     

    Ich finde es einfach schade, dass selbst in der taz auf bildniveau Meinung gebildet wird und finde es fast schon beleidigend gegenüber den Menschen, die hier jeden Tag auf die Straße gehen oder ihren Protest anders kundtun ( z.b. Durch ein allabendliches kochtopfkonzert), natürlich kann man ihnen vorwerfen, dass dieser Protest schon viel eher stattfinden hätte können und sollen, aber alles hat seine zeit und immerhin bewegen sich die Leute jetzt und das in Massen und durch alle Schichten.

     

    Eben nicht nur die "weiße" Elite oder die Linke Szene, sondern jugendliche, Senioren, Leute aller Parteien und Schichten und Herkunft. Und das (bis auf einige Ausnahmen, die es leider bei egal welchen Protesten immer gibt) tatsächlich für die Sache, miteinander und so friedlich es eben geht angesichts der massiven polizeigewalt. In diesem Sinne würde ich mich über Artikel freuen, die nicht in alte und gängige Kerben hauen, sondern die besondere Stimmung in der Türkei in diesem Augenblick wiedergeben. Und zwar nicht nur in Istanbul, sondern in weiten teilen der Türkei.

  • ML
    Martin Lang

    Deniz Yücel - aus Erfahrung gut - danke

  • F
    FRITZ

    "In der Gegenwart gibt es nur eine Zivilisation: die westliche."

     

    Sehr gut, Yücel. Was macht ein Liberaler wie Sie eigentlich bei der taz? Können Sie sich's nicht eingestehen? Wäre das ein coming out zu viel?

  • T
    tommy

    Und noch was: Yücels Abwertung des Landes und Idealisierung der Stadt erzeugt bei mir Unbehagen. Auch solche Wertungen haben eine verhängnisvolle Tradition, manifestiert etwa in dem eliminatorischen Hass der Bolschewisten auf Bauern, die für die Errichtung der sozialistischen Utopie millionenfach zu Tode gebracht wurden. Auch darüber sollten seriöse Linke ab und zu mal nachdenken anstatt einseitigen Fortschrittsideologien anzuhängen.

  • T
    tommy

    "Hätten die Europäer den Türken nicht zu erkennen gegeben, dass man ihnen letztlich nicht aus politischen oder gar wirtschaftlichen Gründe die Aufnahme in die EU verweigert, sondern aus kulturellen und religiösen, hätten die Dinge vielleicht eine andere Entwicklung genommen"

     

    Ja klar, letzten Endes bedient sogar ein Yücel die übliche Argumentation - der böse, rassistische Europäer ist schuld. Tut mir leid, aber verglichen mit der seltsamen Mischung aus Islamismus und pan-türkischem Chauvinismus, die in der Türkei teils Mainstream zu sein scheint, sind sogar die meisten europäischen Rechtsaußen in ihren Ambitionen eher moderat - und dass die Türken auf diese Weise "reagiert" haben auf die "Zurückweisung" durch Europa - anstatt sich konsequenter von den fragwürdigen Teilen ihres Nationalverständnisses zu verabschieden - zeigt nur, dass die "Zurückweisung" vollauf berechtigt war.

     

    Und ich jedenfalls habe keine Lust darauf, dass Erdogan und seine Wähler durch einen EU-Beitritt der Türkei (wo die Türkei dann bald das bevölkerungsreichste Land wäre, mit entsprechendem Stimmengewicht) zusätzlichen Einfluss gewinnen. Und ja, das ist eine Frage der Kultur, für Europa eine Frage der kulturellen Selbstbehauptung. Und dafür muss man sich als Europäer nicht entschuldigen.

  • K
    Kocsis

    Sie beschuldigen Europa, es habe die Türkei nicht in die EU aufnehmen wollen und so quasi die jetztigen Aufstände provoziert. Aber warum sollten wir uns einmischen. Europa hat Religionskriege und die Säkularisierung vom 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts erfahren und durchlebt.

     

    Mühsam hat man die Säkularisierung erst vor kurzem vollständig erreicht. Der Islam und die Kräfte der Säkularisierung in der Türkei oder sonstwo innerhalb der islamischen Welt haben das alles erst vor sich. Es ist doch nur allzu verständlich, dass wir in Säkularisierungskämpfe nicht noch einmal hereingezogen werden wollen. Bitte machen Sie das erst einmal selbstverantwortlich unter sich aus.

  • M
    Malinrugyu

    Ein, wie ich finde, ziemlich unpassender Artikel. Der Protest wurde von einer aus allen Bevölkerungsschichten kommenden Gruppe gestartet und wurde, nach dem brutalen Einsatz der Polizei, von Menschen aus allen Bevölkerungsschichten unterstützt. Ich lebe in izmir (natürlich eine sehr weltoffene und "Linke"Stadt, aber trotzdem buntgemischt) und kann ihren Artikel nicht teilen.

     

    Ich finde ihn fast schon klischeehaft "deutsch", da er einfach die in Deutschland vorhandenen Probleme auf die Türkei überträgt.

     

    Meiner Meinung nach geht es in diesem Protest nicht um religiöse Themen, daher kann man auch von diesem Protest aus nicht darauf schließen, dass der " demokratische Islamismus" gescheitert ist. Gesetze wie das neue Alkoholverbot, Nerven nicht nur die "weißen" Türken. Auch religiöse Türken trinken gerne abends mal ihr Bier, genau wie Christen nicht grundsätzlich alkoholfrei leben.

     

    Dieser Protest ist als Zeichen zu verstehen, dass das Volk (und damit sind Menschen aus allen städtischen und ländlichen Schichten gemeint) von ihren gewählten Vertretern, egal welcher Partei sie angehören, verlangen, auch nach der Wahl mitbestimmen zu dürfen. Kurz gesagt, das die Politiker auch nach der Wahl nicht für sich, sondern im Sinne der Bürger regieren.

     

    Dieses Problem ist jedoch, wie ich finde, nicht an eine religion gebunden und dieser Wunsch besteht auch wiederum in allen Schichten. Ich glaube, dass die Türken damit auch fast jedem deutschen aus dem Herzen sprechen.

     

    Kurz gesagt, ich finde der Artikel mag aus "deutscher" Sicht vielleicht stimmig erscheinen, da er viele Klischees bedient, ist jedoch aus türkischer Sicht nicht nachvollziehbar und auch nicht im Sinne der Menschen, die momentan auf den Straßen sind oder allabendlich ihre Kochlöffel und Töpfe schwingen um der Regierung ihren Unmut kundzutun und ihr ihre Lächerlichkeit vor Augen zu halten.

