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Archiv-Artikel

Köln? Kindergarten!

Christoph Daum wird den 1. FC Köln zu einem Spitzenclub machen, sagt sein Wegbegleiter Reiner Calmund

taz: Herr Calmund, haben Sie Christoph Daum zum Wechsel nach Köln geraten?

Reiner Calmund: Ich bin nicht der Pressesprecher oder der Berater von Christoph Daum. Aber er hat mich gefragt, als Freund und auch ein bisschen als Branchenkenner. Ich habe ihm gesagt: Wenn die Voraussetzungen stimmen, musst du das machen.

Warum hat er so lange gezögert?

Ich weiß, was Daum für große Angebote hatte, auch zuletzt. Auf seiner Visitenkarte steht: nur erste Liga mit internationalen Aussichten – und das ist nicht nur so eine Wunschvorstellung. Auf der Rückseite der Karte steht der FC: da ist er groß geworden, daran hängt sein Herz und seine Emotionen. Das allein reicht aber nicht. Genauso wichtig ist, dass in Köln eine Stadt dahinter steht, mit einem tollen Stadion und tollen Fans.

Daum glaubt, dass Köln in einigen Jahren Champions League spielen kann. Sie auch?

Ich bin mir sicher, dass die Mannschaft mit einem Trainer mit Daums Qualitäten in ein paar Jahren in der ersten Liga oben drin stehen kann. Gucken Sie sich Daums Vita an: Da gibt es sportlich keinen einzigen Ausrutscher.

Erstmal steht der FC im Mittelfeld der zweiten Liga.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob der Aufstieg in diesem Jahr klappt. Möglich ist das noch, aber zaubern kann selbst der Christoph Daum auch nicht. Was wichtig ist, dass eine Perspektive da ist, in ein paar Jahren zumindest die Uefa-Cup-Plätze angreifen zu können.

Durch das Hickhack der letzten Tage wird Christoph Daum eine Menge Gegenwind bekommen. Ist er dem gewachsen?

Das ist doch Kindergarten im Vergleich zu dem, was er in der Türkei erlebt hat. Daum war Trainer bei Fenerbahçe Istanbul, die haben 30 Millionen Anhänger. Bei einem solchen Verein gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder tragen sie dich pausenlos durch die Stadt, oder sie hauen dir mit dem Knüppel auf dem Kopf. Wer da nicht Meister wird, muss die Rollladen runterlassen oder den ganzen Tag im Kampfanzug rumrennen.

Hätten Sie noch einmal Lust, mit Christoph Daum zusammenzuarbeiten?

Nein, quatsch, das ist vorbei. Ich werde Christoph Daum immer gerne einen Tipp geben, aber ich trete nicht mehr an erster Stelle auf. Meine Meinung zu dieser Frage ist gefestigter denn je. Ich habe genug zu tun. INTERVIEW: KLAUS JANSEN