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Klimatologe über Glut-Sommer"Modelle sind nur Modelle"

Der sommerlichste Sommer seit Menschengedenken: Ist das jetzt wirklich die Klimakatastrophe zum Anfassen? Ein Interview mit einem Klimatologen.

Hot Hot Heat: Sommer 2010 in Berlin. Bild: dpa
Interview von David Denk

taz: Herr Müller-Westermeier, die US-Klimabehörde hat am vergangenen Freitag neue Klimadaten vorgelegt, wonach das erste Halbjahr 2010 das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 130 Jahren war. Wie ernst ist die Lage?

Gerhard Müller-Westermeier: Richtig dramatisch ist sie nicht, noch nicht. Schließlich sprechen wir nur über einen Temperaturanstieg im Zehntel-Grad-Bereich, um rund 0,7 Grad Celsius. In Deutschland lagen die Temperaturen im ersten Halbjahr sogar 0,4 Grad unter dem Schnitt, weil unser letzter Winter ungewöhnlich kalt war und Schwankungen dazugehören - die Gefahr unterschätzen sollten wir trotzdem nicht. Die Mitteltemperaturen eines relativ kleinen Gebiets wie Deutschland sind für den globalen Trend nicht maßgebend. 70 Prozent der Erde sind mit Wasser bedeckt, sodass die Temperatur über den Meeren weitgehend das weltweite Mittel bestimmt.

Für Laien ist die Sache mit dem Klimawandel immer ziemlich unübersichtlich, weil sich Dramatisierungen und Relativierungen abwechseln.

Müller-Westermeier

Der 62 Jahre alte Klimatologe arbeitet in der Abteilung Klimaüberwachung beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach.

Man kann natürlich immer auch eine relativ kurze Zeitreihe zugrunde legen, um die Entwicklung herunterzuspielen, oder darauf verweisen, dass das insgesamt wärmste Jahr 1998 war, also vor auch schon zwölf Jahren. Das ist aber kein Gegenbeweis, denn neben der globalen Erwärmung gibt es natürlich noch andere Ursachen, beispielsweise die Sonnenaktivität, hochreichende Vulkanausbrüche und interne Schwankungen im klimatischen System, die den Temperaturtrend modifizieren und zeitweise überdecken können.

Wie spekulativ sind die Annahmen zum Klimawandel?

Spekulation sollte es natürlich nie sein. Aber da Klimaforscher ihren Berechnungen immer Annahmen zugrunde legen müssen, etwa wie es mit der Emission von Treibhausgasen weitergeht oder wie die Bevölkerung sich entwickelt, sind Fehler nicht auszuschließen. Und Modelle sind eben auch nur Modelle, also stark vereinfacht. Unsere Großrechner brauchen etwa drei Stunden, um ein Wettervorhersagemodell für zehn Tage zu berechnen. Wenn Sie das auf 100 Jahre anlegen, müssen Sie das Modell zwangsläufig vereinfachen, um es bewältigbar zu machen.

Was wird sich in Deutschland ändern?

Wenn die Temperaturen bis zum Ende dieses Jahrhunderts, wie erwartet wird, um drei Grad steigen werden, haben wir hier Werte wie heute in Norditalien. Das wird manchen sogar freuen, etwa die Bauern, die dann vielleicht sogar zwei Ernten pro Jahr einfahren können, vorausgesetzt natürlich, sie haben zuvor genügend Regenwasser gesammelt, um über die immer dürreren Sommer zu kommen. Das sollte aber in Deutschland kein größeres Problem darstellen, weil die Niederschläge im Winter hier zunehmen werden. Es wird aber nicht nur insgesamt mehr runterkommen, sondern auch mehr auf einmal, sodass Umwetterschäden im Sommer größer werden können.

Wird der Klimawandel ausreichend öffentlich diskutiert?

