: Knapp zehn Prozent Arbeitslose in Deutschland
■ Besser als zur Sommersaison wird es nicht mehr: Die Arbeitslosenquote fiel erstmals in diesem Jahr leicht unter zehn Prozent. Katastrophaler Lehrstellenmangel
Nürnberg (dpa) – Erstmals in diesem Jahr ist die Arbeitslosenquote in Deutschland unter die Zehnprozentmarke gefallen. Die Zahl der Arbeitslosen ging im Juni allerdings nur aus saisonalen Gründen um 33.800 auf 3,785 Millionen zurück. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 328.000 mehr Erwerbslose. Die Quote verringerte sich gegenüber Mai von 10,0 auf 9,9 Prozent.
Damit könnten die wichtigen Saisoneffekte aber ausgereizt sein. Eine weitere Besserung der Lage erwartet der Präsident der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, zumindest im Sommer nicht mehr. „Dafür gibt es keine Anzeichen“, sagte Jagoda bei der Bekanntgabe der neuen Arbeitsmarktdaten am Dienstag.
„In jüngster Zeit haben sich die Anzeichen für eine allmähliche Belebung der Produktion vermehrt, am Arbeitsmarkt ist davon aber leider nichts zu spüren“, sagte Jagoda. Vor allem das Verhalten der Arbeitgeber bei der Schaffung neuer Lehrstellen entwickle sich „zu einem Prüfstein für die Moral unserer Gesellschaft“, so Jagoda.
Nach den Worten von DGB- Vorstandsmitglied Regina Görner wird jede/r fünfte BewerberIn um eine Lehrstelle in diesem Jahr keine bekommen. Es fehlten jetzt 119.000 Lehrstellen, sagte sie in Bonn. Jagoda machte darauf aufmerksam, daß erstmals seit 1987 auch in den alten Bundesländern Ausbildungsplätze fehlen. Auf 10 freie Stellen kommen im Westen nach Angaben von Jagoda 14 nichtvermittelte BewerberInnen. In den neuen Bundesländern sei die Kluft zwischen Nachfrage und Ausbildungsangebot weiter gewachsen. Hier kämen 70 BewerberInnen auf 10 freie Stellen.
Bei der weiter „katastrophalen“ Arbeitsmarktlage sei das Sparpaket der Bundesregierung „geradezu Gift“, sagte Michael Geuenich vom DGB-Vorstand. Nun sei Bonn endgültig aufgefordert, Wirtschaftspolitik zu machen, statt „im Kaffeesatz nach Anzeichen eines konjunkturellen Aufschwungs zu suchen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