  • D
    DCWorld

    Die Türkei ist eben nicht das Land, das man sich nur mit Istanbul und Wirtschaftswachstum vorstellt. Viele Menschen sind einfach Leute die sich der Religion hingeben und damit auch Ihre Stimme dem Prmier Erdogan.

     

    Der Artikel bringt es richtig auf den Punkt. Es geht jetzt um Freiheit. In der Türkei muss man als Bürger Angst haben seine Meinung zu vertreten.

     

    Das ist nicht demokratisch im 21 Jahrhundert. Entweder wird man auf offener Strasse verprügelt oder man wird von der Polizei in Gewahrsam genommen (und auch verprügelt).

     

    Daher ist es umso besser, dass sich die Bürger nicht kleinkriegen lassen.

    http://www.start-trading.de/blog/2013/06/04/tuerkei-atatuerk-haette-den-widerstand-gewollt/

  • P
    P.Haller

    @Irene Reindl

     

    Wofür werden Sie jetzt gleich in Deutschland von Linken gerne angegriffen und als "Rechtsradikale, Nazi, Rassist und islomophob" beschimpft ??

     

    Das erschliesst sich mir jetzt erst mal nicht, wenn ich Ihre Abhandlung lese. Dass Sie aber anscheinend ein ziemliches Problem mit den Muselmanen haben, das erkenne ich sehr wohl.

     

    Und noch eine Bitte: Verwenden Sie doch den Begriff "Gröfaz" nicht im Zusammenhang mit der Türkei, denn dieser Begriff ist ausschliesslich den Deutschen vorbehalten. Danke.

  • DL
    dem lentz

    @ilmtalkelly: "Gewagte These...."

     

    nicht wirklich. denn da steht ja zivilisation und nicht civilisation, also der deutsche begriff; und der ist nunmal ein singular. der rest sind kulturen

     

    deshalb heist es auch "kampf der kulturen" auf deutsch statt "clash of civilisations". natürlich kann ein unzivilisierter kultiviert sein und kultur hervorbringen. sie wissen schon, das was in den beutel kommt den man verschämt als letztes in den koffer packt

     

    sogar hochkultur!(steile hierarchie/priesterkaste/schriftsprache)

    zivilisation(singular!) hingegen mag man früher an verschiedenen orten vorgefunden haben, in der globalisierten welt ist das aber nichtmehr zu trennen, zivilisierung als prozess ist nurnoch in verschiedenen stadien zu finden, nichtmehr auf verschiedenen wegen, da es keine verschiedenen orte mehr giebt.

     

    es geht wohlgemerkt nur um den begriff, den sie scheinbar mit dem englischen oder französischen gleichsetzten, denen er aber nicht entspricht. oder um es anders auszudrücken: man sollte schon wissen was man in seinem beutelchen an heimischen produkten so mit sich herrumschleppt.

  • G
    Gonzi

    "Gesellschaftlicher Fortschritt aber ist niemals vom Land ausgegangen"

     

    dem widersprechen alle Bauernkriege, wie auch der Ackerbau an sich!

  • EC
    El Cid

    Hat der Autor Deniz Yücel zuviel in Politically Incorrect gelesen? Also solch ein Rassist. Islam bedeutet Frieden und ist mit der Demokratie und unserem Grundgesetz vereinbar wie Erdogan auch immer wieder betont. Hier erklärt Deniz Yücel pauschal alle Muslime zu Gegnern der Demokratie.

  • M
    merlin

    Dazu die Mail einer Freundin aus der "urbanen, gebildeten", naja eher ums finanzielle Überleben kämpfenden Istanbuler Studentenschicht:

     

    First of all, Turkish Spring is an underestimating title, because the people of the Arab Spring protested the existing regime, their expectations were low. They only wanted democracy - fake or not.

    Here, we are protesting against the PM and everything he did/does, said/says! We want his government to fall. We don't have a replacement but that's how badly tired we are of him. We call this protest as the "Diren Gezi Parkı!" (Resist Gezi Park!)

     

    The Gezi Park protest began as an environmentalist action. There were 50 people protesting. On the third day of the protest, at 5 AM, the police arrived at the scene and teargassed these people, also burnt the tents they were sleeping in! And then, hundreds thousands of people just "lost it" and went to Gezi Park to defend these people. Teargas and police action are things we are used to, minor protests happen every week.

     

    But this time, it was too much accumulation. We had ENOUGH! Enough of teargas, not being able to win anything as the "modern half of the country", the PM's rude remarks against EVEN the retired people, him selling the whole country to foreigners piece by piece, ruining EVERY green area in the ENTIRE country, building unsafe energy plants.. You know these come from the top of my head. There are so many, sooooo many more details.

     

    We are so happy.. I am so happy.. I have been waiting for this for years and I almost lost hope. I thought I was alone. BUT I AM NOT! Now, for the last 6 days, at least 1 million people go to Taksim and occupy the area. As the people understand that we CAN make a change, they keep coming. The more people come, the better we understand that we can Amazing atmosphere! In two days I got affected by the teargas many times even though not even one capsule was aimed at me.

     

    Meanwhile, the PM made two speeches and in both of them he was even more rude. He encourages the other half (the ones who voted for him) to grab sticks and face the other half. Now he is on a political tour in Morocco and Algeria and some other African countries. Let me share what people say about this in a humorous way: "The PM is coming your way, resist Africa!"

     

    In short, this protest is NOT about the park anymore. There is moooooore to what they show you on TV. Also, if you keep hearing on TV that the protestors are being brutal, know that it is the undercover cops and provocateurs who start these things and sometimes regular protestors might get involved. I have spent two days and more than 18 hours in the area; I can say that the majority of the protestors are trying to avoid violence and brutality. We, as the people who started this protest FOR 'a couple of trees', of course know very well that violence is not the answer.

     

    Please spread the word in your country. Further international support and recognition are what we need at this point. We want the police to stop using excessive force, because we are JUST OCCUPYING THE AREA.

  • BD
    Benjamin Diefenbach

    ganz schlimmer Artikel. Nicht die Demokratisierung des Islam wird zu Grabe getragen, sondern die vom Westen diktierte Demokratisierung inklusive Globalisierung. Wir haben es nun einmal vor gemacht wie es NICHT geht - und das türkische Volk hat das kapiert.

     

    Schwarz-Weiß-Denke par exellence, die Überschrift ließ es ja schon erahnen.

