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Königlicher Schimmel

■ Beritten startet Boris Becker ins neue Tennisjahr. Zum Auftakt bezwang er in Katar den Schweden Stefan Edberg

Doha/Katar (dpa/taz) – Die Art der Mitbringsel aus der Wüstenei von Doha sagt einiges aus über den Weg, den Stefan Edberg und Boris Becker im letzten Jahr genommen haben. Der Schwede erhielt nach seinem Aus in der 1. Runde eine Kaffeekanne für gemütliche Nachmittage am Londoner Kamin, der Münchner legte sich für 200.000 Mark einen weißen Vollblüter aus den königlichen Stallungen zu.

Schon bei Juniorenturnieren hatten sich die beiden die Bälle um die Ohren gehauen, dann frech die alte Elite der Lendl, Connors, McEnroe und Wilander entthront, sich gegenseitig als Weltranglisten- Erste abgelöst und den Wimbledon-Pokal im steten Wechsel aneinander weitergereicht. Inzwischen aber hat Edberg seinen alten, ohnehin nie allzu stark ausgeprägten Ehrgeiz verloren, ist auf Rang 23 der Weltrangliste abgerutscht und startet in seine definitiv letzte Saison. Becker dagegen will noch einmal zum großen Coup ausholen und träumt davon, die beiden Amerikaner Agassi und Sampras zu überholen und noch einmal die Nummer eins zu werden. Abtreten will er mit einem „Knall“, einem Triumph bei einem wahrhaft großen Turnier. Wann das sein wird, läßt er jedoch verlauten, „wissen nur Barbara und ich“. Wohl dem, der eine Seherin an seiner Seite hat.

Den derzeitigen Ambitionen entsprechend verlief das Aufeinandertreffen der alten Erzrivalen in Katar. Becker, der seine gesamte Familie, einschließlich der Eltern, mit in die Wüste geschleppt hatte, genügte eine durchschnittliche Leistung, um dem 29jährigen Schweden im 34. Duell die 24. Niederlage beizubringen. 6:2, 7:5 hieß es am Ende, und Edberg, der das Turnier von Doha zuletzt zweimal gewonnen hatte, mußte einräumen: „Mir fehlen etwas Hunger und Biß.“

Beides hat offenbar Michael Stich. Obwohl er nach seinem Bänderriß noch längst nicht wieder vollständig hergestellt ist, treibt es ihn auf den Tennisplatz. Nach 74tägiger Pause war er am Persischen Golf wieder einigermaßen gut zu Fuß, obwohl er bei seinem Comeback mit dem Norweger Christian Ruud große Probleme hatte. Im 3. Satz lag er schon mit 2:4 zurück, konnte das Match aber noch mit 3:6, 6:2, 7:5 für sich entscheiden. „Ich habe nach wie vor Schmerzen im Knöchel“, berichtete Stich anschließend, „Weihnachten habe ich größtenteils noch liegend verbracht.“ Matti

Auckland, Achtelfinale: Sabine Hack (München) - Silvia Farina (Italien) 6:4, 6:2; Karin Kschwendt (Leverkusen) - Rachel McQuillan (Australien) 7:6 (7:2), 7:5; Sandra Cacic (USA) - Jana Kandarr (Heidelberg) 6:2, 6:2; Li Fang (China) - Andrea Glass (Heidelberg) 2:6, 6:4, 7:6 (7:2); Barbara Paulus (Österreich) - Pam Shriver (USA) 6:2, 3:6, 6:3; Florencia Labat (Argentinien) - Joannette Krüger (Südafrika) 6:2, 6:4; Julie Halard-Decugis (Frankreich) - Laurence Courtois (Belgien) 7:5, 6:4; Rita Grande (Italien) - Ai Sugiyama (Japan) 6:3, 6:3

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