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Koffein und AlterJahrhundertschmäh

Der legendäre Wiener Cafetier und Mantelhelfer Leopold Hawelka wurde 100 Jahre alt. Sein Lokal in der Wiener Dorotheergasse galt lange Jahre als Künstlertreff.

Noch immer kommt Leopold Hawelka jeden Vormittag in sein Café und plaudert manchmal mit den Gästen. Bild: dpa

WIEN taz | In keinem Reiseführer fehlen sie heute "das Hawelka" und Leopold Hawelka. Die Zeiten, als Letzterer Damen aus dem Mantel half und persönlich einen Platz in seinem viel zu kleinen Wiener Kaffeehaus zuwies, sind lang vorbei. Aber noch immer kommt Leopold Hawelka jeden Vormittag ins Café und plaudert manchmal mit den Gästen. Sein Lokal, das er mit seiner Frau Josefine vor 75 Jahren gründete, übergab er an seine Enkelkinder, als Josefine 2005 starb. Er gehört inzwischen zum Inventar. Am Montag wurde der legendäre Cafetier 100 Jahre alt.

Einen Tag nach der Hochzeit mit der ehemaligen Restaurantangestellten Josefine Danzberger eröffnete der Sohn böhmischer Einwanderer 1936 das Lokal, das er zuerst nur pachten und später kaufen konnte. Als er in die Wehrmacht eingezogen wurde, musste man zusperren. Aber schon 1945 konnte das Hawelka wieder den Betrieb aufnehmen. Lange Jahre galt das verqualmte Lokal in der Wiener Dorotheergasse als Künstlertreff - eines jener Cafés, wo man Vormittag eine Melange bestellen konnte und Nachmittag noch immer saß, ohne weitere Speisen oder Getränke zu konsumieren.

Manchmal, so erinnert sich Enkel Amir, habe der Opa armen Künstlern sogar eine 20-Schilling-Note zugesteckt. Wenn er in Erinnerungen schwelgt, kann er die Berühmtheiten gar nicht alle aufzählen, die an seinen Tischen gesessen seien: Curd Jürgens, Richard Burton, Kirk Douglas.

Die österreichischen Maler und Literaten waren alle zu Gast. Oskar Werner pflegte hier noch Kontakt zu Fans zu suchen, als er von der Bühne verstoßen und dem Alkohol verfallen war. Legendär sind nicht nur die Prominenten, deren Eintragungen Bände von Gästebüchern füllen. Berühmt sind auch die Buchteln, die Josefine Hawelka nach dem Rezept der böhmischen Großmutter ihres Mannes praktisch bis zu ihrem Tod täglich fabrizierte.

Von deutschen Touristen, die den Namen treffsicher auf der falschen, nämlich der zweiten Silbe betonen, wird das Hawelka erst angesteuert, seit Georg Danzer 1975 mit "A Nackerter im Hawelka" einen internationalen Hit landete. Die Platte, die er Josefine Hawelka damals vorab schenkte, konnte sie sich nicht anhören. Sie hatten keinen Plattenspieler.

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