Koch und Ypsilanti streiten vor Hessen-Wahl: Unentschieden im Fernsehduell

Lebhafte Debatte ohne eindeutigen Sieger: Im Fersehduell stritten Hessens Spitzenkandidaten über Sicherheitspolitik und die jüngsten Vorwürfe Wolfgang Clements.

Hessens Ministerpräsident Koch (li.), Herausforderin Ypsilanti (re.) und Moderatoren Bild: ap

FRANKFURT taz Der Hessische Rundfunk zeigte sich am Sonntag ganz närrisch: In karnevalsdekorierten Studios präsentierten sich Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und seine Herausforderin Andrea Ypsilanti (SPD) beim Wahlkampf-Rededuell jedoch schlicht: im dunklen Anzug. Unentschieden ging die 90-minütige Redeschlacht aus.

Kein klarer Sieg für Koch also, der in sechs Tagen jüngsten Umfragen zufolge die absolute Mehrheit und sogar sein Amt verlieren könnte. Nach der schlechten Publicity gab er sich moderat, höflich, lobte Ypsilanti jovial für ihre sympathische Stimme, sprach ihr aber Kompetenz ab. Die wiederum wirkte unerwartet selbstbewusst, fast locker im Zwiegespräch, kaum Haspeln, keine Fahrigkeit. Ypsilanti ließ sich von Vielredner Koch nicht das Wort abschneiden. Der büßte seinen minutengenau berechneten Redezeitvorsprung schnell ein und musste sich von seiner Gegnerin eine gönnerhafte Kurzanalyse seines bisher nicht gerade erfolgreichen Wahlkampfs gefallen lassen. Seine harten Forderungen zur Bestrafung jugendlicher Krimineller seien ihm "jetzt auf die Füsse gefallen", weil seine Regierung Polizeistellen gestrichen habe, Richter fehlten und Strafen erst vollstreckt würden, "wenn die schon gar nicht mehr wissen, wofür sie bestraft werden". Koch rechtfertigte sich mit einer Bereinigung des Stellenplans. Ob darin auch Küchenhilfen enthalten waren, blieb im Duell ebenso unklar wie die hessische Haushaltslage, bei der Ypsilanti Koch Höchstverschuldung vorwarf - und er ihr eine ungedeckte "Füllhorn"-Politik unterstellte.

Gelassen reagierte Ypsilanti auf die Frage, ob es sie geschmerzt habe, für ihr alternatives Energiekonzept vom Parteifreund Wolfgang Clement, Exwirtschaftsminister, scharf angegriffen worden zu sein. Sie habe von der "Atomlobby" nichts anderes erwartet, aber: "Es macht nicht unbedingt Spaß, dass es Herr Clement ist."

Über die Wahl hinaus legte sich Ypsilanti noch einmal fest: Eine Koalition mit der Linkspartei, die Koch gerade "in den Landtag hineinrede" komme nicht infrage: "Ich gehe fest von Rot-Grün aus." Auch eine "Ampel" könne sie sich vorstellen. Den letzten Satz hatte, durch Losverfahren vereinbart, Roland Koch. Unbeantwortet ließ er die Frage, ob er, um einer großen Koalition den Weg freizumachen, zurücktreten werde. Statt der Ausländer- und Jugendkriminalität betonte er nun eher seine neue Parole gegen den angeblich drohenden Linksblock von Ypsilanti über den Grünen Tarek al-Wazir bis hin zu den Kommunisten. Die Ablehnung der Linken sei ein Ausweichmanöver, so Koch, schließlich stehe seine Gegnerin doch "für ein richtig linkes Ypsilanti-Programm".

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