Diskutiert wird viel, aber gemessen daran, dass jeder das Problem kennt, passiert eindeutig zu wenig. Die Politik interessiert sich ja eher für den kurzfristigen Erfolg - der Klimaschutz aber braucht einen langen Atem. Zur Illustration: Selbst wenn wir heute aufhören würden, CO2 auszustoßen, dürfte die Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um 1 Grad steigen. Langfristig ginge das dann natürlich auch wieder runter - aber das würde mehrere Jahrhunderte dauern.

Sie warnen also davor, den Klimawandel auf die leichte Schulter zu nehmen.

Auf jeden Fall. Auch wenn die Horrorszenarien vom Anstieg des Meeresspiegels um 70 Meter - wenn alles Eis abschmelzen würde - wohl nicht eintreten werden, muss man sich doch damit beschäftigen, was schon ein Anstieg von vier, fünf Metern bedeuten würde - auch wenn wir alle das nicht mehr erleben werden, denn bis zum Ende des Jahrhunderts wird der Anstieg des Meeresspiegels einen Meter kaum überschreiten.

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6 Kommentare

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  • A
    Aeolus

    @ vic und spökenkieker

     

    Der nacheiszeitliche "säkulare" Meeresspiegelanstieg liegt (lag!) bei ca. 25cm im Jahrhundert. Die Aufzeichnungen des letzten Jahrzehnts an den Pegeln von Norderney und Cuxhaven belegen aber eine Stagnation bei derzeit 17cm. "Den" Meersspiegel an sich gibt es gar nicht, der ist global durch die kartoffelähnliche Form der Erde und die unterschiedlichen Schwerkraftverhältnisse nicht gleich. Auch geht Tuvalu im Pazifik definitiv nicht unter. Das El-Nino-Phänomen mit der "Pazifischen Oszillation" sorgt für im Pazifik für leicht schwankenden Meeresspiegel.

     

    Details:

     

    http://www.wattenrat.de/aktuell/aktuell299.htm

  • V
    victoria

    @vic

    Pro Jahrhundert steigt der Meeresspiegel an der Norseeküste um ca. 20 cm. Daran hat sich nichts geändert. Was weltweit die anderen 634 Meeresspiegel machen, weiß ich sowenig wie die Sektenmitglieder von Gore und Pachauri. Und was gekaufte Mietmäuler sind, da mußt du nur mal deine Klimamilliardäre und Führer betrachten und nur weil du deinen Flachsinn aus fanatischer Gläubigkeit schreibst, musst du nicht denken dass jeder der seinen Verstand einschaltet auch gekauft sein muß.

  • S
    spökenkieker

    Ein einziger Satz ist richtig: " Modelle sind eben nur Modelle". Hier werden gigantische Computermodelle mit ausgesuchten Daten gefüttert und gerade die fortschrittsfeindliche Linke steht staunend davor und hält das für das Orakel von Delphi. Dass das Klima sich seit Bestehen der Erde ändert hat noch nie jemand bestritten oder bezweifelt. Aber " Wissenschaftler" die Originaldaten der Wetteraufzeichnung vorsichtshalber wegschmeissen um nicht überprüft werden zu können, " Wissenschaftler" die ihre Computermodelle für ein Axiom halten und jeden der das überprüfen möchte denunzieren, das sind keine Wissenschaftler . Und " Journalisten" die das hemmungslos propagandistisch unterstützen ohne jede journalistische Sorgfaltspflicht, das sind eben keine Journalisten sondern schäbige Propagandisten.

  • A
    annogib

    Ich kann das nicht mehr lesen. Noch einmal zum aufschreiben: Das Klima wandelt sich immerwährends seit es die Erde gibt. Punkt. Ende.

  • V
    vic

    Der Anstieg des Meerespiegels um einen Meter ist Katastrophe genug.

    Mir in Baden Württemberg könnte das egal sein. Ist es aber nicht, denn viele Menschen werden dann heimatlos sein.

  • V
    vic

    Wie erinnnern uns: Vor der enormen Hitze, als es außergewöhnlich kalt und nass war, freuten sich die Klimaskeptiker wie Bolle über die angebliche Klimaerwärmung.

    Für diese Mietmäuler freut mich jetzt wiederum, dass die künftig vielleicht etwas langfristiger denken.