: Kölner Industrie auf Höhenflug
Mit Wachstumsraten bis zu 22,1 Prozent fährt die Industrie im ersten Halbjahr ein „Rekordergebnis“ ein. DGB: Mehr Aufträge müssen zu mehr Arbeitsplätzen führen
KÖLN taz ■ Mit der Kölner Industrie geht es aufwärts. „Rekordergebnis“ und „Industrienachfrage zieht deutlich an“, hieß es gestern aus dem Rathaus, als die jüngsten Zahlen des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Köln bekannt geworden waren. Vor allem freute man sich über den um 22,1 Prozent gestiegenen Umsatz der Industrie im zweiten Quartal. Bereits in den ersten drei Monaten war dieser um 5,3 Prozent gestiegen. Damit ergibt sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2003 ein Zuwachs von 13,6 Prozent.
Mit einer derartigen Steigerung könnte die Kölner Industrie dieses Jahr ihren Umsatzrekord von 2001 brechen. Damals erreichte sie 20,6 Milliarden Euro. Mit elf Milliarden Euro ist dieses Jahr schon mehr als die Hälfte dessen erwirtschaftet.
Zurückzuführen ist die Steigerung nach Angaben der Statistiker auf die höhere Nachfrage im Inland. Der Inlandsumsatz stieg um 8,3 Prozent beziehungsweise 523 Millionen Euro in fast allen Branchen. Die Stadt zählt in Köln allein 300 Industriebetriebe. Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen gehören die Automobilwirtschaft, die chemische Industrie sowie Maschinenbau.
Mehr Arbeitsplätze bringt das Industriewachstum allerdings nicht mit sich. Die Zahl der in der Industrie Beschäftigten ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2003 um 3,4 Prozent gesunken. Trotzdem will die Stadt eine „leichte Entspannung“ am Arbeitsmarkt ausgemacht haben: Vom 1. zum 2. Quartal diesen Jahres sei nämlich die Zahl der Beschäftigten um 2,7 Prozent gestiegen. Die Lage scheine sich langsam zu stabilisieren, heißt es aus der Stadtverwaltung.
Den Kölner DGB-Chef Wolfgang Uellenberg-van Dawen überzeugt diese Rechnung nicht. Ein Ende der Krise am Arbeitsmarkt sei keineswegs in Sicht. Zwar sei in den Betrieben Aufschwung spürbar – leider würden die Unternehmen aber versuchen, zusätzliche Aufträge durch Mehrarbeit und längere Arbeitszeiten zu bewältigen. Der DGB fordert die Industrie auf, ihrer „beschäftigungspolitischen Verantwortung“ nachzukommen. „Die Unternehmen müssen jetzt mehr Leute einstellen.“Dirk Eckert