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Kolumne Afrika AfrikaDie Ehefrau auf dem Strich

Prisca Chembe hat zu Beginn der WM ihren Mann Bizwell verlassen um sich als Prostituierte selbständig zu machen. Die Hotels in Südafrika sind voll - das Sexgeschäft boomt.

D as erste Opfer der Fußballweltmeister in Südafrika ist Pastor Bizwell Chembe. Seine Frau Prisca hat ihn und ihr sechzehn Monate altes Baby verlassen. Sie macht sich selbständig - als Prostituierte. Sie wird jetzt für die Dauer der WM viel Geld verdienen, aber ihre Familie bekommt davon nichts ab.

"Ich bin untröstlich", sagt der Kirchenmann ganz unschuldig. "Ich verstehe nicht, was mit ihr los ist! Sie hat immer gesagt, sie wolle während der Weltmeisterschaft Geld verdienen. Aber ich hatte ja keine Ahnung, was sie meint." Sie habe ihm gesagt, sie habe einen neuen Job mit "Nachtarbeit", aber er habe sie nie bei der Arbeit besuchen dürfen. "Schließlich ist sie gegangen und hat das Baby zurückgelassen. Mein Schatz, bitte komm nach Hause und höre mit dem Prostituieren auf. Unser einziges Kind, der kleine Tinashe, weint Tag und Nacht. Er braucht deine Brust! Er vermisst dich. Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll, er ist erst ein Jahr alt. Ich kann nicht jeden Tag Windeln waschen! Wenn ich ihn morgens und abends bade, wird mir schlecht! Und wenn er nachts schreit, ist es ein Albtraum. Ich appelliere an Hotelmanager, mich anzurufen, falls sie bei ihnen ihrer Sexarbeit nachgeht."

Manchmal ruft Prisca ihren Mann an, aber er selbst kennt die Mobilnummer seiner Frau nicht. "Viele Leute sind glücklich über diese Weltmeisterschaft. Aber ich nicht, denn sie hat meine Ehe zerstört", sagt der Pastor. Er hat bei der Polizeistation von Hillbrow in Johannesburg Anzeige erstattet.

Der Autor

Savious Kwinika leitet das afrikanische Journalistennetzwerk CAJ in Johannesburg.

Rund 40.000 kommerzielle Sexarbeiterinnen sollen sich wegen der Weltmeisterschaft in Südafrika aufhalten. Die meisten von ihnen kommen aus den Ländern des südlichen Afrika. Prisca kommt aus einem Dorf in Simbabwe, während Chembe aus Sambias Hauptstadt Lusaka eingewandert ist.

Die ausländischen Frauen machen den einheimischen Prostituierten Konkurrenz. Viele Hotels und Gästehäuser in Johannesburg sind während der WM ausgebucht - mit Fußballtouristen, die in Devisen bezahlen. Das Sexgeschäft boomt.

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1 Kommentar

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  • S
    Salamander

    Ich bin dagegen sportliche Großveranstaltungen an Länder mit grosser Armut zu geben, wenn sie [die Armut] in Kombination mit grossen Unterschieden bezüglich der Vermögensverteilung wie in Südafrika auftritt. Damit werden korrupte und ausbeuterische Systeme/Regime unterstützt.

    Aus diesen Gründen lehne ich die WM in Südafrika ab.