Klimabilanz: Von wegen kalter Winter
Weltweit zählt der Januar 2010 zum viertwärmsten seit Aufzeichnungsbeginn. Verantwortlich dafür sind sehr hohe Temperaturen vor allem auf der Südhalbkugel der Erde.
BERLIN taz | Deutschland und Mitteleuropa erleben derzeit einen zwar kalten, aber nicht ungewöhnlich eisigen Winter. Im Gegenteil: Weltweit gesehen gehörte der Januar dieses Jahres zu einem der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, wie die vorläufigen Monatsdaten des staatlichen US-Wetterdienstes NOAA zeigen. Demnach lag die globale Durchschnittstemperatur im Januar 2010 um 0,6 Grad über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts von 12,0 Grad. Er war damit der viertwärmste Januar der letzten 131 Jahre.
Zu dieser derzeit für Mitteleuropäer vielleicht überraschenden Klimabilanz trugen vor allem die hohen Sommertemperaturen auf der Südhalbkugel der Erde bei. Hier war der Januar 2010 der zweitwärmste, Rekordhalter war dort der Januar 1998. Betrachtet man nur die Temperaturen auf den Landmassen - also ohne die über den Meeren gemessenen Werte zu berücksichtigen -, so war der Januar 2010 auf der Südhalbkugel sogar der bislang wärmste. Eine Ursache für die hohen Temperaturen ist auch das derzeitige, immer wieder auftretende El-Niño-Phänomen, bei dem das Oberflächenwasser des Pazifiks in Äquatornähe vor der Küste Südamerikas deutlich wärmer ist als normal. Auch 1998 war ein El-Niño-Jahr.
Selbst auf der Nordhalbkugel zählte der Januar zu den wärmeren - er war der bislang sechstwärmste. Dazu trugen vor allem die überdurchschnittlichen Temperaturen über den Ozeanen bei. Wärmer als normal war es auch in weiten Teilen Afrikas, im südlichen Asien, in Teilen Nordamerikas sowie in Grönland, Island und auf Spitzbergen. Die positiven Temperaturabweichungen über den Gebieten im Nordatlantik waren übrigens der gleichen Wetterlage zu verdanken, die Mittel- und Osteuropa einen vergleichsweise kalten Januar brachte. Ein blockierendes Hochdruckgebiet über Russland lenkte atlantische Tiefausläufer mit milder Luft weit nach Norden ab, während zu uns kalte Festlandsluft strömte.
Zwar war der bisherige Winter in Deutschland zu kalt - aber es gab auch deutlich kältere. Rekorde verzeichnen die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes allerdings beim Schnee, vor allem in Vorpommern und in den Mittelgebirgen. So knackte Greifswald mit einer Schneehöhe von 63 Zentimetern den bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 1979, der bei 58 Zentimetern lag. Auch Bad Berleburg im Siegerland meldete mit 82 Zentimetern einen Rekord. In den nächsten Tagen setzt allerdings Tauwetter ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid