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Klimafreundliches auf der IAATrend zum Auto mit Steckdose

Bei Hybridautos hinkt Deutschland hinterher: Während Toyota sein Modell schon in der dritten Generation anbietet, haben die deutschen Hersteller bei klimafreundlichen Modellen versagt.

Das Elektroauto von großen Herstellern – wie dieser Kombi – ist noch nicht käuflich. Bild: dpa

FRANKFURT taz | Die Steckdose ist bei Autobauern auf der IAA en vogue. Egal ob Plug-in-Hybride wie der Toyota Prius, ein E-Smart von Daimler, ein E-Mini von Mini, ein Opel Ampera oder gleich vier Modellen von Renault mit verwirrend vielen Lichtern an der Karosserie: fast jeder Hersteller präsentiert seine Autos an der Buchse.

Kaufen allerdings kann man von den Elektrofahrzeugen der großen Hersteller kein einziges Modell. VW will den Elektrowagen e-up 2013 anbieten. Seine neue Elektromodellpalette "Zero Emission" sei "ein Durchbruch, weil diese Autos für den Massenmarkt bestimmt sind", sagt Renault-Chef Carlos Ghosn nach 4 Milliarden Euro Entwicklungskosten und kündigt Auslieferungen ab 2011 an. So weit wagt sich niemand vor.

Der Vorstandvorsitzende der Eon Energie AG, Klaus-Dieter Maubach, sagt mit Blick auf eine auf der IAA präsentiert Eon-Elektrotankstelle: "Wir wollen das als Blickfang. So etwas bundesweit aufzustellen wäre viel zu teuer." Er sagt das, was von vielen Experten zu hören ist: Bis 2020 wären eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen möglich, wie die Bundesregierung plant.

Das macht maximal 2 Prozent der Autos im Lande. VW-Vorstandsmitglied Ulrich Hackenberg glaubt an eine Dominanz des Verbrennungsmotors in den nächsten 15 bis 20 Jahren. Bernd Bohr, Chef der Automobilsparte beim Zulieferer Bosch, glaubt, dass es noch zehn Jahre dauern wird, bis sich ein Elektrofahrzeug finanziert. Eine Batterie für rund 200 Kilometer Reichweite koste 8.000 bis 12.000 Euro.

Ganze vier Elektroautos seien im August 2009 angemeldet worden, sagt der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch. Die Umwelthilfe fordert daher, verstärkt Hybridfahrzeuge und bestehende Verbrennungsmotoren zu optimieren. Gleich mehrere Hersteller haben den CO2-Ausstoß von Kleinwagen auf unter 100 Gramm pro 100 Kilometer gedrückt.

BMW hat den Verbrauch seiner Flotte binnen einem Jahr um 10 Prozent gesenkt - die größte Verbesserung in Europa, auch wenn die Flotte mit im Schnitt 154 Gramm CO2 pro 100 Kilometer in Europa auf Platz neun steht.

Oft seien es kleine Schritte, die große Wirkung hätten, sagt DUH-Verkehrsberater Axel Friedrich - noch immer sperrten sich jedoch deutsche Autohersteller gegen eine Kennzeichnung von Autoreifen, die den Verbrauch senken. Ausgerechnet beim Thema Hybrid hinken die Deutschen zudem hinterher.

BMW, Daimler oder Audi statten ausschließlich Luxuskarossen entsprechend aus, Daimler stellt die Luxuslimousine S 500 als Dreiliterauto mit Hybrid vor. Toyota hat hingegen bereits die dritte Generation seines Prius präsentiert und startet im nächsten Jahr einen Flottenversuch mit 500 Wagen, die als Hybrid auch an der Steckdose aufgeladen werden können.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) stellte unterdessen eine Studie vor, nach der rund 70 Prozent der Deutschen der Meinung sind, dass Automobilhersteller ihnen zu wenige klimafreundliche Modelle bieten. "Die Autoindustrie hat lange Zeit versagt", sagte vzbv-Vorstand Gerd Billen.

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6 Kommentare

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  • IL
    Immo Lünzer

    Der Hinweis auf den Prius finde ich ganz richtig - hier gibt es bereits die dritte Generation zu kaufen und die deutsche Automobilindustrie hat soeben erst begonnen, erste Fahrzeuge dieser Art in der Oberklasse anzubieten.

    Der Plugin-Prius der in Kürze kommt stellt m. E. einen guten Kompromiss da dann wird man sehen, wie sich das reine Elektromobil weiter entwickeln wird.

  • HW
    hab wieder a bissal Zeit

    1. Ich gebe Daniel Recht, was seine Kritik an Martins Kommentar angeht. Was die Kritik an der Umfrage angeht: vielleicht war die Formulierung auch polarisierend und provozierend gedacht.

    Es werden schon jetzt bei modernen Elektrofahrzeugen mit Lithium-Ionen-Akkumulatoren die erheblichen Mehrkosten für den Akkumulator durch den höheren Gesamtwirkungsgrad und die dadurch erheblich niedrigeren Energiekosten weitgehend ausgeglichen. Außerdem sind Standard-Li-Ionen-Akkus nur 25% so schwer, wie ein Bleiakku vergleichbarer Kapazität.

