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Archiv-Artikel

Klingeln bei Kant und Rousseau

Von PS

Vielleicht sollte man sich über derlei Fragen mal wieder ernsthaft Gedanken machen. Vielleicht reicht sie einfach zu tief, die immer wieder keimende Diskussion um die Gleichberechtigung; vielleicht ist es ja tatsächlich der real messbare Kopfumfang, der den Zugang zu Bildungseinrichtungen rechtfertigt oder auch nicht.

Dies glaubten ja – hierauf spielt die derzeit im Goethe-Institut präsentierte Ausstellung Klingelstreiche an – unsere Altvorderen. Und wenn man „Kopf“- durch „Horizont“-Umfang ersetzt, könnte es sogar aufgehen, das Konzept – wenn all dies nicht so schwer zu messen wäre. Und welche Stellenwert könnten wohl Sozialkompetenz und kritische Selbstreflexion einnehmen? Nein, dies wollen wir lieber gar nicht erst zu diskutieren versuchen – und schon gar nicht feministisch-konfrontativ. Da wollen wir uns lieber den Klingelstreichen von Bruna Luna und Joern Moeller – dem duo plex – hingeben: Per Knopfdruck lassen sich hier – angezeigt durch entsprechend benannte Klingelschildchen – Gedanken von Philosophen zum nämlichen Thema abhören; Bacon, Kant und Rousseau sind unter ihnen. Ein vergnügliches, interaktives Spiel, das zugleich eine subtile Machtausübung durch eben diese Manipulation per Knopfdruck suggeriert – und andererseits subtil auf jene wie auf Knopfdruck abspulbaren Stammtisch-Parolen verweist, die zu Facetten des Komplexes namens „Gleichberechtigung“ auch hierzulande noch zu hören sind. PS

Die Ausstellung ist noch bis zum 5.11. zu sehen; geöffnet Do 8.30–19, Fr 8.30 –17, Sa 10–16 Uhr, Goethe-Institut Hühnerposten 1