  • OV
    Oliver Vau

    Sehr schöne und notwendig schonungslose Einordnung. Dazu den knappen Platz der Kolumne qualitativ bis aufs Äußerste ausgereizt.

     

    Der Text bestätigt wieder einmal, warum ich mich auf jede Dienstagskolumne von Deniz Yücel freue.

  • T
    Thomas

    Das ist FALSCH: "Es ist das Aufbegehren der „weißen Türken“, des wohlhabenden, gebildeten und urbanen Milieus, dem die regierende AKP als Vertreterin der „schwarzen Türken“ gegenübersteht, also den Kleinbürgern, Armen und Zugewanderten der Metropolen, die Erdogan repräsentiert und deren derbe Sprache er spricht, plus der Bevölkerung der Provinz, inklusive der anatolischen Bourgeoisie, deren Mann Staatspräsident Abdullah Gül ist."

     

    BEGRÜNDUNG: Die AKP ist nicht die Vertreterin der "schwarzen Türken". Denn dieser Begriff ist weit gefasst. Darunter fallen auch ethnische bzw. religiöse Minderheiten wie die Kurden oder Aleviten, die nicht von der AKP vertreten werden, und eigentlich ist es ein Begriff, der das anatolische Proletariat und Subproletariat definiert. Die AKP vertritt all jene, die den sunitisch ausgerichteten politischen Islam auf knallhartem neo-liberalen Kurs fahren. Da sind auch schwarze Türken darunter, aber auch weiße Türken, Linksliberale zum Beispiel um die Zeitung "Taraf" herum und v.a. Anhänger der Fettullah Gülen Sekte. (s. Agenda)

     

    Die weißen Türken hingegen sind mittlerweile ein Sammelbegriff für die Vertreter der kemalistischen Ideologie und somit der Verwestlichung. Aber die Aufstände in Taksim haben nicht die ideologisch eher nationalistisch rechts stehenden "Weißen Türken" begonnen. Sie versuchen sie nunmehr zu vereinnahmen.

     

    Die Aufstände haben eine Gruppe linker Aktivisten gestartet, die unter keinen dieser Begriffe fallen. Denn unter ihnen sind linke Studenten, Gymnasiasten, Arbeiter und antikapitalistische religiöse Gruppen. Da sind auch sehr viele schwarze Türken dabei. Diese Menschen sind nicht alle Teil des "wohlhabenden gebildeten urbanen Milieus" ganz im Gegenteil.

     

    Es geht hier nicht um West gegen Ost. Weiß gegen schwarz. Der Aufstand wird getragen von einer bunten Mischung aus Kräften, die sich gegen die neo-liberale, islamistisch-konservative, kriegstreiberische Politik der AKP richtet.

     

    AGENDA: Was oft vergessen wird ist, daß der Westen die AKP im Rahmen der Middle East Initiative (ein Programm zur Neuordnung der Kräfteverhältnisse im Nahen Osten) unter Bush Senior groß gemacht hat. Als stragetischen Partner hat man die islamistische Fettullah Gülen Sekte, die von Amerika (Pennsylvania) aus operiert ins Boot geholt.

     

    Die Gülen Sekte, deren Mitglieder den größten Teil des türkischen Polizeiapparates unterwandert haben, ist de facto ein global agierendes Multi-Milliardan-Dollar Unternehmen mit eigener Bank etc., die über 2000 islamische Schulen in der ganzen Welt auch in Deutschland betreibt.

     

    Rita Süßmuth sitzt in Deutschland im Vorstand des Gülen Vereins FID (Forum für interkulturellen Dialog e.V.), und lobpreist Gülens Engagement für Toleranz zwischen den Religionen. Gülen selbst wird von seinen Anhängern und vom Westen für einen islamischen Gandhi gehalten. Deswegen auch der Quatsch mit dem "gemäßigten Islam", den die westlichen Medien über die Türkei verbreiten.

     

    De facto ist Fettullah Gülen ein radikaler Islamist, ein Wolf im Schafspelz. Erst kürzlich hat eine WDR Doku sich dieses Themas angenommen. Taz, Spiegel, FAZ haben berichtet.

     

    Die Gülen Sekte ist eine der Hauptakteurinnen in der Islamistenszene in der Türkei und hat die AKP durch ihre Medienorgane und die Masse an Anhängern, die sie in der Türkei hat, massiv unterstützt. Das ist die eigentliche Basis der AKP Wähler. Das hat aber nichts mit "schwarzen" oder "weißen" Türken zu tun.

  • C
    citadell

    Es ist die sympathische junge türkische Intelligenzija und Mittelschicht, die sich da gegen einen militaristischen, bornierten Zwangsstaatsislam wehrt.

     

    Der neue Führer verlangt 3 Kinder von der türkischen Frau, der alte deutsche Führer vergab das Mutterkreuz ab 8 Kindern. Als ob es in der Türkei an Menschen mangelte, ein Staat mit 70 Millionen, was für ein Schwachsinn. Das kann doch nur bedeuten: Erdogan will Krieg ! Demokratie ist für ihn nur ein Weg zur Macht unter vielen. Grauenvolle Perspektive für Europa, die armen Griechen, jetzt verstehe ich ihre Sicherheitsbedürfnisse viel besser.

  • H
    hessebub

    Das Beste was ich in der deutschen Presse bisher zum Thema gelesen habe. Danke!

  • S
    Seehaus

    Deniz Yücel hat wie immer brilliant geschrieben.

  • B
    boot

    Mag ja sein, dass der politische Islam nicht demokratisierbar ist, kann ich nicht beurteilen. Aber die Einstellung, eine Untergruppe der Wahlbevölkerung (hier: die zivilisierten Städter) stünde auf der richtigen Seite der Geschichte und wäre die Avantgarde, ist auch nichts, was sich mit Demokratie vereinbaren lässt.

  • I
    ibm

    Teilweise richtig, was Yücel schreibt, aber teilweise auch sehr arrogant und von oben herab. Und das ist genau der Grund, warum die AKP und Erdogan bei Wahlen so gut abschneiden.

     

    Es lässt sich zwar leicht darüber lästern, dass die AKP ein technokratisches Verständnis von Stadtplanung hat, wenn aber dieses technokratische Verständnis bedeutet, dass Zuwanderer aus ländlichen Gebieten wenigstens mal eine Kanalisation und eine halbwegs funktionierende Busverbindung zu ihrem Arbeitsplatz bekommen, während sie vorher von den "weißen Türken" nur als Hinterwäldler verhöhnt und in irgendwelche Slums gestopft worden sind, ist schon durchaus verständlich warum Erdogan bei denen so beliebt ist.

     

    Die AKP hat eben im Vergleich zu ihren Vorgängern bei allen ihren Schächen und Fehlern immer noch relativ kompetent und bürgernah regiert. Und mal ehrlich, in den achtziger Jahren wären solche Demonstrationen wie sie im Augenblick stattfinden, einfach zusammengeschossen worden. Wäre interessant, ob sich dann auch so viele darüber aufgeregt hätten.

  • IR
    Irene Reindl

    +++Es musste nicht alles zwangsläufig so kommen. Hätten die Europäer den Türken nicht zu erkennen gegeben, dass man ihnen letztlich nicht aus politischen oder gar wirtschaftlichen Gründe die Aufnahme in die EU verweigert, sondern aus kulturellen und religiösen, hätten die Dinge vielleicht eine andere Entwicklung genommen. +++

     

    Nein, hätte es nicht. Zumal Herr Yücel offenbar nicht mitgekriegt hat, wie Herr Erdogan Sachen tönte wie: "Die Demokratie ist ein Zug, auf dem wir mitfahren, bis wir unser Ziel erreicht haben". (Offenbar wähnte er sich bereits am Ziel).

     

    Oder seine Ankündigung, dass die Türkei die Führung in Europa übernehmen will und selbstverständlich, wenn sie in die EU kommt, dort eine Führungsrolle haben will.

     

    Und welche Meinung er von uns bzw. Europa und dem Christentum hat, zeigte er auch neulich erst, in dem er davon schwafelte, dass die Herrschaftszeit der christlichen Byzantiner in der heutigen Türkei ein «dunkles Kapitel» gewesen sei. Mit der Eroberung von Konstantinopel und dem Sieg über das Byzantinische Reich im 15. Jahrhundert hätten die muslimischen Osmanen ein «Zeitalter der Erleuchtung» eingeleitet".

     

    Man stelle sich vor, das würde heute jemand laut über Länder sagen, aus denen der Islam wieder rausgeschmissen wurde, z.B. Spanien oder Griechenland. Was gäbe das für ein Empörungsgeschrei, und zwar nicht nur von muslimischer Seite. Aber solche Äußerungen umgekehrt... und die Reaktion ist, wie immer, Schweigen im Walde.

     

    Die Türkei in die EU? Danke, aber nein danke! Jedenfalls nicht unter dem Gröfaz Erdogan und der AKP.

  • S
    Supi

    "Auf individueller Ebene ist ein demokratischer Islam zu haben, auf politischer bleibt er bestenfalls Utopie."

     

    Mit Abstrichen kann man das auch über das Christentum sagen. Oder wo gibt es ohne abstriche demokratisches politisches Christentum, das nicht ausschließlich auf der individuellen demokratischen Grundeinstellung des einzelnen Christen basiert?

     

    Das demokratischste, was das politische Christentum, i.e. die Kirchen, machen kann, ist sich rauszuhalten. Man sitzt aber lieber, allen schwindenden Mitgliederzahlen zum Trotz, breitärschig in Gremien, Beraterstäben, Ethikkommissionen usw. und geriert sich als die höchste Autorität, die als einzige über einen "moralischen Kompass" verfügt und lässt sich das von Steuergeldern (NICHT Kirchensteuer!) versilbern.

     

    Vielleicht sollten wir auch mal wieder Parks besetzen.

  • IR
    Irene Reindl

    Dieser Aufstand ist in erster Linie ein Aufstand der jungen, gebildeten Türken, die keine weitere Islamisierung ihres Landes möchten. Übrigens etwas, wofür man in Deutschland von Linken gerne angegriffen und als "Rechtsradikaler, Nazi, Rassist und islomophob" beschimpft wird.

     

    Frau Roth hat sich ja nun auch zu Wort gemeldet. Ich zitiere: „Ja, es ist wirklich richtig erschütternd. Und die Ankündigung, dass sie eine Moschee bauen wollen, das ist ja nun die größtmögliche Provokation und spaltet mit Sicherheit die Gesellschaft insgesamt in der Türkei, denn in der Tat: Der Taksim-Platz gilt für die moderne, für die weltliche Türkei, da ist Leben, da sind Freiheitsrechte, da ist Demokratie, das ist der Platz des 1. Mai, der Frauendemonstrationen.

     

    Und wenn dort eine Moschee errichtet werden soll – das ist ein uraltes Projekt von Erdogan -, dann ist das ein Beweis dafür, dass er eben doch eine andere Türkei will, dass er die Islamisierung in der Türkei vorantreiben will. Das ist das eine. Das ist wirklich ganz gefährlich, diese Ankündigung, denn die Türkei ist schon eine sehr gespaltene Gesellschaft und er provoziert weiter.“

     

    Ist das nicht süß? Und nun stellen wir uns mal diese Aussage in Bezug auf den geplanten Moscheebau am Münchner Stachus vor. Hat natürlich nichts mit dem Sprichwort "Messen mit zweierlei Maß" zu tun.

  • I
    Ingo

    Danke für den hervorragenden Artikel!

     

    Der Begriff "weiße Türken" ist vielleicht nicht ganz geschickt gewählt, auch wenn mir klar ist - und eigentlich allen anderen auch, die den Artikel richtig gelesen haben - was damit gemeint ist.

     

    Den letzten Absatz hätte man vielleicht noch mehr ausführen oder weglassen können. Wobei es sich ja so oder so um SPekulationen handelt.

  • A
    Arne

    Zuerst auch noch mal kurz zu dem Satz: "Gesellschaftlicher Fortschritt aber ist niemals vom Land ausgegangen; nirgends, auch in der Türkei nicht."

     

    Mir passt da der Euphemismus "Fortschritt" drin nicht. Es ist schon sehr euphemistisch nämlich, wenn man Reichskristallnächte, auch ein Euphemismus btw), also sagen wir lieber antisemitiche Ausschreitungen, Bücherberbrennungen, die Islamisierung von vielen Staaten oder die chinesische Kulturrevolution als "Fortschritt" darstellt.

     

    Auch bei diesem "Fortschritt" in der Türkei bin ich mir nicht sicher, ob die Bezeichnung korrekt ist. Wie Yücel richtig schreibt, geht es den Menschen hier nicht um eine gerechtere Verteilung der Resourcen innerhalb der Türkei, sondern um ihre Freiheit. Und da kommt das deutsche Bürgertum vom 1848 nach dem Motto "Freiheit für alle und Wohlstand für uns!" mir doch sehr schnell in den Sinn.

