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Kohl konferiert mit SPD-Spitze über Geiseln

Bonn (dpa) — Nachdem der SPD- Ehrenvorsitzende Brandt am Montagabend zu einem Gespräch mit dem Bonner Botschafter des Irak zusammengekommen war, soll heute in einem Spitzengespräch im Kanzleramt das weitere Vorgehen zur Frage der Geiselbefreiung abgesprochen werden. Die SPD betonte am Dienstag, eine mögliche Reise Brandts nach Bagdad käme nur in Abstimmung mit der Bundesregierung in Frage.

Damit wird das Problem der Irak- Geiseln und der internationalen Solidarität zum ersten Mal auf höchster Ebene erörtert. Kohl folgte einer Bitte des SPD-Vorsitzenden Hans- Jochen Vogel.

Weitere Kontakte, die der SPD- Ehrenvorsitzende Willy Brandt am Montag abend nach einem Gespräch mit dem irakischen Botschafter Omar Ghani für die „nächsten Tage“ angekündigt hatte, sind am Dienstag noch nicht zustande gekommen. Eine baldige Reaktion schien sich auch nicht abzuzeichnen, wie aus dem Büro Brandts bekannt wurde. Der Vorsitzende der Sozialistischen Internationale, der offenbar vom Irak — aber auch von vielen Geiseln — als Vermittler gewünscht wurde, zögert bisher deutlich, sich ohne sehr weitreichende Zusagen auf eine Mission einzulassen, wie bekannt wurde. Vor dem Hintergrund heftiger Beschwerden der Geiseln und ihrer Angehörigen über eine mangelnde Betreuung durch die Bundesregierung ist das Problem in Bonn nun offenbar in Bewegung geraten. Vogel hatte zwar keine Einzelheiten über das Gespräch zwischen Brandt und Ghani berichtet, aber mitgeteilt, daß der Gesprächsverlauf weitere Überlegungen gestatte. Gleichzeitig deutete Vogel an, daß sich Brandt nicht damit abfinden könne, etwa nur deutsche Staatsbürger freizubekommen.

Sprecher der Bundesregierung betonten gleichzeitig die Solidarität mit der internationalen Staatengemeinschaft, die einstimmig die UNO-Sicherheitsrats-Entschließungen zur Freilassung sämtlicher Geiseln mitgetragen habe. Auch der Geschäftsführer der Unionsfraktion, Bohl, drängte auf internationale Absprachen.

Vor „Extratouren“ hatte die außenpolitische Sprecherin der Fraktion, Michaela Geiger, gewarnt, die vor allem die Mission des ehemaligen britischen Ministerpräsidenten Edward Heath nach Bagdad mißbilligte. SPD-Chef Vogel verteidigte dagegen die Reise von zwei SPD-Europaabgeordneten in der vergangenen Woche und meinte, es sei zu begrüßen, daß als Konsequenz acht Deutsche freigelassen worden seien.

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