Köpi-Wagenplatz versteigert: Es bleibt beim Risikokapital
Ein Investor ersteigert für 210.000 Euro den Wagenplatz der Köpi. Was er damit will, sagt er nicht. Die Bewohner wollen sich nicht vertreiben lassen.
Mehr „Risikokapital“ geht nicht. 15 Polizeiwannen stehen am Donnerstagvormittag vor dem Amtsgericht Mitte. Die ganze Straße davor haben die Beamten abgeriegelt. Drinnen Leibesvisitationen und Polizisten am Eingang, in den Fluren, im Hof, vorm Saal 0208. Dort geht’s eigentlich um Alltag: Zwangsversteigerung. Köpenicker Straße 136, 625 Quadratmeter, unbebaut. Stünde dort nicht die Wagenburg der Köpi.
„Köpi bleibt Risikokapital“ – mit dem Slogan kämpft das Anarcho-Hausprojekt seit Jahren für seinen Erhalt. Knapp 50 Leute wohnen in dem 1990 besetzten Haus, ebenso viele auf dem Wagenplatz nebenan. Beides gehört der Duisburger Novum GmbH. Diese duldet bisher die Bewohner. Die sagen, es gebe auch Mietverträge. So klar ist das nicht.
Schon im Februar stand der Wagenplatz zur Zwangsversteigerung: Die Commerzbank, Gläubiger des Köpi-Geländes, wollte Schulden von Novum eintreiben. Damals warfen die Autonomen mit Konfetti. Das wollte die Polizei diesmal offenbar vermeiden. Der "Risikokapital"-Ruf zieht.
Doch die 20 erschienenen Bewohner – schwarze Jacken, Käppis, Piercings – setzen sich nur artig ins Publikum. Auf 224.000 Euro taxiert das Gericht den Wert ihres Wagenplatzes. Für 405.000 Euro bekam es im Frühjahr der Anwalt Friedrich Spek. Der aber gehört auch zum Novum-Firmengeflecht. Das war der Commerzbank zu windig: Die Auktion wurde neu angesetzt.
Am Donnerstag sitzt Spek wieder im Saal. Als er aber mitsteigern will, kann er keine Sicherheit vorweisen, keinen Beleg, dass er das Geld auch hat. Dafür bieten ein junger Mann in Lederjacke, Nikolai Jäger, und ein Nadelstreifenträger mit zurückgegeltem Haar, Rolf Nordström – Letzterer am meisten: 210.000 Euro. Der Anwalt der Köpi-Bewohner kommt kurz mit Nordström ins Gespräch. "Extrem unfreundlich", raunt er. Was der Investor mit dem Wagenplatz vorhat, erfährt auch er nicht. Nordström flitzt direkt nach der Auktion kommentarlos davon.
Die Köpianer bleiben dennoch gelassen. „Der Wagenplatz bleibt, dafür werden wir kämpfen“, sagt ein junger Bewohner, seinen Namen lässt er ungenannt. Nun wolle man erst mal herausfinden, wer dieser Nordström sei. Das ist schwer zu sagen: Geschäftsführer der „I.R.E. Zweite Immobiliengesellschaft“ist er, Sitz in der Friedrichstraße, 9 Millionen Euro Jahresumsatz. Mehr ist nicht zu finden. Jäger, der unterlegene Lederjackenträger, ist enttäuscht. Er führe ein Jungunternehmen, sagt er. Mit recycelten Frachtcontainern hatte man „sozial verträglichen“ Wohnraum auf dem Arreal geplant. „Alles im Dialog mit der Köpi.“
Dort hat man einen anderen Plan. Es sehe gut aus, sagt der Bewohner, dass man einen neuen Bebauungsplan erhalte, der das Projekt dauerhaft als Kulturzentrum sichere und einen Umbau oder Abriss ausschließe – so wie jüngst bei der Roten Flora in Hamburg. Beim Bezirk heißt es nur, man werde „alles prüfen“. Da man aber nicht Eigentümer sei und auch kein Geld habe, das Gelände zu kaufen, gebe es „derzeit keine Möglichkeit, das Projekt dauerhaft zu sichern“.
Der Versteigerungstermin geht reibungslos zuende. Als die Anarchos das Gericht verlassen, blicken die Polizisten streng hinterher. Zumindest hier hat die Köpi gewonnen: Der Mythos hält.
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