     

    Da müssten wirklich mal mehr Infos zu rüber kommen, wer da demonstriert. Unstrittig ist, dass Erdogan wohl durch das, was im Westen "demokratische Wahlen" genannt werden, seine Macht erhalten hat. Demokratie ist nicht immer identisch mit einer Forderung nach mehr individuellen Freiheiten. Dieser Widerspruch wird zwar kurz von Yücel aufgegriffen, aber dann wieder vernachlässigt.

     

    Außerdem sollte noch erwähnt werden, dass es nur einen Grund gibt, warum die Türkei nicht in der EU ist. Die Türkei ist kein klassisches Importland für die BRD. Während alle Länder, deren Menschenrechtssituationen zum Teil noch weit hinter der Türkei de facto liegen wie Bulgarien, Rumänien, Ungarn und auch Kroatien von der BRD protegiert werden, in die EU zu gelangen, herscht bei einem Land, das für den deutscher Exportmarkt keine Steigerung verspricht bei Wegfall der Zollschranken wenig Interesse, diese in die EU aufzunehmen. Das sollte zuerst einmal erwähnt werden, bevor man da mit irgendwelchen "kulturellen" Sachen ankommt.

     

    Dass Islam (überhaupt Religion) und Freiheit keine gute Kombination sind, sollte allerdings jedem zu denken geben, der einen Staat wie Kosovo anerkennen will.

  • I
    IlknurB

    Yücel rocks!

  • WF
    Weiße für Weiße

    Als das städtebaulich einmalige Romaviertel Istanbuls platt gemacht wurde, gabs keinen Aufstand. Da wurde weggeschaut und die Klappe gehalten, Großteile der türkischen Gesellschaft mag von Erdogans autoritärem Durchregieren ja die Schnauze voll haben, rassistisch sind sie trotzdem. Und da stellt sich schon die Frage, wie verlogen der Aufstand ist. Es geht doch zuerst um die Rettung eines hedonistischen Lebensgefühls und nicht um die Lebensbedingungen aller Istanbuler.

     

    Was auch "übersehen" wird: die städtbaulichen Veränderungen sind zuerst dem neoliberalen Tedenzen auf dem Immobilienmarkt geschuldet. Mit "politischem Islam" haben diese rein gar nix zu tun:

     

    "Erst im Zuge der neoliberalen Neujustierung der türkischen Politik seit den 1980er Jahren und der damit einhergehenden Internationalisierung des Immobilienmarktes hat auch das privatwirtschaftliche Kapital in der Türkei die Bau- und Immobilienbranche als gewinnträchtiges Investitionsfeld entdeckt. Inzwischen zählen Mieteinnahmen in Istanbul zu den wichtigen Renditequellen für Investoren."

     

    Quelle: taz.de/Stadt-Modernisierung-in-Istanbul/!14115/

    Auch lesenswert: http://taz.de/Istanbuler-Viertel-vor-dem-Abriss/!14199/

  • M
    marto

    viel viel wahres, schönes und gutes, aber denizcim, ich stimme dir in einigen punkten nich zu:

     

    1. islam und demokratie vereint auf politischer ebene ist keine "utopie", viele der protestierenden sind auf tausende individuelle art und weisen "muslim", und du hast kein recht, ihnen auch die politische dimension ihrer eigenen kosmologie abzusprechen. auch nich mit smartem verweis auf gramsci. ,

     

    2. du vergisst die einfachen"anadolu cocuklar" (millionen junger, 'ungebildeter', vor allem jungs aus dem hinterland) und die "hooligans" (nicht nur carsi) und alle anderen nicht-mittelstand-links-städtisch- gebildeten, die sich auch schon ganz am anfang spotan anschlossen hatten.

     

    wer, wann, wieviel über barrikaden 'gewusst' hat, sei auch mal dahingestellt. bei meinen ehemaligen nachbarn aus der sakiz agac caddesi zb, und im besonderen deren zumeist dealenden jungs aus tarlabasi, bin ich mir sehr sicher, dass die mit faschobullen, deren panzern und dem täglichen widerstand gegen den ganzen wahnsinn, ne verdammte menge an erfahrung haben - und auch schon lange vor freitag hatten.

     

    3. nur eine "zivilisation", wie bitte? also ist die lateinamerikanische 'zivilisation' auch westlich, oder keine eigene solche, oder was? und japan ist auch nur westlich, oder 'unzivilisiert'? kapier ich nich und hört sich n bischen viel nach huntington an, lieber deniz!

     

    4. die ehemaligen 'vom land' sind genau wieviel prozent der jetzigen bevölkerung von istanbul, und die meisten derer sind also immernoch reaktionäre bauern?! geh mal spazieren in tarlabasi und guck dir die alltagsradikalität der leute an, mann!

     

    5. die türkei in unsere wunderbare neoliberale merkel-eu aufzunehmen hätte die sache also besser laufen lassen können, dann hätte tayyip sich "besonnen", vielleicht? ja und das wäre dann was positives gewesen? aus wessen perspektive, mein guter deniz?

  • R
    raja

    In Tunesien ging die Revolte von den ökonomisch und sozial abgehängten Regionen im Landesinneren aus. Die rasche und mutige Verbreitung der Informationen durch die "Facebook-Jugend" wirkte als Katalysator.

  • S
    Sebastian

    Wirklich guter Artikel der die Dinge auf den Punkt bringt. Hätte nie gedacht das ich mal einen taz Artikel gut heißen würde als Bürgerlich-Liberaler, aber hier sind wir mal einer Meinung ;) Hier müssen einfach mal alle über ihren Tellerrand hinaus schauen und an die Sache und das Wohl der Menschen denken! Chapeau!

  • E
    Ezek

    Ein Urteil darüber ob eine Bevölkerungsgruppe zur Demokratie (also zur Mündigen Zivilgesellschaft) fähig sind, verbitte ich mir wenn dabei nicht mindestens die letzten 200 Jahre als Maßstab hinzu gezogen werden. Vor 70 Jahren hat man bestimmt dasselbe von dem deutschen Volke behauptet.

     

    Erdogan ist ein Konservativer und die Konservativen geraten immer auf Kurz oder Lang mit der Demokratie in den Streit. Das bedeutet aber nicht, dass sie komplett unvereinbar miteinander sind.

     

    Wir haben in Deutschland in weiten Teilen der Geschichte der Bundesrepublik eine konservative Regierung gehabt und Ihnen jetzt zu unterstellen sie seien stets eine Gefahr für die Demokratie gewesen ist eine falsche und gemeine Behauptung. Damit tut man ihnen unrecht.

