: Koalitionsstreit wegen Hochschulen
■ 1.500 Studenten und SPD gegen Staatseingriff in die Unis
Der wissenschaftspolitische Sprecher der SPD, Bert Flemming, will von seinem Posten zurücktreten, wenn seine Partei den Staatseingriff in die Hochschulen zuläßt. Die SPD-Fraktion stimmt darüber kommenden Dienstag ab. Von dem Votum erhoffen sich die großen Koalitionäre eine Beilegung ihres Konfliktes darüber, ob der CDU-Wissenschaftssenator künftig per Staatseingriff Studiengänge auflösen kann. Bisher liegt dieses Recht bei den Hochschulen, denen Artikel 5 des Grundgesetzes die Freiheit von Forschung und Lehre gewährt. Rund 1.500 StudentInnen protestierten gegen den Plan. Auf einem Demozug vom Anhalter Bahnhof zur Humboldt-Universität forderten sie: Bildung dürfe nicht unter das Diktat der Politik kommen.
„Den Staatseingriff wird es mit der SPD nicht geben“, sagte Flemming gestern der taz. Im Anschluß an die Sitzung des Wissenschaftsausschusses, der das Thema bereits zum zweiten Mal vertagte, meinte der SPD-Parlamentarier, auch der Fraktionsvorsitzende Staffelt vertrete diese Meinung. Dies habe Ditmar Staffelt im Koalitionsgespräch vergangenen Mittwoch deutlich gemacht. Der Streit zwischen den Koalitionären geht um das sogenannte Haushaltsstrukturgesetz. Es enthält die Themen Studiengebühren, Staatseingriff und die Berliner Zahnmedizin. Ob die bislang zwei Zahnkliniken der Freien Universität aus Kostengründen an die Humboldt-Uni verlegt werden, ist Gegenstand eines tiefen Dissenses; im Gespräch waren zuletzt zwölf Lösungsmodelle.
In der ebenfalls umstrittenen Frage der Studiengebühren streben die Koalitionäre offenbar einem Kompromiß zu: Zwangsexmatrikulationen. Sogenannte LangzeitstudentInnen könnten künftig zu einem obligatorischen Beratungsgespräch gebeten werden. Falls sie es nicht wahrnehmen, könnten die Studenten von der Universität verwiesen werden. Der Wissenschaftssenator hatte bei einem Hintergrundgespräch vor Journalisten erwähnt, er wolle dieses Zwangsmittel bereits für die Zwischenprüfung; sonst wäre ihm das zuwenig. cif/mf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen