Klimawandel-Studie: Immer mehr Naturkatastrophen
Der Versicherer Münchener Rück warnt: Wegen des Klimawandels drohen mehr und verheerendere Naturkatastrophen. 2008 war das bislang drittschlimmste Jahr der Geschichte.
MÜNCHEN rtr/afp Wegen der Erderwärmung müssen sich die Menschen auf immer mehr und schlimmere Naturkatastrophen einstellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Rückversicherungskonzerns Münchener Rück. "Der Klimawandel hat bereits eingesetzt und trägt mit großer Wahrscheinlichkeit zu immer häufigeren Wetterextremen und dadurch bedingten Naturkatastrophen bei", erklärte Konzernvorstand Torsten Jeworrek am Montag. "Diese wiederum richten immer größere Schäden an."
Im zu Ende gehenden Jahr kamen nach Angaben des Münchener Versicherungskonzerns durch Naturereignisse wie Stürme, Überschwemmungen oder Erdbeben - wobei Letztere nichts mit dem Klimawandel zu tun haben - mehr als 220.000 Menschen ums Leben. Der gesamtwirtschaftliche Schaden habe rund 200 Milliarden US-Dollar betragen. Die Versicherungen hätten mit 45 Milliarden US-Dollar für die Schäden einstehen müssen. Somit sei 2008 gemessen am Gesamtschaden nach 2005 und 1995 das bislang drittschlimmste Jahr der Geschichte gewesen.
Die größten Verwüstungen richtete nach Schätzungen der Münchener Rück das Erdbeben in der chinesischen Region Sichuan im Mai an. Der Gesamtschaden habe dort rund 85 Milliarden Dollar betragen. Die Assekuranzen kam der nordamerikanische Hurrikan "Ike" mit einem Versicherungsschaden von 15 Milliarden Euro am teuersten zu stehen.
Die Münchener Rück kündigte an, auf die zunehmende Bedrohung durch Naturkatastrophen auch mit Preiserhöhungen zu reagieren. "In unserem Kerngeschäft übernehmen wir Risiken nur zu adäquaten Preisen", sagte Jeworrek. Der Manager drängte die Politik zu raschen, konkreten Maßnahmen gegen die fortschreitende Erderwärmung. "Auf dem nächsten Klimagipfel in Kopenhagen muss ganz klar der Weg zu einer mindestens fünfzigprozentigen Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2050 mit entsprechenden Meilensteinen festgeschrieben werden. Bei zu langem Zögern wird es für künftige Generationen sehr teuer."
Der Klimaschutzbeauftragte der Bundesregierung, Hans Joachim Schellnhuber, hat unterdessen vor einer dramatischen Beschleunigung des Klimawandels gewarnt. "In fast allen Bereichen verlaufen die Entwicklungen schneller als bisher angenommen", so Schellnhuber. So schmelze etwa das arktische Meereis schneller als erwartet. Falls das Grönlandeis komplett abtauen sollte, würde der Meeresspiegel um sieben Meter ansteigen. "Dann gäbe es die heutigen Küsten nicht mehr, auch nicht in Deutschland."
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