  • M
    miri

    Prima Analyse, danke! Aber Sätze wie "...einen Hass auf die Stadt, der „Hure Babylon"..." tun weh. Einen Hass auf der Hure. Einen Hass auf der Stadt. Einen Hass auf wem? Auf dem Dativ vielleicht?

  • I
    ilmtalkelly

    "In der Gegenwart gibt es nur eine Zivilisation: die westliche."

     

    Gewagte These. Aus dieser Annahme heraus wird alles geschluckt, was die westliche Zivilisation an Unbilden hervorbringt. Mit der Weiterentwicklung der Zivilisation sind wir also am Ende angekommen. Solche Ansichten von einem gefragten Journalisten stimmen mich wirklich nachdenklich.

  • M
    Malik

    Erdogan hat Fehler, wie jeder andere Staatspräsident auch. Aber um ehrlich zu sein, hat er keinen Fauxpas gehabt, der unverzeihlich wäre. Auch ist er kein Diktator, sondern demokratisch legitimiert.

     

    Die Türkei hat ein unglaubliches Wirtschaftswachstum und gute Strukturen. Peinlich, dass die hiesige deutsche Presse sich stets auf Seiten von Demonstraten wirft.

  • H
    harald

    Ich hätte nicht gedacht, dass ich D. Yücel mal für einen Artikel lobe.

  • SD
    S. Dal

    Echt traurig das mit keinem Wort die Kurden erwähnt werden naja kein wunder wenn ein Türke den Artikel verfasst Seit Jahren protestieren die Kurden für ihre Freiheit aber so pressend in den Medien waren sie nieeee warum ist unsere gesellschaft so ignorant gegen über den Kurden

  • MH
    Markus Hülsmann

    gewalt ist immer falsch, egal von wem sie ausgeht. Ich glaube das es sehr viel ungerechtigkeit braucht, bis ein volk auf die straße geht. das ist dann aber auch selbsterklärend. macht und die gier, diese nicht zu verlieren, ist ein starker dämon dem die menschen immer wieder verfallen.

  • F
    @Firat

    Völlig richtig. Sagen Sie das aber bitte auch der in der Hinsicht stinkreaktionär gewordenen SPD, die sich in letzter Zeit öfter gerade an den Verbandsislam herangewanzt hat (die Grünen mögen zwar teils sehr naiv sein, selbst sie bleiben aber eher noch gewissen Prinzipien treu).

  • J
    Jemand

    Das beste, was ich von Yücel je gelesen habe. Habe ich ihm gar nicht zugetraut nach seinen Entgleisungen in der Sarrazin-Debatte.

  • A
    aujau

    PI- Pseudoaufklaerer, hier kann gelernt werden, wie Kritik an Problemen der muslimischen Welt geuebt wird.

  • S
    Sultanine

    Was soll den LeserInnen eigentlich diese dusselige Überschrift von der Trutzburg sagen?

  • V
    Voter

    Deniz Yücel for Chefredakteur!

  • O
    Ole-Lakshmi

    Atatürk hätte sich ein paar Mann genommen und hätte diesen Westentaschen-Adolf mit der Peitsche durch die Gosse gejagt.

  • F
    FaktenStattFiktion

    Der Artikel vergisst, dass es im Islam erstens bislang keinerlei Reformationsbewegung gab. Zweitens ist der Islam niemals eine Religion gewesen, sondern eine Ideologie mit angeschlossener religiöser Folklore.

     

    Die islamische Zeitrechnung beginnt mit der ersten Eroberung, nicht mit religiöser Offenbarung. Der Islam betont die agressive Expansion, statt -wie etwa im Christemtum- auf friedliche Aufklärung zu setzen.

     

    Im Kalifat (und nur dies ist eine nach dem Islam zulässige Gesellschaftsordung) hat sich jede weltliche Macht der politischen Ideologie zu unterwerfen. Im Rahmen dieser Ideologie darf dann regiert werden.

     

    Dabei ist der Islam mit der westlichen Demokratie völlig unvereinbar. Hass und Gewalt gegen Minderheiten bestimmen das Bild des Islam, denn weder Juden noch Christen, Gewerkschaftler oder Banker, Frauen oder Homosexuelle um nur einige Gruppen zu nennen haben den gleichen Wert im Islam.

    Islam bedeutet Unterwerfung unter die Gebote des Koran. Ein Drittel der hier geborenen Türken lehnt die Demokratie ab.

     

    Was Herr Yücel als "private Demokratie" beschreibt, ist hingegen Ausdruck der agressiven Kultur und des falschen Rollenbildes des islamischen Mannes.

    Muslimsiche Männer haben keinen Respekt vor Frauen, betrachten diese als legitimes Freiwild während die eigenen Frauen unterdrückt und an Herd und Bett gebunden werden. Das ist keine Demokratie in den eigenen Wänden, das ist Ausdruck eines Patriachats wie es Frauenrechtlerinnen bei jeder westlichen Gesellschaft (zu Recht) als völlig überkommen schärfstens kritisieren würden.

     

    Erdogan ist im Volk außerordentlich beliebt. Die Masse steht hinter ihm, auch wenn in den Großstädten die jüngsten und gebildesten Bürger keine Lust auf noch mehr Islam haben.

     

    Wir können uns einen Staat mit dieser militanten Ideologie in der EU nicht leisten. Gerade wir haben mit rechtenb Ideologien ja nun reichlich schlechte Erfahrungen machen müssen.

  • G
    Georg

    Hätte nicht gedacht daß ich mal mit Deniz Yücel einer Meinung bin. Was jetzt kommen muß sind die Konsequenzen für Deutschland.

  • R
    routier

    Kemal Atatürk hätte bestimmt in die Ecke gekotzt, wenn er wüßte was die Islamisten hier für ein Mist loslassen. Dass will keiner.

    ciao

  • H
    @Humankapital

    Dt. Bauernkrieg als Fortschrittsmotor: Sehr interessanter Einwand, aber diese Artikel wurden wahrscheinlich von gebildeten Städtern zumindest mitverfasst (evtl. Lotzer aus Memmingen).

     

    Und Müntzer selbst war zwar ein religiöser Schwärmer, aber ebenfalls ein gebildeter Städter. Dass die meisten Städter sich aber zurückhielten, dürfte die Hauptursache für das Scheitern des Bauernkrieges gewesen sein. Von daher m.E. keine Widerlegung von Yücels These.

     

    D.J.