    2. @ Martins 2. Beitrag:

    - Gleichstrom-Hochspannungsnetze haben

    - Elektromotoren können deutlich höhere Wirkungsgrade als 60% aufweisen (bis 99,5%). Dass die Elektromotoren in E-Autos einen sehr hohen Wirkungsgrad haben, zeigt die Tatsache, dass diese Motoren so wenig Wärme produzieren (Was ein Maß für die Ineffizienz eines Motors ist.), dass eine extra Heizung eingebaut werden muss, da der Motor nicht genug alleine heizt.

    - Diesel- und Ottomotor laufen nicht ständig bei optimaler Drehzahl und Belastung, deshalb liegen die Mittelwerte deutlich unter den Maximalwirkungsgraden 45 % bzw. 30 %. Der reale Wirkungsgrad bei Verbrennungsmotoren leidet außerdem auch noch deutlich unter dem Energieverbrauch bei der Verarbeitung von Rohöl zu Treibstoffen (Raffinerie(?)), hier werden die Treibstoffe unter Energieverbrauch verdampft und durch Destillation getrennt.

  • V
    vic

    Elektro Autos sind nicht klimafreundlich. Noch nicht.

    Außerdem viel zu teuer.

    Und selbst in der taz Umfrage schlägt der "ich will Spaß"-Faktor jede Vernunft und Verantwortung.

    Die Klimavernichtungskanzlerin wird leichtes Spiel haben, ihre Konzerninteressen durchzudrücken.

    Ist sogar wahrscheinlich, dass die Atomstromkonzerne für eine Verbreitung von E-Autos sorgen, schließlich kommen die fetten Gewinne von Atomstrom und nicht von Erdölprodukten.

  • M
    Martin

    @ Daniel:

    Leider fast alles nicht korrekt.

     

    In der Tat sind lange Stromleitungen ineffizient,

    es gibt Verluste durch den Widerstand, durch Koronaentladungen und durch die Impedanz des Leiters.

     

    Deutsche Kohlekraftwerke haben im Schnitt 35% WK.

    Selbst wenn also der Elektromotor 60% WK hätte, dann wären das zusammen nur 20% WK. Ein Auto mit Verbrennungsmotor hat aber bereits einen WK von etwa 30-35% mit noch viel Potential nach oben. Eine Brennstoffzelle wäre sogar noch deutlich effizienter als ein Verbrennungsmotor.

  • D
    Daniel

    @taz:

    zunächst möchte ich Ihre Umfrage kritisieren: Fahrspaß als Gegensatz zu E-Autos aufzustellen ist völlig unangebracht. Die Umfrage zeigt, dass zumindest von den Taz-Redakteuren scheinbar noch keiner in einem e-Auto saß. Denn mit e-Autos sind wesentlich höhere Drehmomente erreichbar, was auch zu der einhelligen Meinung führt, dass es wesentlich spaßiger ist damit zu fahren.

     

    @Martin:

    Prinzipbedingt hat der Elektromotor einen wesentlich höheren Wirkungsgrad. Auch Kohlekraftwerke haben einen verhältnismäig hohen Wirkungsgrad. Und genau das führt dazu, dass e-Autos, selbst wenn sie mit Kohlestrom betrieben werden, noch immer einen höheren Wirkungsgrad und damit weniger CO2-Ausstoß haben als Benziner.

    Der Vergleich mit den Heizungen ist aber wirklich falsch. Sinn von Motoren ist es ja gerade die Energie _nicht_ in Wärme umzuwandeln, sondern in Bewegung.

    Biosprit bringt ganz andere Probleme mit sich (zB Hungersnöte oder negative Energiebilanz), Brennstoffzellen ebenfalls (nicht speicherbar, schlechter Wirkungsgrad in Herstellung von H2 und schlechter Wirkungsgrad der Brennstoffzelle selbst). Dass lange Stromleitungen ineffizient wären, höre ich zum ersten mal.

     

    Das Problem an e-Autos ist eigentlich ein ganz anderes: Die Akkus sind a) extrem teuer oder b) extrem schwer oder c) eigentlich beides ;)

    Wenn jedes Auto erstmal mit 200kg Lithium oder 400kg Blei beschwert wird, dann bekommt das Wort Rohstoffknappheit nochmal eine ganz andere Bedeutung.

    Aus meiner Sicht ist der Ansatz über Range-Extender soweit also ein ganz vernünftiger. Ansonsten bin ich dafür, dass die Bahn ausgebaut und kostenlos wird ;)

  • M
    Martin

    e-autos ansich sind nicht umweltfreundlicher als welche mit verbrennungsmotor. man kann e-autos mit kohle- oder atomstrom tanken, dann sind sie schlecht. oder man kann herkömmliche autos mit biosprit tanken, dann sind sie gut. außerdem sind e-autos meist klein und haben wenig leistung und sind alleine deshalb sparsam, das geht aber auch bei normalen autos, hat mit dem E wenig zu tun. diejenigen die jetzt e-autos propagieren haben entweder keine ahnung oder wollen die öffentlichkeit täuschen.

     

    wenn E besser wäre als Verbrennung, warum gibt es dann kaum e-heizungen im gegensatz zur verbrennung? weil E eben weniger effizient ist. sonst wäre doch gerade bei den stationären Heizungen E ideal, weil dort keine akkus nötig sind, das größte problem der e-autos. sind die heizungen nicht sogar die größeren CO2-produzenten?

     

    verbrennungsmotoren mit biosprit und -gas sind eher die zukunft, ebenso die brennstoffzelle. saharastrom zu wasserstoff und den per pipeline nach europa, das ist effizienter als lange stromleitungen.