Klimagipfel in Valencia: Weltklimarat trotzt den USA
Der Weltklimarat streitet um seinen Abschlussbericht über den Kampf gegen die Erderwärmung. Die Bundesregierung kritisiert, die USA seien dabei "verantwortungslos".
Bei den Verhandlungen über den zusammenfassenden Bericht des Weltklimarats (IPCC) in Valencia haben sich die Hoffnungen auf eine veränderte Position der Vereinigten Staaten nicht erfüllt. Nachdem es zwischenzeitlich positive Signale gegeben habe, seien die USA bei den abschließenden Diskussionen wieder "in ihre bremsende Rolle zurückgefallen", sagte Michael Müller, SPD-Staatssekretär im Bundesumweltministerium, zur taz. "Bei Saudi-Arabien ist die Blockadehaltung nachzuvollziehen, und dass Indien und China nicht gerade aufs Tempo drücken, ist ebenfalls nicht verwunderlich", sagte Müller. "Aber wenn nun die USA erneut mit formalistischen Argumenten versuchen, den Zusammenhang zwischen CO2-Reduktionszielen und Klimawandel zu negieren, ist das einfach nur verantwortungslos."
Umweltverbände schlossen sich dieser Bewertung an. "Die USA haben versucht, extrem zu verwässern", sagte Gabriele von Goerne, die die Verhandlungen für Greenpeace beobachtet. "Gelungen ist das aber nur zum Teil. Insgesamt tut es dem Bericht keinen Abbruch." Die Zusammenfassung des Klimaberichts listet nach taz-Informationen fünf "Gründe zur Besorgnis" auf und weist die Hoffnung auf einzelne positive Auswirkungen des Klimawandels zurück. Deutlich wird herausgestellt, dass weitere Verzögerungen bei der Reduzierung der Treibhausgase die Konsequenzen extrem verschärfen würden.
Die WissenschaftlerInnen des Weltklimarats tagen seit Montag im spanischen Valencia, um eine allgemein verständliche, kurze Zusammenfassung ihrer ausführlichen Berichte über den Klimawandel zu erstellen. Vorgestellt wird das etwa 25-seitige Abschlussdokument am heutigen Samstag von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon. Es bildet die Grundlage für den nächsten Klimagipfel in Bali (Indonesien), wo vom 3. bis 15. Dezember die Weichen für eine Nachfolgevereinbarung für das Kioto-Protokoll gestellt werden sollen.
Für Staatssekretär Müller ist die Botschaft für Bali klar: "Nur wenn es gelingt, den Temperaturanstieg auf 2 Grad zu begrenzen, ist die Katastrophe noch zu verhindern." Am Donnerstag hatte das australische Climate Institute gewarnt, der Treibhausgas-Ausstoß steige noch dramatischer als vom IPCC prognostiziert. Das drastischste IPCC-Szenario geht - im Vergleich zur vorindustriellen Zeit - von einer Erderwärmung um bis zu 6,4 Grad zum Ende des Jahrhunderts aus. Der Weltklimarat hat in den vergangenen Jahren ein hohes Ansehen erlangt und bekommt in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Am IPCC-Bericht waren mehr als 1.250 Wissenschaftler aus 130 Ländern beteiligt; 2.500 Experten prüften die Thesen darüber hinaus als Gutachter.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Gerichtsentscheidung zu Birkenstock
Streit um die Sandale