  • PI
    Pro-Türkeibeitritt in die EU

    "kommen in der EU nicht gut an (...) wegen ihres Wesens, Auftretens und des die ans infantile grenzende Verweigerung jeglicher Selbstkritik."

     

     

    Pardon, was haben unter dieser Maßgabe eigentlich "die Deutschen" in Europa verloren? Völkisch-rassistische Ressentiments eignen sich nicht zur Erklärung der Welt.

     

    Naja, Autor Yücel verfügt ja inzwischen über einen soliden Freundeskreis, der sein Zweit- oder Drittstudium in der Orientalistik beim Springerverlag und der "jungen Freiheit" absolviert zu haben scheint. Demnächst "verbessert" er sich ja vielleicht in Richtung "Cicero" o. ä. Sollte aber nicht das Bügelbrett in der Redaktion vergessen.

     

    Das Captcha-Wort zur Spamvermeidung lautet witzigerweise "hund". Genau dort scheint die taz selbst inzwischen angekommen.

  • G
    gerstenmayer

    @janice

     

    Wenn irgendwer ganz groß im Verdrängen eigener Schuld ist, dann doch wohl die Deutschen...

     

    ist ihnen schon mal aufgefallen dass das"buckeln" und die "selbstgeiselung", der "selbsthass" seit jahrzehnten hauptsächlich von den linksgrünen praktiziert wird?

     

    die gesellschaft ist sich sehr wohl der greueltaten des krieges bewusst und es wird auch nie vergessen werden,aber ein bisschen rückrad sollte schon noch vorhanden sein um auf augenhöhe mit anderen ländern zu stehen

  • HR
    Hartmut Reddmann

    Ein großartiger, profunder Artikel!

     

    Ich liebe die Türkei, die türkische Sprache und Kultur (in ihren aufgeklärten Teilen)und hoffe, dass ein demokratischer Weg beschritten werden kann.

     

    Ich lebe in Köln, Deutschland, wo es ja bekanntermaßen eine große türkische Community gibt. Eine unserer früheren Mieterinnen ist inzwischen Professorin für Turkologie an der Uni Hamburg, ihr damaliger Freund Mustafa hat einen Integrationpreis bekommen.

     

    Das Ganze ist also eine spannende Entwicklung, bei der ich nur hoffe, dass nicht wieder das Militär eingreift. Noch einmal danke für den Artikel!

     

    Hartmut Reddmann, Köln

    Diplom-Dolmetscher

  • F
    Firat

    Nur ein individuell gelebter Islam (ohne bestimmende orthodoxen Verbände, Kulturvereine, Dig Moscheenvereine) ist überhaupt mit universalen (nicht unbedingt "westlichen") Werten vereinbar.

  • C
    chargesheimer

    Gute Analyse, ich sehe das ziemlich ähnlich. Bis auf den Punkt7, der ist mir zu diffus. Als Ergänzung akzeptiere ich noch eine Kritik aus den Kommentaren, in der darauf hingewiesen wird, dass die Proteste nicht nur von den angesprochenen "weißen" Türken (komische Formulierung), sondern aus allen Schichten der türkischen Bevölkerung mitgetragen wird. Ergo auch aus konservativ-religösen und eher bürgerlichen Schichten.

     

    Ich bin nicht vor Ort, aber das ist auch das, was mir aus der Türkei mitgeteilt wird. Und ausnahmsweise deckt sich das einmal mit den ansonsten oberflächlichen Medienberichten in Deutschland über die Türkei.

  • D
    D.J.

    @Irma Kreiten,

     

    Dummrechts beschwert sich in der Kommentarspalte gern darüber, wenn sich "der Türke" D. Yücel kritisch zu "deutsche Themen" auslässt. Das stünde ihm nicht zu. Sie sprechen ihm die Kompetenz ab, zu türkischen Themen zu sprechen.

     

    Wer kann ihm verdenken, dass er bei diesem Publikum zuweilen zur Arroganz neigt? Ich jedenfalls nicht.

  • D
    D.J.

    Deniz Yücel, der taz Bester.

     

    Über das eine oder andere ließe sich trefflich streiten, aber Sie stehen auf der Seite der Aufklärung, von vielen anderen "Linken" längst verraten.

     

    Klar, dass verbohrte Rechte ebenso toben wie verbohrte so genannte Linke, freilich auch der kleingeistige Ruf "Islamophobie" erschallt. Die Türkei hat besseres verdient als Nationalismus und Klerikalismus.

     

    Ortacag - istifa!

    (Sonderzeichen dazudenken)

  • T
    tankred

    Es stimmt schon. Wer Kritik nicht aushält, hat ein enormes Problem. Nicht umsansonst sind hundert..äppes Journalisten in türkischen Gefängnissen. Beleidigung des Türkentums.. was soll der Scheiß.

     

    Und ich will den Umgang mit Kurden und Armeniern und anderen Minderheiten garnicht ansprechen. Lange noch nicht reif für die EU sag ich da nur.. Aber vielleicht ändert sich ja was jetzt. Meine Sympathie gilt den Demonstranten und enschen auf der Straße.

  • T
    tdt

    Achtens: "Greater Middle East"-Programm. Die ziehen das durch. Egal wie.

  • TR
    Thomas Reichstein

    Vielen Dank

     

    Sehr beeindruckender ein klares Bild der Hintergründe zeigender Artikel. Die TAZ zeigt sich sehr angenehm erwachsen.

  • D
    DerSichAnDenKopfGreift

    Zitat Erdogan:"Die Demokratie ist nur der Zug auf den wir aufspringen bis wir am Ziel sind"...

     

    Zum Glück können Züge auch manchmal entgleisen und ihre Schwarzfahrer darunter begraben...

  • H
    Humankapital

    "Gesellschaftlicher Fortschritt aber ist niemals vom Land ausgegangen; nirgends, auch in der Türkei nicht."

     

    Gegen diese These möchte ich den deutschen Bauernkrieg mit den 12 Artikeln von Memmingen ins Feld führen.

  • TL
    Tim Leuther

    Ich glaub der Großteil der "Erdogan-für-seinen-Demokratischen-Islam-Lober" sind entweder irgendwelche NATO Strategen, oder Leute für die der Türkei-EU-Beitritt ein Selbstzweck ist. Deshalb haben Sie immer überall "Fortschritte" gesehen.

     

    Leute wie Claudia Roth geben dann Merkel noch eine Mitschuld, sie hätte den EU-Beitritt nicht so ablehnend gegenüberstehen sollen, dann hätte Erdogan eine andere Politik gemacht. Ach so.

  • AR
    alter Rammler

    Voll ins Schwarze, Klasse Yücel!

  • I
    IhrName

    "Auf individueller Ebene ist ein demokratischer Islam zu haben, auf politischer bleibt er bestenfalls Utopie." LMAO!

     

    Demokratie ist immer politisch und nie individuell. Ich kann nicht in meinem abgesperrten Zimmerlein meine individuelle Demokratie leben. Der Satz ergibt keinerlei Sinn.

     

    Der Satz müsste heissen, dass Demokratie in islamischen Ländern eine Utopie ist. Punkt. Aber das ist halt nicht Blatt-Linie und wird daher nicht geschrieben. Recht einfach durchschaubar - es wird immer noch von einem arabischen/islamischen Frühling geträumt, der so nie existiert hat.

     

    Nur in (kleinstmöglichen) Länder - und schon gar nicht in einem Moloch namens EU - in denen Religion keinerlei Einluss mehr hat, wird eines Tages Demokratie möglich sein. Religiöse und Ideologen werden aber immer versuchen, diese zu bekämpfen.

  • EF
    Errol Flynn

    "Wer eine friedliche Revolution verhindert, macht eine gewaltsame Revolution unausweichlich." John F. Kennedy

  • MN
    Mein Name

    Ihr (unter anderem) islamophoben Faschos begründet euren Hass auf alles und eure Furcht vor allem was nicht eurer Gewohnheit und eurem Alltag entspricht, mit eurer angeblich überlegenen Kultur, Rasse, Moral oder Wesensart, aber was ihr fordert ist in keinster Weise überlegen sondern sozialer und kultureller Incest;

    ihr seid Verlierer die sich das Recht des Stärkeren wünschen.

  • E
    eksom

    Zitat: "Die Türken kommen einfach in Europa nicht gut an!"

     

    Wenn diese Art der Deutschen wüssten, wie Sie mittlerweile in Asien, Amerika, Israel und auch Südeuropa, sowie im Nahen Osten wirklich ankommen, dann würden Sie hier nicht so ein Mist verbreiten!

  • EM
    Europäische Moderne

    Der politische Islam ist keine einheitliche Ideologie, sondern weist seit über 100 Jahren unterschiedliche Strömungen auf. Von einer differenzierten Analyse kann keine Rede sein, wenn Basiswissen fehlt.

  • J
    janice

    Ist es nicht möglich irgendwo im Internet etwas zu schreiben, ohne dass die Kommentarspalten von rassistischen Vorurteilen rechts-nationaler Deutscher (die sich selbst oft nicht einmal als solche erkennen) geflutet wird?!

     

    Und wenn Europa die Deutschen aushält, liebe_r no way, dann wird es auch mit allem anderen fertig, denn schlimmer und hinterwäldlerischer als Deutschland 1945 geht gar nicht...

     

    und überhaupt, liebe_r needankeundsoweiter, "ans infantile grenzende Verweigerung jeglicher Selbstkritik" scheint mir auch bei den sich als erste Opfer Hitlers verstehenden Deutschen verbreitet als in der Türkei oder sonstwo. Wenn irgendwer ganz groß im Verdrängen eigener Schuld ist, dann doch wohl die Deutschen...

     

    100% Anti Erdogan

  • R
    ridicule

    Tja, ob unsere FDJ-Sekretärin aus ihrer Dunkeldeutschland grundierten Wahrnehmung herausgefunden hätte - durch eine mehrstündige Dauerberieselung von 'Crossing the Bridge'? Genau - hätte, dürfte, würdelzwürdel!

     

    So bleibt die Frage, die Hoffnung, das Setzen auf " the white türkish generation"; - die gut beraten sein dürfte, nicht in die Arroganz der ' better one' zu verfallen; sondern alles dran zu setzen, ' Stadtluft macht frei' nicht zum Slogan ' of the few' verkommen zu lassen.

     

    Anders dürfte ein zivilgesellschaftlicher Weg zwischen zwischen Kemalismus und politischem Islam alla Adalet ve Kalkınma Partisi nicht erfolgreich zu ebnen sein.

     

    Hükümet istifa - viel Glück!

  • IK
    Irma Kreiten

    Ansonsten aergern Sie sich doch, wenn man Sie aufgrund Ihres Namens fuer einen eingefleischten Tuerken haelt, hier aber treten Sie als Experte auf, ohne das sich erschliesst, woher das notwendige Hintergrundwissen denn stammen sollte.

  • IK
    Irma Kreiten

    Punkt 5: ja. Ansonsten strotzt der Artikel nur so vor orientalistischer Klischees, islamophober Andeutungen und auch schlicht und einfach Uninformiertheit. Wie kommen Sie auf den Gedanken, dass es sich um einen Aufstand der weissen Tuerken handelt? Wie erklaeren Sie sich, dass auch scih explizit als Muslime verstehenden Menschen mit Leib und Seele an den Protesten teilnehmen?

     

    Und wie koennen Sie so selbstverstaendlich und pauschal davon ausgehen, dass der (welcher?) politische Islam undemokratisch beginnt und wenn ueberhaupt erst nachtraeglich demokratisiert wird? Wie haben Sie sich ueberhaupt ueber die Proteste informiert? Wie informieren Sie sich ueber die momentanen Befindlichkeiten der Menschen in der Tuerkei?

  • NW
    no way

    Herr Yücel, wir können nicht 60 Mio. islamische Hinterwäldler und Analphabeten nach Europa reinlassen.

     

    Da helfen auch nicht die anderen 20 Mio., die der europäischen Kultur nahestehen. Wir bekommen hier ja schon kaum die Mehmets und Onur U.'s in den Griff. Es geht einfach nicht.

  • M
    moffaf

    meine güte, ist dieser artikel gut. deniz yücel ist eine lichtgestalt im team der taz.

     

    nur wenige elaborate der redax erreichen dieses niveau. denn statt intelligenter analyse herrscht meist die tendenz-berichterstattung.

  • ND
    Nee danke, jetzt auch nicht mehr

    Bis zum letzten Abschnitt gewartet bis Europa beschuldigt wird. Sieh es einfach ein. Türken kommen in der EU nicht gut an. Nicht wegen Rasse oder Nationalitaet sondern wegen ihres Wesens, Auftretens und des die ans infantile grenzende Verweigerung jeglicher Selbstkritik.

     

    Fuer den europaeischen Geschmack einfach von Grund auf unsympatisch. Von den brutalen Untaten und der Knastaffinitaet ganz zu Schweigen.